DIE PRINZEN
Zur CD “Die Krone der Schöpfung”: Ein Gespräch mit den Prinzen!

Die Prinzen beweisen einmal mehr, dass sie nicht auf den Mund gefallen sind …:

 

 

 

 

Wie feiert man ein neues Album?

Sebastian Krumbiegel: Also ich gehe bei jeder neuen Prinzen-Platte in einen Laden und kaufe mir selber ein Exemplar. Dann wird noch eine Pulle Champagner besorgt und zur Feier des neuen Albums angestoßen. Das ist immer wieder ein erhebendes Gefühl für mich, einfach total geil. Damals vor dreißig Jahren die erste Prinzen- Platte „Das Leben ist grausam“ in der Hand zu halten war der Hammer. Und genauso fühlt es sich mit dem neuen Album „Krone der Schöpfung“ an.

Tobias Künzel: Ich finde es auch immer noch toll ein fertiges Prinzen-Album als Platte in der Hand zu halten. Und es ist cool ein Belegexemplar zugeschickt zu bekommen. So ein Paket von der Plattenfirma ist immer wieder etwas Besonderes für mich. Auch wenn die Platte dann meistens eingeschweißt im Regal stehen bleibt. Ich habe sehr viele eingeschweißte Prinzen-Alben. In diesem Jahr zum dreißigjährigen Jubiläum der Prinzen ein Album rauszubringen ist natürlich besonders schön.

Sebastian: Und wenn man nach fünf Jahren wieder ein Album macht kann man sich nicht sicher sein, ob die Leute einen überhaupt noch wollen. Aber an den Kommentaren im Netzt merkt man, dass wir da scheinbar eine Menge richtig gemacht haben.

Zum Beispiel?

Sebastian: Wir sind neue Wege gegangen, haben mit anderen Leuten geschrieben. Und sind sehr glücklich mit dem was dabei rausgekommen ist.

Tobias: Mit anderen zusammen zu schreiben fand ich auch immer gut.

Sebastian: Frank Sinatra hat nie etwas selber geschrieben, der war nur Interpret.

Tobias: Elvis Presley auch nicht.

Sebastian: Wir haben als Band schon so viel erzählt, dass wir manchmal das Gefühl hatten, dass wir eigentlich schon alles gesagt haben. Da ist es ganz gut sich mal von Außen helfen zu lassen. Wir wollen schon wie die Prinzen klingen aber nicht wie 1991 sondern wie dreißig Jahre später. Aber letztlich soll es zeitlos klingen, so wie unsere ersten Platten. Ich bin bester Dinge, dass wir das geschafft haben.

Tobias: Wir haben uns auch Gäste eingeladen, die mit einigen neuen Versionen unserer alten Songs auf uns geblickt haben: Jennifer Weist hat „Küssen verboten“ aus der Sicht einer Frau gesungen. Deine Freunde haben bei „Alles nur geklaut“ gesagt, dass eigentlich wir alle unsere Songs bei ihnen geklaut hätten. Und Die Doofen haben „Du musst ein Schwein sein“ in eine Polka verwandelt. Wir fanden das alles gut und haben die Sichtweisen unserer Gäste bei den Coverversionen übernommen.

Sebastian: Der Plan war den Gästen ein Bett zu bauen, in das sie sich reinlegen können, damit sie sich wohlfühlen. Zum Beispiel „Millionär 2021„ mit Eko Fresh und MoTrip, da habe ich den beiden gesagt, dass sie es zu ihrem Lied machen müssen, ihre Sicht auf die Dinge einfließen lassen müssen. Diese Leute da alle ran zu lassen war für uns total wichtig. Annette Humpe hat uns vor dreißig Jahren auch extrem geholfen, hat uns in Songs reingeredet, und wir haben auch richtig mit ihr gestritten. Aber das alles hat es dann voll gebracht.

Was hat euch Annette genau reingeredet damals?

Sebastian: Annette war mal bei einem Konzert dabei und stellte uns danach die Frage: „Wollt ihr weiter Kleinkunst machen oder wollt ihr Popstars werden?“ Damals haben wir in kleinen Clubs Kleinkunst gemacht, also A capella gesungen, zu fünft und ohne Mikrofone. Rückblickend war es ein großer Moment für uns, als Annette uns das fragte. Die Antwort, was wir wollten, war natürlich klar. Was Annette kann hatte sie ja schon mit Ideal bewiesen. Unter unsere Kleinkunstsachen wie „Gabi & Klaus“ hat sie dann zusammen mit dem Produzenten Andreas Herbig einen Groove gelegt. Bämm Bämm Bämm! Ihr anderer großer Einfluss aber war textlich. Annettes Spruch war immer: „Es muss charmant bleiben!“ Wir waren damals Anfang/Mitte zwanzig und wollten lieber über Schweinereien singen. So halb übers Ficken singen aber nicht ganz. Manches war eben so ein bisschen Altherrenwitz-mäßig. Und das fand sie total scheiße. Darüber haben wir uns echt gestritten. Aber sie hat sich dann durchgesetzt, ins das war gut so. Dass sie die Songs charmant gehalten hat, war ihr größter Einfluss. Und der Grund dafür, dass die Lieder heute noch eine Gültigkeit haben und sogar Fünfjährige die geil finden. Kinder kann man zu nix zwingen, die finden etwas cool oder nicht.

Erinnert ihr euch daran wie es war als der Erfolg kam?

Tobias: Ich habe damals Radio rund um die Uhr in Dauerschleife gehört, einfach um mich daran zu erfreuen, wenn wieder ein Lied von uns kommt. Ich habe sogar mitgezählt wie oft wir da laufen.

Sebastian: Was mit den Prinzen abging war ein völliger Flash, ein Wahnsinns Zirkus. Kurioserweise kam der Erfolg über Norddeutschland. Da nahmen ein paar Radioredakteure vom NDR einfach ungefragt „Mann im Mond“ und „Millionär“ ins Programm, als es noch gar keine Singles waren. Die waren einfach Fans der Musik und Radios waren noch nicht so formatiert, wie sie das heute sind. Da konnten Redakteure noch Hits machen. Jedenfalls, fragten dann immer mehr Hörer, was denn das sei.

Tobias: Wir hätten es jedenfalls nicht geschafft, wenn uns der ehemalige Rundfunk der DDR gespielt hätte. Es war wichtig, dass wir aus dem Westen zurück in den Osten gekommen sind. Im Osten hätten sie es damals nicht gut gefunden, dass wir eine Ost-Band sind, denn zu der Zeit haben die Leute da auch keine Spreewälder Gurken und keinen Rotkäppchen-Sekt gekauft. Alles was aus dem Osten kam war irgendwie komisch und anrüchig. Nach Norddeutschland kam Süddeutschland, Bayern, dann der WDR und so weiter. Wir sind also über den Westen zurück in unsre Heimat gekommen und waren dort dann die Heroes, die es geschafft haben. Was im Westen als gut befunden worden war wurde dann auch im Osten akzeptiert. Da hieß es dann plötzlich wieder: „Das sind unsere Jungs“. Wir waren die „Vorzeige-Erfolgreichen“! Und das ist im Osten nach wie vor ein Thema. Erst gestern sagte mir ein Kollege vom Fach, dass das wohl auch so bleiben wird, dass wir die „Jungs aus dem Osten“ sind.

Sebastian: Aber wenn sich jemand ein Album oder Konzertticket kauft machen die das nicht wegen der Herkunft. Am Ende zählt was du machst! Und Popmusik hat immer was mit dem Zeitgeist zu tun, den du triffst oder nicht.

Kein Mensch kauft eine Platte weil sie aus dem Westen oder Osten kommt. Dennoch hat Tobias Recht. Ein Thema ist unsere Herkunft immer gewesen. Ich erinnere mich bis heute an den Spruch eines Radioredakteurs aus dem Osten: Nur weil das Annette Humpe produziert hat ist es noch lange nicht gut.

Tobias: Trotzdem kaufen die Leute nur was ihnen gefällt.

Wie sehr habt ihr euch als Menschen in dreißig Jahren verändert?

Sebastian: Es gibt den schönen Spruch: Nur wer sich ändert bleibt sich treu. Wir haben uns alle in der Band verändert. Es haben sich Prioritäten verschoben. Wir haben alle Familien. Im neuen Song „Das sind wir“ singen wir ja auch darüber, dass wir uns zwischendurch mal gegenseitig auf die Nerven gegangen sind. Und angelogen und gestritten haben. Aber wir haben dann doch immer wieder zueinander gefunden und wenn wir zusammen singen ist alles wieder gut, und wir wissen was wir aneinander haben. Es gibt in jeder normalen Beziehung mal Stress, man muss einfach lernen konstruktiv damit umzugehen. Und bis jetzt haben wir das immer geschafft.

Nach dem Singen ist alles immer wieder gut?

Tobias: Es gibt schon Momente wo man merkt, dass singen verbindet und denkt, dass das alles vorher doch gar nicht so schlimm gewesen ist. Den Song „Das sind wir“ haben ja letztlich andere über uns geschrieben also Sebastian mit OK Kid, einer Band aus Köln. Und es war interessant wie die das sehen. Bands werden gerne romantisiert und das ist ja auch schön. Wenn ich manchmal zum Flughafen komme und jemand am Schalter fragt, wo denn die Anderen sind ist das doch schön. Andererseits wohnen wir ja auch nicht alle zusammen auf einem Bauernhof. Aber die romantische Sicht auf eine Band als Gang wollen wir den Leuten ja auch nicht wegnehmen.

Sebastian: Musik verbindet, da kann man sagen was man will. Und wir wissen was wir einander haben. Musik kann auch etwas Therapeutisches haben. Sowohl für den der sie macht als auch für den der sie dann hört.

Ihr wart als Jugendliche beide Mitglieder im legendären Leipziger Thomanerchor, in dem schon Johann Sebastian Bach wirkte. Was war das Wichtigste, das ihr da gelernt habt?

Sebastian: Musik! Also, so lapidar das klingt: Musik machen, Musik hören! Dazu die Literatur an Musik, die du im Kopf hast. Es ist phänomenal was wir da gelernt haben. Vor allem Bach haben wir da in verschiedenen Stimmlagen gesungen. Ich habe Bach im, im Sopran, Alt und später dann im Tenor gesungen.

Tobias: Ich in Alt und Bass.

Sebastian: Und das vergisst man alles sein Leben lang nicht. Neulich hörte ich zufällig was von Bachs H-Moll-Messe im Handy, was ein Bach Werk ist, das gar nicht so wahnsinnig bekannt ist. Ich kannte jedenfalls noch jeden Ton. Was wir da in jungen Jahren gelernt haben, kannst du so später auch nicht mehr lernen. Wir haben auch gelernt aufeinander zu hören. Thomaner können bis heute Bach im Schlaf mitsingen. Das ist wie Fahrradfahren, man verlernt es nicht.

Tobias: Andere merken schon, dass wir da einiges draufhaben. Wir singen aus dem Kopf nach Noten, Partituren, damit sich keine Stimmen doppeln, alles drei- vier stimmig bleibt. Andere machen es aus dem Bauch, weil sie keine Noten lesen können. Aber das ist überhaupt nicht wertend gemeint, denn letztlich sind es verschiedene Wege, die zum Ziel führen.

Stimmt eigentlich das Gerücht, dass es ein englisches Album von euch gibt?

Sebastian: Du wirst lachen, das gibt es tatsächlich. Nach dem „Küssen verboten“ Album haben wir mal ein paar Songs auf Englisch aufgenommen. Es waren sogar zehn Songs, genug für ein ganzes Album. Ich habe keine Ahnung wo das abgeblieben ist. Aber es ist vielleicht auch besser, ehrlich. Das war nicht wirklich unser Ding.

Tobias: Es waren Prinzen-Songs die wir vom Englischen ins Deutsche übertragen haben. Aber das nicht so richtig funktioniert. Wir sind schon sehr, sehr Deutsch.

Sebastian: Ich freue mich jedenfalls, dass ich ein Fan unseres neuen Albums bin. Ich gehe mit stolz geschwellter Brust raus und spiele es jedem vor. Tobias hat sich schon damals beim ersten Album darüber amüsiert, dass ich es nicht verstehen konnte, wenn jemand das nicht so gut findet wie ich.

Tobias: Wir sind wie das Bayern München der Popmusik: Wir sind sehr gut auch wenn nicht jeder Schuss ein Treffer ist.

Stehen die Prinzen in dreißig Jahren noch wie die Rolling Stones auf irgendeiner Bühne?

Tobias: Ich hoffe, dass ich in dreißig Jahren überhaupt noch am Leben bin.

Sebastian: Ich werde mein Leben lang Musik machen. So lange ich zucke.

 

 

 

 

 

 

Foto-Credit: Sven Sindt
Textquelle: lanz unlimited communications (Textvorlage)

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