GUNTER GABRIEL
"Nicht ich bin der deutsche Johnny Cash, sondern Cash ist der amerikanische Gabriel!"

Wie dem auch immer sei … es ist in der Tat fast schon erschreckend, wie nah Gabriel dem Original kommt …: 

Da sitzt ein alter Mann im Halbdunkel, seitlich zum Beobachter, eine Gitarre in seinen Händen haltend und singt. Etwas brüchig, leise, eindringlich. „Ain`t No Grave“ – Nebel umwabert ihn. Es ist still. Das ist nicht nur ein Lied, das ist ein Statement. Der Mann ist Johnny Cash, die US-amerikanische Country Ikone, oft verkannt und falsch eingeschätzt, belächelt und leichtfertig abgetan, und der noch in seinem letzten Lebensjahrzehnt mit seinen American Recordings eine Brücke zwischen den Generationen, zwischen Alt und Jung baute. Und den am Ende seines Lebens sogar MTV für sich entdeckte.

Hello I`m Johnny Cash auf den Musical-Bühnen
 

Gunter Gabriel spielt Johnny Cash. Das sollte zweifelsohne die Paraderolle für den eckigen Sangesbarden aus Bünde / Westfalen sein. Viele Jahre schon singt er die Lieder der US-Country Ikone in deutscher Übersetzung und immer wieder bezeichnete man ihn als den „deutschen Cash“, was er gar nicht so gern hört: „Nicht ich bin der deutsche Johnny Cash, sondern Cash ist der amerikanische Gabriel!“ Nun steht Gabriel mit 68 Jahren zum ersten Mal auf einer Theaterbühne. Allein das ist eine riesige Herausforderung an den Sänger, ein Sprung „ins kalte Wasser“, mit dem er sich hier darstellerisch fast allein benetzt. Denn die tragende Rolle in „Hello I'm Johnny Cash“ ruht auf seinen Schultern, denn Gabriel ist Cash.

Es ist fast schon erschreckend, wie nah Gabriel dem Original kommt. Die Haare (natürlich eine Perücke), die authentische Mimik und Gestik, ja sogar die sprachliche Betonung, dazu die gesamte Erscheinung in schwarz. Gabriel tänzelt um sein Mikrofon, die Gitarre hochgezogen, fast schon unterm Kinn, und spielend im „Anschlag“. „I Walk The Line“. Es ist zunächst noch die Probe für das große, bald beginnende Konzert. Von Cash kommen immer wieder Zwischenrufe an die Technik, an seine Musikanten: „Spiel den Bass anders“, „Mach meine Stimme lauter“, „Bischen mehr Hall“ …  Dann schickt er die Musiker nach hinten, eine Rauchen. Er selbst setzt sich auf die Bühnenkante und spricht einen Monolog über seine Gitarre, die er über alles liebt und die Armeezeit in Deutschland. Da werden Erinnerungen wach. Ein wenig wehmütig denkt er an diese Zeit und singt noch einmal ganz für sich die guten alten Lieder von damals, „Goodnight Irene“ „I Hung My Head“ oder die so komisch klingende Nummer, die Elvis immer sang: „Muss i denn zum Städtele hinaus…“   

 

Gabriel und Cash

"Ich habe alle seine Lieder auf Vinyl, CDs und Kassetten, auf Notenpapier und unzähligen Schreibmaschinenseiten. Ich höre ihn morgens beim Rasieren und nachts auf der Autobahn. Ich war und bin Bewunderer seiner Kunst.“

 

 

Schon sein erster großer Plattenerfolg war ein eingedeutschtes Lied seines Idoles Johnny Cash: „Ich werd` gesucht“. Gunter Gabriel hat es 1973 einfach für sich adaptiert und auch deklariert. Kurze Zeit später hat er sein Idol sogar persönlich kennengelernt und es entwickelte sich sogar eine Freundschaft zwischen den beiden Künstlern, die so unterschiedlich sind, aber doch viele Gemeinsamkeiten besitzen.

Wie das Leben des US-amerikanischen Sängers verlief auch Gabriels Lebensgeschichte wie eine Achterbahn, eine pulsierende Sinuskurve, ein turbulenter Rodeoritt. Die Parallelität in den Lebenslinien von Gabriel und Cash ist manchmal schon verblüffend: Beide machen sich mit ihren Liedern zum Sprachrohr von Unterdrückten oder Randgruppen der Gesellschaft. Cash singt über Gefangene, Ureinwohner und die Eisenbahn, Gabriel über Trucker, Arbeitslose und immer wieder Frauen. Doch: Beide kommen mit ihrem schnellen Ruhm nicht klar. Bei Cash übernehmen Alkohol und Tabletten das Kommando, Gabriel trinkt, verliert Millionen und wohnt ein Jahrzehnt in einem Wohnwagen. Beide waren Anfang der 1990er Jahre auf einem privaten und künstlerischen Tiefpunkt angelangt. Was aber kaum jemand für möglich hielt: Beide konnten sich auch wieder aus diesem Sumpf nach oben arbeiten, sich befreien aus den Klauen der Drogen, der damit verbundenen Frustration und sie bahnten sich den Weg aus der künstlerischen Sackgasse.

"Mein erster Song in der Hitparade war ein Lied von Cash, geschrieben von Bob Dylan, der ein wenig von mir 'umgebaut' wurde. Ähnlich wie 'Folsom Prison', das von einem gewissen Jenkins geschrieben wurde und von Cash 'adaptiert' wurde. Cash sagte sich: diesen Kerl will ich kennen lernen, der so ähnliche Sachen macht wie ich. Was natürlich so nicht stimmte, denn er war weit über mir. Die Einfachheit, dass ich zu ihm nach Hause kommen konnte, hat mich begeistert. Daraus ist unsere Freundschaft entstanden. Es war ein großartiges Glück für mich."

 

Foto-Credit Gunter Gabriel (mit dem "Protest"-Zeichen – siehe oben): Marco Lang
 

AWP RECORDS (Textvorlage)
http://www.awmusic.de/
https://www.guntergabriel.de/

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