((GERD)) KÖSTER & ((FRANK)) HOCKER
Die CDs "Rest Of I" und "Rest Of II" im Test von Holger Stürenburg!

Ein Leib- und Magen-Thema für den renommierten Musikgourmet Holger Stürenburg! 

Als die meisten musikinteressierten Bundesbürger zu schnellvergänglichen Scheußlichkeiten der Unart „Pump ab das Bier“ (Werner Wichtig), „All around the World“ (Lisa Stainsfield) oder „The Power“ („Snap“), abtanzten, die deutsche Zweistaatlichkeit und die 80er Jahre unisono unwiderruflich zu Ende gingen, die tönende Tradition jener coolen Dekade in den offiziösen Hitlisten höchstens noch „Depeche Mode“ („Enjoy the Silence“) oder „Roxette“ („It must have been Love“) aufrechterhielten und die deutsch gereimte Popmusik allgemein nicht so wusste, wohin sie wollte, ob man sie, verdammt noch mal, lieben sollte oder besser nicht, suchten sich die Musikgourmets jener Tage zwecks Genusses anspruchsvoller, spannender Klänge gerne solche Themen aus, die oft (oder sogar meistens) jenseits aller Hitparaden, Glitzermedien und MOR-Radio-Stationen angesiedelt waren. Ich war damals 19 Jahre alt und erinnere mich, dass mich seinerzeit, neben den damals neuen Werken der alten Helden ‚meiner‘ Dekade, z.B. „Mitteregger“, die vierte Solo-LP von Ex-„Spliff“-Schlagzeuger Herwig M., „X für e U“ von „BAP“ oder Roland Kaisers erste reale deutsche POP-, nicht mehr Schlager-LP „HerzZeit“, vor allem zwei Geheimtipps aus dem deutschen Sprachraum begeisterten. Dies waren der Weaner Bluesrocker „Ostbahn-Kurti“ (alias Willi Resetarits) mit seiner „Chefpartie“ – und die Kölsche Formation „THE PIANO HAS BEEN DRINKING“. Letztere hatten 1988, rein aus Spaß an der Freude, GERD KÖSTER, ehemaliger Sänger der herrlich provokativen Kölner Anarchorocker „Schroeder’s Road Show“ (erinnere, „Anarchie in Germoney“, 1978, „Bonn bei Nacht“, 1984) und Matthias Keul, einstmals bei Wolf Maahns „Food Band“ bzw. Wolfgang Niedeckens kurzzeitiger Solo-Begleitband „Die Complizen“ als Keyboarder und Pianist tätig, ins Leben gerufen, zu denen später noch Gerds Ex-Kollege bei der „Roadshow“, FRANK HOCKER, an der Gitarre hinzustieß.

Kurz und gut: Das Projekt „The Piano has been drinking“ hatte sich zum Ziel gesetzt, ein paar der bekanntesten und prägnantesten Songs des US-amerikanischen Underground-Heroen Tom Waits neu zu arrangieren, deren oft sehr feinsinnige und zugleich durchaus derbe, lebensnahe, oft bittere Texte in den Kölschen Dialekt zu übertragen und die oft auf den Schattenseiten der US-Metropolen spielenden Plots ironisch, augenzwinkernd und trotzdem mit viel Ernsthaftigkeit und künstlerischem Anspruch mit rheinländischem und domstädtischen Lokalkolorit zu verbinden. In der Bandheimat avancierte die zum Schluss auf über ein Dutzend Musiker uss Kölle am Ring angewachsene Truppe in Windeseile zu einem begehrten Live Act und galt sie bald im gesamten Rheinland als ultimativer Kult.

Da die Tom-Waits-Auslegungen von Gerd Köster & Co. in einem tief südstädtischen Cockney-Kölsch gehalten waren und man die musikalischen Umsetzungen – wie es ja schon bei den Waits-Originalen seit jeher der Fall ist – mit vollster Absicht weder radiotauglich, noch singlehitparadenkompatibel ausgestaltete, konnte man nördlich des Münsterlandes als gemeiner Musikkonsument kaum etwas von dieser genialisch-chaotischen Combo vum Rhing mitbekommen. Zum Glück hatte der „Musikexpress“, damals natürlich Stammlektüre eines jeden Musikinteressierten aus meiner Generation (heute längst nicht mehr!), in seiner Ausgabe vom Juni 1990 die erste selbstbetitelte LP der Kölner Band in der Rubrik ‚Neuerscheinungen‘ vorgestellt und positiv bewertet. So konnten auch norddeutsche Freunde intelligenter Klänge in rheinländischer Mundart auf das neuartige – und tatsächlich höchst aufregende – Tom-Waits-Tribute aufmerksam werden – und ich, spätestens ab Ende 1987 unwiderruflich enttäuscht von der Massenware der Charts, wandte mich somit den Kölner Tom-Waits-Verehrern und (zunächst) deren erster LP zu, die ab Frühsommer 1990 bei uns zu Hause rauf und runter lief. Besonders hatte es mir die Singleauskoppelung „Rude Jolf“ angetan, eine eingekölschte Interpretation von „Downtown Train“, im Herbst zuvor, 1989, von Rockgentleman Rod Stewart, unter der Ägide des britischen Bombastproduzenten Trevor Horn, zu einer großorchestral arrangierten Beinahe-Rock-Opernarie ausgewalzt, und nun ‚op Kölsch‘ von Gerd Köster und den Seinen wiederum in geregelte, gewohnte Straßen-Blues-Sphären geleitet. Umfangreichere Ausführungen darüber, dass ich im September 1990, als sich unser alter VW Passat Variant als schrottreif erwiesen hatte, meine Frau Mama letztlich dazu regelrecht nötigen wollte, als Nachfolgeauto einen realen „Rude Jolf“ zu erwerben, erspare ich dem geneigten Leser… dass es nachher (leider) doch ein grauer Opel Kadett wurde, lag ausschließlich daran, dass VW in demjenigen Moment, als unser alter Wagen hinüber war, über keinerlei Golf-Modelle vor Ort verfügte, der Passat aber schnellstmöglich, innerhalb weniger Stunden ersetzt werden musste, weshalb die (damals) in Rüsselsheim ansässige Konkurrenz den Zuschlag bekam…

Inzwischen ist ein Vierteljahrhundert vergangen, vill Wasser de Rhing eraff jelaufe, „The Piano has been drinking“ ist längst (seit 1993) Geschichte, aber Gerd Köster und sein musikalischer Partner Frank Hocker sind immer noch betriebsamer und eifriger denn je. Zwischen 1990 und 2015 sind beide unzählige Male im Raum Köln und darüber hinaus aufgetreten, sei es als „The Piano has been drinking“, als „Gerd Köster & Band“, oder seit 1996 bis heute als „Köster & Hocker“. Die in Köln-Ehrenfeld ansässige Plattenfirma GMO – The Label hat nun zwei proppevolle CDs unter dem Motto „Rest of I“ und „Rest of II“ mit solchen, häufig unveröffentlichten Live-Mitschnitten, u.a. aus dem Kölner „Küppers Club“, dem dortigen „Theater am Tanzbrunnen“, der „Musikhochschule Köln“, dem „Kölner Schauspielhaus“; der örtlichen Philharmonie, bei Auftritten in Brühl, Bergisch Gladbach oder bei den zwei legendären „Arsch huh – Zäng ussenander“-Benefizkonzerten 1992 und 2012, zusammengestellt, die für die Fans echter, ungekünstelter Blues-, Folk- und Rockklänge in tiefstem, urkölschen Dialekt die Erfüllung eines langgehegten Traumes bedeuten dürften.

Versehen mit auf Gerd und Frank angepassten CD-Coverbildern im Sinne der unschlagbaren „Guns’n‘Roses“-Hardrock-Highlights „Use your Illusion“ Part I & II, erzählen uns Proklamator und Texter Gerd, colonifiziert: Jächt, und Gitarrist Frank, desöfteren mal begleitet von Arno Steffen (u.a. „Zeltingerband“; „Triumvirat“, „L.S.E.“), Hans Süper jun. („Colonia Duett“), Jürgen Fritz („Triumvirat“) oder noch emsiger von Helmut Krumminga, dem langjährigen „BAP“-Gitarristen (und damaligem „Major“-Nachfolger) Helmut Krumminga, jeweils 17 Geschichten aus den Untiefen des Lebens enn Kölle, aus den dunkelsten Seiten der Nächte am Rhing, mal absurd, mal humorvoll, mal beißend zynisch, aber darüber hinaus fast immer sehr liebe- und verständnisvoll, stets verbunden mit viel Emotionalität, strikter Intensität und einem phantastischen Wortwitz, den allerdings vermutlich nur diejenigen unter uns verstonn, die einigermaßen des Kölschen Verzäll mächtig sind. Schlussendlich weisen die beiden Vollblutmusiker darauf hin, dass sämtliche Liveaufnahmen weder nachbearbeitet, noch ausgebessert wurden, dass mit Absicht keine chronologische Reihenfolge des „Liedergetümmels“ (Zitat) auf den zwei Silberscheiben praktiziert wurde und – natürlich –, dass es den beiden Urgesteinen der Kölner Rockszene eine große Freude bereitet, ihren engsten Fans – für breite Massen ist dreierlei anspruchsvoller Folkblues vum Rhing eh nicht geeignet – diese beiden vorzeitigen Weihnachtsgeschenke offerieren zu können.

Rund ein Drittel der auf „Rest of I“ und „Rest of II“ bedachten Konzertmitschnitte entstammen dem Zeitalter von „The Piano has been drinking“, ergo aus den Jahren 1990 bis 1993. D.h. wir hören mehrere famose Kölsche Lesarten von Tom Waits‘ düsteren Großstadtbluesballaden – stimmig, stimmlich und stimmungsvoll gleichermaßen, „met vill Hätz“ und im Live-Kontext noch originärer, dreckiger, als auf den entsprechenden Studio-LPs, in die Domstadt transferiert – sowie ein paar stilähnliche Eigenkompositionen, welchselbige in Sachen Qualität, Ausdrucksstärke und klanglicher Dichte den echten Waits-Inspirationen in nichts nachstehen.

Zu den berücksichtigten Waits-Explikationen zählen etwa das pianobetonte Wiedersehensepos „Schön Dich ze sinn“ („A Sight for Sore Eyes“, 1977), das gleich zweimal – von 1993 auf „Rest of I“ und von 2014 auf „Rest of II“ – zum Einsatz kommt, der knarzig-verräucherte Bar-Swing „Met Fremde kein Verdrääch“ („I never talk to Strangers“, 1977, hier im Duett mit der ‚kölschen Diva‘ Marion Radtke), der akkordeonbetonte, so flehende, wie eindringliche Gossenwalzer „Do kanns nix dofür (wenn Do dräums)“ („Innocent, when you dream“; 1987), der wunderschöne, lokalpatriotisch-urgemütliche Schepperfolk „En d’r Nohbarschaff“ („In the Neighborhood“, 1983) und natürlich – wie könnte man auch darauf verzichten? – der nächtlich-leidenschaftliche Lobgesang auf all die schnieken Vorstadtmädchen, in ihren rotbemalten Volkswägen… die hück Naach dobei sinn, enn ihrem „Rude Jolf“.

2006 hatte Maestro Waits den wehenden Countryblues „Long Way Home“ für sein gefeiertes Album „Orphans: Brawlers, Bawlers & Bastards“ aufgenommen; Jächt und Frank deuteten diesen atmosphärischen Titel 2014 auf ihrem letzten Studiowerk „Kumm Jank“ als „Ömwääch Heim“ um, den wir nun in einer ganz aktuellen Livefassung, 2015 aus dem „Max Ernst Museum“ zu Brühl, auf „Rest of II“ vernehmen können.

Ein weiteres Meisterwerk des großen Songpoeten Tom Waits findet sich ebenfalls auf „Rest of I“: Gerd hatte vor ca. 20 Jahren zu Protokoll gegeben, dass er sehr froh sei, ebenjenes grazile Kneipendrama niemals übersetzt zu haben, da dieser bluesige Verzweiflungsschrei schlussendlich lediglich im englischsprachigen Original funktioniere. So genießen wir „Tom Taubert’s Blues (Waltzing Mathilda)“, gesungen von Gerd, mit Frank an der Akustischen, Jürgen Fritz am Klavier und Rainer Winterschladen an der Trompete, in einer extremst intimen, gänzlich entschlackten, sechseinhalbminütigen Version mit englischer Lyrik, 1998 aufgezeichnet im „Küppers Club“ im Kölner Brauhaus.

Die bewegende Milieustudie „Ze vill Jepäck“ (Live 1992) stammt zwar auch aus der Ära des ‚trunkenen Pianos‘, ist aber eine stilähnliche Eigenkomposition, die neben all den kongenialen Tom-Waits-Sichtweisen op Kölsch keinesfalls negativ heraussticht oder gar abfällt, sondern letztlich dasselbe hohe Niveau aufweist, selbst wenn sie nicht am East River, sondern unge am Rhing ersonnen wurde. Gleiches gilt für die von Matthias Keul komponierte (und, klar, vum Jächt ad Personam betextete) stille Pianoballade „Düür en d‘r Wand“ (Live 1992).

Als das Kapitel „The Piano has been drinking“ 1993 beschlossen war, veröffentlichte Gerd Köster ein Jahr darauf den grandiosen, aber zu Zeiten schauriger Dancefloor-Eintönigkeit, dröhnenden Grunge-Rocks, beginnenden Deutsch-Raps und süßlicher Boygroups, leider vollkommen unbeachtet gebliebenen Kölschrock-Meilenstein „Alles im Griff“, der, trotz einer gleißend sarkastischen Rap-Vera*schung („Wat is dann mit Dir, Sportsfreund?“), fast ausnahmslos mit gnadenlosen, kölschen Blues- und Gitarrenrockgewittern aufwartete. Aus dieser raren Scheibe, finden sich der dralle, drastische Titelsong „Alles im Griff“ (Live 1997) und das feudale Blueschanson „Der Herr da im Spiegel“ (Live 1996), auf „Rest of I“. Das nicht weniger phänomenal ausgefallene Livealbum „Der Tanz um den Heiligen Bim Bam“, das einiges konzertär umgesetztes Material von „Alles im Griff“ präsentierte, mitsamt einiger feiner kabarettistischer Schmankerl, ließ schon vor knapp 20 Jahren erahnen, in welche musikalische Richtung sich Gerd Köster in Futuro weiterentwickeln würde. In inniger kreativer Zweisamkeit mit Frank Hocker ausbaldowert, erfolgten bereits 1996 die ersten Aufnahmen als überwiegend akustisch agierendes Duo „Köster & Hocker“. Aus dem Repertoire von dessen Debüt „Dreckelije Krätzje“ wurden für die beiden „Rest of“-Kollektionen der skurrile Gitarren-Country-Ragtime-Verschnitt „Wahnsinnig weede“ (Live 1996), die bedächtige Urlaubs- bzw. Aussteigersehnsucht nach der kleinen Baleareninsel „Formentera“ (Live 2012) und die urkölsche Folk-Moritat „Buure Säu“ (Live 2012) trefflich ausgepackt.

Zu denjenigen faszinierendsten Beiträgen auf „Rest of I“ und „Rest of II“, die überwiegend nach dem Millennium entstanden sind, müssen der fraglos very-Tom-Waits-beeinflusste Sauf-Blues „DeiDeiDeiDei“ (Live 2015), die latent jazzig-mediterran angehauchte Hedonisten-Parodie övver „D’r Jupp“, ‚dä Hirsch vum Salsa-Single-Club‘ (Live 2012), der sich stets immens cool und relaxed gibt, aber leider keine Frauen weinen sehen kann, weshalb er in Anbetracht derer immer selbst umgehend sentimental und jammrig wird, sowie die heimelige, gemütliche Ode op de „Vier Wäng“ eines kleinen Lokals oder das eher dunkel-ernsthafte Protestlied „Leis rieselt et Hätz“ (Live 2012)“ gerechnet werden.

Düster-betuliches, sacht resümierendes Chanson-Flair versprüht der stille, in sich gekehrte Rückblick „En nem janz bestemmte Leech“ (Live 2015); der staubtrockene, rein akustisch inszenierte Boogie-Blues „Dunn dat“ (Live 2012) experimentiert dagegen mit gallig-garstigen, satirischen Wortspielereien. „Für et Hätz un jäjen de Kopf“ (Live 2002) ist ein gitarrenlastiges, hymnenähnliches Gospel-Blues-Chanson kompaktester Machart, auf der Grundlage des traditionellen irischen Folkstandards „Cerrickfergus“, ‚versuchte‘ de Jächt 1998 im „Küppers Club“, zusammen mit erwähntem Jürgen Fritz und anderen Musikern, eine Kölsche Ausformung dessen namens „Dousend Joohr“, lauthals und bluesig zu intonieren, wurde dabei allerdings vom Leverkusener Kabarettisten Wilfried Schmickler („Mitternachtsspitzen“) urplötzlich harsch unterbrochen und so ironisch, wie vehement, dazu aufgefordert, derartige Schmachtgesänge künftig tunlichst zu unterlassen – womit „Rest of II“ ein monumentaler Schlusspunkt gesetzt wird.

Gemeinsam mit der erst 2011 begründeten, aktuellen Kölschrock-Band „Kasalla,“ hatte Gerd im „Tanzbrunnen“ den von ihm und Frank verfassten, treibenden Gitarren-Rock’n’Roll „Spille jonn“ vorgetragen, der zuvor vor einem Jahr auf der „Kasalla“-Live-DVD „Aff no drusse“ aufbereitet worden war und nun erstmals im CD-Format erhältlich ist; auf legerer Country-Basis vertonten „Köster & Hocker“ den vom im März 2015 76jährig verstorbenen Kölner Dichter und Liedschreiber Robert Pütz verfassten Text „Loss los“ (Live 2013, im Rahmen der Matinee „Kölschstunde“). Ebenfalls dem reichhaltigen Fundus von Pütz‘ Reimen entnommen wurde die stille Ballade „Karneval in Köln“, zu der Arno Steffen die gemächliche Melodie kreiert hatte (Live 2012). Im Rahmen eines bitterbösen Sprechgesangs aus der Sicht eines verbiesterten Spießbürgers, der den ganzen Tag nichts anderes zu tun hat, als am Fenster zu sitzen, der all seine Nachbarn auf dem Kicker hat und sich über jeden einzelnen neidisch, lästernd und oberlehrerhaft seine kruden Gedanken macht, findet die knapp sechsminütige Sozialanalyse „Rääch ze wisse“ (Live 2012) statt.

Im kabarettistischen Spektrum zwischen Couplet, Chanson und ironisch grell überzeichnetem Karnevalslied finden sich z.B. „Dreckelich“ (Live 1997), das im Original von Hans Süper sen. und dessen Gesangsquartett „De Vier Botze“ aus den 60er Jahren stammende Karnevalslied „Die Walberberger Feuerwehr“ (Live 2012), das von der Kölner Straßengesangsgruppe „Drei Laachduuve“ 1938 erschaffene, 1975 von „De Bläck Fööß“ wieder ausgegrabene Schnaderhüpfel „En d’r Kayjass Nr. Null“ (Live 2002, mit Tommy Engel, Hans Süper und Jürgen Fitz) oder „De Fleech“, eine 2012, mit vokalistischer Unterstützung von Hans Süper jun. ‚live’ aufgenommene Variation des gleichnamigen „Kölschen Krätzje“ des „Colonia Duetts“ aus dem Jahr 1980, wieder.

Das sentimentale, liebevolle Weihnachtslied über eine einsame „Hillje Naach“ an der Theke irgendeiner Südstadtbar hatte noch in der „The Piano has…“-Periode (Live 1993) seine Ursprünge, „Zwesche dä Daach“ (Live 2010) ist ein gesungener, trauriger Brief eines in Afghanistan stationierten Bundeswehrsoldaten, den dieser kurz vor dem Christfest an seine Eltern, weit weg im fernen Köln, schreibt und in dem er sinniert, wie es wohl wäre, wenn er „zwesche dä Daach“, also zwischen Weihnachten und Neujahr, bei ihnen in Deutschland sein könne, während der so rührselige, wie widerspenstige Gitarrenschleicher „Dä Boum vom letzte Johr“ (Live 2010) von den Gefühlen eines Witwers erzählt, der zum ersten Mal einen Weihnachtsabend ohne seine geliebte Frau ‚Annelies‘ verbringen muss.

Ob gefühliges Grübeln über emotionale Zustände in positiver, wie negativer Hinsicht, die ungeschönte, nicht selten beißend überzeichnete, ironische Darstellung menschlicher Schicksale, Charaktere, Eigenschaften, zu mal ruppiger, mal bluesbeladener, mal grell fröhlicher, oder melancholischer, in vielen Fällen rein akustisch gehaltener Musik – und all dies dargeboten in ehrlichem, kölschen Dialekt direk vun de Strooß – all dies ist auf „Rest of I“ und „Rest of II“  von „KÖSTER & HOCKER“ in bester Ausprägung geballt vorhanden. Beide üppig ausstraffierte CDs werden wohl in der kommenden „Hillje Naach“ unter so manchem Christbaum enn Kölle & Umgebung vorzufinden sinn.

Holger Stürenburg, 10. bis 14. September 2015
http://www.gmo-thelabel.com/
http://www.gerd-koester.de/jaecht/musik/koester-und-hocker/index.html

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