MARIO HENE
Die CD "Mario Hene … im Portrait" im Test von Holger Stürenburg!

Der Liedermacher feiert sein 40-jähriges Bühnenjubiläum! 

Aus Anlass seines 40jährigen Bühnenjubiläums, präsentiert der gebürtig aus Berlin stammende Liederschreiber, Sänger und Akustikgitarrist MARIO HENE eine sehr außergewöhnliche Liedsammlung. Auf der soeben erschienenen CD „MARIO HENE – IM PORTRAIT“ (Artist Station Records/Vertrieb: SOULFOOD) hören wir ausnahmslos stromlos, solo zur Konzertgitarre, vorgetragene Songs, Chansons und Balladen aus der nun schon vier Jahrzehnte währenden, so wechselhaften, wie kontinuierlichen Karriere eines heute 62jährigen Mannes, den Fachleute, ob seiner Textintensität, seiner gewählten, nachdenklichen, nicht selten ungewohnt intimen Wortwahl, und seiner gelungenen, zumeist Folk-betonten Kompositionen, auf einer Augenhöhe mit Stilikonen der Sorte Konstantin Wecker, Klaus Hoffmann oder Hannes Wader einordnen. Und diese Klassifizierung ist, nicht nur, wenn man Marios Altwerke, einstmals überwiegend auf Vinyl erschienen, in seiner Plattensammlung vorzuweisen hat, sondern auch und gerade, falls man sich nun in die vielseitigen tönenden und lyrischen Welten von „MARIO HENE – IM PORTRAIT“ stürzen mag, absolut nur als dezidiert gerechtfertigt zu bezeichnen.

21 Titel (plus ein Bonuslied) finden sich auf vorliegender CD. Die meisten derer waren fast alle bereits seitens des hochtalentierten Künstlers in früheren Jahren in Studio- bzw. Band-Versionen vorgelegt worden und finden sich nun, nur und pur begleitet von Marios genialem Akustikgitarrenspiel, im Heute und Hier wieder, selbst wenn der eine oder andere Liedbeitrag als bislang unveröffentlichte Live-Aufnahme aus der legendären Hamburger Jazzkneipe „Onkel Pö’s Carnegiehall“ oder aus dem „KulturForum“ zu Kiel zum Zuge kommt. Die anderen Titel hat Mario, extra für seine aktuelle Silberscheibe, für Gitarre und Gesang umarrangiert und entsprechend neu aufgenommen – stets auf der stilistischen Basis von Folk, einer feinen Prise Blues, Chanson-Attitüde, Klagelied und Ballade.

Lyrisch sind seine Lieder enorm facettenreich, mal sanft, mal bissig-ironisch, mal durchaus aggressiv und kritisch, aber immer poetisch, brachial emotional, sprachlich perfekt formuliert, originär und unter die Haut gehend. Es handelt sich bei Marios Werken um nichts anderes, als um kulturell ertragreiche und weit-, wie quergedachte Geschichten, musikalische Novellen, Beschreibungen von zarten Träumen und knallharter Wirklichkeit, vortragen zur prickelnden Konzertgitarre.

So kritisiert Mario im Eröffner von „Im Portrait“, „Du stehst am Fenster“ (im Original aus der Debüt-LP „Lieber allein als gemeinsam einsam“, 1977), überdeutlich diejenigen Personen, die andere Menschen ausschließlich nach Äußerlichkeiten be- und verurteilen. In eine ähnliche textliche Kerbe schlägt „Spiegelbild“ (aus der 1979er-LP „Unter der gleichen Sonne“): Darin skizziert Mario ernsthaft, aber gleichermaßen von einem feinsinnigen Sarkasmus durchzogen, ein überangepasstes, oberflächliches, hedonistisches Oberschichtsgirly, das eigentlich über kein eigenes Gesicht verfügt, sondern eben nur über ein grell geschminktes, zeitgeistig verzerrtes „Spiegelbild“.

„Wenn ich wüsste“ (1979), eine liebevolle Ad-Absurdum-Führung einer selbstdurchlebten Identitätskrise, oder „Lieber allein als gemeinsam einsam“ (1977), der zerbrechliche Lobgesang eines rastlosen Menschen auf die von diesem häufig freiwillig gewählte Einsamkeit, ertönen ebenfalls ‚live‘ aus sagenumwobenen „Onkel Pö“-Zeiten. Der „Traum“ (aus der 1981er-LP „Wind und Wasser“) ist ein wahrhaft verträumtes, märchenhaftes Liebesgeständnis an eben einen „Traum“ (bzw. an ein darin vorkommendes, wundersames Wesen), „Drinnen und Draußen“, Titelgeber der damals zeitgemäß sehr gesellschaftskritischen, teils durchaus pop-rockig ausgefallenen 1984er-LP, verbindet – im Liveformat dargereicht – letztlich Weltpolitisches mit Beziehungsfragen.

„Jeder malt ein anderes Bild von mir“ (aus der 1980er-LP „Hene & Band“) setzt sich einmal mehr mit der nur allzu schnellen, unüberlegten Bewertung von Menschen durch andere, ohne Tiefgang und intensiverer Beschäftigung mit den Gedanken und Einstellungen des Gegenübers, auseinander; der knisternde Blues „Die Krone der Schöpfung“ – mit herrlichem Fingerpicking, ‚live‘ gespielt im November 2007, bei einem Auftritt im Kieler „KulturForum“ – kritisiert menschlichen Übermut und übertriebenen Fortschrittsglauben.

Desgleichen in der Schleswig-Holsteinischen Landeshauptstadt entstand zudem die auf „Im Portrait“ berücksichtigte Aufnahme der so persönlichen, wie phantasievoll lyrisch ausgestalteten Liebesballade „Unser Tag“ (1979), die über das Aufwachen der Partnerin am Morgen eines Tages erzählt, der sich wohl als sehr glücklich und lebhaft erweisen dürfte. „Alltag“ (1981) hingegen analysiert – wortreich, atmosphärisch und abgeklärt – das graue Leben eines einstigen Liebes- und jetzt Ehepaares, das sich in wilden Zeiten kennen- und lieben gelernt hatte, bevor eine zähe Tristesse, eine zermarternde Gleichgültigkeit, in die Beziehung einkehrten, die in letzter Konsequenz – „aus Angst, sich zu verlieren“ (Textzitat) – dazu führen sollten, dass die beiden… heirateten!

Es folgen, gleichsam aus Kiel, das swingende, nächtlich-lakonische Blues-Couplet „Kalte Herzen“ (1991), der traurige, in sich gekehrte Abschiedsgruß „Schade“ (1981), der eher trotzig, gar ironisch mit dem Ende einer Partnerschaft umgehende 1982er-Titel „Mein Kaktus“ (aus der LP „Persönlich“), sowie die philosophische 1984-Betrachtung von Werden und Vergehen, „Verwelkte Rosen“.

Im August 2015, bei den Klangzauberern von „Acoustic Media“ in Freiburg, gänzlich neu eingespielt wurden die letzten sieben Lieder auf „Im Portrait“ (zum daran anschließenden Bonustrack äußere ich mich später). Hier wären zum Beispiel das abendlich-stille „Wilde Pferde“ (1979), die aufmunternde Aufforderung an einen lieben Menschen, „Bleib so frei“ (2012), das wohligwarme, nahezu andächtige und doch klanglich einwenig bluesangehauchte Liebeslied „Für Dich“ (1979) oder das nicht weniger innige und schwärmende „Wenn Du nicht wärst“ (1980) zu nennen. „Aufrecht“ (1982), eine Ode an eine ebensolche – eben ‚aufrechte‘ – experimentierfreudige und keinesfalls scheuklappenbehaftete Frau, die sich kein X für ein U vormachen lässt, die eindringliche Bitte an einen Freund, sich niemals aufzugeben, „Lass Dich nicht gehen“ (dto.), und das empfindsame Lebewohl an einen verstorbenen Freund, „Wir sehen uns wieder“, das zuvor noch nicht auf einem Tonträger erhältlich war, beschließen den offiziellen Teil der vorzüglichen Koppelung „MARIO HENE – IM PORTRAIT“. Exklusiv als Bonustrack stellte Marios ursprünglicher Entdecker, der Berliner Musikverlag Rolf Budde, die ultrarare, englische Version von „Lieber allein als gemeinsam einsam“, „Oceans in the Rain“, zur Verfügung, die bis heute noch niemals das Licht der Öffentlichkeit erblickt hatte, und vermutlich 1975 oder  1976 eingesungen worden sein muss.

„MARIO HENE – IM PORTRAIT“ ist für Freunde stiller, zurückhaltender und doch vor Energie, Dynamik und Leidenschaft nur so strotzender Musik, insbesondere von Gitarrenmusik, ein reiner Hörgenuss. Wer darüber hinaus gerne ausufernde, aber niemals überfrachtete, vielmehr regelmäßig den Kern der Sache punktgenau treffende Lyrik in wohlfeiler Darbietungsweise und Ausdrucksform mag, ist mit Marios aktueller Werkschau im entschlackten Akustikgewand vollst bedient. Kompositionen und Reime sind zeitlos, viele der besungenen Problematiken und Thematiken haben hinsichtlich ihrer Brisanz und Aktualität seit Entstehen nichts eingebüßt. „MARIO HENE – IM PORTRAIT“ ist natürlich nichts zum Nebenbeihören; es sei dem geneigten Rezipienten aus diesem Grunde aus ganzem Herzen empfohlen, sich nicht nur ganz genau in Marios Gedanken hineinzuHÖREN, sondern sich in dieselben hineinzufühlen, sich darin einzufinden und sich womöglich in nicht wenigen dieser vielschichtigen, mannigfaltigen Lieder sogar auch selbst wiederzuerkennen!

Holger Stürenburg, 12. bis 14. November 2016

http://www.mariohene.de/

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