“Von ganzem Herzen (CD)” von Angelika Milster
Vö:14.10.2005
“Welch eine Frau!” So schrieb ein Wiener Journalist nach Angelika Milsters Premiere im Musical “Cats” im Theater an der Wien im Jahre 1983. In der Tat ist die Aura des Berliner Allroundtalents mehr als beeindruckend. Wenn sie in einen Raum kommt – Verzeihung: ihn betritt, dann strahlt das gesamte Ambiente. Angelika Milster ist eine Diva! Eine mit entsprechendem Selbstbewusstsein, mit einer Einstellung und Botschaft, aber auch eine, die sich nicht zu schade zum Anpacken ist! Voller Warmherzigkeit verzaubert sie in der einen Minute ihren Mitmenschen gegenüber mit einem Augenzwinkern, in der nächsten Minute mit ausgebreiteten Armen und voluminöser Stimme gar einen ganzen Konzertsaal! Ganz recht hat er, der Wiener Kollege: “Welch eine Frau!”
Und nun, im Jahre 2005, erscheint zum ersten Mal ein Weihnachtsalbum von “La Milster”. Sie hat es so genannt, wie es auch entstanden ist: “Von ganzem Herzen”. Sie ist eben keine Frau für halbe Sachen. Darum wohl wird es auch so viele Jahre gedauert haben, bis bei ihr das Bedürfnis aufgekeimt ist sich dem Thema Weihnachten zu widmen. “Ich wollte ein Album machen mit deutschen Advents- und Weihnachtsliedern und den Menschen, die sich darauf freuen, diesen Wunsch erfüllen mit mir Weihnachten zu feiern. Ein bisschen die Gans zu begießen und dabei Angelika zu hören.” Wäre nur jeder Künstler in seinem Denken so nahe bei den Menschen…
Sakral und besinnlich stimmt die vorliegende CD “Von ganzem Herzen” nun auf die festliche Zeit ein. Mit großem Orchester intoniert die Milster zum Anfang sogar das “Vater unser” – sicher kein Zufall. “Eine Herausforderung”, kommentiert die Sängerin, die nach einer Reihe von Kirchenkonzerten in den letzten Jahren eine große Verbundenheit zu dieser Musik empfindet. Den Eindruck bekräftigen auch ihre Versionen des “Ave Maria” und des “Kyrie”; klassische Weihnachtslieder werden mit großer Geste präsentiert (“Es ist ein Ros’ entsprungen”, “Alle Jahre wieder”, “O du fröhliche”, “Stille Nacht”), während an anderer Stelle fröhlich, fast tänzelnd zur “Schlittenfahrt (Sleigh Ride)” eingeladen wird. Dazwischen steht ein Ausflug ins Musical, die Königsdisziplin der Angelika Milster, mit “Wie soll ich ihn nur lieben” aus dem Musical “Jesus Christ Superstar”. Als besonderes Highlight sticht die orchestrale Version des Bette-Midler-Klassikers “From A Distance” heraus: “Aus der Ferne” – Gänsehaut pur! Nie war dieses Werk opulenter arrangiert als hier. Ganze 60 (!) Instrumentalisten umfasst das Orchester, das für die Aufnahmen zusammen gestellt wurde.
Es lässt sich der Eindruck nicht verneinen, dass Angelika Milster und ihr Mann André Bauer, der als Produzent verantwortlich zeichnet, mit jedem der einzelnen Stücke ein kleines Signal setzen wollten. Am deutlichsten wird das beim vorletzten Track, “Jerusalem (The Holy City)”, einer fünfminütigen, besinnlichen Liebeserklärung an die Stadt der Verschmelzung der Kulturen. Da schlägt eine Künstlerin die Brücke zwischen gestern und morgen. Wer, wenn nicht La Milster…
Es ist dementsprechend nicht ausschließlich weihnachtlich, dieses Album, mit dem die Ausnahmekünstlerin auf die schönste Zeit des Jahres einstimmt. Mit dem “Wiegenlied” von Johannes Brahms (“Guten Abend, gut’ Nacht”), dem zweiten Schlaflied neben “Der Mond ist aufgegangen”, endet Angelika Milsters weihnachtliche Reise sanft und innig, wie eine Umarmung gegen die Kälte des Winters. Was danach bleibt, ist das Gefühl von Erfüllung und Zuversicht. Pathetisch ist sie durchaus, die Milster, aber behutsam. Reicht ähnlich wie bei ihren zahllosen Hilfsorganisationen dem Menschen, der sich auf sie einlassen möchte, die Hand und lässt ihn teilhaben an ihrem ansteckenden, gewinnenden Wesen. Bei Angelika Milster kommt das von Innen. Von ganzem Herzen.
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