"OFFIZIELLE DEUTSCHE CHARTS" (Gfk Entertainment)
Charts-Analyse: GfK-Charts 24. KW (17.06.- 23.06.2016)!
smago! exklusiv vorab: Stephan Immings Charts-Besprechung zu den GfK-Charts per 24.06.2016!
Sie haben es tatsächlich geschafft – die „Böhsen Onkelz“ haben ihre Fans per Umfrage befragt, ob ihr Hockenheimer 2015er Konzert auf DVD veröffentlicht werden soll – die Fans haben begeistert zugestimmt. Die Entscheidung war offensichtlich richtig, die umstrittene Band hat mit dem Mitschnitt „Böhse für’s Leben – Live am Hockenheimring 2015“ die Spitzenreiterposition eingenommen – wem’s gefällt… Eins steht fest: Damit erhalten die Böhsen Onkelz den „Nummer-1-Award der Offiziellen deutschen Charts“ ausgehändigt, einen Preis, der vom GfK in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Musikindustrie verliehen wird – es bleibt abzuwarten, ob z. B. Kevin Russell den Preis entgegen nehmen wird. Die gleichen Preisstifter, die kürzlich „Freiwild“ mit einem Echo dekoriert haben, ehren nun die „Böhsen Onkelz“. Es ist schon erstaunlich – solche Auszeichnungen zu verleihen, damit haben die Entscheidungsträger kein Problem – überschritten wird deren Grenze erst, wenn Helene Fischer für das gleiche Album schon wieder einen Echo bekommen soll – ein Schelm, der Böses dabei denkt…
Die im Mittelalter-Rock-Genre aktive Band Saltatio Mortis hat mit ihrer Hit-Zusammenstellung „Licht und Schatten – Best Of 2000-2014“ wie erwartet die Top-10 geknackt.
Bemerkenswert ist der Erfolg der Dauerbrenner Udo Lindenberg, dessen Album „Stärker als die Zeit“ sich auch in der achten Platzierungswoche hartnäckig noch immer in den Top-5 hält sowie der von Ronny, der nur ganz daran vorbeigeschrammt ist, erneut die Top-20 zu erorbern.
Die Wiener Version des Musicals „Mozart“ von Dr. Michael Kunze und Sylvester Levay hat es in die Top-30 geschafft. „Mozart! Das Musical. Live aus dem Raimundtheater“ erfreut nicht nur Musicalfreunde, obwohl teilweise vom typischen Musical-Sound abgewichen wurde.
Bis heute gilt Rolf Zuckowski als DER Star der Kindermusik-Szene. Der Pionier dieses Genres hat diesen Ruf sicher zurecht. Wenn man sich aber die CD-Verkaufszahlen anguckt, dürften Simone Sommerland und Karsten Glück aus Wetter an der Ruhr den Hamburger wohl inzwischen überholt haben mit ihrer gigantisch erfolgreichen Serie „Die 30 besten…“. Aktuell haben „Die 30 besten Urlaubs- und Sommerlieder“ es erneut in die Top-50 der Album-Hitparade geschafft – erneut ohne jegliche mediale Präsenz, großartige Werbung, sondern dem Anschein nach nur über Mund-zu-Mund-Propaganda.
Keine Woche ohne Neueinstieg eines Albums aus dem Rap-Bereich. Diesmal hat es Omik K. geschafft mit seinem Album „Karma“ – allerdings verfehlte er die Top-50 knapp.
Mit seinem wohl eher als überflüssig einzustufenden aktuellen Album „Der ultimative Wendler-Hitmix“ hat die Michael Wendler, die „Faust des deutschen Schlagers“, leider nicht richtig zuschlagen können. Hitmix-Alben wurden von ihm bereits mehrfach veröffentlicht, und das neue Lied „Tanzen ist Träumen“ (unter Bezugnahme auf die Teilnahme an der TV-Show „Let’s Dance“) passt weder zum Konzept der CD, noch ist es sonderlich originell. So fällt der vorübergehende Abschied vom Wendler, der ja beabsichtigt, in die USA zu emigrieren, zumindest leicht. Die CD ist sehr deutlich NICHT unter die ersten 50 gekommen (selbst Top-60 blieb verwehrt).
Bei den Singles herrscht nach wie vor das Fußballfieber, da wurden lediglich die Plätze etwas vertauscht, so dass z. B. Mark Forster mit seinem ZDF-Song „Wir sind groß“ auf Platz 3 und damit quasi „auf dem Podest“ steht. Bemerkenswert ist, dass Herbert Grönemeyers EM-Song „Jeder für jeden“ aktuell nicht mehr in den Top-30 ist.
Vorschau: Die Mittelalter-Rocker von „In Extremo“ bringen mit „Quid pro Quo“ ein neues Album heraus, mit dem sie laut Eigenaussage „ihr eigenes Best Of“ geschrieben haben. Diese Aussage hat mich kürzlich zur Annahme verleitet, es handele sich um ein tatsächliches „Best Of“-Album, dem ist aber nicht so. Wobei – es sind schon viel versprechende Lieder auf der neuen CD, die u. a. als Vinyl-LP und als Fanbox zu haben ist, zu finden – „Lieb Vaterland, magst ruhig sein“ – dieses Gedanken hat sich Udo Jürgens schon 1971 angenommen. Und die ausgekoppelte Single „Sternhagelvoll“ – gab es als Thema schon vor rund 80 Jahren, als Willy Schneider „Kornblumenblau“ zum Hit machte.
Die Hannoveraner Band „Arktis“ bewegt sich laut eigener Aussage „im weiten Spannungsfeld harter, moderner Musik.“ Andere Stimmen sehen die Gruppe in Genres wie Metal, Punk/Hardcore oder Rock. Eins steht fest – mit der Kölner Rockband gleichen Namens aus den 1970er Jahren besteht wohl keine Gemeinsamkeit. Wie dem auch sei – die Gruppe hat eine neue Doppel-CD namens „Meta“ veröffentlicht. Auf CD 1 finden sich neue Eigenkompositionen, auf CD 2 gibt es Coverversionen im Arktis-Stil zu hören (der Titel „Flash mich“ wurde schon im Internet vorgestellt, Original-Interpret Mark Forster war begeistert und hat das Lied auf seiner Facebook-Seite geteilt).
Die 1999 gegründete bayrische Kabarettgruppe „Da Huawa, da Meier und I“ sieht sich augenzwinkernd als „Bayerische Boygroup“ und legt mit „Zeit is a Matz“ ein neues Album vor.
Die Düster-Rocker von „Illuminate“ haben nach sieben Jahren auch eine Neuproduktion vorgelegt. Auf „Ohne Worte 2“ hat die Karlsruher Gruppierung um Johannes Berthold neun Instrumentaltitel im Dark-Wave-Stil miteinander verknüpft, man greift damit eine Idee auf, die sieben Jahre zuvor bereits zum Erfolg geführt hatte.
Auch die Düsseldorfer Rockband „Krupps“ knüpft an alte Zeiten an. Bereits 1981 wurde das bemerkenswerte Album „Stahlwerksinfonie“ ein Erfolg, an den man nun mit „Stahlwerkrequiem“ anknüpfen will.
Dem Rap-Genre zugehörig ist der niederländische Rapper mit dem originellen Namen „Johnny Pepp“, dessen neues Album den harmlos klingenden Namen „Für die Familie“ trägt – ob das Album wirklich so familienfreundlich ist, daran darf angesichts von Titeln wie „Ermordet“ und „Hi Hater“ gezweifelt werden.
Freunde des „gehobenen Schlagers“ werden sich über die Hit-Zusammenstellung „Ballermann Hits“ freuen, dessen 2016er Ausgabe (passend zum 10-jährigen Jubiläum des „Ballermann-Awards“, den Goldstar-TV am kommenden Wochenende als Mitschnitt ausstrahlt) nun vorliegt. Die üblichen Verdächtigen (Mickie Krause, Peter Wackel, Tim Toupet) sind mit ihren aktuellen Popschlagern am Start, wobei das Thema Alkohol in dieser Saison wohl besondere Bedeutung zukommen (Krause: „Finger weg (Sachen ohne Alkohol)“, Wackel: „Endlich wieder Alkohol“).
Stephan Imming, 24.06.2016 (für www.deutschesmusikradio.de)
http://www.gfk-entertainment.com/
http://www.officialcharts.de