COMBO COLOSSALE
Die 'Best Of' "Porto Allegro" CD im Test von Holger Stürenburg!

Wieder mal eine echte Fleißarbeit…: 

Als 1982/83 die Neue Deutsche Welle (NDW) in Hitparaden und Medien überhandnahm und bis in die Sphären des feuilletonistischen und gesellschaftlichen Zeitgeistes eindrang, Tag für Tag nicht mehr zählbare (und oft noch weniger genießbare) muttersprachliche Popprodukte mit Wellen-Einschlag auf den Markt geworfen wurden, oft nur deshalb, um mit der NDW vor deren sich abzeichnendem Abebben flink noch mal die schnelle Mark zu machen, war es für den wahren Musikfreund – und mag dieser, wie der Verfasser dieser Zeilen, zu diesem Zeitpunkt erst elf, 12 Jahre alt gewesen sein – einwandfrei an der Zeit, im deutsch-welligen Spektrum den (viel zu häufig durch die Musikszene wirbelnden) Spreu vom (unter all den Massen der veröffentlichten NDW-Lappalien kaum noch auffindbaren) Weizen zu trennen. Das meiste, was ab Herbst/Winter 82/83 an reinen NDW-Versuchen in den Regalen der Plattenläden stand, zog an mir fast spurlos vorüber. Mit „Nena“ schloss ich erst dann meinen Burgfrieden, als die Band um Frl. Gabriele-Susanne Kerner auf ihrem zweiten Album tiefgreifenden Deutsch-Pop/Rock/Wave internationaler Machart a la „? (Fragezeichen)“, „Rette mich“ oder „Ich häng‘ an Dir“ fabrizierte, realer Fan von Peter Schilling und Hubert Kah wurde ich erst so Recht 1984, als der Stuttgarter Science-Fiction-Experte seinen grandiosen Hochglanz-Pop-Klassiker „120 Grad“ (mitsamt der bahnbrechenden Großstadtorgie „Hitze der Nacht“) vorlegte und Großmeister „Hubsi“ mittels der noch heute schier umhauenden LP „Goldene Zeiten“ britische New Romantic-Klangwelten in bundesdeutschem Kontext aufbot. „Spliff“, „Extrabreit“ und Joachim Witt galten für mich schon damals ohnehin eher als als NDW grotesk missinterpretierter, klassischer Deutsch-Rock/Punk/New Wave mit Anspruch… wenn ich so überlege, gab es 1983 eigentlich nur zwei Bands, die neu in der teutonischen Poparena auftauchten und mich von vornherein mit ihren LPs und Singles begeisterten: Dies waren zum einen „Geier Sturzflug“ (erinnere: LP „Heiße Zeiten…“, Singles „Bruttosozialprodukt“, „Besuchen Sie Europa (solange es noch steht)“) und die aus Hannover stammende „COMBO COLOSSALE“. Mit Friedel Geratsch, dem einzig übriggebliebenen Ur-„Geier“, bin ich seit vielen Jahren gut befreundet und arbeite ich mit ihm auch immer wieder zusammen – und auf eine Wiederveröffentlichung im lupenreinen CD-Klanggewand  des ersten und bis heute einzigen Albums der „Combo“ wartete ich bestimmt seit 20 Jahren oder mehr (zumal die eine oder andere Vinyl-Single der Band in meinem Plattenarchiv aus Abnutzungsgründen kaum noch abspielbar ist) bis vor kurzem leider vergeblich.

Wie es der Zufall so wollte, hat sich MICHAEL FLEXIG, der so charismatische, wie stimmstarke Ex-Chef der „Combo Colossale“, schon vor rund einem Jahr dazu entschlossen, erwähnte, einst beim Hamburger Label REPERTOIRE Records erschienene LP, mitsamt der A- und B-Seiten der darauf seinerzeit nicht enthaltenen Folgesingles erstmals im digitalen Klangformat aufzulegen – und entschied er sich darüber hinaus, drei brandneue Songs einzuspielen, für die kein geringerer kompositorisch und lyrisch verantwortlich zeichnete, als – trara! – „Geier Friedel“ Geratsch.

Heraus kam dabei die mit 21 Titeln rappelvolle CD „MICHAEL FLEXIG PRÄSENTIERT: COMBO COLOSSALE E AMICI – PORTO ALLEGRO“, die kürzlich bei Yellow Shark/TIMEZONE erschienen ist. 12 der darauf versammelten Liedbeiträge entstammen der ultrararen, ehedem nur „Combo Colossale“ betitelten LP aus dem Jahr 1983. Diese war musikalisch mehr als deftig-gitarrenbetonte Mixtur aus US-amerikanischem Power-Pop a la „The Knack“ oder „The Cars“ und eher weniger britischem New-Wave-Gezicke einzuordnen. Dazu integrierte man bluesige und riff-rockige Elemente, die auch irgendwo in den USA, nahe Rick Springfield oder Billy Squire. ihre Ursprünge hatten finden können. Von den durchwegs intelligenten, mal beißend-zynischen, mal maßvoll zeitgeistkritischen Texten abgesehen, lebten die 12 LP-Titel in erster Linie von Michael Flexigs brachialer, jederzeit Hardrock-/Heavy-Metal-tauglicher Stimme.  Begleitet wurde der gebürtige Hannoveraner u.a. von Thomas Schwarze (heutzutage Priv. Doz. Dr. für Zahnmedizin und Spezialist für Endodontie mit eigener Praxis) am Bass, Prof. Dr. Ing. Rainer Przywara, 2015 Hochschullehrer für Maschinenbau, am Keyboard und Detlev Jachzek an der Gitarre, der heute als Inhaber einer Firma für Automatenstickerei, ebenfalls in der Leinestadt, reüssiert. Michael Flexig, der später im Hardrock-Bereich mit Bands, wie Uli John Roths „Electric Sun“, „Zeno“ oder Dank verschiedener Kooperationen mit namhaften Altrockern a la John Parr, John Wetton oder Jack Bruce, größere Erfolge feierte, ist hauptberuflich dem Rock’n’Roll-Leben treu geblieben, was in Anbetracht von dessen Wahnsinnsorgan auch alles andere als ein Wunder ist!

Schon der brachial überschwängliche, höllisch heiß verliebte Eröffner „Julia“ der einstigen „Combo“-LP – auf der CD Titel Numero 02 – springt einen förmlich mit enormem Karacho an. Voller radikaler Lebenslust und süffisanter Ergebenheit, schildert uns darin ein total hingerissener Protagonist die Vorzüge der Traumfrau „Julia“, die ihn wohl so sehr in Beschlag genommen hat, dass nicht mal mehr der eiligst herbeizitierte Onkel Doktor helfen kann.

Genauso kraftvoll und rabiat geht’s weiter mit einer drallen, im knalligen Synthirock-Sound gehaltenen, erneut riff-rockigen Parodie auf die vordem, in der Ära des Kalten Krieges und des Ost-West-Konfliktes, vorherrschende öffentliche Debatte um Wehrdienstverlängerung und Erschwerung der Verweigerung des Dienstes an der Waffe, die da hieß „Herbei – Die Republik braucht Helden“, gefolgt von einer rockig-überdrehten, straight aufgedonnerten Sichtweise der legendären, vom britischen Komponisten Ronald Binge 1951 ersonnenen „Elisabeth Serenade“, die in den 50er und 60er Jahren mit verschiedener deutscher Betextung u.a. von der österreichischen Sopranistin Eva Lind oder dem Berliner Schlager-Ensemble „Günter Kallmann Chor“ bekannt gemacht und in die Hitparaden geführt worden war.

Gleißend grell und mal wieder lyrisch, wie klanglich, äußerst einprägsam und rigoros, beschreibt die „Combo Colossale“ im nächsten Lied ein junges Teenagermädel namens Susi, das, im Gegensatz zu all ihren Klassenkameraden, Schulfreunden, Eltern und Kumpels, niemals womöglich Rock’n’Roll, Jazz oder Soul auf den Plattenteller legt, sondern sich viel lieber in ihrem Zimmer ganz alleine und vollständig verzückt den klassischen Symphonien von „Wolfgang Amadeus“ (Liedtitel) Mozart hingibt.

Zum Schluss der A-Seite der seinerzeitigen „Combo“-LP sinnierten Michael Flexig und die Seinen rund eineinhalb Minuten lang zu peitschenden Punkrhythmen über ein ominöses „Bäumchen“ (Liedtitel), das in den noch mysteriöseren Garten einer hübschen Frau dringlichst eingepflanzt werden möge, um die Früchte dieser obskuren Handelsoperation schlussendlich gemeinsam genießen zu können – was immer uns die Künstler damit sagen wollten… ;- )

Anarchisch-politisch-veräppelnd wird es daraufhin in der (einst in der Vinyl-Fassung als fünfter Titel der A-Seite bedachten) mal wieder mächtig heavy-gitarrenlastig arrangierten Beinahe-Revolutions-Hymne „Zeppelin“, in deren kessen Lyrics die Band mittels eines solchen überdimensionalen Luftschiffes plötzlich nach Ost-Berlin herübergeweht wird, die Riesenparty auf dem Alexanderplatz startet, damit natürlich gegen die verknöcherte Parteidoktrin verstößt und Karl-Eduard von Schnitzler vom „Schwarzen Kanal“ ganz schön zur Raserei bringt.

Es geht weiter mit dem größten kommerziellen Erfolg der „Combo Colossale“, „Puppen weinen nicht“, mit dem die junge Band Ende 1982 eine Vielzahl früher TV-Auftritte (z.B. im September jenen Jahres in Michael Schanzes ZDF-Show „Show-Express“) absolvierte, der bis heute im sechsstelligen Bereich verkauft wurde und der Band zugleich einen ewigen Fetenhit und Platz in den Annalen des deutschen Poplebens beschert hat. Thematisch setzt das nur auf den ersten Blick fröhlich, strahlende, muntere Lied dort an, wo der kurz zuvor zum Megahit avancierte „Skandal im Sperrbezirk“ der bayerischen „Spider Murphy Gang“ aufgehört hatte. Eingeleitet, von einer durchs Telephon gehauchten „Schlafzimmer-Stimme“; die spricht „Hallo hier ist (sic!) Rosi – mogst mi?“, berichtet die damalige Vorab-Single zum Album in doppeldeutigen Wortspielen und Metaphern vom emotionslosen, harten Dasein, einer von Zuhältern gesteuerten Prostituierten, was mit der abermals blendend-hellen Synthi-Rock-Auskleidung des Titels gnadenlos und energisch konterkariert wird.

Zeitkritisch-zackig, laut und dröhnend, spießt die „Combo“ nun im diesmal durchaus NDW-betonten Synthis-plus-Gitarren-Hymnus „Brot und Spiele“ das wirtschaftsfreundliche, latent hedonistische Besitz- und Überfluss-Denken in der Ära der beginnenden „geistig-moralischen“ Kohl-„Wende“ auf; funky, widerspenstig, tanzbar, zeigt sich kurz darauf der gleichfalls gesellschafts-/kapitalismuskritische, dabei peppig basslastige New-Wave-Rocker „Keine Zeit für mich“. Als bedächtige Ballade, textlich gewohnt sarkastisch, startet die bitterböse Ode auf das imaginäre Problemlösungsunternehmen „Sorglos“, die sich im Refrain immer wieder zu einem berstenden Rockdrama auswächst (auf der LP Titel B-5). Das überdrehte Spottlied auf ein selbsternanntes „Finanzgenie“ und der poppig-philosophische New Wave/Reggae-Verschnitt „Schollen und Flundern“ beenden nun das noch nie zuvor in digitaler Klangqualität auf Silberscheibe erhältliche Gesamtpaket der legendären einzigen LP der „COMBO COLOSSALE“.

Es folgen nun die drei Non-Album-Singles des einstigen Quintetts aus Hannover, plus deren B-Seiten. Dies ist zunächst „Drinnen tanzen sie Samba“, eine absichtlich sanft und gemächlich gehaltene, in puncto Aussage und Intention sehr zeitgemäße Auseinandersetzung mit den aussichtslosen Stunden nach dem so oft befürchteten (aber dann, aller Hysterie und „German Angst“ zum Trotz, doch nicht eingetretenen) ‚großen Knall‘ durch den Einsatz von alles verseuchenden Atomraketen. Draußen wartet das verliebte Paar auf den Untergang, und drinnen, im Bunker, tanzen, feiern die Sieger des Krieges eine rauschende Party. Dem ernsten Textinhalt zum Trotz, geriet „Drinnen tanzen sie Samba“ Ende 1983 zu einem fulminanten Radiohit und erwies sich zugleich als Tanzschul-Tanzstandard per Excellance. Als B-Seite der Maxisingle diente das sphärische Neonlicht-Shanty „Wir fahr’n mit der Galeere“.

In jenen Wochen, als die „Combo Colossale“ ‚drinnen Samba‘ tanzte, gelang der in der ersten Hälfte der 70er Jahre so gefragten Glamrock/Hardrock-Truppe „SLADE“, Dank ihres energetischen Feudal-Metal-Albums „The Amazing Kamikaze Syndrom“, ein so unerwartetes, wie phänomenales Comeback. Darauf enthalten war die gemütlich-pathetische, gleichermaßen knisternde Mitsing-Powerballade „My oh My“, welche die Jungs um Shouter Noddy Holder und Bassist/Gitarrist Jim Lea nach Jahren der Dürre von neuem europaweit auf die höchsten Ränge der Hitparaden beförderte. Der „Combo Colossale“ war es nun vorbehalten, eine sog. „Deutsche Originalaufnahme“ der eingängigen Heavy-Schunkel-Nummer einzuspielen. Diese nannte sich „Eis und Feuer – My oh My“, ließ ein weiteres Mal Michael Flexigs Gesangsqualitäten in perfektem Ausmaß aufscheinen, geriet aber wiederum nicht in die Verkaufscharts, obwohl die 45er, gerade im Norddeutschen Rundfunk, im Frühjahr 1984 oft und gerne zum Einsatz kam.

1985 – Frontmann Michael hatte die „Combo“ inzwischen zugunsten einer internationalen Hardrock-Karriere verlassen – versuchte sich die Restband nochmals mit einer letzten Single zurückzumelden, bei der Keyboarder Rainer Przywara den Frontgesang übernahm. „König für eine Nacht“ war im angesagten deutschen Edelpop-Sound a la „Purple Schulz“ oder „Münchener Freiheit“ gehalten, konnte sich aber weder in den Hitlisten, noch im Rundfunkbereich weitergehend hervortun. Die ebenso von Rainer intonierte B-Seite „Nichts mehr zu verlieren“ stellte sich als weitschweifige Synthipop-Ode, garniert mit fetten E-Gitarren im Kehrvers, dar und bewies allemal, dass der „Combo Colossale“, rein qualitativ betrachtet, durchaus eine musikalische Zukunft im Umfeld des Mitte der 80er florierenden Deutschpop-Spektrums hätte vergönnt sein können – wenn es nicht anders gekommen wäre und sich das Projekt nicht Ende 1985 wegen anhaltender – kommerzieller – Erfolglosigkeit aufgelöst hätte.

Nach ein paar Revival-Konzerten, nach 2002, zum 20jährigen Jubiläum der ersten LP, und ein paar weiteren Gigs ‚just for Fun‘ – wie beschrieben, waren alle früheren Mitstreiter längst in ihren Berufen, vom Professor bis zum Firmeninhaber, vollst etabliert – beschloss, wie eingangs erläutert, Michael Flexig nun, die gesamte Banddiskographie der 80er Jahre dem Fan zum ersten Mal überhaupt in CD-Reinheit zu präsentieren, selbstverständlich nicht ohne ein paar ganz neue Lieder dieser prägnanten Titelliste hinzuzufügen.

Diese stammen, von einer Ausnahme, die ich noch gesondert hervorheben werde, abgesehen, sämtlich aus der Feder von „Geier Sturzflug“-Hirn-und-Herz Friedel Geratsch. Wer in den letzten Jahren die künstlerische Weiterentwicklung der einstmaligen Steigerer des „Bruttosozialprodukts“ intensiv verfolgt hat, der kennt alle drei Kompositionen von Friedel bereits aus dem Umfeld von „Geier Sturzflug“ selbst, von Friedels YouTube-Kanal und in einem Fall sogar von der phantastischen 2012er-CD „Wildwechsel“. Michael Flexig und sein Compagnon Axel Frey nahmen sich der drei famosen Titel an und inszenierten sie – leider nicht immer passend – im altbekannten, phonstarken Heavy-Gitarren-Klangbild der guten, alten „Combo Colossale“. „Am Hafen“, 2011 eine Vorabsingle des ein Jahr darauf erschienenen „Geier“-Albums „Wildwechsel“, war im Ursprung eine grazile, immens sacht arrangierte Gitarren/Banjo-Mid-Tempo-Melodie, welche die sagenhafte Schönheit einer kleinen Hafenstadt im Süden und das Verschwinden einer surreal anmutenden Traumfrau namens „Calpyso“ mittels gewähltester Worte, in einem wunderschönen, sehnsüchtig-verträumten Ambiente, kongenial hör- und spürbar vermittelte. Von diesem malerischen Flair ist in der Neuversion von Michael Flexig, mit der die 21-Track-CD explosiv, kompromisslos, nahezu aufrührerisch beginnt, kaum mehr etwas zu merken. Seine Stimme – noch immer genialisch, aufgedreht, überdreht, fest und brisant – scheint das graziöse Popkleinod „Am Hafen“ auf der Basis lautester Heavy-Klampfen mit rotziger Punkattitüde geradewegs zu zersägen. Vom verliebt-melancholischen Ambiente des „Geier“-Originals ist leider nichts mehr übrig geblieben.

Vom zurückhaltenden Abschiedsschleicher „Immer wenn der Regen fällt“ hatte ich Anfang 2012 von Friedel ein frühes Demo erhalten; dessen fertige Einspielung ist auch bei YouTube zu sehen. Hier belässt es Michael Flexig gottlob bei der verregnet-perlenden, introvertiert-streicherverzierten Grundstimmung. „Bilder vom Meer“ (dito in der „Geier“-Fassung bei YouTube einsichtig) wird seitens Michael zweifellos durch treibende Drums und peitschende, anspornende Gitarren, in der tönenden Nähe der frühen „U2“ oder deren Genrekollegen „Big Country“ oder „The Alarm“, deutlich verrockt und in der Dramatik verschärft, aber die darin beschriebene Abenteuerlust, das Verlangen auszusteigen, einfach mal so los zu segeln, irgendwohin, ohne festes Ziel, werden auch (und vielleicht sogar gerade) in dieser aufwiegelnden Gitarrenrock-Auslegung überaus passabel und trefflich ausgedrückt.

Als augenzwinkernden Bonus-Track hat sich Michael die zynisch-grausige Moritat „Warte, warte nur ein Weilchen“ zwecks radikalrockiger Reanimation ausgesucht, die sich inhaltlich, zur Musik des gleichnamigen Walter-Kollo-Couplets aus den 20er Jahren, mit dem grausamen Wirken des 1924 zu Tode verurteilten Hannoveraner Serienmörders Fritz Haarmann beschäftigte, und 1961 vom dem Berliner Jazz-Musiker Hawo Schneider und seinen „Spree City Stompers“ in einer humorigen Horrorversion für vier Wochen in die deutschen Top 10 befördert wurde.

Musikalisch, lyrisch und zeit-, wie kulturgeschichtlich, ist „COMBO COLOSSALE E AMICI – PORTO ALLEGRO“ eine reine Freude für jeden aufgeweckten Beobachter des klingen Zeitgeschehens der frühen 80er Jahre. Die darauf zusammengestellten Lieder sind beileibe nicht irgendwelche, ausschließlich aus kommerziellen Erwägungen heraus konzipierte NDW-Spielereien ohne Sinn und Zweck – wie leider nicht wenige derjenigen labbrigen NDW-Ergüsse, die nach 1982 den Handel überfluteten -, sondern stets kraftvollste, liebenswert anarchistisch-überkandidelte Heavy-Wave-Hämmer bester Güteklasse. Die neuen Beiträge belegen einwandfrei, dass Michael Flexig in all den Jahren rein gar nichts an Stimmkraft, Grundsatztreue und Substanz eingebüßt hat, selbst wenn er diese per se ja positiven Faktoren in mancher Friedel-Geratsch-Expertise manchmal übertreibt. Es bleibt zu hoffen, dass diese wundervolle CD nicht nur ein einmaliges Wiederaufflackern des muttersprachlich singenden Rockshouters Michael F. bedeutet, sondern sich „Combo Colossale e Amici“  – wenn es denn stilistisch passt, gerne im ironisierend gellenden, markerschütternden Powerrock-Bezugsrahmen – vielleicht zu einer längerfristigen Deutschrock-Institution mit weiterhin ausgeprägter kreativer Potenz, klanglicher Spannkraft und viel lyrischem Charme entwickelt und ausbaut!

Holger Stürenburg, 13 bis 16. Juli 2015 (Textvorlage)

https://de.wikipedia.org/wiki/Combo_Colossale

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