HEINZ RUDOLF KUNZE
Das große Interview zu seiner neuen CD "Deutschland"!

Das ALbum kommt am Freitag (12.02.2016) in den Handel! 

Was erwartet uns auf dem Studioalbum „Deutschland“?  

14 neue Stücke, die von Gott und der Welt handeln. Aber auch autobiographische Stücke und Überlegungen über unser Land und die derzeitige Situation. Gefüllt mit Wehmut, Sarkasmus, Humor und aggressiver Ironie, also alle Gefühlslagen, die man mit Texten bedienen kann. Es ist ein musikalisch sehr dichtes und kompaktes Album, da wir, bis auf meinen Freund Martin Huch, auf Gäste verzichtet haben. Es ist wirklich ein Bandalbum, also wir fünf, wie wir so auch auf der Bühne stehen, haben es komplett eingespielt – ohne Streicher und Bläser und Ausflüge, die wir in der Vergangenheit alle schon durch hatten. Ich wollte das wirklich mal fokussieren und es möglichst einfach live umsetzen können, ohne zu große Abstriche machen zu müssen. Ich habe es dann nach einigem Zögern „Deutschland“ genannt, weil dieses Lied, welches von unserem Land handelt, als Nachzügler dazu kam und wahrscheinlich weil ich einen Paukenschlag-Titel gesucht habe und somit nun auch das Recht habe, nach 36 Jahren Arbeit zu sagen: „Ich mache eine „Deutschland“-Tour!“.     

Beschreiben Sie das Coverbild – Wie kam es zu diesem Cover?  

Das ist eine ganz normale, kleinbürgerliche, deutsche Wohnstraße, die mich sehr stark an die Straße in Osnabrück erinnert, in der ich aufgewachsen bin. Genau so ein Bild, aus der Mitte des normalen Lebens, wollte ich haben. Bei dem letzten Cover hatten wir ein sehr absurdes, collagiertes und zusammengestelltes Bild, welches an Surrealismus und René Magritte erinnerte. Deshalb habe ich mir mit Martin Huch zusammen gedacht, das können wir eigentlich gar nicht toppen, in die Richtung können wir gar nicht weitergehen, wir müssen das Ruder jetzt rumreißen und das genaue Gegenteil machen. Ein ganz normales Bild, so ähnlich wie The Kinks mit „Muswell Hillbillies“, wo sie einfach im Pub stehen und sich an den Tresen lehnen und ganz normale Leute um sie herumsitzen. Ich wollte eben nicht ein Bild nehmen von Neukölln oder München-Grünwald, also nicht die Extreme Schön/Hässlich, sondern das ganz Normale, aus dem ich auch herstamme. Ich bin Kleinbürger-Junge und Lehrerssohn, demnach sehe ich dieses Bild auch als Deutschlands Mitte und Lebensmittelpunkt. Das ist der Einfachheit halber in Hannover die Straße, in der mein Graphiker tatsächlich wohnt.           

Wie würden Sie das Album musikalisch beschreiben?  

Es kommen musikalisch wieder ganz viele Sachen vor, die aus meinem Hörbereich kommen. Ich höre zum Beispiel verschiedenartige Rockmusik, dennoch kann ich nicht alles was ich höre abbilden, denn da würde der Jazz fehlen, aber Jazz kann ich leider nicht. In der Rockmusik habe ich immer schon in allen Stilrichtungen gewildert, weil ich immer fand, dass meine Texte unterschiedliche musikalische Bebilderung und Ausführung brauchen. Da ich eine wunderbare Band, die sehr belastbar ist und alles kann, reize ich das auch gerne aus.      

Wie war die Zusammenarbeit im Studio mit Ihrem Produzenten Jens Carstens? 

Jens und mein damaliger Gitarrist Zoran Grujovski haben das letzte Album zu dritt produziert. Diesmal haben es Jens und ich zu zweit gemacht. Ich bin eigentlich ein großer Fan davon, das alles selber zu machen, wenn man eine klare Vorstellung davon hat, wie man die Songs machen möchte, ohne, dass jemand von außen dazukommt und die Sachen in eine Richtung drängt, die wir selber gar nicht wollten. Wenn man selber weiß, wohin die Reise gehen soll, dann macht man es am liebsten selbst. Jens und ich kennen uns schon sehr lange und verstehen uns sehr gut, wir arbeiten jetzt seit ca. 13 Jahren zusammen. Der Bassist ist genauso lange dabei, der Keyboarder noch länger, nur der Gitarrist ist neu. Das bringt im Studio eine sehr angenehme Atmosphäre von Instinktivität mit sich. Wir müssen nicht viele Kommandos austauschen, wir reden auch gar nicht viel. Meistens wissen die, was sie machen sollen. Ich muss nicht wie ein Kontrollfreak sagen „Bitte nicht so viel Bass, bitte nicht zu viel Hi-Hat am Schlagzeug“, sondern die Jungs machen zwei drei Angebote und Jens und ich suchen dann eine Variante davon aus. Die Komposition, die Form, die Akkorde, die Melodie und der Text stehen fest und wie die Jungs das dann aufgreifen, da kann ich mich dann eigentlich darauf verlassen.      

Wie viel Konzeptalbum steckt hinter dem Album „Deutschland“?

Unter einem Konzeptalbum verstehe ich eine Rockoper mit einem durchgehenden Handlungsstrang, das ist hier nicht der Fall. Man gewöhnt sich im Studio natürlich an eine gewisse Dramaturgie und wir überlegen lange, welche Reihenfolge sollen die Stücke haben, damit es für den Hörer eine gute Reise gibt. Wir sind ja noch altmodische Menschen, wir wollen, dass die Menschen die CD von vorne bis Ende durchhören und Spaß dabei haben.     

Was passiert im Musikvideo zu „Das Paradies ist hier“ und warum?

Ich glaube, so eine Zeile „Das Paradies ist hier“ ist sehr vieldeutig, da kann man sich viel darunter vorstellen. Insofern kann man auch viele Bilder uns Situationen sich darunter vorstellen. Ich finde Videos gut, in denen der erzählende Sänger sich etwas zurücknimmt und das Video lebendig wird und Gestalt annimmt. Das ist das Ziel dieses Videos – zu zeigen in wie vielen Lebenssituationen so eine Überschrift zutreffen könnte.     

Welche Songs des Albums sind ihre persönlichen Lieblingstracks und warum? 

Mit dem Wort Lieblingslied muss man immer ganz vorsichtig umgehen. Normalerweise weiche ich solchen Fragen auch aus. Das ist ganz komisch mit den eigenen Sachen, da  gibt es nicht gerade eine ewige Hitliste, sondern das hängt von vielen Dingen ab, zu welchem Lied man einen besonderen Bezug hat. „Der faule Trick“ ist mir sehr ans Herz gewachsen, weil ich dieses Bild eines müden, an sich selbst zweifelnden Varietee-Zauberers sehr mag, weil ich denke, dass man das direkt als Gleichnis nehmen kann für ein langes Leben in der Musik. Für diese ständige Sorge, die man hat – kann man dem Publikum genügend bieten, ist man vielleicht nur ein Scharlatan – was ist das den Leuten wert, wie gehen sie damit um, durschauen sie einen vielleicht sogar, haben sie den Trick verstanden – Hat man mehr als einen Trick, ist man mehr als ein One-Trick Pony?“. Das alles kann man eben schön in dieses Bild reinpacken. Es ist auch beabsichtigt, dass eine Phrase eine kleine Anspielung auf „Let It Be“ beinhaltet.  

Wo in Deutschland sind Sie geboren und aufgewachsen? Wie war Ihre Jugend? 

Ich bin geboren in einem Flüchtlingslager in Espelkamp-Mittwald in Ostwestfalen, dort habe ich aber nur die ersten drei Monate meines Lebens erlebt. Meine Eltern kamen aus dem Osten, eigentlich sogar aus der Hälfte der Stadt Guben, die nach dem Krieg zu Polen gehörte. Danach bin ich sehr oft umgezogen, den größten Teil meiner Kindheit und Jugend habe ich in Osnabrück verbracht. Bin nun seit 28 Jahren im Raum Hannover ansässig, weil ich damals meiner Arbeit und meinem Studio hinterher gezogen bin. Sonst wäre ich wahrscheinlich von Osnabrück direkt nach Berlin gegangen, aber das hat nie sollen sein.   

Wohnen Sie gerne in Deutschland? 

Ja, schon. Ich kann mir nicht so richtig vorstellen, wie einige Kollegen das ja machen, weit weg im Ausland zu wohnen und zur Arbeit dann hier rüber zu fliegen, obwohl ich mir theoretisch vorstellen könnte in Portugal, Irland etc. zu leben. Ich glaube, ich brauche doch den regelmäßigen Kontakt mit den Dingen hier – vor allen Dingen mit der Sprach.       

Möchten Sie mit den Songtexten Ihres neuen Albums provozieren? Worauf genau möchten Sie hiermit aufmerksam machen? 

Ich möchte eigentlich nie provozieren, ich bin immer ganz schockiert, wenn die Leute das von mir glauben. Das macht die Arbeit mit mir, ich selber bin überhaupt kein provokanter Mensch. Ich selber habe es gerne harmonisch und friedlich, aber meine Arbeit bringt manchmal Dinge ans Licht, an denen sich Leute reiben, aber das muss ich in Kauf nehmen, ich bin kein Stinkstiefel.     

Was prangern Sie an der deutschen Politik an? Was würden Sie anders machen? 

Schlauer als das Kanzleramt bin ich auch nicht. Es gibt viel Grund zur Sorge in der Zeit in der wir jetzt gerade leben. Es ist sicherlich die krisengeschüttelteste Zeit die Deutschland, nicht nur seit der Wende, sondern seit dem zweiten Weltkrieg, durchmachen muss. Wir stehen vor Problemen, die sich recht kurzfristig aufgetan haben, weil mein langfristig nicht hinschauen wollte – man hätte es schon lange ahnen können. Nun sind die Probleme da – wie integrieren wir ganz viele fremde Menschen auf einmal, wie viele kann ein Land verkraften, wie kriegt man eine lebbare Balance hin zwischen „Menschen schützen“ und „Menschen, die hier nichts zu suchen haben“?. Das ist eine schwierige Balancefrage und da habe ich mit dem Bundesinnenminister und Anderen durchaus Mitleid.   

Wer ist Ihr deutscher Lieblingspolitiker und wieso? 

Ich war schon ziemlich beeindruckt von Helmut Schmidt, wie so viele Deutsche. Da bin ich ein ganz normaler Zeitgenosse, weil ich seine nüchterne Art, sich selbst als ersten Diener des Staates zu begreifen, ziemlich imposant fand.     

Sie haben die Charity-Initiative „Musik hilft“ in die Welt gerufen. Wie kam dies, und was ist dies genau?

Ich dachte, irgendetwas muss ich tun und dachte „Schuster bleib bei deinen Leisten – kümmere dich um Musik, da kennst du dich aus“. Die Menschen, die da in ihren Lagern sitzen und auf ihre Zukunft warten, haben ja nicht nur das Problem, dass sie ein Dach über dem Kopf brauchen und etwas zu Essen und zu Trinken. Der schlimmste Feind ist glaube ich die Langeweile, wenn die da so aufeinander gepfercht hocken. Was tut man gegen Langeweile, da gibt es nicht viele Möglichkeiten – Sport und Kultur. Da dachte ich, erstmal rufe ich meine Kollegen auf, weil ich weiß, dass viele Musiker Instrumente haben, die sie nicht mehr brauchen und entbehren können. Dann kam ein Redakteur von der Zeitung in Hannover und meinte, wir können das doch auch auf „normale“ Menschen erweitern. Viele Menschen haben bestimmt Instrumente, von denen sie sich, für einen guten Zweck, trennen würden. So war es dann auch. Es sind viele hundert zusammen gekommen, die wir auch nach Anfangsschwierigkeiten verteilt haben. Zuerst gab es Probleme, weil uns viele Behörden sagten, wir sind so überlastet, wir können uns darum nicht auch noch kümmern. Dann haben wir aber mit Hilfe der Johanniter, Wege gefunden, sie dann doch noch zu verteilen. Inzwischen sind um die 600 Instrumente an Menschen geraten, die sich damit hoffentlich positiv die Zeit vertreiben.                  

Gehen Sie mit dem Album auf Tour? Wenn ja, wann?  

Die Tour zum Album wird im Herbst sein, das Album kommt ja im Februar. Im Sommer werden wir sicher noch ein paar Freiluft-Konzerte machen und Teile daraus vorstellen. Die eigentliche Tour ist erst im Herbst, denn Ende Herbst steht mir der schwere, symbolische 60. Geburtstag bevor. Bis dahin mache ich aber auch noch Soloauftritte, seit neuestem, ganz alleine. Eine Form, um die ich mich 35 Jahre lang herumgedrückt habe, ich habe mich ewig nicht getraut, ganz alleine auf die Bühne zu gehen. Ich hatte immer mindestens einen Musiker dabei. Jetzt mache ich das ganz alleine und das ist auch sehr beglückend. Das kann die anderen Musiker zwar nicht ersetzen, aber es ist eine schöne eigene Form.       

Was wünschen Sie sich für das Album „Deutschland“?    

Ich wünsche mir, dass viele Menschen das hören, dass es sie beschäftigt und ergreift und das Album für die Menschen relevant ist. Vor allen Dingen soll es Spaß bereiten, letztendlich bin ich ein Entertainer, zwar mit einer anderen Vorstellung von Entertainment, aber ich möchte die Leute nicht zuschütten mit Problemen, sondern ihnen eine Freude bereiten.      

Was wünschen Sie sich für sich selbst?       

Ich bin längst in einem Stadium angekommen, wo es mir völlig reichen würde, wenn alles so bleibt wie es ist. Wenn ich noch lange Musik machen darf, meinen Spieltrieb nicht verliere, meine Neugierde bleibt und ich wünsche mir Leute, für die ich es machen darf. Ich würde es wahrscheinlich sogar für mich alleine tun, aber schöner ist es schon, wenn jemand zuhört.   

Was wünschen Sie sich für das Land Deutschland?

Augenmaß. Besonnene Entscheidungen. Eine Demokratie, die sich nicht von ihren Grundwerten entfernt und eine Politik, der es gelingt, die besorgten und verstörten Menschen wieder einzufangen.  

Foto-Credit: Martin Huch

SMA / RCA Deutschland (Textvorlage)
http://www.rcadeutschland.de/
http://heinzrudolfkunze.de/steinvomherzen_website/

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