FRANK LUKAS
Die CD "Unbedingt" – für smago! besprochen von Stephan Imming!

Insbesondere Schlagerfans, die sich frisch getrennt haben, sollten das Album “Unbedingt” kaufen …: 

Bereits von Kindesbeinen an war der Bottroper FRANK LUKAS Schlager-verrückt. Inspiriert von der Schlagerwelle WDR4 (damals noch ein Schlagersender – das waren noch Zeiten…), begann er schon als Teenager, Lieder im Stile seines Vorbildes  Matthias Reim zu schreiben. Im Jahr 2007 ereilten den sympathischen Sänger zwei schwere Schicksalsschläge – sein Stiefvater und sein kleiner Bruder sind kurz nacheinander verstorben. Diese prägenden Lebensereignisse hat Frank auch musikalisch verarbeitet und begann, seine musikalischen Tätigkeiten auf professionelle Füße zu stellen, wobei er seinen Job als kaufmännischer Angestellter nie aufgegeben hat.

Seine erste Single, „Ich liebe Dich noch immer“, war ein Achtungserfolg, der Türen öffnete – beispielsweise durfte Lukas im Vorprogramm des damals populären Michael Wendler auftreten. Auch mit Matthias Reim und Andreas Martin arbeitete Lukas seinerzeit  zusammen.

Seine erstes „Minialbum“, „Volltreffer“, produzierte Lukas 2009 mit dem Produzenten Jack Price, mit dem er bis heute zusammenarbeitet. Darauf enthalten war der erste kleine Hit, „Sag ihm“, der 2010 in einem populären „3Select“-Remix herausgebracht wurde. Ein Jahr später gab es dann einen Plattenvertrag mit „Monopol-Records“, einem Label des berühmten Meisel-Verlags – dort wurde das Album „Männerherzen“ auf den Markt gebracht – u. a. unter Mitwirkung der Branchengrößen Andreas Martin und Dr. Bernd Meinunger.

Nachdem die Songs der CD insbesondere in den DJ-Charts gut angekommen sind, gab es mit „Männerherzen 2“ das Nachfolgealbum, auf dem u. a. ein sehr persönlicher Song zum Tode seines geliebten Bruders Dirk enthalten ist. Immer mehr Fans, aber auch Kritiker wurden auf den blonden Sänger mit den blauen Augen aufmerksam – so wurde ihm bereits 2012 von der Europäischen Gesellschaft für Musik ein Preis als „bester Newcomer im Popschlager“ verliehen.

Lukas ging seinen Weg weiter und veröffentlichte sein Album „Intensiv“, das eigentlich „Männerherzen 3“ heißen sollte, das es leider nur „beinahe“ in die Top-100 der Albumcharts geschafft hat (Platz 103). Immerhin fand sich der Sänger in den Mediamarkt- und Saturn-Listen wieder.

Nun liegt Frank Lukas‘ Album Nummer 4 vor – hinsichtlich der Titelgebung bleibt er sich treu und wählte ein prägnantes Wort – diesmal heißt das Motto: „Unbedingt“. (Erneut ist das die Schlagzeile des Albums und kein gleichnamiger Songtitel). Auch hinsichtlich Plattenfirma und Produzent gibt es keine Experimente – Lukas hat auch sein neues Album mit dem renommierten Produzenten Jack Price aufgenommen.

Opener des vierten Opus‘ von Frank Lukas ist die bereits im Sommer vergangenen Jahres veröffentlichte Single „Da friert doch eher die Hölle ein“ – ungewöhnliches Thema für einen Discoschlager: Auch in schweren Zeiten macht es Sinn, zusammenzustehen – so die Botschaft des Songs. Einerseits erstaunlich, dass so eine inhaltlich schwere Kost es auf den Sampler „Fetenhits – Discofox die Deutsche 4“ geschafft hat – andrerseits ist der Song sehr gut tanzbar.

Eine weitere vor wenigen Wochen veröffentlichte Vorabauskopplung aus dem neuen Album ist die die Lukas-Eigenkomposition „Noch immer“ mit dem „Klassiker“-Thema einer vergangenen Beziehung, von der man sich nicht wirklich gelöst hat. Musikalisch muss man bisweilen aufpassen nicht mitzusingen: „Spieglein, Spieglein an der Wand“ – aber das war ja der selige Ibo. Am 14.03.2017 wurde zu diesem Lied übrigens ein Video in der beliebten Bottroper  Discothek „Nina“ gedreht, das allerdings die Frage offen lässt, welche der beiden sexy Tänzerinnen Frank „noch immer“ will, wobei ein Trend klar erkennbar ist…

Im Song „Immer dann“ die Beziehung noch vorhanden ist, die Angebetete aber nicht immer in der Nähe ist. Besonders „originell“ in dem Titel ist die Zeile „Du bist ein Phänomen“…

Etwas aus dem Rahmen fällt der nachdenkliche Song „‘n bisschen wie Sterben“, der inhaltlich und von der Titelzeile an den Ebstein-Klassiker erinnert, allerdings musikalisch in eine komplett andere Richtung geht und auch textlich anders gestrickt ist mit Anleihen an Udo Lindenberg („als würde mein Herz langsam dran krepier`n.. – Ohne Dich kann ich`s nicht reparier`n.) Stimmlich klingt Lukas bei dieser Nummer etwas wie Christian Anders.

In Sachen Liebesleben hat der blonde Sänger mit den „stahlblauen Augen“ es wirklich nicht leicht. Auch „Bitte sag, dass Du mich noch liebst“ handelt davon, dass die Angebetete ihre „sieben Sachen gepackt“ hat und ihn verlassen will, womit Lukas‘ „fiktives Ich“ nicht einverstanden ist. Da Lukas die meisten seiner Texte selber geschrieben hat, könnten die Liedinhalte  vielleicht sogar autobiografische Züge haben? – Vom Sound her bleibt sich der junge Sänger treu – der Discofox-Sound ist unüberhörbar  – nach dem gleichen Strickmuster geht es auch mit dem Titel „Komm zurück“ weiter. Hier ein Textbeispiel des bekennenden Matthias Reim-Fans: „Verdammt, ich lieb Dich doch!“…. Auch die Vokabeln „Mitternacht“ und „verdammtes Telefon – klingel schon“ dürfen da natürlich nicht fehlen. Und das ausgerechnet in der Woche, in der Reims historischer Chartsrekord der letzten 27 Jahre wackelt….

Richtig gut läuft es für den armen Frank auch im nächsten Titel nicht – „Du hast geweint im Schlaf“, beklagt er – Grund für den Gefühlsausbruch der Angebeteten ist leider ein anderer Mann. Den Titel hat Frank übrigens bereits am 12. November 2016 bei einem Liveauftritt seinen Fans vorgestellt, wie seine Fans „Dreamteam On Tour“ auf ihrer Facebookseite zu berichten wissen.

Textlich originell ist der Song „Du erinnerst mich an Dich“ – darauf, auf „weg“ „verreck“ zu reimen, muss man erst mal kommen, aber es geht: Das ist so dreist, ich kann’s nicht glauben.

Bin über Dich doch grad erst weg. War dieser Typ Dir nicht mein Herz zu brechen wert, dass ich liebeskrank verreck? – Ein schöner lebensnaher Song, der vielleicht auch Potenzial für eine weitere Singleauskopplung hat. Den Text hierzu schrieb übrigens Alexander Scholz, der beispielsweise „Und wir waren wie Vampire“ für Jürgen Drews geschrieben hat. Erneut kommt der Name Matthias Reim ins Spiel – stimmlich kommt Lukas in diesem Song seinem Idol sehr nah.

Bei „Ist es aus“ lässt Frank seinen Gefühlen wieder freien Lauf und bedauert auch in diesem Song das Ende einer vergangenen Beziehung, wobei er es in diesem Fall (O-Ton) „vergeigt“ hat. Der Song fängt „düster“ an  und ist eine der Balladen des Albums.

Die Zehn Gebote sind (hoffentlich) hinlänglich bekannt (- ob sie immer eingehalten werden, steht auf einem anderen Blatt…). Drafi Deutscher hat noch einen draufgesetzt und das „elfte Gebot“ postuliert, in dem es keine Sünde gibt. Das war Uwe Busse nicht genug – er zählte gleich „Sieben Sünden“ auf und lieferte damit vielleicht eine Steilvorlage für Lied 13 der CD – dazu später mehr). Was das alles mit Frank Lukas zu tun hat? Ganz einfach: Song Nummer 10 (sic!) auf seinem Album heißt „Das zehnte Verbot“. Originell: Im Refrain des Liedes werden tatsächlich zehn Verbote aufgezählt. Mein Lieblingsverbot: „Schieb ihn nie vor Dein eigenes ich“ – die Qualität dieses Textes sticht deutlich ins Auge – man merkt, dass da ein echter Profi am Werk war – und richtig: Tobias Reitz, einer der (wenn nicht der) erfolgreichste(n) Textdichter hat diesen Text der Extraklasse verfasst. Schade, dass die Komposition diesem starken Text nicht gewachsen ist…

Weiter geht es mit dem „Kribbeln im Bauch“. Es geht in diesem Fall nicht um den Bauch von Pe Werner, sondern um den von Frank Lukas – folglich handelt auch dieser Song wieder von einer verflossenen Liebe, die man zurückerobern möchte. Mit „Einsamer Wolf“ hat Frank Lukas einen Titel auf das Album genommen, den er zur Weihnachtszeit 2015 bereits seinen Fans „geschenkt“ hat – der Titel konnte damals kostenfrei heruntergeladen werden. Untypisch für Lukas: Die Geschichte des Liedes wird nicht aus der Ich-Perspektive erzählt.

Nachdem die „Zehn Verbote“ gerade verdaut sind, kommt Frank Lukas nun doch auch auf die „Sieben Sünden“ zu sprechen und bekennt selbstkritisch, ein (frei nach Willy Millowitsch) „kleines Sünderlein“ zu sein – ohne explizit auszusprechen, welche Sünde genau gemeint ist…

Thematisch vollkommen aus der Reihe schießt der Song „Tut doch was“, in dem es darum geht, dass offensichtlich eine Frau im Krankenhaus ums Überleben kämpft, nachdem ein Verflossener ihr etwas angetan hat. Schon alleine dieses dramatische Intro, der Unfall – vom Sound her lässt hier Falco grüßen, wobei der Text jetzt nicht unbedingt auf allerhöchstem Niveau ist (- vorsichtig gesagt -).

Gemeinsam mit Schlagersternchen Annabel Anderson, der Tochter von G. G. Anderson (Scherz), veröffentlichte Frank auf seinem Album „Männerherzen 2“ den Titel „Herz gebrochen“ – in einem neuen Mix findet sich dieser Titel ebenso wie die Neuaufnahme des Songs „Dann geht es Dir ganz genau wie mir“. Den Song stellte Frank erstmals auf seinem Album „Intensiv“ im Duett mit Lene Papillon vor – nun kann man zu diesem Lied im „Fox-Mix“ tanzen. Ob die nach Michelle klingende Sängerin erneut – wie in der Originalaufnahme – Lene Papillon ist (was für ein Name…), wird im Booklet der CD nicht verraten.

A propos – der CD ist ein schönes Booklet beigefügt mit verschiedenen Fotos und fast allen Texten (abgesehen von den beiden Neuaufnahmen). Frank bedankt sich bei seinem Team und widmet sein Album einem „Sven“. Wenn man weiß, dass Frank seit vielen Jahren eng mit dem Hause Meisel verbunden ist, kann man spekulieren, dass hier der kürzlich sehr überraschend verstorbene Meisel-Chef Sven Meisel gemeint sein könnte. Wenn dem so sein sollte, wäre das eine schöne menschliche Geste.

Im Werbetext zur Single „Noch immer“ ist formuliert, welchen Anspruch Frank Lukas an sich selbst hat: „intelligent, tanzbar, authentisch“. Schauen wir uns diese Adjektive mal an. Zum Thema „intelligent“ drängt sich die Frage auf, ob es wirklich clever war, die Coverversion des Songs „Sag ihm“ in sozialen Netzwerken zu thematisieren. Einerseits kam damit der Name „Frank Lukas“ ins  Gespräch – andrerseits hat dieses kurzzeitige „Rauschen im Blätterwald“ vom eigentlichen neuen Produkt, eben der CD „Unbedingt“ doch abgelenkt. Fraglich ist auch, ob es „intelligent“ ist, im Pressetext mit Namen wie „Tobias Reitz“ und „Tom Marquardt“ zu werben. Die haben zwar in der Tat je einen Titel beigesteuert – aber eben nur EINEN; hochprozentig stammen die Titel von Frank Lukas selber – die Info kann doch durchaus so kommuniziert werden, zumal sich Lukas ja sogar als Songschreiber für prominente Schlagerkollegen einen Namen gemacht hat.

Was das Thema „tanzbar“ angeht, macht Frank Lukas wohl keiner etwas vor. Hinter den Kollegen Wendler, Bausch und wie sie alle heißen, muss er sich keineswegs verstecken – gerne wird er in den einschlägigen Discotheken gespielt. Es ist mir sowieso ein Rätsel, warum demnächst Frank Lukas „Im Vorprogramm vom Wendler“ spielt. Böse gesprochen, wäre es anders herum eigentlich sinnvoller und richtiger…

Von besonderer Wichtigkeit ist im Fall Frank Lukas (wie eigentlich immer im Schlagersegment) das Thema „Authentizität“, mit dem Lukas wirklich trumpfen kann. Er ist leidenschaftlicher Verfechter seines Schaffens, und die Behauptung, dass er von Kindesbeinen an von Schlagermusik begeistert war, wirkt glaubhaft. Höchstselbst kümmert er sich um Werbung und „Fan-Pflege“ und positioniert sich auch schon mal zum Schaffen anderer Kollegen – sei es kritisch (mit Wolfgang Petrys erstem Comebackalbum war er nicht einverstanden) oder auch lobend (von Linda Hesses Album war Lukas sehr angetan).

Fazit: Freunde des soliden Popschlagers werden an dem Album ihre Freude haben – insbesondere vermutlich solche, die gerade Trennungsschmerz zu überwinden haben… oder um es mit den augenzwinkernden Worten des Künstlers zu sagen (O-Ton Frank Lukas): „Wenn es dir schlecht geht, dann hörst du meine CD – und dann geht es dir noch schlechter“.

Stephan Imming, 27.04.2017
http://www.meiselmusic.de/
http://www.frank-lukas.com/

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