ACHIM MENTZEL, SEBASTIAN KRUMBIEGEL ("Die Prinzen") u.a.
Heute (18.09.2015) im MDR FERNSEHEN: "Unter uns – spezial"!
„Geschichten aus der Wendezeit“ // 22:30 Uhr – 00:30 Uhr!
* Steffi Seifert
Sie war bisher mit ihrem eigenen 12-Tonner über 1,2 Millionen Kilometer auf Europas Straßen unterwegs. Dabei ist sie ihr eigener Chef. Die gebürtige Vogtländerin lebt ihren Traum vom grenzenlosen Reisen, vom LKW-Fahren, den die Tochter eines ehemaligen Fernfahrers bereits seit Kindertagen hatte. Sie war die erste weibliche Berufskraftfahrerin der DDR. Doch sie kollidierte mit dem politischen System, wurde arbeitslos. Schließlich flüchtete sie im Sommer 1989 auf abenteuerliche Weise über die grüne Grenze in Ungarn und begann in Bayern ein neues Leben. Sie erfüllte sich 2002 ihren lang gehegten Wunsch vom eigenen LKW. Heute Paris, morgen Dublin, übermorgen Rom – Steffi Seifert liebt das Leben auf der Überholspur.
* Achim Mentzel
Die Einen belächeln ihn als absoluten Ost-Trash, die Anderen halten ihn einfach für einen netten Kerl. Achim Mentzel ist das ostdeutsche Unterhaltungsurgestein. Mentzel wächst auf mit der Musik von den Beatles, den Rolling Stones, spielt die Lieder seiner Idole nach, singt in verschiedenen Kapellen, tourt gemeinsam mit Nina Hagen. Nach familiärem Ärger bleibt er 1973 im Westen. Doch es wird nur ein kurzer Ausflug. Denn das Heimweh ist stärker, und er kehrt reumütig in den Osten zurück. Hier steht er seitdem unter ständiger Beobachtung der politischen Elite. Doch Achim Mentzel geht seinen Weg nach oben und schon bald wartet der „Kessel Buntes“ auf ihn – der Ritterschlag der DDR-Unterhaltung. Auch nach der Wende kann sich Mentzel im Musikgeschäft behaupten. Aus dem härtesten Rock ‘n Roller der DDR ist eine gesamtdeutsche Stimmungskanone geworden.
*Birgit und Matthias Frahnow
Sie lernen sich Mitte der 80er Jahre in einem Jugendchor kennen und verlieben sich ineinander. Am 18. November 1989 wollen sie heiraten. Doch der Pfarrer hat keine Zeit, deshalb muss die Hochzeit vorgezogen werden. So schreiten sie am 11. November 1989 vor den Traualtar. Sie erleben ihren schönsten Tag im Leben in der Euphorie und den Wirren des Mauerfalls.
* Gerlinde Haker und Elfriede Gereke
Gerlinde Haker aus Schwerin wollte als DDR-Bürgerin nicht bis zum Rentenalter auf ihre erste Reise in den Westen warten. Deshalb tauschten sie und ihr Ehemann die Papiere einfach mit denen ihrer Westverwandtschaft – Schwägerin Elfriede Gereke aus Essen und deren damaliger Gatte. 1967 reiste sie auf diese Weise zum ersten Mal durch die BRD. Zur gleichen Zeit fuhren ihre Schwägerin und deren Mann in die CSSR, um hier die "Urlauber aus dem Osten" zu spielen. 1975 wiederholten die Schwägerinnen diesen Tausch. Obwohl sich beide Frauen nicht sehr ähnlich sind, blieb er auch diesmal unentdeckt. Als Gerlinde Haker und ihr Mann im November 1989 erneut in den Westen reisen wollten, erübrigte sich ein solcher Tausch plötzlich. Dieses Mal konnten sie diese mit ihren eigenen Ausweisen passieren.
* Manon Straché
Sie durfte in der DDR das tun, was andere nicht so einfach durften – den Mund aufmachen. Manon Straché war Mitglied bei den „academixern“, dem legendären Leipziger Kabarett. Nach ordentlicher "Durchleuchtung" ließ man sie auch in den Westen reisen. Und während sie den ein oder anderen Finger in die Wunden der DDR legen konnte, war ihr verboten, über ihre Erlebnisse im Westen zu berichten. 1989 ging Manon Straché mit auf die Straße, nach Öffnung der Mauer verließ sie das Land. Heute ist sie eine gefragte Darstellerin für Fernsehen, Film und Theater.
* Ingo Nitschke
Er hat einen der schönsten Arbeitsplätze im Harz: Er ist Wetterwart auf dem Brocken. Schon seine Eltern waren auf der Station tätig. Er selbst ist seit 34 Jahren als Wettermann mit dem Berg verbunden. Zu DDR-Zeiten galt der Brocken als Sperrgebiet. Ingo Nitschke musste sich seinen Platz da oben mit Grenzsoldaten und russischem Militär teilen. Die Mauer verlief damals quer über den Brocken. Er spricht darüber, wie es war, als der Wind sich nach dem Mauerfall drehte.
* Harald Jäger
Ohne Harald Jäger hätte es den Mauerfall vielleicht gar nicht so schnell gegeben. Als Oberstleutnant der Staatssicherheit und stellvertretender Leiter der Passkontrolle an der Grenzübergangsstelle Bornholmer Straße in Berlin öffnete er – ohne Befehl und ohne Kompetenz – am 9. November 1989, eine halbe Stunde vor Mitternacht, den Schlagbaum. Er verhinderte so, dass dieser Tag in einer blutigen Konfrontation endete. Der Stasi-Offizier brach die Regeln eines Systems, das ihn geprägt hatte. Gleichzeitig leitete dieser Tag das Ende der DDR und sein berufliches Aus ein.
* Sebastian Krumbiegel
Sebastian Krumbiegel lernte schon als kleiner Thomaner die Welt kennen. Mehrmals hätte er bei Chorreisen Gelegenheit gehabt, im Westen zu bleiben. Doch das war für ihn nie ein Thema. Bei den Montagsdemonstrationen rief der damalige Musikstudent vor allem "Wir bleiben hier". Und auch als er nach der Wende als führender Prinz mit der Band berühmt wurde, blieb er seiner sächsischen Heimat treu. Jahrelang waren "Die Prinzen" eine der erfolgreichsten Musikgruppen Deutschlands. Trotz des riesigen Erfolgs blieb Sebastian Krumbiegel stets auf dem Boden. Besonders nach einem Überfall durch Rechte, bei dem der Musiker körperlich und seelisch verletzt wurde, engagiert er sich ganz aktiv gegen rechte Gewalt und Rassismus.
* Erna Rodestock
Ausgerechnet in der beschaulichen Bergarbeiterstadt Oelsnitz im Erzgebirge wurde 1956 die erste neuerbaute Nacht- und Tanzbar der DDR eröffnet. Bis zu deren Schließung im Jahre 1990 arbeitete Erna Rodestock hier als Kellnerin. In dieser Zeit lernte sie verschiedenste Gäste kennen: Vom einfachen Bergarbeiter über Künstler wie Frank Schöbel bis hin zur Politprominenz. Daran hat die Gastronomin aus Leidenschaft bis heute lebendige Erinnerungen und freut sich, dass ihre alte Wirkungsstätte – "die Bar" – seit 2014 wieder in neuem, altem Glanz erstrahlt.
* Georg Prinz zur Lippe
Erst hat es Georg Prinz zur Lippe für seine Eltern getan, aber zunehmend auch für sich – Wein anbauen, in der Heimat seiner Vorfahren, an den Elbhängen bei Meißen. Nachdem seine Eltern nach dem Krieg aus Sachsen vertrieben wurden und sich im Westen ansiedeln mussten, blieb jahrzehntelang eine tiefe Wunde in den Herzen. Doch gleich nachdem die Mauer fiel, hatte der Vater nur einen Wunsch an seinen Sohn: "Schau, was von unserem Besitz noch übrig geblieben ist und bau wieder auf." Georg Prinz zur Lippe fuhr in den Osten, verliebte sich in das Land, blieb und setzte eine Tradition fort, die einst abrupt endete.
MDR (Textvorlage)
http://www.mdr.de/unterhaltung/
http://www.mdr.de/unter-uns/index.html

