MARIA LEVIN
Ihre zweite CD "Maria Levin" im Test von Holger Stürenburg!

Mit der Radio-Single “Ein neuer Himmel” gelang der Sängerin ein Top 10-Erfolg in den Airplay Charts “Deutschland Konservativ”! 

Als mich die SMAGO-Chefredaktion kürzlich aufforderte, mich des aktuellen zweiten Albums von MARIA LEVIN anzunehmen und darüber eine zünftige Rezension zu verfassen, zögerte ich erst.

Nicht nur, weil ich die brünette Sängerin mit familiären Wurzeln in Russland bzw. Georgien zuvor noch gar nicht kannte; ihre hochgelobte Debüt-CD „Schwarz auf Weiß“ war im Sommer 2012 erschienen und somit direkt in meine Krankheitspause gefallen. Auch befürchtete ich, als ich das Außencover von Marias neuer Silberscheibe sah, dass dieses Thema ganz und gar nichts für mich sei. Denn das Frontphoto, das die Sängerin fröhlich schwelgend im rosa Sommerkleid, inmitten eines beige erstrahlenden Gerstenfeldes zeigt, ließ mich zunächst ängstlich vermuten, diese CD sei eine weitere dieser namen- und belanglosen Machwerken aus dem Bereich des volkstümlichen Schlagers, des – wie Udo Jürgens es einst so schön parodierte – „Humptata und Tätärää“, die bei einem immer wieder auf dem Schreibtisch landen und zu denen ich von jeher, seit Entstehen dieses Phänomens Ende der 80er Jahre, eine einzige Linie ohne Wenn und Aber vertat: Man kann diese Stilistik mögen, man darf diese Musikrichtung auch mögen, man kann und muss sie aber nicht mögen – und zu letzter Gruppe zählte ich mich von Anbeginn an.

Als ich mich dann aber schlauer machte, mir vorab im Internet ein paar Lieder des sacht russisch-folkloristisch angehauchten Debütalbums der einstigen Studentin der Medienwissenschaften in Münster und späteren Absolventin des „Popkurses“ an der Hamburger Hochschule für Theater und Musik anhörte und mir zudem den wirklich gelungenen, überaus professionell inszenierten Videoclip zu „Ein neuer Himmel“, der so kompakten, wie lieblich-gefühlvollen ersten Singleauskoppelung des aktuellen Tonträgers von Maria Levin zu Gemüte führte, stellte ich bedeutend schnell fest: Mit volkstümlichem Gesäusel und frisch-fromm-fröhlich-freien Schnaderhüpfel haben die 13 brandneuen Titel von Maria Levin aber auch rein gar nichts gemein!

Vielmehr handelt es sich bei der CD „Maria Levin“ (Ariola/Sony Music), die mit Absicht nur nach ihrem Namen betitelt wurde, um eine dynamische, muntere, äußerst zeitnahe, dabei aber gottlob nur in Einzelfällen übertechnisierte oder überrhythmisierte deutsche Pop-Produktion, weniger auf traditionelle Schlagerschemata bauend, oft mehr auf der Basis straighter, aufmüpfiger Popmusik, die nicht selten mit (nicht immer nur) sanften Rockuntertönen untermauert wurde kreiert – getragen von einer famosen, hellen, und doch kräftigen Sopranstimme einer Künstlerin, die viele ihrer Liedbeiträge nicht nur selbst textet, sondern die meisten Arrangements auf ihrer neuen CD gleichsam eigenständig mit entwarf.

Produziert wurden die 13 neuen Lieder – von denen wir eines übrigens schon seit längerem sehr gut kennen, wenn auch in anderen Interpretationen – von dem Hamburger Liedschreiber und Musikverlaginhaber Ivo Mohring, der bereits mit D.J. Ötzi, Christina Stürmer oder Lutricia McNeals reputierlich kooperierte, was das durchwegs moderne – für 80er-Jahre-geprägte Ohren oftmals sogar etwas zu moderne, zu neumodische -, gegenwartsnahe Soundbild des Albums „Maria Levin“ erklärt. Es überwiegen auf dieser CD so sinnliche, wie lebenslustige Pop/Rock-Melangen mittleren bis schnelleren Tempos, die sämtlich im Klangbild des Heute und Hier ausgekleidet sind, aber in ihrer Mehrzahl häufig auch puristische Traditions-Ohren der Ü-40-Generation in ihren Bann zu ziehen vermögen.

Während der Eröffner „Ein neuer Himmel“, wie beschrieben die erste Singleauskoppelung aus hier vorgestellter Silberscheibe, jederzeit als perfekter, stabiler, wenn auch (garantiert mit voller künstlerischer Absicht!) etwas spröde und weitschweifig träumerisch arrangierter Pop-Schlager-Ohrwurm erster Güteklasse durchgehen kann und wird, handelt es sich bei dem von Tobias Reitz schier genial stimmungsvoll und expressiv betexteten, sogleich nach den ersten Takten vollst überzeugenden „Alles und noch mehr“ um ein zielstrebig properes, konsequent und rasant voranstrebendes Mehr-Rock-als-Pop-Kleinod mit knalligen Riffs und einer geradezu magischen Ausstrahlungskraft, das, wie die meisten Lieder auf „Maria Levin“, unbändige Kraft, ehrliche Lebensfreude und ungekünstelten Optimismus verbreitet und austeilt – seit dem ersten Anhören der CD der absolute Favorit des Verfassers dieser Zeilen daraus. „Alles und noch mehr“ würde m.E. problemlos eine phänomenale zweite Single abgeben und hat das Zeug einem ersten kleinen, aber feinen Deutschpop-Dauerbrenner aus dem Hause Levin!

In dieselbe Kerbe hinsichtlich Aussage und Intention schlägt später auch Titel 10 auf „Maria Levin“, der da heißt „Sei Du“ und, untermalt von einer angriffslustigen, stürmischen Melodie, erneut eine gesungene Aufforderung an sich selbst, sich nicht zu verstellen, nicht zu verbiegen, gedanklich einzuschränken und fremdbestimmen zu lassen, bedeutet. Allerdings soll in diesem Zusammenhange nicht unerwähnt bleiben, dass die ansonsten zweifelsfrei sehr ambitioniert und begabt agierende junge Dame gerade bei diesem Lied stimmlich arg überfordert zu sein scheint, da hier im per se schnittigen, aufgedonnert hypertrophen Refrain überdeutlich vernehmbar die künstlerisch unabdingbare Grenze von leidenschaftlicher, gerne gewollt greller Gesangsdarbietung zu ohrenaufwiegelndem Plärren allzu sehr überschritten wird.

Die zutiefst zärtliche, einwenig mystisch anmutende, zurückhaltend jungmädchenhaft, fast im Sinne einer surrealen Elfe dargebotene, wehende Up-Tempo-Nummer „Liebe ist ein Tanz“ ist strikt zeitgemäß und vortrefflich kommerziell ausgerichtete Popmusik von internationalem Format, während „Ich küss Dich mit den Augen“, versehen mit punktgenauen Reimen von Altmeister Dr. Bernd Meinunger, eine große, vor Liebe und Sehnsucht nach einer soeben zu Ende gegangenen Beziehung nur so übersprudelnde Powerpop-Ballade darstellt, die jedoch in ihrem Refrain, von wilden Streichern unterstützt, ein ums andere Mal geradezu ins Melodramatische, Bombastische einer Mariah Carey oder Celine Dion auszuwachsen scheint.

In deutlich spürbare, leicht gehetzte Dancefloor-/Nightlife-/Club-Gefilde taucht die drastisch rhythmisierte, zickig-aufgedonnerte Pop-trifft-Disco-Ode „Es ist ein Wunder“, mit aufmüpfigen, lautstarken, flirrendes, kosmopolitisches Flair versprühenden House-Elementen angereichert, überaus gekonnt und konstruktiv theatralisch ein; die gemütliche, in mittlerer Geschwindigkeit gehaltene, wiederum sehr solide und kunstvoll ausgestaltete, piano-geführte, zugleich hochmelodische Gitarrenpop-Klangperle „Ich flüster Dir was ins Ohr“ ertönt streng verliebt, jugendlich-frisch, erinnert stilistisch an den lockeren Westcoast-Pop der späteren „Fleetwood Mac“, und beinhaltet liebenswerte Reime von Thomas Woitkewitsch, dem 72jährigen einstigen Stammlyriker von Milva oder Herman van Veen.

Rhythmisch-zackig, in Sachen Gesang und Umsetzung kess, offensiv und liebenswert fordernd wird’s im überkandidelten, mild chansonhaft-folkig angehauchten Liebesgeständnis „Mehr von Dir“, gleichsam flotten, teutonischen Edelpop mit urbanem, weltläufigem Ambiente bieten das schnelle, phantasievoll ausgeschmückte, luftig-leichte Synthi-Drama „Wolkenstadt“ und das schwebende, energetische, zeitweilig sympathisch feenhaft-lieblich, dann im Refrain aber leider erneut viel zu überdreht gellend schrill vorgetragene Up-Tempo-Epos „Wir zwei“.

Das grazile „Ich danke Dir“ schleicht als gefühlige, sehr intime, von einem leisen, prickelnden Piano geführte Verbundenheitsbekundung still und doch salbungsvoll, intensiv und voller Energie aus den Boxen. Gleichermaßen zu den privatesten Liedern auf Marias Levins zweiter Albumproduktion zählt auf jeden Fall ihr fragiler Lobgesang auf ihre weiterhin in Georgien lebende Frau „Mama“ (Liedtitel), die dort am Konservatorium als Pianistin tätig ist und mit Opernsängern arbeitet. Diese gänzlich ruhige, in sich gekehrte, authentisch wehmütige Ballade habe die ansonsten so lebensfrohe, brünette Lady in einem Augenblick vollkommener Enttäuschung, Traurigkeit und Abgeschlagenheit ersonnen; Musik und Text stammen in Gänze von ihr selbst, am liebsten hätte sie in jenem Moment alles stehen und liegen gelassen und wäre sie zurück zu ihrer Mutter nach Tiflis geflogen. Doch stattdessen setzte sie sich bei sich zu Hause an ihr Klavier und schrieb innerhalb von nur einer Viertelstunde diese zerbrechliche, sehr eindringliche und sensible Ehrerbietung für ihre Mutter, die ein weiteres Mal belegt, dass die junge Künstlerin, trotz zunehmenden Erfolgs, auch Erfolgsdrucks, in den letzten zwei Jahren seit Erscheinen ihrer Debüt-CD, stets auf dem Boden und sie selbst geblieben ist – und sie es sich auch gerne immer wieder mal traut, mit vollster Überzeugung und Echtheit eine gnadenvoll kitschige Ballade zu einem kribbelnden Hörerlebnis auszugestalten, wenn sie dies nur mag.

Dass Maria Levin eben genau dies absolut beherrscht, beweist auch das phänomenale Finale ihres CD-Zweitlings: Darüber, ob es musikgeschichtlich unbedingt notwendig war, nach 250 gefühlten unterschiedlichen Aufnahmen des vielleicht ersten überdimensionalen Schlagerklassikers des neuen Jahrtausends, „Ein Stern (der Deinen Namen trägt)“, diesen noch eine weitere Variation hinzuzufügen, lässt sich sicherlich streiten… D.J. Ötzi mit Nik P. und ohne Nik P., Nik P. alleine im Rock-Kontext, als Swing, als Ballade, dazu Trittbrettfahrer a la Nic – oft wurde versucht, dieser grandiosen Komposition Neues, Unvorhergesehenes abzuringen.

Ja, und genau dies ist – allen Unkenrufen zum Trotz – Maria Levin mittels ihrer Auslegung des ihren Namen tragenden Himmelskörpers vorzüglich gelungen: Fast akustisch, nur von Piano, kaum hörbaren Percussions und ein paar zurückhaltenden Keyboard-Sphären begleitet, gestaltet die sympathische Chanteuse mit feuriger, energiereicher Stimme den schon tausendmal gehörten Schlagerevergreen zu einem brodelnd heißen, soulvollen, schier herzzerreißenden, balladesken Pop-Jazz-Chanson-Konglomerat, das schlussendlich sogar Gospel-ähnliche, beinahe sakrale Momente aufzuweisen vermag. Hier hat Maria nicht einfach so einen bekannten Titel gecovert, nachempfunden, um des Widererkennungswertes Willen, sondern dem allseits geläufigen Gassenhauer mittels ihrer übermütigen, gefühlsstarken Interpretation Ureigenes, Persönliches und wahrhaftig Neues, bisher Unerhörtes, hinzugezaubert.

Mit dieser feierlichen Zelebration von „Ein Stern (der Deinen Namen trägt         )“ endet die 13-teilige, zweite CD-Produktion von Maria Levin. Sie bietet zumeist enorm sympathischen, mitreißenden, aufmunternden deutschen Pop der besseren Machart, wirkt aber leider immer wieder mal überproduziert – und überstrapaziert somit Marias leidlich vorhandenes Gesangstalent zu häufig mittels zu hoher Töne, zu donnernd greller Passagen, die auf diese Weise einen gelungenen Popsong mit Tiefgang schnell zu einer ohrenbetäubenden Orgie ausarten lassen. Dies ist auf „Maria Levin“ nicht die Regel, kommt aber m.E. zu oft vor, zumal die junge Dame über genügend konstruktiv variierbare Stimmstärke verfügt. Entsprechend müssten Überzeichnungen und Überforderungen derselben überflüssig und somit entbehrlich sein, zumal solche vermeidbaren Mankos das ansonsten fraglos vorhandene Hörvergnügen an ihrem zweiten Opus unnötig trüben. Davon abgesehen aber, überstrahlt das viele Licht der positiven Aura, die fast alle Liedbeiträge auf „Maria Levin“ gewitzt und charmant verbreiten, die geringfügigen Schatten ggf. unpassender Songfragmente und überzogener Produktionsweise, so dass vorliegende CD vor allem den Freunden ansprechender, peppiger Popklänge in neuzeitlichem Gestaltungsmodus zu empfehlen ist, wobei auch Popfans, die in den 70er und 80er Jahren musikalisch sozialisiert worden sind, keinesfalls ineffektiv die Nase rümpfen müssen – und mit volkstümlichem Klimbim, wie eingangs angenommen, hat Marias filigraner Jungmädchen-Chansonpop nun wirklich überhaupt nichts am Hut!

Holger Stürenburg, 10. und 12. November 2014
http.//www.ariola.de
http://www.marialevin.de

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