FREDDY ((QUINN))
smago! Serie "Schlager-Rückblick "vor 40 Jahren" von Stephan Imming – Teil 54: "Morning Sky" (2/4)!

Freddy Quinn – Leben und Werk! Diesmal: III. Aufstieg zum Superstar des Schlagers und des Kinos + IV. Erfolge mit Theater- und Musicalstücken …: 

III. Aufstieg zum Superstar des Schlagers und des Kinos

 

Weit erfolgreicher war die über 1 Mio. mal verkaufte, ebenfalls von Lotar Olias und Peter Moesser geschriebene B-Seite dieser Single, „Heimatlos“. Auch dieser Titel passte in seiner Wehmut zum Nachkriegs-Deutschland und traf den Zeitgeist. Erneut gibt es für eine Millionen verkaufter Exemplare dieser Single eine Goldene Schallplatte, die Freddy (etwas verspätet) am 4. September 1959 an Bord eines Schiffes ausgehändigt bekam. Im Frühjahr 1958 wurde noch ein gleichnamiger Kinofilm in der Nähe von Meran gedreht mit Marianne Hold und Rudolf Lenz in den Hauptrollen.

Am 26. September 1957 fand die Uraufführung von Freddys erstem Musikfilm statt: „Die große Chance“ mit Walter Giller in der Hauptrolle. In dem Film stellt Freddy auch seine neue, erneut von Olias/Moesser geschriebene Single vor. „Einmal in Tampico“ avancierte zum Top-5-Hit in Deutschland; auch die B-Seite („Ein armer Mulero“) ist im Film zu hören und schafft es in die Top 30 der damaligen deutschen Hitliste. (In dem Film spielte Freddy eine Nebenrolle).

Im Anschluss war mal wieder die Eindeutschung eines internationalen Hits an der Reihe. Frankie Laine hatte 1957 großen Erfolg mit seinem Hit „Love Is A Golden Ring“. Freddy rang dem Lied vermeintlich autobiografische Züge ab und sang: „Ich bin ein Vagabund“, wobei das Cover der Single schon sehr imposant ist…  Auch die B-Seite, „Sabrina“, erneut eine Olias/Moesser-Nummer, kam immerhin in die Top-30 der Hitlisten.

Einen weiteren Top-10-Hit hatte Freddy mit der Olias/Moesser-Nummer „Der Legionär“, begleitet von „Tanz-Ensemble Bert Kaempfert“. Spannend: Die B-Seite der Single kam nicht in die Hitparade, war aber erneut Bestandteil eines Kinofilms – „Noch immer allein“ intonierte Freddy in seinem nächsten Musikfilm „Heimatlos“.

Die letzte Single des Jahres 1958, „Ich bin bald wieder hier“ (Musik: Lotar Olias, Text: Peter Moesser), erneut ein Stück aus dem Kinofilm „Heimatlos“, kam wieder  in die Top-10 der Hitlisten, insbesondere kam das darin enthaltene Saxofon-Solo an. Beliebt bei vielen Fans ist die B-Seite der Single („Cigarettes And Whisky“). Dieses Lied war der letzte von Peter Moesser geschriebene Freddy-Text, dessen Untertitel nicht ohne Grund „Washington Bar-Song“ ist… – Kurz darauf kam es zum Zerwürfnis zwischen Olias und Moesser –Hintergrund waren wohl Streitigkeiten hinsichtlich des letztlich von Ivo Robic gesungenen, von Moesser getexteten Riesen-Hits „Morgen“.

Im Jahr 1958 ging Freddy „heimlich“ unter die Rocker. In Japan nahm er die Rock’n’Roll-Nummern „At The Hop“ und „Stood Up“ auf. Es wurde sogar davon eine Single veröffentlicht, allerdings aus Image-Gründen unter dem Pseudonym „The Manhattans“ und nicht als Freddy Quinn.

Am 28. April 1958 feierte in Hamburg ein bemerkenswerter Film seine Kino-Premiere: Freddy spielte erstmals nicht sich selber, sondern eine Rolle („Freddy Ullmann“) im Kinofilm „Freddy, die Gitarre und das Meer“; erstmals spielte er eine Hauptrolle. Der Film war so erfolgreich, dass es dafür 1960 einen Bambi gab für den kassenstärksten deutschen Film. Interessant: Lotar Olias verhandelte zunächst mit der UfA – die jedoch lehnte ab, weil man kein Potenzial für Freddy als Kinostar sah. Folglich nahm Olias Kontakt zur „Konkurrenz“ auf, zur Berliner „Melodie-Film“. Die erkannten das Potenzial – der Rest ist Geschichte.

Nicht minder erfolgreich war der Titelsong des Films – über 1 Millionen mal verkaufte sich der von Lotar Olias und Aldo von Pinelli geschriebene Titelsong „Die Gitarre und das Meer“ – wieder mal gab es eine Goldene Schallplatte. Von Pinelli war übrigens auch Coproduzent und einer der Drehbuchautoren des Films.  Der Schlager war die erste Nummer 1 überhaupt des neuen Branchenblatts „Der Musikmarkt“, der seit 1959 die deutschen Charts ermittelt. Die erste Hitliste des Branchenblatts wurde im Juni 1959 veröffentlicht – mit Freddys Lied auf Platz 1. Der Schlager wurde bereits am 2. Dezember 1958 in Hamburg produziert. Knapp ein Jahr später, am 17. November 1959, gab es dafür den ersten „Goldenen Löwen“ von Radio Luxemburg.

Bemerkenswert: Von Mai bis November 1959 stand Freddy über 28 Wochen ohne Unterbrechung auf Platz 1 der Bravo-Hitparade „musicbox“ – das war ein Rekord, der über Jahrzehnte Bestand hatte – erst 1995/96 konnte die Teenie-Band „Take That“ den Rekord brechen, indem sie 31 mal hintereinander mit „Never Forget“ an der Spitze stand.

Damals gab es schon erste Versuche, Freddy als TV-Unterhalter zu etablieren. Der NDR zeichnete mit ihm eine TV-Show namens „Hallo Freddy“ auf, die am 25. Mai 1959 gesendet wurde und zumindest von Kritikern nicht positiv bewertet wurde.

Nachdem das Erfolgsrezept „Schlager – gleichnamiger Kinofilm“ so wunderbar funktioniert hatte, bediente man sich dieses Mittels gleich noch einmal. Wieder ging die Rechnung auf – der Film „Freddy – unter fremden Sternen“, der am 7. Dezember 1959  in Deutschlands Kinos Premiere feierte, wurde erneut ein sagenhafter Kassenschlager und entpuppte sich als erfolgreichster Kinofilm des Jahres 1960 – folgerichtig gab es auch 1961 den begehrten „Bambi“ für den Film.

Das Titellied „Unter fremden Sternen (Fährt ein weißes Schiff nach Hongkong)“, erneut vom Team Olias / von Pinelli geschrieben und von Bert Kaempfert arrangiert, wurde selbstredend erneut ein Nummer-Eins-Hit. Am 10. September 1959 wurde es unter der Leitung von Lotar Olias in der Musikhalle Hamburg aufgenommen. Das Lied hat Rainer Werner Faßbender übrigens auch in seinem Film „Lola“ (1981) zitiert, weil es so typisch für die 1950er Jahre ist und der Film in etwa in dieser Zeit spielt. Danach gab es übrigens vorerst keine weitere Zusammenarbeit mehr mit Bert Kaempfert – dieser hatte sich im Streit zwischen Lotar Olias und Peter Moesser auf die Seite Moessers geschlagen.

Die B-Seite der Single, „Du musst alles vergessen! (Ay ay ay Amigo)“ war auch Bestandteil des Films. Der von Lotar Olias und Günther Loose geschriebene Schlager schaffte im Windschatten von „Unter fremden Sternen“ ebenfalls noch eine Top-15-Notiz in den Charts. Am 3. April 1960 erhielt Freddy für das Lied den „Silbernen Löwen“ von Radio Luxemburg. Den „Goldenen“ heimste er für „Unter fremden Sternen“ gleich mit ein.

Buchautor Thommi Herrwerth hat übrigens bei diesem Schlager das Phänomen des „Nachziehers“ erkannt und erklärt das wie folgt:

„1. Man nehme einen erprobten Song. In diesem Falle das Lied, mit dem Freddy ein Jahr zuvor eine Goldene ersang: ‚Die Gitarre und das Meer‘. Sicherlich kennen Sie die ersten Textzeilen: ‚Jimmy Brown, das war ein Seemann / Und das Herz war ihm so schwer / Doch es blieben ihm zwei Freunde: / Die Gitarre und das Meer ‘. – 2. Man ersetzt diese Textzeile – unter Beibehaltung der Melodie – durch einen neuen Text, der in seiner Metrik zwangsläufig den ursprünglichen Zeilen genau entspricht. In diesem Falle reimen wir beispielsweise: ‚Als er kam, war er ein Fremder / Er war einsam und allein / Doch vom Fluss her klang es leise: / Einmal wirst Du glücklich sein‘. – 3. Man ändere die ursprüngliche Melodie ein kleines bisschen ab – soviel, dass sie der Hörer als ‚neu‘ empfindet und so wenig, dass er sich unterschwellig an den ‚Vorläufer‘ erinnert fühlt. – 4. Das ursprüngliche Arrangement ändern wir ebenfalls so wenig wie möglich. Fertig ist das ‚neue‘ Produkt: Die Zweitverwertung einer erfolgreichen Idee ist abgeschlossen und nicht immer, aber oft geht die Rechnung auf, und ein neuer Hit ist geboren.“ – Manchmal hat man im heutigen Discoschlager-Bereich den Eindruck, dass dieses Phänomen des „Nachziehers“ bis heute existent ist…

 

Das Erfolgsrezept wurde auch im neuen Jahrzehnt beibehalten – am 28. April 1960 kam der Film „Freddy und die Melodie der Nacht“ in die Kinos (Premiere in der Essener Lichtburg). Die Lieder aus dem Film, „Melodie der Nacht“ (Platz 4) und „Irgendwann gibt’s ein Wiedersehen“ (Platz 7) wurden erneut große Hitparadenerfolge – erneut vom Team Olias /Loose geschrieben. Begleitorchester war in diesem Fall allerdings das von Heinz Alisch. Für letztgenannten Schlager gab es erneut den Goldenen Löwen von Radio Luxemburg, der am 24. September 1960 ausgehändigt wurde.

Mit dem Film „Weit ist der Weg“ wurde der „weite Weg“ von Freddys Karriere fortgesetzt – frei nach dem damals üblichen Leitspruch der Konrad-Adenauer-Zeit: „Keine Experimente!“. Der Kinofilm diesen Namens hatte diesmal in Stuttgart Premiere, und zwar am 3. November 1960. Erneut waren sowohl die A-Seite („Weit ist der Weg“; Platz 4) wie auch die Rückseite („La Guitarra Brasiliana“; Platz 16) Kassenschlager – kreiert vom bewährten Autorenteam.

Wie beliebt Freddy in jener Zeit war, kann u. a. daran erkannt werden, dass er den „Goldenen Otto“ der Jugendzeitschrift Bravo als erfolgreichster Sänger bekam – die Leserschaft wählte ihn als Preisträger der ersten Auszeichnung dieser Art für den Sänger des Jahres – zuvor durften nur Schauspieler mit diesem Preis dekoriert werden. Unglaubliche 85.178 Stimmen gingen damals auf seinen Namen ein.

1961 wurde dann eine Single ohne Kinofilm-Unterstützung herausgebracht – die war zwar ein Achtungserfolg (die A-Seite, „Wenn die Sehnsucht nicht wär‘“ erreichte einen 11. Platz in den Hitparaden, die B-Seite, „So viel Träume (eine Fischer-Ballade)“ immerhin einen 29. Rang) – das war für Freddy-Verhältnisse allerdings unterdurchschnittlich. Auch der in dieser Zeit erschienene Kinofilm, „Nur der Wind“, schaffte nicht das übliche „Erfolgs-Niveau“.

Für die Bravo-Leser war Freddy aber nach wie vor DER Musikstar. Erneut erhielt er den „Goldenen Otto“ von der Jugendzeitschrift verliehen – und zwar vor Peter Kraus und weit vor Elvis Presley.

Auch zum Film „Nur der Wind“ gab es ein gleichnamiges Lied, das es aber „nur“ auf eine B-Seite schaffte. Die A-Seite war diesmal sehr gut gewählt – sie trug den Untertitel „ein spanisches Seemannslied“. Mit „La Paloma“ eiferte Freddy seinem großen Idol Hans Albers nach, der das Lied ja auch erfolgreich interpretierte, wobei Freddy zunächst mit dem spanischen Originaltext beginnt, bevor er die deutsche Fassung interpretiert. Freddy machte den Schlager zu einem Nummer-Eins-Hit in Deutschland – erneut wurde ihm die Goldene Schallplatte ausgehändigt. Ebenfalls gab es am 13. März 1962 wieder den „Goldenen Löwen“ von Radio Luxemburg. –  Seine Interpretation ist auch im Film „Freddy und der Millionär“ zu hören – in dem Film spielte übrigens auch Heinz Erhardt mit.

Freddy durfte übrigens eigene Textpassagen zu seiner Version hinzufügen, so dass Hans Albers‘ „Seemannsbraut“ und „Kap Hoooorn“ aus dem Text zu Gunsten von allgemeineren Textfloskeln weichen mussten. Kurios: Auf dem Singlecover ist Freddy vor einem Schwarm Möwen(!) abgebildet. – 2003 wurde das von Freddy gesungene Lied zum „Jahrhundert-Hit“ der Deutschen ausgezeichnet; daraufhin sang Freddy das Lied mit über 83.000 Freizeitsängern am Hamburger Hafen, was ihm einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde einbrachte – sehr zum Leidwesen von Gotthilf Fischer, der behauptete, bereits 1990  in Dresden einen viel größeren Chor dirigiert zu haben – Freddy war es egal, schließlich war ER es, der im Guinnessbuch vermerkt war.

Das Lied war auch Bestandteil von Freddys erster LP, „Auf hoher See“. Auch dafür gab es eine Goldene Schallplatte; Quinn war demnach kein reiner Single-Künstler.

Mit „Alo Ahé“ brachte Freddy gleich einen zweiten Klassiker in neuem Aufguss auf den Markt – erneut gelang damit ein Top-5-Erfolg. Der Titel kam auch im Film „Freddy und das Lied der Südsee“ vor. Das musikalische Team hinter Freddy (Lotar Olias, Günter Loose und Heinz Alisch) hatte also weiterhin den richtigen Riecher. Interessant – sowohl „La Paloma“ als auch „Aloha Oe“ (also mit etwas anderer Schreibweise) machte auch die Französin Mireille Mathieu später zu Hits. Auch Freddy nahm diese Klassiker in den späten 1970er Jahren noch einmal neu auf.

Als zweiter Song aus dem „Südsee“-Film wurde „Keine Bange, Lieselotte“ ausgekoppelt. Diesmal wurde Freddy von einem gewissen „Hans Last“ begleitet – der machte kurz darauf als „James Last“ ja bekanntlich selber eine große Karriere.

Spannend: In dieser Zeit sollte eine Single veröffentlicht werden namens „Wann kommt das Glück auch zu mir? (Polydor Best. Nr. 24 681). Obwohl die Single letztlich nicht veröffentlicht wurde, kam sie bei den Radio-Luxemburg-Hörern gut an. So kam es, dass Freddy selbst für eine nie als Single veröffentlichte Nummer am 25. August 1962 einen Goldenen Löwen von Radio Luxemburg abräumen konnte.

 

IV. Erfolge mit Theater- und Musicalstücken

 

Am 18. Oktober 1962 hatte das von Lotar Olias komponierte Musical „Heimweh nach St. Pauli“ Premiere. Das Musical basiert auf einer 1954 von Olias geschriebenen Operette und lief überaus erfolgreich zunächst bis Silvester 1962 im Hamburger Operettenhaus. Ab 1966 gab es weitere Gastspiele des Stücks mit Freddy in Hamburg, Wien, Berlin und München. Aus diesem Musical, in dem Freddy die Hauptrolle spielte, wurde der vom Boxpromoter Walter Rothenberg getextete Schlager „Junge, komm bald wieder“ als Single veröffentlicht – erneut arrangiert und begleitet von Hans Last. Wie so oft, war das wieder ein absoluter Volltreffer – es gab gleich mehrere Goldene Schallplatten für diesen Nummer-Eins-Hit, der sogar von Annifrid (ABBA) in schwedischer Sprache gecovert wurde. Freddy selbst nahm den Titel in englischer Sprache auf als „Son Won’t You Come Home“, eine Fassung davon wurde sogar im US-Country-Mekka Nashville produziert. Erneut gab es auch einen „Goldenen Löwen“, der am 1. März 1963 in Essen verliehen wurde.

Sehr treffend gibt Buchautor Thommi Herrwerth eine Analyse ab, warum ihn der große Erfolg gerade dieses Freddy-Songs sehr erstaunt – immerhin waren seinerzeit die Beatles bereits „am Start“ – er schreibt: „Es gibt Phänomene in der Geschichte der populären Musik, vor denen ich sprachlos stehe. Der Erfolg von ‚Junge, komm bald wieder‘ ist eines davon. Gewiss, es gab eine Reihe von Freddy-Hits, die einfach stimmig waren: Songs, die eine große Geschichte erzählten, Hollywood-Schinken en miniature, abenteuerliche und tragische Lebensentwürfe im Drei-Minuten-Pack. Aber den Brief einer Mutter, die sich Sorgen um ihren doch offensichtlich ausgewachsenen Sohn macht und womöglich Gewissensbisse hat, dass er keine langen Unterhosen mithat – unfassbar.“ – Ganz offensichtlich hat man auch 1963 noch mal den Zeitgeist mit diesem Schlager getroffen…

Für die Single erhielt Freddy Doppel-Platin. Sensationell: Bis 1980 gab es in Deutschland drei Singles, die mit „Doppel-Platin“ ausgezeichnet wurden – nur „Massachusetts“ von den Bee Gees und – Achtung! – noch mal Freddy mit „Heimweh“ erhielten sonst diese überaus seltene Auszeichnung – ein weiterer Beweis, welchen Ausnahmeerfolg der Sänger in damaliger Zeit hatte. – Den obligatorischen Goldenen Bravo-Otto räumte Freddy natürlich auch 1962 und 1963 ab – im letztgenannten Jahr noch immer mit 79.767 Stimmen.

Aufgrund des großen Erfolgs von Musical und Single wurde wieder ein gleichnamiger Film gedreht, der am 29. August 1963 Premiere auch überaus erfolgreich war: 1965 gab es dafür die „Goldene Leinwand“, weil mehr als drei Millionen Zuschauer den Film innerhalb von 18 Monaten im Kino gesehen hatten. Für den Film wurde der US-Star Jayne Mansfield engagiert – im Hinterkopf hatte man damals, vielleicht eine US-Karriere für Freddy aufzubauen, dazu wurden auch andere Maßnahmen ergriffen – letztlich ist das nicht geglückt, obwohl es Freddys großer Traum gewesen wäre, auch in den Staaten erfolgreich zu sein.

Den nächsten Schlager textete ebenfalls Walter Rothenberg, allerdings konnte „Lass mich nur einmal noch in die Ferne“ (auch die B-Seite „Allein wie Du“ kam in die Charts) den gigantischen Erfolg des „bald wieder kommenden“ Jungen nicht ganz erreichen, wobei es erneut für einen am 24. August 1964 verliehenen „Goldenen Löwen“ gereicht hatte.  Interessant ist, dass Freddy mit seinem Nachzügler-Hit quasi an den vorherigen Hit anknüpft und quasi die Mutter bittet, ihn in die Ferne zu lassen, obwohl die Mutter doch bat, dass er „nie wieder hinaus“ fahren möge.

Privat zog es Freddy übrigens auch in die Ferne – er kaufte sich ein Schiff namens „Liberta“ (Freiheit) und begab sich damit auf die Weltmeere. An seiner Seite war sein Freund, der Fotograf Lothar Winkler, der auf diesen Reisen Bilder aufnahm, die später mit Freddys Einverständnis sogar in der Jugendzeitschrift „Bravo“ in der Serie „Mein Freund Freddy“ veröffentlicht wurden.

Sehr erfolgreich war dann aber wieder Freddys im Sommer 1963 produziertes und Ende des Jahres veröffentlichtes Weihnachts-Album „Weihnachten auf hoher See“. Damit erreichte er erstmals die Spitzenposition auch der LP-Charts – bis heute ist die LP im CD-Format im Weihnachtsgeschäft gefragt. Damals wurde allerdings das eher unbekannte Lied „Weihnachten im Schnee“ als Single ausgekoppelt. Für die LP wurden ihm damals zwei Goldene Schallplatten überreicht. Als Studiomusiker war damals übrigens James Last im Studio – damals noch unter dem Namen Hans Last. Bei den Aufnahmen zu Freddys LP lernte der den Bergedorfer Kammerchor unter Leitung von Hellmut Wormsbächer kennen – genau dieser Chor war später für den typischen Sound der Weihnachts-LPs von James Last zuständig.

Im Frühjahr 1964 hieß Freddys aktuelle Single „Gib mir Dein Wort!“, erneut von Lotar Olias und Walther Rothenburg geschrieben und vom Orchester Hans Last begleitet. Das Lied kommt auch im parallel erschienenen Kinofilm „Freddy und das Lied der Prärie“ vor, in dem ein junges Talent namens Karl Dall mitspielte. Das eher hawaiianisch angehauchte Lied passte nicht so recht zum Inhalt des Films, in dem es um den Wilden Westen ging.  Im gleichen Film sang Freddy auch den eher passenderen Country-Song „In the Wild Wild West“. Der Song war im Sommer 1964 in den Hitparaden, obwohl er nicht als Handels-Single herausgebracht wurde. Der Film wurde diesmal kein sonderlicher Erfolg – Produzent Artur ‚Atze' Brauner musste damals sogar draufzahlen.

Im gleichen Jahr erinnerte sich Lotar Olias daran, dass er mit dem von Lonny Kellner gesungenen Stück „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ aus dem Film „Geld aus der Luft“ 1954 recht viel Erfolg hatte. Da lag es nahe, den von Walter Rothenburg getexteten Schlager, der inzwischen fast so etwas wie „Zweite Nationalhymne“, zumindest aber buchstäblich ein Volkslied geworden ist, noch einmal mit seinem Superstar aufzunehmen. Die Rechnung ging auf – Freddys Version, begleitet vom Orchester Hans Last, wurde ein großer Erfolg. Erstmals gab es einen Hit in Österreich (Platz 1), und auch in Deutschland gab es abermals einen Top-5-Erfolg.

Auch die B-Seite der Single, „Vergangen, vergessen, vorüber“ aus dem Film „Freddy, Tiere, Sensationen“, der am 18. Dezember 1964 Kino-Premiere feierte, wurde ein guter Erfolg. Ein weiterer Titel des genannten Films war „Der Himmel der Pferde“ – die Single war kurioserweise kein Hit in Deutschland, aber in Österreich – bei unseren Nachbarn kam das Lied bis auf Platz 2 der Verkaufshitparade.

Im Sommer 1965 gab es nach längerer Zeit mal wieder eine Coverversion von Freddy Quinn. The Journeymen veröffentlichten 1961 ihren Hit „Five Hundred Miles“, der später von vielen Interpreten adaptiert wurde. Günter Loose schrieb darauf den Text „Fünftausend Meilen von zu Haus“ – das Ergebnis war – fast schon „standesgemäß“ – ein Top-5-Hit in Deutschland.

Aus der LP „Von Kontinent zu Kontinent“ wurde zum Jahresende 1965 Freddys maritimes Lied „Abschied vom Meer“ ausgekoppelt – geschrieben erneut von den etablierten Lotar Olias und Walter Rothenburg. Die übliche Top-5-Notierung in Deutschland war ja inzwischen fast obligatorisch. Interessant ist, dass dieser Schlager auch so etwas wie eine neue Stilrichtung Freddys einläutete. Er begann, das Image des singenden einsamen Seemanns langsam abzustreifen.

Damals, 1965 und in der Zeit zuvor, arbeiteten Bert Kaempfert und Freddy an einer vokalen Version des Kaempfert-Lieds „Moon Over Naples“. Daraus entstand „Blue Spanish Eyes“. Mehrfach wurde versucht, die Nummer auf Schallplatte zu veröffentlichen. Sowohl vertragliche Gründe (Kaempfert war damals bei Decca, Quinn bei Polydor) als auch vorgeschobene inhaltliche Gründe („Spanier haben keine blauen Augen“) wurden vorgeschoben, so dass ein anderer – Al Martino – damit einen Welthit landen konnte. Für Freddy, dessen amerikanischer Traum noch immer nicht ausgeträumt war, war das ein herber Rückschlag, unter dem er noch viele Jahre litt, weil er seinen „amerikanischen Traum“ Zeit Lebens im Auge hatte.

(…)

Stephan Imming, 25.03.2016

http://www.freddy-quinn-archiv.at/

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