FRANK ZANDER
Die Download-Maxi "Immer noch der Alte!" im Test von Holger Stürenburg!"

Der Musikkritiker, der mittlerweile auch von der Zeitschrift “Super TV” (re)zitiert wird, hat zwei Tage lang an diesem Artikel gefeilt…: 

Was passiert eigentlich, wenn man den in Löbau im Landkreis Görlitz auf die Welt gekommenen Studiogitarristen und Mitbegründer der von Ex-„GZSZ“-Teenstar Jeanette Biedermann geprägten Deutschpop-Band „EWIG“, Jörg Weisselberg, den Berliner Jazz-, Heavy- und Blues-Gitarrero Rene Schostak, dessen überaus versierten Kollegen Stefan Schirrmacher, der u.a. für Petra Zieger oder Frank Schöbel in die Sauten gegriffen hat, den gebürtigen Leipziger Uwe Hassbecker, seines Zeichens Ex-Mitglied der legendären „Modern Soul Band“ und seit 1986 fester Bestandteil der Ostrocker „SILLY“, und den Berliner Produzenten, Filmkomponisten und Bühnengitarristen Pivo Deinert gemeinsam mit dem ebenfalls aus der Bundeshauptstadt stammenden Rock-/Schlager-/Jux-/Kabarett-/Parodie-/Stimmungs-Urgestein FRANK ZANDER in einen Aufnahmeraum steckt und dort ungestüm herumwerkeln lässt?

Richtig: Es kommt nicht mehr und nicht weniger dabei heraus, als ein knackig-krosser, so relaxter, wie staubtrockener Blues/Rock/Pop-Verschnitt bester Güteklasse, zu dem Frank, der eigens seine Original 67er FENDER STRATOCASTER für diese ultimative Session von sechs Könnern ihres Metiers eingepackt hatte, einen so authentischen, wie selbstironischen Text, gewohnt schnoddrig und mit ganz viel Herz vorträgt, den ihm sein langjähriger musikalischer Freund und Partner, der Malenter Songschreiber/Lieddichter Hanno Bruhn, mit viel Einfühlungsvermögen und guter Kenntnis von Franks rastlosem Seelenleben, kongenial auf den Leib geschneidert hat.

Stilistisch angesiedelt zwischen wehendem Laid-Back-Blues des Eric Clapton der ausgehenden 70er Jahre und einwenig mürbem „It’s all over now“-Feeling von Bobby Womack und Co, unterstützt von quietschenden, zirpenden, wiehernden Dobro-, Steel- und Silde-Guitars, perfekt und mit einer Unmenge an Blues im Bauch gespielt von eingangs erwähnten fünf, Frank miteingerechnet, sechs Gitarrenheroen, sinniert der junggebliebene, selbsternannte „Straßenköter“ vom Berliner Kiez, der vor wenigen Tagen seinen 73. Geburtstag feierte, in seinem neuesten Titel „Immer noch der alte!“ (Zett Records) über das (Nicht-)Älterwerden eines dauerhaft jugendlich bleibenden Vollblutmusikers mit Ecken und Kanten, der er, Frank Zander, zweifelsohne immer war, nach wie vor ist und auch weiterhin bleiben wird – und genau diese, seine Passion, seit nun mehr als 40 Jahren mit unzerstörbarer Regelmäßigkeit kraftvoll und gewitzt beweist.

Und dabei darf man nicht vergessen: Franks Aktivitäten erwiesen sich schon immer als sehr vielseitig, aufregend, teils gar spektakulär. Denn neben seinen unzähligen und genrebezogen ein ums andere Mal vollkommen verschiedenartigen künstlerischen Aufwartungen in zig Hitparaden, TV-Shows, Jugendsendungen, zuletzt sogar in einer von sage und schreibe 13 Millionen Fernsehzuschauern gespannt verfolgten „Tatort“-Münster-Folge, hat der brillante Entertainer und Parodist mit der rauchigen „Reibeisen-Stimme“ gleichsam von jeher ein offenes Ohr und Herz für die Sorgen und Nöte sozial schwacher Menschen. Seit 1995 richtet der gelernte Graphiker jedes Jahr vor Weihnachten, in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk Berlin, ein üppiges, spendenfinanziertes Festessen für die Ärmsten der Armen aus, woraufhin er für dieses aufopfernde Engagement u.a. 2002 das Bundesverdienstkreuz am Bande vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau verliehen bekam, zusätzlich 2012 den Verdienstorden des Landes Berlin erhielt und schlussendlich im vergangenen Herbst mit dem „smago! Award 2014“ für sein vorläufiges künstlerisches Lebenswerk und eben seine zahlreichen sozialen Tätigkeiten in Bezug auf die Obdachlosenhilfe ausgezeichnet wurde.

Und nun lässt Frank also, in vorzüglicher Kooperation mit einigen der begabtesten Gitarrenvirtuosen Deutschlands, zu einer knochentrockenen Blues-Pop-Melange, augenzwinkernd und gelassen, aber vor Aktivität nur so überquellend, sein bisheriges, immer sehr ereignisreiches Leben Revue passieren. Er denkt „mit typischer Zander-Schnauze“ (Presse-Text) zurück an manche Protagonisten seiner unvergesslichen Jux-Gassenhauer der Sorte „Hier kommt Kurt“, „Der Ur-Ur-Enkel von Frankenstein“, „Marlene“, „Ich trink‘ auf Dein Wohl, Marie“ oder „Oh Susie (Der zensierte Song)“. Damals, insbesondere in den 70er und 80er Jahren, konzipierte der erste reale deutsche „Schock-Rocker“ in seinen häufig erst auf den dann innigeren, zweiten Blick so recht durchschaubaren, nicht selten überaus feinsinnigen, beißend ironischen (zumeist nur nach außen hin prall, brachial und schenklelklopferisch wirkenden) Kabinettstückchen so überdrehte (und zugleich ultrasympathische) Charaktere, wie eben den hypertrophen Möchtegern-Frauenhelden und Pseudo-Disco-King „Kurt“ oder den vordergründig draufgängerischen (in Wahrheit aber vielmehr devot-schüchternen, weil nun mal chancenlosen) Verehrer der unerreichbaren Traumfrau „Marlene“; Frank begab sich einst in die Rolle des verlassenen, gehörnten Ehemannes, der sich in einer Kneipe volllaufen ließ und immer wieder „auf das Wohl“ seiner garstigen „Marie“ trank oder er parodierte deftig und grazil gleichermaßen eine Frühform der (damals noch gar nicht so benannten) „Politischen Korrektheit“ im „Zensierten Song“, in dem er sich wollüstig (und doch eben nun mal seitens ‚Höherer Gewalt‘ radiogerecht zurechtzensiert!!!) über die verführerische, frühreife „Susie“ trefflich und punktgenau ausließ – wobei die zweideutigen Textpassagen immerfort jugendfrei und keusch mit allen möglichen Geräuschen übertönt wurden.

Niemals in einem allzu tumben oder grellen Comedy-Bereich anzutreffen, manchmal sicherlich etwas leichtfüßiger im Jux-Pop-Kontext aktiv und erfolgreich, immer wieder aber auch und gerade zielstrebig hintersinnig, voller „schwarzen Humors“ (und auf diese Weise in künstlerischer Hinsicht im bundesdeutschen Vergleich fast unerreicht sarkastisch und drastisch, ohne jemals irgendjemanden zu verletzen!), ersann Frank Zander in den nun schon 40 Jahren seines einfallsreichen Schaffens jede Menge Hits und Evergreens auf der Basis aller nur erdenklicher klanglicher Stilmittel – denen er nun unzweifelhaft einen weiteren, außerordentlich kultverdächtigen Titel – diesmal, wie beschrieben, im frischbackenen Blues-Pop-Gewand gehalten – keck hinzufügt.

Auf allen relevanten Download-Portalen können Interessierte nun zugreifen und sich gleich drei divergente Auslegungen von Frank Zanders neuester Topproduktion „Immer noch der Alte!“ zu Gemüte führen. Neben der „Radio Version (Dobro)“ (bei dem gleichnamige Resonator-/Steel-Gitarre im tönenden Vordergrund steht) und der eher poppig-geschmeidig abgemischten „Radio Version (All-Stars)“, hat sich der kauzige Popkomödiant von der Spree etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Fernab jeglicher Formatradio-Zwänge, durften sich in der über siebenminütigen „Longscale Version“ alle fünf genannten Gitarren-Heroes ausgiebig, ausschweifend, dabei stets straight rockig und voller instrumentaler Power an ihren E-Klampfen solistisch austoben.

„IMMER NOCH DER ALTE!“ ist eine nicht ganz ernst gemeinte (und trotzdem fraglos ernsthafte) Hommage des Dauerkreativen Frank Zander an sich selbst. Lyrisch natürlich autobiographisch ausgefallen und dennoch von jedem aufgeschlossenen Hörer sogleich nachvollziehbar; musikalisch hingegen gibt es mal wieder etwas ganz Neues, Ungewohntes von dem Berliner Stilwandler zu genießen, der zwischen Kinderlied, Rock’n’Roll, Hip Hop, Schlager und sogar lautstarker und „rabenschwarzer“ Neuer-Deutscher-Härte-Dröhnung wahrlich nichts ausgelassen hat. Diesmal ist ein erdiger, dabei ausdauernd poppig-eingängiger Bluesrocker mit strikter Radiotauglichkeit an der Reihe!

Mal sehen, womit uns Frank als nächstes überrascht. Doch egal, was auch immer er klanglich und klangvoll gleichermaßen anpackt – es findet konstant auf ansprechendem, zumeist äußerst witzig-humorigem Niveau statt und, trotz aller Unterschiede in Aufmachung und Umsetzung, bleibt Frank Zander bei all seinem spritzigen, geistreichen, gestalterischen Tun ein ums andere Mal kompromisslos und überzeugt „IMMER NOCH DER ALTE!“!

Holger Stürenburg, 06./07. Februar 2015 (Textvorlage)
http://www.zett-records.de/
http://frank-zander.de/

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