"SOUNDTRACK DEUTSCHLAND"
Holger Stürenburg über das Projekt "Soundtrack Deutschland"!
Auch benennt er seine persönliche Top 5-Liste aus der “Voting List” der ARD …:
Vorab: Die dreiteilige ARD-Serie „Soundtrack Deutschland“ hat mir per se sehr gut gefallen. Sie wirkte zwar oft recht schrill in der Aufmachung, beinhaltete aber m.E. eine gute, ausgewogene Mischung aus originärer Musik- und Zeitgeschichte, verbunden mit vielen relevanten, alten TV- und Videoaufnahmen. Das war durchaus ein spannendes Wiedersehen mit Szenen und Eindrücken, die gerade uns Kinder der 70er und 80er prägten.
Nun schaue ich eben auf die von Stephan Imming angesprochene „Voting“-Liste – na gut, früher, in der „guten, alten BRD“ hieß dies noch „Abstimmung“ oder ähnlich… – und kann seine kritische Anschauung darüber nur in aller Form teilen.
Recht wahl- und konzeptlos wurden hier fraglos bekannte Titel, die im Allgemeinen mit dem Begriff „Deutschland“ in Verbindung gebracht werden, zusammengetragen. Freddy und Reinhard Fendrich sind, bei genauem Hinsehen, gebürtige Österreicher, „Modern Talking“, „Scorpions“ und Lena singen englische Texte.
Die beiden Udos fehlen, was ich in beiden Fällen außerordentlich bedauere – Udo 1 hätte man mit „Griechischer Wein“ oder „Aber bitte mit Sahne“ ebenso berücksichtigen müssen, wie Udo 2, z.b. mit „Sonderzug nach Pankow“ oder „Horizont“. Mir fehlen – trotz aller meiner persönlich-familiären Schwierigkeiten mit Ost-Rock – eindeutig auch Titel von „Karat“, „Puhdys“ oder Ute Freudenberg. Die sind genauso „deutsch“ und auch „-sprachig“, wie Westernhagen, „Spider Murphy Gang“ oder Roy Black.
Ich denke, hier haben spätgeborene Möchtegern-Musikexperten im Redaktionsteam wahllos Titel, die einigermaßen nach „deutsch“ bzw. „Soundtrack Deutschland“ aussehen, ohne realen Sinn und Zweck zusammengetragen… sehe gerade, „Verdammt ich lieb Dich“ fehlt auch – also, bitte… 16 Wochen auf Rang Eins, mitten im Wiedervereinigungsgetümmel…
Dies ist m.E. ein „Voting“ (resp. eine Abstimmung), die vom Mainstream für den Mainstream gestaltet wurde. Ohne Nachhaltigkeit und historische Relevanz.
Wenn man sich dagegen die Titelliste der UNIVERSAL-Sechs-CD-Box zur TV-Reihe „Soundtrack Deutschland“ ansieht, kann – so denke ich – sowohl der Zeit- und Musikgeschichtler, als auch der Fan von verschiedenster Musik „Made in Germany“ durchaus zufrieden sein. Ich weiß nicht, ob ich jemals ein Rezensionsexemplar dieser Box bekomme – wenn ja, fällt meine Kritik auf jeden Fall mit „Daumen nach oben“ aus!
Zum Schluss nun meine ganz persönliche „Top 5“-Liste aus der vom Kollegen Imming zurecht harsch kritisierten „Voting List“ der ARD:
1. „Heimweh“ – Freddy Quinn
2. „Ein Bett im Kornfeld“ – Jürgen Drews
3. „Skandal im Sperrbezirk“ – Spider Murphy Gang
4. „Mensch“ – Herbert Grönemeyer
5. „Ganz in Weiß“ – Roy Black
Holger Stürenburg
http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/soundtrack-deutschland/index.html