JÜRGEN MARCUS
Jürgen Marcus – Leben und Werk!

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Der am 06.06.1948 (manche Quellen nennen fälschlicherweise 1949 als Geburtsjahr) in Herne geborene Jürgen Beumer machte als Schlagersänger unter dem Namen JÜRGEN MARCUS Karriere. Jürgen ist der zweite Sohn des „Eisenbahners“ Willi und seiner Frau Agathe Beumer, sein älterer Bruder wurde unter dem Namen Hans-Werner geboren.

Er absolvierte nach der Schule eine Ausbildung zum Maschinenbautechniker und wollte später Ingenieur werden. Während seiner Ausbildung tourte  er über drei Jahre lang als Mitglied einer Amateurband namens „Crashes“, aber auch als Solo-Sänger durch das Ruhrgebiet und trat in Beat-Clubs auf. 1967 siegte er mit den „Crashes“ beim European-Festivals in Brüssel.  1968 und 1969 nahm er beim damals sehr bekannten Beat-Festival von Recklinghausen erfolgreich teil.

Schließlich bekam er im Oktober 1969 das Angebot, die Hauptrolle (Wassermann „Claude“) in einer deutschen Aufführung des Musicals „Hair“  zu übernehmen. Jürgen Marcus kam so hervorragend an, dass er Schallplattenangebote bekam, die er aber zunächst ablehnte, weil die angebotenen Titel nicht seinen Vorstellungen entsprachen.

Während seiner Tournee mit „Hair“ kam er auch nach Berlin, wo Klaus Buhl, der damalige Manager von Michael Holm, Jürgen Beumer mit dem Erfolgsproduzenten Jack White bekannt machte. Dieser schickte Jürgen auf eigene Kosten zum Zahnarzt (Zitat „mir fiel auf, dass er fast schwarze Zähne hatte“) und gab ihm den Künstlernamen „Jürgen Marcus“  (Zitat „, wobei ganz wichtig war, dass Marcus mit „c“ geschrieben wurde“). Mindestens genau so wichtig war bei der Wahl des Künstlernamens wohl auch die bestehende Verwechslungsgefahr mit dem Namen des damals populären Eiskunstläufers Hans-Jürgen Bäumler, der ähnlich klingt wie Jürgens bürgerlicher Name (Jürgen Beumer).

Jack White nahm den Sänger unter Vertrag und produzierte 1970 dessen erste Single „Nur Du“, eine deutsche Version des damals populären internationalen Simon & Garfunkel-Hits „El Condor Pasa“. Wenngleich das kein gigantischer Hit wurde, setzte sich die Platte gegen ca. 20 weitere auf dem Markt befindliche deutsche Coverversionen dieses Welthits gut genug durch, um mit Zuversicht in ähnlichem Stil („modisch in der Hippietradition stehender Liebesapostel“) weiterzumachen.

So wurden in der Folgezeit die Songs „Du bist mein ganzes Leben“ (1970), „Nur Liebe zählt (Adaption der klassischen „Perlenfischer“ von Georges Bizet; 1971; den Titel nahm Jürgen sogar auf Englisch auf („In Search Of You“)) und „Warum kann ich Deine Liebe nicht vergessen?“ (Deutsche Version des Bee-Gees-Klassikers „Massachussettes“; 1971; Text: Fred Jay).

Wenngleich der geborene Herner die beiden letztgenannten Songs in Dieter Thomas Hecks ZDF-Hitparade vorstellen konnte, blieb der ganz große durchschlagende Erfolg der Jack-White-Produktionen noch aus.

Parallel übernahm Jürgen Marcus neben später arrivierten Leuten wie Ron Williams, Su Kramer und Julia Migenes die Hauptrolle in der im Pop-TV-Oper  „TRIP“ (ORF-Produktion) von Fatty George und Silke Schwinger (in Zusammenarbeit mit Prof. Fuchs in Wien).  In dieser für den Salzburger Opernpreis inszenierten Pop-Oper ging es um einen religiösen Verführer und Drogen – in den 70er Jahren ein brandaktuelles Thema.

Mit seinem in Deutschland (Platz 2 der Single-Charts) erfolgreichsten Riesen-Hit „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ (1972) begann dann für Jürgen Marcus endgültig buchstäblich ein neues Leben. Jürgen Beumer, Horst Nußbaum und Friedrich Alex Jacobsen alias Jürgen Marcus, Jack White und Fred Jay haben mit diesem Schlager mitten ins Herz der Schlagergemeinde getroffen – es entstand ein Evergreen mit bis heute anhaltender Popularität. Neben der ersten von bemerkenswerten insgesamt acht Nummer-Eins-Platzierungen in Hecks Hitparade durfte er nun auch in den ganz großen TV-Shows wie der „Starparade“ auftreten und wirkte 1972 sogar in dem Jack-White-Portrait-Kinofilm „Heut hau’n wir auf die Pauke“  mit. (Auf diesen Film wurde bereits in der „Schlager-Rückblick“-Reihe im Zusammenhang mit Tony Marshall eingegangen).

Es begann eine Reihe von überaus erfolgreichen Jahren mit großen Schlager-Erfolgen  und vielen Auszeichnungen (u. a. wurden 15 Goldene Schallplatten, vier Bravo-Ottos, vier Löwen von RTL und die Goldene Europa der Europawelle Saar verliehen. 1975 wurde er neben Richard von Weizsäcker und Frank Elstner zum bestgekleideten Mann Deutschlands gewählt. Selbst international räumte der Frauenschwarm  Preise ab, z. B. den „Valentino d’Oro“ (1974) in Rom und das „Heilige Kreuz von Jerusalem“. 1972 erschien in Sinai sogar eine Sonderbriefmarke mit Jürgen Marcus‘ Bild.)

Jürgen Marcus‘ Bruder Hans-Werner Beumer musste seinen prominenten passionierten NICHTautofahrer-Bruder schon mal 8.000 km durch Europa kutschieren in dieser Zeit.

Gleich der Nachfolge-Hit  von „Eine neue Liebe…“, „Ein Festival der Liebe“, avancierte erneut zum  Super-Hit mit bis heute anhaltender Popularität, so wurde die Textzeile gleich mehrfach  für den alljährlich in Hamburg stattfindenden „Schlagermove“ als Motto gewählt. Die beiden genannten Hits werden bis heute erfolgreich von Kult-Schlagersängern wie Guildo Horn und Dieter Thomas Kuhn gecovert. Böse Zungen behaupten (es ist ja auch nicht zu überhören), dass Elemente des heutigen Superhits von Helene Fischer, „Atemlos“, (gemeint ist hier das für beide Songs charakteristische „oohoo, oohoo“)  sich schon 1973 in Marcus‘ Hit „Ein Festival der Liebe“ wiederfinden. Allerdings lebt Marcus‘ Schlager (im Gegensatz zu dem von Helene Fischer) musikalisch u. a. auch von dem langen von Jürgen Marcus übersungenen Schlagzeug-Solo. Für den Song erhielt er den Goldenen Löwen von RTL.

Der kommerzielle Erfolg des „Festivals der Liebe“ (Platz 3 der deutschen Single-Hitparade) könnte auch mit dem Einsatz des Liedes im erfolgreichen Schlager-Kinofilm „Blau blüht der Enzian“ zusammenhängen.

Die Hit-Serie wurde ohne Unterbrechung fortgesetzt – ebenfalls 1973 wurde „Schmetterlinge können nicht weinen“ veröffentlicht – mit diesem Song hatte Jürgen Marcus interessanterweise seinen größten Erfolg in Österreich – und das, obwohl Jürgen Marcus später in einem Interview zu Protokoll gab, dass er das Lied habe partout nicht singen wollen, es dann aber doch auf Jack Whites Druck hin getan habe, wobei der mit Pathos gesprochene zwischenzeitliche Sprechgesang der eigentlich flotten Nummer („Wie viele Menschen haben genau das gleiche auch schon erlebt?…“) schon fast an Realsatire grenzt.

Im Jahr 1973 erhielt Marcus die Goldene Europa der Europawelle Saar und den Bronzenen Otto der Jugendzeitschrift Bravo.

Der erste 1974er Erfolg Jürgen Marcus‘ war „Irgendwann kommt jeder mal nach San Francisco“. Bewusst oder unbewusst besang der heute offen homosexuell lebende Sänger quasi DAS damalige Schwulen-Mekka der Vereinigten Staaten.

1974 nahm Marcus einen ersten Anlauf, am Grand Prix Eurovision teilzunehmen mit dem zum Wettbewerb  passenden Titel „Der Grand Prix d’Amour“. Die Jury unter dem damals zuständigen Hans-Otto Grünefeldt  vom Hessischen Rundfunk entschied sich aber lieber für Cindy & Berts „Sommermelodie“ – im Nachhinein weiß man, dass das (wie so oft bei solchen Juryalleingängen) keine weise Entscheidung war. Im Gegensatz zum Eurovisions-Beitrag landete Jürgen Marcus einen Top-30-Erfolg. Lt. seiner Aussage (Quelle: Eurovisions-Buch „Ein Lied kann eine Brücke sein“ von Jan Feddersen) bewarb sich Jürgen übrigens auch mit den Songs „Wunder der Liebe“, „Sternstunden der Liebe“ und – man höre und staune – „Auf dem Karussell fahren alle gleich schnell“ (späterer großer Hit) – aber der damals zuständige Hessische Rundfunk  lehnte sowohl seine Vorschläge als auch die der aus Cindy und Bert und Anne-Karin bestehenden Konkurrenz ab, wobei der Legende nach auch Cindy und Berts Titel „Spaniens Gitarren“ durch das Raster fiel. Erst nachdem weitere Songs eingereicht wurden, entschied man sich gegen Jürgen Marcus‘ „Grand Prix d’Amour“ und für Cindy und Berts „Sommermelodie“, die in dem Jahr gegen ABBA nicht den Hauch einer Chance hatte.

Mit „Ich hab‘ die Liebe nicht erfunden“ endete das Jürgen-Marcus-Jahr 1974. Den Song stellte er im November des Jahres in der ZDF-Hitparade vor und konnte sich erstmals seit langem damit nicht platzieren.

Am 3. Februar 1975 beschloss Jürgen Marcus, an der Vorausscheidung zum Grand Prix Eurovision namens „Ein Lied für Stockholm“ teilzunehmen mit dem von Jack White komponierten Lied „Ein Lied zieht hinaus in die Welt“. Wenngleich Joy Fleming mit ihrem Epos „Ein Lied kann eine Brücke sein“ den Wettbewerb aufgrund einer Jury-Entscheidung gewann, hatte Jürgen Marcus mit seinem Lied trotz des enttäuschenden 9. Platz bei der Vorentscheidung  den weitaus größeren kommerziellen Erfolg beim „echten“ Publikum. Es wurde einer seiner größten Hits und wurde lange Zeit später über viele Jahre als Eröffnungslied von Dieter Thomas Hecks Erfolgs-Show „Superhitparade – Galaabend zu Gunsten der deutschen Welthungerhilfe“ genutzt.

Für den Song „Ein Lied zieht hinaus in die Welt“ erhielt Jürgen Marcus im Herbst 1975 den „Silbernen Löwen“ in der Dortmunder Westfalenhalle und war damit zu der Zeit der „erfolgreichste Löwen-Sammler der letzten fünf Jahre“, konnte allerdings vor 40 Jahren mit diesem Song nicht an Udo Jürgens‘ Mega-Hit „Griechischer Wein“ vorbeiziehen.

Dennoch war 1975 für den frisch gebackenen „Bravo-Bronzener-Otto“-Gewinner  ein bedeutendes Jahr, weil er am 03. April 1975 mit seiner Personality Show „Einer für Viele“ (so der Name der Show) „Premiere“ (so der Name der LP zur Show) feierte – flankiert von wichtigen TV-Shows wie der ZDF-Hitparade, die er mit dem Lied, das in die Welt hinauszieht, gewann, aber auch Ilja Richters Disco und der ZDF-Drehscheibe. In dieser Zeit wurde der Versuch gestartet, ihn als neuen deutschen Entertainer zu etablieren. Er selbst tat damals kund, er wolle „keine Eintagsfliege sein. Ich möchte einen festen Platz in der deutschen Unterhaltungsbranche einnehmen etwa so wie Udo Jürgens oder Peter Alexander“.

Das deutsche Institut für Herrenmode in Köln ernannte Jürgen 1975 wie erwähnt übrigens zu einem der fünf „beispielhaft modern gekleideten Männern des öffentlichen Lebens“.

Am 5. Juni 1975 trat Jürgen Marcus in Rainer Holbes ZDF-Show „Starparade“ mit dem Lied „Ein Engel, der mich liebt“ auf – es wurde ein mittelprächtiger Top-50-Erfolg. Vielleicht wurde auch nicht mehr daraus, weil Jürgen diesmal mit dem Titel nicht in der ZDF-Hitparade dabei war.

Mit dem nächsten Titel war Jürgen wieder in der Berliner Kultsendung zu Gast – und wie: Erneut reichte es für eine Spitzenreiterposition mit dem Titel „Auf dem Karussell fahren alle gleich schnell“. Das Lied, das im Vorjahr von „Fachleuten“ des Hessischen Rundfunks für den Grand Prix abgelehnt wurde, entpuppte sich als veritabler Hit. Das Arrangement (mit Kirmesmusik), die Dynamik des Liedes und auch der philosophisch angehauchte Text, der wehmütig an Kindertage erinnert, an dem noch nicht jeder gegen jeden kämpft, waren Bestandteile dieses starken Schlagers.

In Sachen Arrangement wurde mit der nächsten Single noch mal „einer draufgesetzt“ – die Single „Komm mit – auf die Sonnenseite der Straße“ startet mit einem von lauten Fanfaren posaunten Triumphmarsch. Der abwechslungsreiche lebensfrohe Schlager war Jürgens letzter Hit in den Niederlanden.

Nachdem Jürgen 1974 und 1975 mit bärenstarken Titeln, die teilweise große Hits geworden sind, nicht für Deutschland am Grand Prix teilnehmen durfte, entschloss er sich mit seinem Team, in Luxemburg vorstellig zu werden, ob das Land ihn ins Rennen schicken will. – Luxemburg wollte – zum Leidwesen von Marianne Rosenberg, die es mit „Tout peut arriver au cinema“ (französische Version von „Lieder der Nacht“) ebenfalls probierte – die Wahl fiel aber auf Jürgen Marcus, der mit dem französischsprachigen Lied „Chanson pour ceux qui s’aiment“  am 3. April 1976 in Den Haag für Luxemburg antrat – leider reichte es nur für einen 14. Platz. Der Misserfolg gab Jürgen einen  ziemlichen Knacks – besonders haderte er damit, dass ihm aus Deutschland kein einziger Punkt gegeben worden war. Jürgen hat das Lied bei der Eurovision souverän gesungen, der Schlager war aber doch wohl etwas zu pathetisch und schwerfällig, auch kamen Jürgens „Rudereien“ mit den Armen beim Vortrag wohl nicht sehr gut an.

Die deutsche Version, „Der Tingler singt für euch alle“, wurde dennoch ein guter Erfolg, der erneut 3 mal in der ZDF-Hitparade vorgestellt wurde – wobei die Geister sich streiten, ob das Wort „Tingler“ eine Jack-White-Sprachneuschöpfung ist oder nicht, wobei allerdings Fred Jay Textdichter der deutschen Version war (- wie bei fast allen von Marcus‘ Single-Hits der letzten Jahre).

Nach etwa einem Dutzend Charthiterfolgen riss die Serie im Winter 1976 – das Kleinod „Auf dem Bahnhof der vielen Geleise“ schaffte es nicht zu Hitehren, der Titel kam auch nicht in der ZDF-Hitparade vor – und das trotz Vorschusslorbeeren der Plattenfirma: „Jürgen Marcus, charmanter Showstar, Liebling von Millionen, hat mit seiner neuen Single einen neuen großen Coup gelandet. Dieses Liebeslied ist ein traumhafter Song – nicht nur für Verliebte.“ Jahre später gab es davon eine neue Version (mit neuem Text) – ein Duett von Andrea Jürgens und Robby Tauber, international produzierte Jack White sogar ein Duett von Audrey Landers mit Camilo Sesto. Keine der Versionen war wirklich erfolgreich.

Mit „Die Uhr geht vor – Du kannst noch bleiben“ begann das Jahr 1977 gut für Jürgen Marcus – die Top 40 wurden „geknackt“. Der Schlager mit dem Text von Kurt Hertha schaffte es zum achten (allerdings damit auch zum letzten) mal auf Platz 1 der ZDF-Hitparade. Damit ist Jürgen Marcus einer der erfolgreichsten Nummer-1-Interpreten der Sendung. Erneut war die Plattenfirma voll des Lobes: „Unwahrscheinlich stark, rhythmisch und melodisch. Ein neuer Jürgen-Marcus-Erfolg. Sein Name garantiert Umsatz!“. Im März des Jahres erschien eine gleichnamige Langspielplatte, die er am 10. Februar 1977 in der ZDF-„Starparade“ vorstellen durfte. Während eines Tourneeauftritts fiel Jürgen beim Vortrag dieses Liedes von der Bühne und erlitt einen Kahnbeinbruch und eine Gehirnerschütterung, was einen längeren Aufenthalt in einem Münchner Krankenhaus zur Folge hatte.

Mit fortschreitender Zeit wurde Jürgen Marcus unzufriedener mit seinem musikalischen Stil. Jack White hingegen wollte der Erfolgslinie treu bleiben. So musste  ein Kompromiss gefunden werden, der beiden gerecht wurde – Ergebnis war die Single mit dem bezeichnenden Titel „Lass mich doch raus aus meiner Jacke“. Genau diesen Wunsch hegte Jürgen schon lange. Nachdruck wurde seiner Forderung mit dem Foto auf dem Cover der Single verliehen, auf dem Jürgen mit weit aufgeknöpfter Jacke und darunter nacktem Oberkörper abgebildet ist. Begeistert warb die Plattenfirma wie folgt: „Anders als seine bislang veröffentlichten Hits. Ein Song, der die Freiheit besingt. Das, was die riesige Zielgruppe heute hören will.“ Diesmal lag die Hit-Prognose falsch – der Titel konnte sich nicht in den Charts platzieren. In der 100. Hitparade, in der Marcus als einer der größten „Dauerbrenner“ dieser Show eingeladen war, präsentierte er bezeichnenderweise nicht diesen neuen Song, sondern den Vorgänger-Hit „Die Uhr geht vor“.

Spannend ist übrigens auch der Textdichter des Liedes – „Jon Athan“. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich Wolfgang  Preuß – jener Wolf, der als männlicher Teil des Duos „Inga und Wolf“ große Erfolge feiern konnte.

Die Masche mit der Jacke zog nicht, also begab man sich weiter auf die Suche nach einem neuen Stil. Im Musikmarkt vom 15.10.1977 ist zum nächsten Album, „Das weiß die ganze Nachbarschaft“, dessen von Martin Mann komponierter Titelsong als Single ausgekoppelt wurde, zu lesen: „Zehn Songs finden sich auf diesem Album – und der 29jährige hat mit fast jedem Lied das Versprechen halten können, mehr Bandbreite und noch größere Vokalvielfalt zu präsentieren. Produzent Jack White ist auf die neuen Ambitionen des Sängers eingegangen – was so selbstverständlich nicht war.“ Leider waren Jürgens „Ambitionen“ erneut nicht von kommerziellem Erfolg gekrönt – und das, obwohl er kurzfristig eine kleine ZDF-Show moderieren durfte („Halb und halb“).

Nach den vermeintlichen Kurskorrekturen gewann vermutlich zwischenzeitlich Jack White wieder die Oberhand, jedenfalls war die nächste Single, „Was hast Du heute Abend vor?“ wieder recht konservativ gehalten. „Ein neuer starker Song ist da. Dieser Hit spricht jeden an“ – so meinte die Plattenfirma, die Rechnung ging allerdings nicht auf.

In jener Zeit begann Jürgen auch selber, für andere(!) zu produzieren. Insbesondere ist hier Gerd Baier zu nennen, mit dem ihm laut Aussage des Buchs „Schlagerfestival“ „ein immer tiefer werdendes Freundschaftsverhältnis zu verbinden beginnt, in dem Baier zusehends mehr Einfluss auf Jürgens Arbeit gewinnt“. Was damit gemeint ist, kann man sich denken… – Jedenfalls produzierte Jürgen mit ihm die Electrola-Single „Der Vogel Jakob“ (den Titel sang Baier als „Frank Bergen“) und „Wir tanzen durch den Sommer“ – beide Schlager konnten sich beim Publikum nicht durchsetzen.

Erfolgreicher war da die deutsche Version des italienischen Songs „A Canzunzella“ von Gli Alunni del Sole, eines Top-3 Hits aus Italien. Textdichter Christian Heilburg textete darauf „Davon stirbt man nicht“ – immerhin konnte Marcus damit wieder mehrfach in der ZDF-Hitparade punkten.

Der Song war auf der LP „Jürgen Marcus“ enthalten, die richtungsweisend werden würde. Auf dem Cover ist der Sänger im Trenchcoat abgebildet, in der Werbung dazu sieht man ihn lässig rauchend. Seine Plattenfirma schrieb dazu damals: „Nach großen Schlagererfolgen hat Jürgen Marcus seinen neuen Weg zum aussagestarken Text und anspruchsvollen Song beschritten“. In der Tat war quasi die Textdichter-Elite damals für Jürgen tätig, beispielsweise schrieb ihm Miriam Frances den Song „Einer wie ich“ (deutsche Version des Kevin Johnson-Hits „Over the Hills And Far Away“. Marcus sagte selber damals dazu: „Wir haben an dieser LP ungefähr ein Jahr lang gearbeitet. Dabei wurde der größte Teil der neun Stücke viermal korrigiert, umgeändert, neu geschrieben. Ich wollte das Bestmögliche“.

Einen vermeintlichen Coup konnte man damit erreichen, Deutsch-Rocker Udo Lindenberg zur Zusammenarbeit zu bewegen. Der schrieb den Text zu Jürgens nächster Single „Luci-Ah“, der deutschen Version des gleichnamigen Lucio Battisi-Hits. Trotz Motorrad-Knatterns zu Beginn des Liedes – auch dieser Versuch eines erfolgreichen Imagewechsels scheiterte, obwohl er damit sogar in der damals populären „Plattenküche“ und bei den „Montagsmalern“ seinen Titel vorstellen durfte.

Jack White konnte sich mit dem „neuen“ Jürgen Marcus nicht mehr identifizieren, für viel Geld (in einigen Büchern ist die Rede von bis zu ca. 1 Millionen DM) hat sich Marcus aus seinem Vertrag mit Jack White „freigekauft“ und engagierte Michael Möller als neuen Produzenten.

Der bereits eingeschlagene Weg wurde nachhaltig weiter beschritten. Die LP „Ein Teil von mir“ enthielt hauptsächlich internationale Erfolge mit deutschen Texten von sehr etablierten Textdichtern, die in Anzeigen gleich die Zusammenarbeit mit Marcus kommentierten.  Zur „Freude“ vieler Schlagerkollegen sagte beispielsweise Udo Lindenberg: „Ich finde es prima, wenn jemand, der lange schlimme Schlager gesungen hat, sich um Anhebung seines Niveaus bemüht. Keiner ist für alle Zeiten disqualifiziert. So gesehen ist es gut, dass Jürgen meine Batisti-Texte singt“.

Kollegin Miriam Frances meinte: „Ich habe für Jürgen Marcus geschrieben, weil er ein anderer Jürgen Marcus geworden ist. Dass ich es tat, zeigt meine Einstellung zu ihm“. Die legendäre Frances textete übrigens die Single-Auskopplung aus dem Album, „Schlaf heute hier“, die deutsche Version des Bob-Seger-Songs „We’ve Got Tonite“. Während eine spätere Version von Ronan Keating und Jeanette recht erfolgreich war, blieb die damalige Marcus-Single wie Blei in den Regalen liegen.

Auch Oliver Spieker (von ihm stammt der Text der 2. Single der LP, „Ein Lächeln“, das die deutsche Version Michel Sardou-Hits „En chantant“ ist) und Michael Kunze arbeiteten an Jürgens 1979er LP mit. Im Musikmarkt war zu lesen: „Einfach allerdings macht er es sich und seinem Publikum nicht. Mit der Verlagerung vom unverbindlichen Rhythmus auf zeitbezogene, manchmal durchaus auch deutliche Texte und vielfältige musikalische Strukturen, die eine Standortbestimmung momentan noch nicht zulassen und wohl auch nicht sollen, steht Marcus am Anfang eines künstlerischen Prozesses, der nicht von heute auf morgen abgeschlossen werden kann“.

Der neue Produzent Michael Möller ahnte wohl bereits kommerzielles Ungemach, als er sich ebenfalls im Musikmarkt wie folgt äußerte: „Bei den Medien haben wir bereits sehr viel Wohlwollen, Sympathie und Unterstützung gefunden. Dem Publikum ist darum schon eine begrüßenswerte Hilfestellung gegeben. Wir wissen, dass der neue Weg von Marcus Ausdauer und Besonnenheit verlangt“.

Diese eingeforderten Tugenden – Ausdauer und Besonnenheit – wurden nicht eingelöst. Bereits Anfang 1980 trennte sich Marcus von Möller. Nach Darstellung des Buches „Schlagerfestival“ waren „Investitionsschwierigkeiten“ Hintergrund der Trennung. Das Branchenblatt „Musik Informationen“ sprach vom „Modellfall Marcus“. Redakteur Harry Schilde bezog im März 1980 in dem Blatt bemerkenswert klar Stellung – damals wurde noch nicht immer alles schön geredet: „Gewiss, gegen höhere Qualitätsansprüche ist nichts einzuwenden, aber, wie das Beispiel Marcus und nicht nur dieses zeigt, wurde offenbar die Rechnung ohne den Wirt – sprich den Konsumenten – gemacht. Das Votum für oder gegen einen Künstler wird nämlich immer noch im Plattenladen abgegeben und dies sollten sich endlich jene hinter die Ohren schreiben, deren vornehmliche Aufgabe seit Jahren darin zu bestehen scheint, deutschsprachigen Interpreten die Pest an die Stimmbänder zu hexen. Der ‚Modellfall Marcus‘ hat wohl in aller Deutlichkeit gezeigt, dass die Kumpels an der Ruhr oder die Dockarbeiter in Hamburg viel lieber ein ‚Festival der Liebe‘ mit ihrem Idol feiern, als sich von schwermütigen Balladen den Alltag noch grauer singen zu lassen. Seit Ende der White-Ära konnte sich der smarte Herner zwar die Wände mit Jubel-Zeilen tapezieren, aber sicherlich hätte er gern an gleicher Stelle die eine oder andere Edelmetallscheibe gesehen“.

Der neue Ansatz sollte sein, behutsam zum alten Repertoire zurückzukehren, allerdings nicht hinsichtlich der Texte. Dazu wurde der etablierte Schlagerproduzent Rainer Pietsch ins Boot geholt, der sich erfahrene Schlagerleute wie Michael Holm und Alexandra-Mentor Fred Weyrich mit ins Boot holte. Gleich die erste Single, die Bombastballade „Unser Leben“, wurde zumindest ein kleiner Achtungserfolg, mit dem Jürgen Marcus im Herbst 1980 sogar noch mal auf Platz 2 der ZDF-Hitparade kam.

Im Frühjahr 1981 gelang erstmals seit langer Zeit wieder ein Verkaufshit. Die deutsche Version des Frank-Duval-Superhits „Angels of Mine“, „Engel der Nacht“ (getextet vom „guten Freund“ Jürgen Marcus‘, Gerd Baier) kam in die Top-40 der deutschen Singlecharts. Offensichtlich wird hier die Geschichte einer Prostituierten erzählt – allerdings so verklausuliert, dass man den Text vielleicht auch anders deuten kann – eine Vorgehensweise, wie sie später gerne die Textdichter Juliane Werdings angewendet haben. – Eine gleichnamige LP wurde produziert, auf der erneut Hochkaräter der Textdichter-Szene angeheuert wurden –u. a. auch die Udo-Jürgens-Autoren Wolfgang Hofer und (erneut) Oliver Spieker.

Mit „Wenn Du liebst“ verfiel Jürgen dann wieder in das Muster, sich quasi vom Schlager zu distanzieren und sagte zu seiner aktuellen „Non-Album-Single“ im Branchenblatt „Musik Informationen“: „Darum soll der Operettentouch, der meinen Liedern jahrelang anhaftete, aus den Köpfen der Leute“.  Die Quittung des Publikums folgte erneut auf dem Fuß – der Titel war in keiner relevanten Hitparade zu finden – und das, obwohl er den Song bei der Schlussziehung der ARD-Fernsehlotterie vorstellen durfte. Damit hat der „Künstler, der sich im Studio ein Mitspracherecht erkämpft hat, das über der Norm liegt“ (O-Ton „Musik-Informationen“) mit seiner Mitsprache nicht zum Erfolg beigetragen.

Im Winter 1981 wurde erneut der Produzent gewechselt – die Produktionsregie wurde in Uve Schikoras Hände gelegt, der kurz zuvor mit Peter Kent und Ireen Sheer beachtliche Erfolge erzielt hatte. Die erste gemeinsame Single hieß „Du“ – mit dem von Wolfgang Hofer getexteten Titel nahm Jürgen am 8. Februar 1982 letztmals an der ZDF-Hitparade teil – ohne sich zu platzieren.

Am 20. März 1982 stellte Jürgen seine nächste Single „Ich würde gerne bei Dir sein“ bei der Vorentscheidung zum Grand Prix 1982 vor und erreichte mit der von Joachim Fuchsberger (Text) und dessen Sohn Thomas (Musik) geschriebenen Titel einen bemerkenswerten fünften Platz im Wettbewerb, den die spätere Eurovisionssiegerin Nicole für sich entscheiden konnte. Kurz darauf erschien die LP „Ich will Dich so wie Du bist“. Die Plattenfirma schrieb damals dazu: „Songs aus dem Leben – engagiert, romantisch, ehrlich und optimistisch. Das ist Jürgen Marcus heute. Vielseitig ist seine musikalische Brillanz, überzeugend seine ausdrucksstarke Stimme. Ohne Kompromisse geht der Sänger seinen Weg.“

In den „Musik Informationen“ sagte Marcus zu seiner aktuellen LP: „Als ich meine ersten Platten besang, haben immer andere bestimmt, was und wie ich zu singen hatte. Nach der Trennung von meinem ersten Produzenten Jack White kam dann eine Phase, in der ich um jeden Preis meinen eigenen Kopf durchsetzen wollte. Diesmal aber habe ich ganz bewusst das partnerschaftliche Gespräch zur Grundlage meiner Arbeit gemacht“. Ergebnis dieser Vorgehensweise  war eine Single-Auskopplung, bei der Marcus selbst Komponist war (Text: Oliver Spieker) – das eigentlich sehr kommerziell gehaltene „Das Lied vom Glücklichsein“ war aber in Zeiten der „Neuen deutschen Welle“ nicht mehr zeitgemäß.

Damit war vorerst die langjährige Zusammenarbeit mit der Teldec beendet, Jürgen Marcus wechselte 1983 – allerdings nur für zwei Singles – nach München zu Ralph Siegels Jupiter Records. Siegel und Bernd Meinunger, damals das wohl erfolgreichste deutsche Autorengespann, dem allerdings die „Neue deutsche Welle“ auch zu schaffen machte, schrieben Jürgen die typische Schlagernummer „Die Sterne lügen nicht“ auf den Leib – das Schlagerpublikum hatte sich aber inzwischen von Jürgen abgewendet.  Die vom gleichen Autorenteam geschriebene Nummer „Ich lieb Dich mehr“ fand ähnlich wenig Anklang beim Publikum.

In seiner Autobiografie bedauert Siegel Marcus‘ Karriereentwicklung: „Jürgen hätte eigentlich verdient, ein großer Star zu bleiben, aber irgendwie hat er sich in der Wahl seines Managements des Öfteren vertan und vielleicht zu viele unterschiedliche Richtungen versucht. Seine Ambitionen, Chansonnier zu werden, waren immer lobenswert, aber das Publikum hat das leider nicht honoriert… Sind Künstler in einem bestimmten Genre erfolgreich, dann wollen die Menschen immer wieder genau die Lieder von ihren Stars hören, die sie von ihnen kennen, und vielleicht neue, aber eben nicht zu ambitioniert. Ein Genrewechsel funktioniert meist nicht. Die Leute sind dann enttäuscht, weil sie nicht da hören, was sie von ihrem Star gewohnt sind, und die Zuschauer und Käufer bleiben weg“ – eine sehr treffende Analyse des großen Ralph Siegel aus dessen empfehlenswerter Autobiografie.

1986 probierte Jürgen dann eine Kehrtwende, indem er mit seinem langjährigen Produzenten Jack White wieder gemeinsame Sache machte. Auf dem jungen Schlagerlabel Dino wurde die Single „Ich hab Dich gesehen“ veröffentlicht, ein klassischer Schlager  – aber die Fans nahmen Jürgen dessen ständige Stilwechsel inzwischen wohl übel, der Song wurde auch nicht in der ZDF Hitparade vorgestellt und wurde somit kein Hit.

Gemeinsam mit einem Münchener Kinderchor  sang Marcus 1987 den Titelsong des Kinofilms „Die Glücksbärchis 3 – Abenteuer im Wunderland“ in seinem Studio Quadrat in München ein.

Aufgeben war offensichtlich niemals die Sache des Herners – und so ging er 1988 ganz neue Wege. In der TV-Zeitschrift Hörzu sagte er: „Auch ein Unterhaltungs-Sänger entwickelt sich“ – gemeint war damit, dass er mit „Liberation Day“ eine englischsprachige Single veröffentlichte, die er in Europas größter TV-Show, „Wetten, dass…“ am 14. Mai 1988 vorstellen durfte. Produziert wurde die Single von Micki Meuser, der damals u. a. die Berliner Band die Ärzte sehr erfolgreich produzierte. Dafür wurde ein Vertrag mit der internationalen Plattenfirma A & M abgeschlossen. Trotz dieser unglaublichen Promotion – allein 14 Millionen Menschen sahen damals die ZDF-Show – „J. Marcus“, wie er sich für die neuen Produktionen nannte, hatte damit keinen Erfolg. Mit „When A Tear Falls“ wurde das Experiment, sich mit englischsprachigen Nummern einen Namen zu machen, wieder verworfen.

1990 kehrte Jürgen Marcus dann zur deutschen Sprache zurück – wieder mit einem anderen Konzept. Er probierte es diesmal mit der deutschen Version eines Hits aus dem Lloyd-Webber Musical „Aspects Of Love“. Aus „Love Changes Everything“ machte Textdichter Michael KunzeSchau, was Liebe ändern kann“. Die opulent arrangierte Single wurde mit dem Orchester der vereinigten Bühnen Wien aufgenommen.

Was folgte, war eine Tonträgerpause, in der Jürgen dennoch in die Schlagzeilen geriet. Am 21. Juli 1991 brachte die „Bild am Sonntag“ als Top-Schlagzeile: „Die Beichte des Jürgen Marcus. Ich konnte nie eine Frau richtig lieben. Alkohol. Männerliebe. AIDS-Angst“. Musikalisch war er in der Zeit recht zurückgezogen und arbeitetete u. a. als Produzent der „Hornettes“.

Der Journalist Hermann J. Huber brachte 1992 ein Buch heraus, in dem er Jürgen Marcus als homosexuell bezeichnete. Wenngleich dieser sich ja schon ein Jahr zuvor dazu bekannte, reagierte der provokant mit den Worten „Ich liebe meine Freundin Silvia Rosse“. – Zwischen Zwangs-Outing und eigenen Äußerungen ist nun mal ein gewaltiger Unterschied, davon konnte sicher auch Huber-Opfer Rex Gildo ein Lied singen, der Jahre zuvor in ähnlicher Weise von diesem „Journalisten“ angegangen wurde.

Eine Bauchspeicheldrüsenerkrankung und schwere Gastritis warf den Sänger 1992 gesundheitlich zurück, er wurde aber nach längerem Krankenhausaufenthalt – um 5 Kilo „aufgepeppt“ wieder entlassen – alle AIDS-Gerüchte blieben nur Gerüchte.

Die zu Beginn der 1990er Jahre populären Hit-Mixes und Medleys machten auch vor Jürgen Marcus nicht halt, so entstand 1993 ein Medley namens „Jive“ und fünf Jahre später der „HitMix“ von Jürgen Marcus – jeweils mit den Erfolgen der Jack-White-Ära.

1997 nahm Jürgen unter der Produktion des Kollegen Peter Orloff den Titel „Das Glücksrad des Lebens“ (Komposition und Text: Peter Orloff) auf – ohne nennenswerten Erfolg.

Erst 1998 gab es wieder einen mehr beachteten Tonträger von Jürgen Marcus. Mit dem von Ralph Siegel und Bernd Meinunger bei Jupiter Records erschienenen Lied „Mach’s gut bis zum nächsten Leben“ gewann er die von Uwe Hübner am 5. März 1998 moderierte Vorentscheidung für den in jenem Jahr einmalig ausgetragenen Wettbewerb „Grand Prix des Schlagers“. Im internationalen Wettbewerb, der am 25. April in München stattfand, reichte es aber „nur“ zum 6. Platz, was angesichts der Konkurrenz auch als Erfolg angesehen werden kann – auf Platz 10 landete nämlich später der Titel „Ein Stern, der Deinen N amen trägt“ – damals in der Version von Michael Stern.

Bereits 1999 schrieb ein weiterer Großmeister des deutschen Schlagers einen bemerkenswerten Song für Jürgen Marcus angesichts dessen Lebenssituation: „Auch an ander’n Ufern blühen Blumen“ – das Lied wurde erst neun Jahre später veröffentlicht.

Im Sommer 2004 ist es erneut Micki Meuser, der eine neue bemerkenswerte CD mit Jürgen Marcus produzierte: „Ich glaub‘ an die Welt“. Als erste Single erschien daraus der Titel „Noch mal mit Dir“, geschrieben von Pit Löw und Wolfgang Hofer. Weitere Auskopplungen waren der Titelsong (deutsche Version des Hits „The Man Of the World“ der Gruppe The Window Speeks, ebenfalls von Wolfgang Hofer getextet) , „Ich bereue nichts“,  „Geh mit der Sonne!“, „Nur mein Herz weint“   und schließlich „Deine Sorgen möcht ich haben“, ein Lied für Nörgler und Besserwisser, die keine anderen Probleme als die Größe der Gartenzwerge auf dem Nachbargrundstück haben.

Vor dem Hintergrund dieses kleinen Comebacks wurde im Oktober 2005 auch eine „Best Of“ mit den Originalaufnahmen der unter Jack Whites Regie entstandenen Aufnahmen veröffentlicht – Motto: „Ein Lied zieht hinaus in die Welt“.

Im Winter 2006 wurde dann eine Lücke geschlossen, die kaum ein Schlagersänger offen lässt – unter dem Motto „Tausend Lichter, tausend Kerzen“ veröffentlichte Jürgen seine erste Weihnachts-CD. Die 12 Lieder der CD wurden mit großem Orchester produziert und nicht mit Computer-Samples. Im Jahr 2008 ging er mit dem Programm sogar (gemeinsam mit Kollegin Rosanna Rocci) auf Deutschland-Tournee.

Das nächste „normale“ Studioalbum Jürgen Marcus', „Für immer“, erschien 2008 – kurz vor Jürgens 60. Geburtstag. Alle darauf enthaltenen Titel wurden von Christian Bruhn komponiert und produziert, die Texte stammen von angesehenen Textdichtern wie Michael Kunze, Stefan Waggershausen, Robert Jung und Tobias Reitz. Das Album wurde bereits 2006 produziert, der bestehende Vertrag mit „Artists And Acts“ musste erst verlängert werden. Das vom kürzlich verstorbenen Robert Jung getextete Titellied war erste Single des Albums. Neben „In weißen Jeans“ wurde der gerade schon angesprochene Titel „Auch an andern Ufern“ (Text: Peter Zentner) wurde nun auch als Single ausgekoppelt.

Im Frühjahr 2009 beteiligte sich Jürgen an dem Projekt „Alle für alle“, um den Verein Dunkelziffer zu stärken, der sich für die Vermeidung sexueller Gewalt an Kindern einsetzt. Gemeinsam mit Schlager-Kollegen sang er die Single „Zeig Dein Gesicht!“ ein.

Auch 2009 erschien eine weitere Best Of-CD mit alten Jack-White-Songs – Motto: „Die großen Erfolge 2009“. Darauf enthalten ist ein sehr guter Überblick des Schlagerschaffens Jürgens 1970 bis 1977. Privat lief es in dem Jahr nicht so gut, er zog sich einen komplizierten Schulterbruch zu, von dem er sich nur langsam erholte.

Erst 2011 war die Zeit buchstäblich wieder reif für ein neues Album. Jürgen fand eine neue Plattenfirma (Osnaton) und ein neues Produzententeam (Helmut Kohlpaintner und Michael Schinkel). Die erste Auskopplung aus dem Album „Zeitreif“ war „Ich schau in mein Herz“. Auf der zweiten Auskopplung präsentiert Jürgen seine Meinung zur Unaufrichtigkeit und Unwahrheit – er hat „Keine Zeit für Lügen“. Weitere Auskopplungen aus dem Album waren „Was kann ich dafür?“ und „Engel fliegen leise“.

2013 wurde es ganz bitter für Jürgen Marcus. Er kaufte sich für seine Altersvorsorge ein Mietshaus in Berlin – die Mieter zahlten seine Miete nicht. Das ist lt. Aussage des Sängers der Hintergrund dafür, dass er Privatinsolvenz anmelden musste. Das hat den Jürgen offensichtlich sehr mitgenommen – seither ist kein neuer Tonträger bzw. keine neue Aufnahme von ihm mehr erschienen.

Es bleibt zu hoffen, dass „die Stimme“, wie Jürgen oftmals genannt wird, wieder auf die Beine kommt und sein Publikum mit schönen Auftritten und vielleicht noch mal guten Produktionen begeistern wird.

Stephan Imming, 02.03.2015

https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Marcus

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