FREDDY ((QUINN))
smago! Serie "Schlager-Rückblick "vor 40 Jahren" von Stephan Imming – Teil 54: "Morning Sky" (3/4)!
V. Versuch eines Imagewandels (mit einem seltenen Audio-Beitrag!) – “Wir” und “Hundert Mann und ein Befehl” +
V. Versuch eines Imagewandels – „Wir“ und „Hundert Mann und ein Befehl“
Im Frühjahr 1966 traf Freddy dann wieder absolut den Zeitgeist. Damals veröffentlichten Robin Moore und Barry Sadler ein Lied über die „Green Berets“, also eine Spezial-Einheit der US-Armee im Vietnamkrieg, die den Ruf hatte, besonders „hart“ zu sein. Während „The Ballad of the Green Berets“ kriegsverherrlichende Elemente hat, hat Textdichter Ernst Bader die deutsche Version anders gestaltet. Das aus Sicht des Soldaten geschriebene Lied „Hundert Mann und ein Befehl“, begleitet vom Orchester Hans Last, stellt durchaus den Sinn des Kriegs in Frage („verbranntes Land – und was ist der Sinn?“). Der am 28. Februar 1966 in Hamburg produzierte Schlager wurde ein großer Hit – letztmals in seiner Karriere schaffte es Freddy an die Spitze der Charts – erneut gelang ein Nummer-Eins-Hit, und nach längerer Zeit gab es am 24. September 1966 auch wieder einen „Goldenen Löwen“ von RTL.
Quinns Kollegin Heidi Brühl nahm das Lied ebenfalls auf und konnte auch damit einen Erfolg erzielen. Interessant ist der Werbetext, den die Firma Heidi Brühls damals veröffentlichte: „Tränen und Leid sind der Preis des Krieges. Für den Sieger genauso wie für den Verlierer. Und diesen Preis bezahlen nicht die Helden. Diesen Preis bezahlen die Frauen. Die Mütter. Aber ‚Hundert Mann und ein Befehl‘ ist kein Protest. Mütter protestieren nicht. Sie tragen den Schmerz um ihre toten Söhne ohne große Worte. Ihr Schweigen ist ihre Anklage. Und immer wieder stellen sie dieselbe Frage: Warum muss das sein? Oder, wie es in ‚Hundert Mann und ein Befehl‘ heißt: ‚Verbrannte Erde – und was ist der Sinn?‘ “.
Einer sah keinen Sinn, diese Schallplatte zu spielen – der Moderator der damaligen überaus erfolgreichen Schlager-Hitparade des Hessischen Rundfunks „Schlagerbörse“. Hans Verres begründete den Boykott von Freddys (und Heidi Brühls) Single in seiner Sendung wie folgt: „Wir hatten lange genug hundert Mann und einen Befehl und sind damit in die Scheiße marschiert, aus der wir gerade im Begriff sind, wieder rauszuklettern“ – deutliche Worte eines Rundfunkmoderators mit Ecken und Kanten, wie man ihn sich manchmal auch heute in der allzu „weichgespülten“ Radiolandschaft wünschen würde…
Da man den Zeitgeist derart gut traf, entschloss sich Lotar Olias, seinem Schützling ein weiteres ähnliches Stück auf den Leib zu schneidern – Fritz Grasshoff textete das Lied „Eine Handvoll Reis“, das vermutlich indirekt den Vietnam-Krieg thematisierte („Wir kämpfen in uns’rer Kolonne für Freiheit und Demokratie“). Bei der Aufnahme begleitet wurde Freddy diesmal vom Orchester Robert Opratko. Immerhin sprang noch mal ein 6. Platz in den deutschen Charts dafür heraus.
Viel höhere Wogen als die A-Seite schlug die B-Seite dieses Liedes – das Lied „Wir“ würde noch Jahre später diskutiert werden. In dem Lied setzt er sich mit den „Gammlern“ auseinander („Wer will nicht mit Gammlern verwechselt werden? Wir!“; „Ihr lungert herum in Parks und in Gassen, wir können eure sinnlose Faulheit nicht fassen!“), die auf der Straße sitzen und protestieren, statt ordentlich zu arbeiten und traf damit sehr den Zeitgeist der damals älteren Generation, wurde in der Presse gar als „Bundesgenosse von Bundeskanzler Ludwig Erhard“ gesehen. Im Nachhinein bedauerte Freddy, das Lied aufgenommen zu haben – ohnehin habe er das nur aus Loyalität zu seiner Plattenfirma getan. – Einige Jahre später haben die Toten Hosen das Lied augenzwinkernd noch einmal neu aufgenommen.
Schon 1983 tat Freddy-Biograf Elmar Kraushaar kund, was er von dem Lied „Wir“ hält – er nimmt kein Blatt vor den Mund: „Der Titel ‚Wir‘ bleibt das Unverschämteste, was die Schlager-nachkriegsgeschichte zu bieten hatte.“ Und Buchautor André Port le Roi ergänzt: „Geschickt werden in diesem Titel die Jugendlichen gegeneinander ausgespielt, indem sämtliche Vorurteile über den ‚Gammler‘ nicht nur wiederholt, sondern auch lebhaft illustriert werden. Auf der einen Seite steht eine verantwortungsvolle Jugend, repräsentiert vom damals bereits 35jährigen Freddy, auf der anderen eine Gruppe, die das anscheinend Schlimmste tut, was ein Deutscher tun kann: ‚herumlungern‘, beseelt von ‚sinnloser Faulheit‘“.
Nach längerer Zeit gab es 1967 dann wieder eine Schallplatten-Kooperation mit Bert Kaempfert, der als Co-Autor von „Morgen beginnt die Welt“ auf der Single vermerkt ist. Diesmal reichte es für Platz 7 in den Charts, begleitet wurde Freddy in dem Fall wieder vom renommierten Orchester Roberto Opratko.
Zum Jahresende 1967 wurde es mal wieder Zeit für Seefahrer-Romantik. Lotar Olias und Fritz Grasshoff schrieben Freddy das Lied „Seemann, weit bist Du gefahren“ – wieder reichte es für einen 6. Platz in der deutschen Hitparade, es war aber historisch die allerletzte Top-10-Single, die Freddy lancieren konnte. Auf dem Single-Cover wurde Werbung für die imposante damals neu erschienene LP gemacht – das „große Freddy Wunschkonzert“, auf der der Künstler berühmte Lieder wie „O mein Papa“ interpretierte – begleitet vom renommierten Orchester Johannes Fehring. Auch die LP war ein Top-10-Erfolg.
VI. Trennung von Lothar Olias
Genau in diese Zeit fiel der Bruch mit Freddys langjährigem Produzenten und Komponisten Lotar Olias, der sogar als Ghostwriter für Freddys 1960 erschienene Memoiren „Lieder, die das Leben schrieb“ tätig war. Die Trennung tat Freddy kommerziell nicht gut, seine Schlager verkauften sich fortan nicht mehr so gut wie in der Zeit mit Lotar Olias.
Einige Jahre später äußerte sich Freddy recht kritisch zur damaligen Trennung von Freddy:
Die erste Single aus der Zeit nach Lotar Olias wurde am 8. Mai 1968 in den Supraphon-Studios von Prag produziert. Der tschechische Komponist Bohuslav Ondracek schrieb Freddy den Song „Don Diri Don“, Textdichter war Joachim Relin (bürgerlich Hans Joachim Balke). Der Schlager war die deutsche Version eines Hits aus dem Schlagerfestival von Bratislava. Das Lied fiel genau in die Zeit des damaligen „Prager Frühlings“.
Ab dem Spätsommer 1968 ging Freddy auf Gastspielreise mit dem Lotar-Olias-Stück „Prairie-Saloon“, das bereits 10 Jahre zuvor in Hamburg uraufgeführt wurde. Die Tournee wurde ein zufriedenstellender Erfolg.
Einen ganz besonderen Auftritt hatte Freddy an Silvester 1968 – im Frankfurter Opernhaus gab er den „Prinz Orlofsky“ aus der Johann-Strauß-Operette „Die Fledermaus“. Publikum und Kritik reagierten begeistert auf Freddys Gastspiel.
Freddys neues „Stammteam“ wurde ab 1969 Produzent Gerhard Mendelson, Textdichter Georg Buschor und Komponist Wolfgang Rödelberger.
Der nächste Hit beinhaltete gleich eine doppelte Premiere – erstmals sang Freddy ein selbst komponiertes Lied auf einer Single-A-Seite – und erstmals hatte er die Ehre, das offizielle Lied zur ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“ zu singen. „Deine Welt – meine Welt“. Co-Textdichter war erneut Joachim Relin, dafür wurde am 1. März 1969 der „Bronzene Löwe“ von RTL verliehen – es war Freddys zehnte „Löwen“-Auszeichnung.
Kurz darauf veröffentlichte die Polydor eine LP namens „Viva Mexiko“, auf der Freddy mexikanische Lieder präsentierte. Parallel wurde eine ZDF-Show gleichen Namens aufgezeichnet und im Rahmen der Berichterstattung der Olympischen Spiele, die im Oktober 1968 in Mexiko stattfanden, ausgestrahlt. Die LP, an der die Zeitschrift Stern als Co-Produzent beteiligt war, schaffte es immerhin in die Top-20 der deutschen LP-Charts.
Christian Bruhn und Georg Buschor schrieben Freddy die erste Single des Jahres 1969: „Alle Abenteuer dieser Erde“. Den Titel stellte er in einer historischen TV-Show vor – am 5. April 1969 gab es einen TV-Auftritt in der ZDF-Hitparade. Erstmals und zugleich letztmals war Freddy in Dieter Thomas Hecks Show dabei. Für ihn war es schlimm, mit Heino in einer Sendung auftreten zu müssen – erst recht, nachdem sich Heino unter den Siegern platziert hatte, Freddy jedoch nicht. Heino galt damals als „neuer Freddy“ hatte ja auch eine ähnliche Zielgruppe. Gute Freunde sind die beiden Zeit Lebens nie geworden. In der besagten Sendung war übrigens auch erst- und letztmals die kurz darauf verstorbene Sängerin Alexandra dabei. Immerhin reichte es noch mal für einen Top-15-Hit in Deutschland. Kleiner Trost: Am 20. September 1969 gab es für das Lied den „Silbernen Löwen“ von RTL.
Mit einem Rückblick enden Freddys Sechziger Jahre, wobei er nicht auf das Jahrzehnt, sondern auf seine Jugend zurückblickte. Michael Holm, Peter Moesser und Gunter Lex schrieben „Als ich noch ein Junge war“ – der Erfolg war mäßig; immerhin gab es noch mal eine Top-30-Notiz in den deutschen Single-Charts.
Ende 1969 spielte Freddy in Lübeck die Hauptrolle in der musikalischen Komödie „Das Feuerwerk“. Er beeindruckte insbesondere mit seiner Fähigkeit, auf dem Seil balancieren zu können und gleichzeitig das berühmte Lied „Oh mein Papa“ zu singen und zur Krönung dabei noch Trompete zu spielen. Die Fähigkeit des Balancierens hatte er sich bereits 1964 bei Dreharbeiten zum Film Freddy-Tiere-Sensationen beigebracht.
Am 29. Januar 1970 feierte im St. Pauli-Theater in Hamburg das Musical „Der Junge von St. Pauli“ Premiere. Das Titellied schrieb Freddy Quinn selber, der Text stammt von Ernst Bader. Das Titellied wurde als Single veröffentlicht und kam – völlig neu für den erfolgsverwöhnten Freddy – NICHT in die deutsche Verkaufshitparade. Das Musical kam aber gut an – es spielt genau in der Zeit, in der Freddy seine Anfänge in der Washington-Bar hatte – im Hamburg des Jahres 1952. Es wird immer wieder aufgeführt – beispielsweise 1971 in Wien und 1976 noch mal in Hamburg. Das Stück war ursprünglich vom Hamburger Versicherungskaufmann Franz W. Schlilling als „Dat Veilchen von St. Pauli geschrieben worden. Quinns künstlerischer Begleiter, Karl Vibach, strickte das Stück so um, dass es maßgeschneidert für Freddy war.
Nachdem er Hamburger Bezug in Sachen Tonträger nicht erfolgreich war, gab es im Anschluss wieder mal eine Coverversion – diesmal war Sergio Endrigos Hit „L’arca die noé“ an der Reihe, ein Lied des renommierten Festivals di San Remo aus dem Jahr 1970. Textdichter Kurt Feltz textete darauf „Die Barke Einsamkeit (adios Muchachos adios)“, Begleitorchester war in diesem Fall das Orchester Werner Scharfenberger. Auch mit diesem Schlager ging es nicht in die Verkaufshitparade.
Besser lief es mit der letzten Single des Jahres 1970, vom damals beliebten Autorengespann Werner Scharfenberger und Kurt Feltz geschrieben: „River-Melodie“. Mit dem Schlager ging es wieder in die Top30 der Verkaufshitparade. – Nachdem er sonst ja immer mit dem „Löwen“ von RTL geehrt wurde, wurde 1970 als Auszeichnung der „Goldene Sendemast“ von RTL fällig.
1971 veröffentlichte Freddy eine LP mit dem bezeichnenden Titel: „Freddy heute“. Darauf zu finden waren seine neuen Schlager – so auch der von Georg Buschor und Wolfgang Rödelberger geschriebene Schlager vom Aufstieg und Fall des französischen Kaisers Napoleon „St. Helena (Wer denkt daran, wie bald sich alles ändern kann)“. Nach längerer Zeit gelang immerhin wieder ein Top-20-Erfolg in den Singlecharts Deutschlands. Am 25. September 1971 holte Freddy sich für das Lied wieder einen „Löwen“ von RTL ab – diesmal in der Farbe silber. Die B-Seite der Single, „Fahrt ins Abenteuer“, war auch Bestandteil eines neuen Freddy-Films namens „Haie an Bord“. Der Kriminalfilm, der am 15. April 1971 in Hamburg Premiere feierte, war (vorsichtig gesagt) nicht so erfolgreich wie die früher erschienenen Freddy-Filme.
„Freddy heute“ ist übrigens auch das Motto einer Tournee, die Freddy am 29. September 1971 in der Hamburger Musikhalle startete – mit 40 Konzerten in Deutschland, Österreich und der Schweiz wollte der Entertainer den Leuten zeigen, dass er „noch da ist“. Obwohl er spektakuläre Elemente in seine Show einbaut (z. B. ein Drahtseilakt, den er kurz zuvor in der TV-Show „Stars in der Manege“ zur Begeisterung der Fans vorstellte), wurde die Tournee bestenfalls ein mäßiger Erfolg, so dass die dpa konstatierte: „Vergebliches Bemühen um ein Comeback!“
Mit „Michael und Robert“, im Wiener Austrophon-Stuio des Wiener Konzerthauses aufgenommen, gab Freddy im Herbst noch mal ein Lied über Legionäre zum besten. Der Schlager wurde erneut von Georg Buschor und Wolfgang Rödelberger geschrieben – abermals sprang ein kleiner Top-30-Hit dabei raus – erneut produziert von Gerhard Mendelson. Die beiden Schlager aus dem Jahr 1971 finden sich auf Freddys LP „Heute“, die einige Jahre später von „Bear Family Records“ neu aufgelegt wurde.
Einen neuen Weg zu gehen versuchte Freddy 1972 mit seiner LP „Bitte recht traurig“. Auf der von Kritikern sehr gut angenommen, von Fans aber eher abgelehnten Langspielplatte begleitet Freddy sich selbst auf der Gitarre und singt Bänkelgesänge, Moritaten und Küchenlieder.
Die 1972 erschienene Ballade „Liebe ist mehr als ein Wort“ war eine historische Single – erstmals trug sie nicht die von Freddy ansonsten stets glückbringende Endziffer „81“ in der Bestellnummer, sondern eine „43“ – folglich konnte sie wohl kein Hit werden… – obwohl die zuvor erfolgreichen Georg Buschor und Wolfgang Rödelberger sich das Lied ausdachten.
Mit der nächsten von den beiden geschriebenen Nummer ging es erneut nicht in die Hitlisten, obwohl die „81“ wieder in der Bestellnummer enthalten war – „Jeder Abschied kann ein neuer Anfang sein“ kam nicht in die deutschen Charts.
Im Sommer 1972 gelang es mit altem Strickmuster, wieder die Hitparaden zu stürmen – „Ein Mädchen und ein Matrose“, wieder vom Songschreiber-Team Buschor/Rödelberger geschrieben, erreichte immerhin die Top-40 der deutschen Hitparade.
Maritim klang das Jahr aus mit Freddys Weihnachts-Klassiker, den er sogar selber (gemeinsam mit Georg Buschor) geschrieben hat: „St. Niklas war ein Seemann“ ist bis heute ein sehr gerne gehörtes Seemanns-Weihnachtslied.
Der maritimen Schiene blieb Freddy erst mal wieder treu und begann das Jahr 1973 mit der Eindeutschung eines internationalen Hits. Mickey Newbury sang damals „Frisco Depot“. Der renommierte Textdichter Hans-Ulrich Weigel strickte daraus für Freddy „Hamburg“. Schon viele Jahre vor Lottoking Karl sang Freddy „Hamburg, altes Mädchen – ich mag Dich, wie Du bist“… – die Liebeserklärung an Hamburg wurde bundesweit leider nicht sonderlich wahrgenommen.
Aus der LP „Freddy Heute 2“ stammt die nächsten Singles, die wieder vom Team Buschor/Rödelberger geschrieben wurde – „Der rote Korsar“ traf den Zeitgeist aber nicht mehr so wie einige Schlager der ersten „Freddy Heute“-LP.
Folglich entschloss man sich, eine Konzept-LP namens „Überall auf der Welt ist es schön“ herauszubringen, auf der viele schöne Orte der Welt musikalisch besungen wurden (z. B. „Eine Nacht in Moskau“, „Arrivederci Roma“ etc.). Der Titelsong der LP war die B-Seite der nächsten Single. Als A-Seite entschied man sich für den Buschor/Rödelberger-Schlager „Erinnerungen an Athen“.
Am 20. September 1973 hatte das Volksstück „Mensch Kuddel, wach auf!“ mit Freddy Quinn in der Hauptrolle Premiere im Hamburger St. Pauli-Theater. Über mehrere Monate wurde das Stück erfolgreich in Hamburg aufgeführt. Der Titelsong wurde Ende 1973 als Single veröffentlicht.
Einen sehr großen Auftritt hatte Freddy Quinn im Sommer 1974 bei der Fußball-Weltmeisterschaft. Bei deren Abschlussveranstaltung sang er gemeinsam mit den Fischer-Chören im Münchener Olympiastadion den von ihm und Victor Bach geschriebenen Schlager „Das große Spiel“. (Dabei gab es bei der Generalprobe eine Panne. Solist Freddy wurde nicht ins Stadion gelassen, weil er sich nicht ausweisen konnte. Der Ordner meinte, da könne ja jeder kommen und behaupten, er sei Freddy Quinn.) – Trotz übergroßer Medien-Präsenz (es gab z. B. zu Gunsten der Glücksspirale eine eigene gleichnamige TV-Show) wurde die Single kein Verkaufserfolg. Produziert wurde die Single von Hans Bertram – der war gerade frei geworden, weil sein Schützling Chris Roberts zu Ralph Siegel gegangen war.
Nachdem die letzten Singles – sowie auch die LPs (neben den genannten „Bitte recht traurig“, „Überall auf der Welt ist es schön“ und „Freddy Heute 2“ waren auch „Erinnerungen an Hans Albers“ und „Vorhang auf“ nur mäßig erfolgreich) nicht den gewünschten Erfolg hatten, setzte Freddy auf ein neues Team und engagierte den damaligen Erfolgsproduzenten Peter Orloff.
Die erste gemeinsame Zusammenarbeit war der Schlager „Die Insel Niemandsland“, geschrieben und produziert von Peter Orloff. Das Lied kam zwar nicht in die Verkaufscharts, es reichte aber immerhin für einen „Bronzenen Löwen“ von Radio Luxemburg, der am 11. Oktober 1975 verliehen wurde. Am 21. Dezember 1974 präsentierte Freddy seinen Schlager in Ilja Richters TV-Show „Disco“ – auch in dieser ZDF-Show sollte er genau ein einziges mal auftreten.
Lediglich eine weitere Single aus der Zusammenarbeit mit Peter Orloff wurde noch veröffentlicht, aber auch „Ein Mann kehrt heim“ fand nicht mehr ein großes Publikum.
Im September 1975 gab es wieder eine neue Musicalrolle für Freddy – diesmal spielte er unter der musikalischen Leitung von Kurt Vibach den König von Siam in dem Musical „Der König und ich“. In bester Yul Bruynner-Manier spielte Freddy seine Rolle als Glatzkopf. Auch im Fernsehen begann er, weiter aktiv zu werden und moderierte 1975 die Show „Meine Freunde, die Artisten“.
Im Spätherbst 1975 hatte die George Baker Selection einen recht großen Hit in Deutschland. Darauf ersann der renommierte Textdichter Kurt Hertha einen gleichnamigen deutschen Text, den Freddy auf Single veröffentlichte. „Morning Sky“ war Freddys erster Single-Hit seit knapp vier Jahren, er schrammte damit nur knapp an den deutschen Top-20 vorbei (Platz 22). Der Legende nach soll Radiomoderator Rainer Nitschke Freddy überredet haben, diesen Titel in deutscher Sprache zu veröffentlichen – wenn das stimmt, hätte Nitschke da einen sehr guten „Riecher“ gehabt. „Morning Sky“ war die letzte Single, die Freddy nur unter seinem Vornamen veröffentlicht hatte.
Freddy selbst äußert sich zur Entstehungsgeschichte des Liedes, das vor 40 Jahren in den deutschen Hitparaden erfolgreich war, wie folgt: „Ich habe im Studio, wo ich mit Horst Wende zwei Titel aufzunehmen hatte, gehört, dass er eine LP machte, auf der viele George-Baker-Titel zu hören waren. Und da ich selber gerade in Holland gewesen war und eine holländische Platte aufgenommen hatte, war ich daran interessiert, ‚Morning Sky‘ einmal zu hören. Weil wir einen Moment Zeit hatten und das Lied in meiner Tonart lag, habe ich zum Spaß auf das Playback gesungen. Im Studio waren sie so begeistert, dass sich sogar der Chor bereit gefunden hat, von sich aus auch noch auf das Band drauf zu singen. Als dann das Band vorgeführt wurde, fand das die Firma besser als die Aufnahmen, die ich für die nächste Single aufgenommen hatte.“
(…)
Stephan Imming, 25.03.2016
http://www.freddy-quinn-archiv.at/