ANNEMARIE EILFELD
Die CD "Neonlicht" im Test von Holger Stürenburg!
Wie der Musikkritker das neue Album von Annemarie beurteilt…:
„Neonlicht“… wer mit diesem Begriff konfrontiert wird, der assoziiert damit Vokabeln, wie „Großstadt“, „Diskothek“, „Nachtleben“, ja auch „80er Jahre“, „Sektkelch“, „Cocktailbar“, „Yuppietum“, eine gewisse „Atemlosigkeit“, „Erotik“, weitläufige, nächtliche, gerne sommerliche „Schwüle“…
„Neonlicht“ ist unumstritten eine Begrifflichkeit, die unverbrüchlich mit „Party“, „Flirten“, „Urbanität“ verbunden ist… Ja, und vieles von dem, was einem bei der Wahrnehmung des Wortes „Neonlicht“ durch den Kopf geht, hat die Sachsen-Anhaltinische Sängerin ANNEMARIE EILFELD nun auf ihrem aktuellen Opus, das eben genauso betitelt wurde, wonach es auch klingt, nämlich nach „Neonlicht“, zu einem so fetzigen, wie in sich geschlossenen, aufputschenden, wie einfallsreichen Programm, bestehend aus elf brandneuen Liedern, drei Remixes ihrer letzten drei Singles und einem fulminanten „Hit-Mix“, kongenial und vortrefflich zusammengefügt. Die 25jährige Tochter einer Musiklehrerin und eines Bauunternehmers aus der Lutherstadt Wittenberg ad Personam apostrophierte ihre neue – insgesamt dritte – Silberscheibe in einem Interview mit Focus-Online geradeheraus als „eine bunte Reise verschiedener Emotionen“ – und genau dies trifft den Kern der Sache.
Die Lieder dieser ‚Tour d’Emotion‘ , die Annemarie Eilfeld auf „Neonlicht“, produziert von den Paderbornern Benjamin Brümmer und Christopher Gronau (u.a. Anna-Maria Zimmermann, Tanja Lasch, Marry), kess, pfiffig und überwiegend selbstverständlich mit der von ihr gewohnten, ordentlichen Portion jungmädchenhafter Erotik darbietet, sollen nun auch im Vordergrund dieser Rezension stehen. Ihre vieldiskutierte „DSDS“-Vergangenheit, manch Skandal und Skandälchen in den letzten Jahren oder ausufernde Debatten über untersagte/abgesagte Mallorca-Auftritte bzw. geplante, dann wiederum verworfene Erotik-Shootings mögen dagegen ausnahmslos auf der „bunten Reise“ der bzw. durch die Regenbogen- und Prominentenselbstdarstellungsblätter dieser Welt verbleiben.
Manche Titel von „Neonlicht“ haben die beiden genannten Produzenten aus Ostwestfalen-Lippe ersonnen, ab und zu hat wie schon oft zuvor die junge Künstlerin persönlich zur Feder gegriffen, in einigen Fällen erhielt sie sogar lyrische Unterstützung seitens des immer erfolgreicheren, jungen Hitschreibers Tobias Reitz, der schon für zig Schlagererfolge von z.B. Helene Fischer, Mireille Mathieu, Patrick Lindner oder Beatrice Egli in textlicher Hinsicht verantwortlich zeichnete.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser CD-Kritik, ist „Neonlicht“ soeben auf Rang 71 oder Offiziellen Deutschen Album Charts (ermittelt von GfK Entertainment) eingestiegen, was gleichbedeutend ist mit der allerersten Hitparaden-Notierung eines Annemarie-Eilfeld-Longplayers überhaupt. Dass diese propere Silberscheibe, die am 5. Juni 2015 bei TELAMO erschienen ist, so profitabel und ergiebig einschlägt, muss nicht als unerwartet überdimensionales Wunder bezeichnet werden, wenn man sich die energiegeladene, authentisch-offenherzige Ausprägung, die so liebevoll-jugendliche, vokalistische Umsetzung und die über weite Strecken partout geschmackvolle instrumentale Auskleidung der zumeist enorm druckvoll rhythmisierten, folglich jederzeit clubtauglichen Dance-Pop-Schlager näher und nachhaltiger zu Gemüte führt.
Als sogleich konstruktiv aufwiegelnder Eröffner vorliegenden Tonträgers dient die rasante, voranstrebende, geradezu glühend lodernde, bereits im März diesen Jahres vorab ausgekoppelte Disco-Orgie „Verliebt in das Leben“, woraufhin die bierblonde Annemarie „euphorisiert … im Takt zum Beat“ (Textzitate) durch das beschwingt illuminierte „Neonlicht“, den fraglos absolut hitträchtigen Titelsong ihres feurig brennenden Tanzbodenaufmischers im Albumformat, schwebt, tanzt, feiert und flirtet.
Modernes, rasendes, neonbeleuchtetes Disco-Schlager-Feeling versprühen gleichermaßen die so flinke, gehetzte, wie zauberhaft wehende, zum Outro sogar mit feinstem Akustikgitarren-Gezipre verfeinerte Aufforderung an des Lied-Ichs Liebsten „Komm mach die Augen zu“, das optimistische, radikal verliebte und juvenil überkandidelte Liebesgeständnis „Du machst mich vollkommen“ oder der augenzwinkernde, aufmunternde und mutmachende Tanzflächenfüller „Keine Panik“. Annemarie lädt uns zackig, knallig, entflammend und einheizend ein, mit ihr durch das neonlichtbestrahlte Nachtleben in „München – Hamburg – Köln – Berlin“ zu flanieren (Gelsenkirchen, hat sie vergessen; ist nicht nett, meint der unter meiner Wohnung ansässige, schlagerbegeisterte Blumenhändler; ich gebe dies an dieser Stelle mal so weiter ;)) und fordert ihre neue Liebe burschikos und sexy, erneut auf der klanglichen Basis einer schnellen, drallen, energetischen Dancefloor-Kreation, auf: „Schenk mir ein Lächeln“.
Die intime, sphärische Piano-plus-Synthesizer-Ballade „Ungesagt“, die erst in der zweiten Hälfte so richtig opulent und donnernd aus sich heraus bricht, hat Annemarie in Gänze eigenständig komponiert und getextet, im poppig-rockigen, durchaus aufreibenden, pulsierenden Balladen-Kontext verbleibt gleichsam das ebenfalls selbstgeschriebene Klangdrama „Herz aus Metall“. Zu voluminös, nervenaufreibend und rhythmisch-hämmernd, wirkt hingegen der allzu fette, deftig aufgekochte Dancefloor-Eintopf „Schlaf noch einmal mit mir ein“, einer, der wenigen nicht so gelungenen Beiträge der CD „Neonlicht“, deren offizieller Part mit der edlen, so wiegenden, wie flehenden, latent bluesigen Rockschlager-Ballade „Bleib bei mir“, die wiederum der kreativen Ader der Interpretin selbst entsprang, emotional, nächtlich und intensiv endet. Daran anschließend erklingen noch die drei Singlehits „Verliebt in das Leben“ (März 2015), „Wir sind Helden“ (Oktober 2014) und „Verloren, vergessen, vergeben“ (Januar 2015) in entsprechend discothekengerechten Neuabmischungen.
Annemarie Eilfeld, immerhin 2011, 2013 und 2014 mit dem begehrten smago!-Award ausgezeichnet, überzeugt auf „Neonlicht“ stimmlich und in Sachen Inszenierung und Darstellung, sie versprüht liebenswerten Charme, zweifellos eine gewisse luftig-leichte Bodenständigkeit und darüber hinaus das grundehrliche Ambiente einer selbstbewussten, gewitzten Disco-Queen. Sie lässt sich nicht mehr nur auf ihre ohne Frage attraktive blonde Mähne oder ihren keck-fordernden Blick reduzieren. Natürlich ist sie noch keine ‚deutsche Lady Gaga‘, noch keine ‚Donna Summer a.D. 2015‘ – sie beschreitet aber, gemeinsam mit ihrem Produzenten- und Songschreiber-Team, auf jeden Fall einen sehr aussichtsreichen und rentablen Weg in die Richtung einer eigenständigen teutonischen Dance-Schlager-Beat-Melange auf Bestniveau, jenseits von allzu bumsenden Fox-Untiefen und bierselig übertriebenem Mallorca-Ambiente. Auch die Texte, ob selbst ersonnen, von Tobias und/oder ihren Produzenten erdacht, sind durchwegs ansprechend, aufrichtig, gefühlvoll und vor allem ungekünstelt ausgefallen. Sie sind von den Altersgenossen der in den 90er Jahren sozialisierten Blondine ebenso gut nachempfindbar, wie seitens reiferer Jahrgänge der 70er- und 80er-Kinder. Allerdings – und dies mag ich als unverbesserlicher „Sprachfetischist“ keinesfalls verschweigen – verschluckt Annemarie bei der Intonation ihrer Lieder allzu häufig klangvolle und phonetisch schlicht notwendige Silben: So darf es in den davon abgesehen nachgerade sehr atmosphärischen und liebenswerten Reimen zu erwähntem knisternden Schleicher „Ungesagt“ NICHT und NIEMALS heißen „Ich will die Wörter fang“, sondern ist es vielmehr notwendig, auch konkret auszusprechen bzw. ‚auszusingen‘ „Ich will die Wörter FangEN“… oder „halten wir“ im Text der 2014er-Auskoppelung „Wir sind Helden“ bitte schön „zusammen“ und nicht nur RTL-II-Prolodeutsch-gemäß „zusamm“… Von solchen (im sonst ja allemal positiven Gesamtbezug allerdings eher geringfügig aufscheinenden) sprachlichen bzw. phrasierungs- und intonationsbedingten Fauxpasses abgesehen, bewegt sich Annemarie Eilfeld mittels ihres neuesten Albums „Neonlicht“ strikt und unaufhaltsam in einer guten, zielorientierten Entwicklung zu einer wahrhaftigen, neuen deutschen Disco-Königin voller Lebensfreude, Feierlaune und Liebeslust. Hier analysierte CD ist nicht mehr und nicht weniger, als eine lebensfrohe Liedsammlung zum Tanzen und Träumen, die einen nicht stillsitzen lassen mag und nur äußerst selten durch überzogene Rhythmisierung, zu drastische Beats oder zu grell-gleißende Arrangements die Ohren reiferer, gediegener, rustikalerer Hörerschichten unnötig belastet. Weitestgehend bietet „Neonlicht“ ein pures, generationsübergreifendes Hörvergnügen für aufgeschlossene Schlagerfreunde von sechs bis 60 (und, bei Belieben, gerne darüber hinaus!).
Holger Stürenburg, 17./18. Juni 2015
http://www.palm-records.de
http://www.annemarie-eilfeld.de/