„EUROVISION SONG CONTEST 2025“
smago! top-exklusiv: Vorschau auf das große Finale heute Abend (17.05.2025) – von Frank Ehrlacher!
Auch smago! ist schon sehr gespannt, inwieweit seine Prognosen zutreffen …:
Die 69. Ausgabe des Eurovision Song Contests geht aufs Finale zu und nach 2 Semifinals mit durchaus überraschenden Ergebnissen, bleibt es spannend, ob sich dann am Samstagabend die großen Favoriten durchsetzen.
Das Finale findet in der St.-Jakobshalle in Basel statt, die verglichen mit den Hallen der Vorjahre deutlich kleiner ist – daher hat sich das Schweizer Fernsehen etwas besonderes ausgedacht und veranstaltet im angrenzenden Fußballstadion, dem größten der Schweiz, ein Public Viewing mit Live-Auftritten.
Das Finale selbst wird Norwegen eröffnen – Kyle Alessandro mit der schwungvollen Pop-Nummer „Lighter“, die aber sicher unter ferner sangen enden dürfte.
Danach folgt Luxemburg mit der France Gall-Reminiszenz „La poupée mont le song“ – eine bunte, klassische ESC-Inszenierung mit dem legendären Kleiderwechsel brachte das Großherzogtum im 2. Jahr des Comebacks nach 30 Jahren Pause auch zum 2. Mal ins Finale – mehr wird nicht zu erwarten sein.
Tommy Cash aus Estland war bereits im Halbfinale einer der Publikumslieblinge mit seiner Hommage an Italien und sein Lieblingsgetränk „Espresso Macchiato“ – da hofft man im Baltikum auf eine Top Ten-Platzierung, por favore.
Zu den absoluten Top Favoriten zählt für mich Yuval Raphael aus Israel. Ihre klassische Ballade „New Day Will Rise“, die sie in Englisch, Französisch und Hebräisch singt, überzeugt vor allem aufgrund ihrer starken Stimme und einer bildgewaltigen Performance. Schnörkellos aber doch eindrucksvoll sollte es der Beitrag unter die ersten 5 oder vielleicht sogar ganz nach oben schaffen.
Für die Band Katarsis aus Litauen ist hingegen schon die Finalteilnahme ein Erfolg, mit dem hier in Basel kaum einer rechnete – für die Indie Pop-Rock-Nummer dürfte eher ein Platz im hinteren Viertel abfallen.
Mit Startnummer 6 gibt es das erste der Big Five-Länder, die sich bekanntlich nicht qualifizieren mussten. Melody aus Spanien bringt Latin-Power-Pop, der zwar wie schon mal gehört klingt, aber in der Festival-Atmosphäre durchaus gute Laune macht.
Für die Ukraine tritt das Trio „Ziferblat“ an – das liest sich wie ein Rechtschreibfehler, passt aber im Ukrainischen so. Die Meinungen zu dem Beitrag gingen vor Ort weit auseinander. Während viele den Song durchaus auffallend und chancenreich fanden – wozu auch ich gehöre – glauben andere, der Beitrag habe vom „Ukraine-Bonus“ in Europa profitiert und wäre für ein anderes Land eher im Semifinale gescheitert…
Über Scheitern musste sich Großbritannien keine Gedanken machen, denn auch das Königreich ist als eines der 5 großen Länder für das Finale automatisch qualifiziert. Allerdings fragt man sich bei ihrem Song „What The Hell Just Happened?“ ständig „What The Hell haben die sich dabei gedacht?“. Das große bunte Durcheinander ist musikalisch uneinheitlich, pastellbunt und stimmlich nicht wirklich optimiert. Für mich einer der heißesten Kandidaten für den letzten Platz.
Den Beitrag aus Österreich führen die Buchmacher seit Wochen auf Platz 2 – die Schwarz-weiß Inszenierung rund um den Countertenor Johannes Pietsch alias JJ rief bei vielen die Frage ins Gedächtnis „Ist das Kunst oder kann das weg?“ Die meisten entschieden sich wohl für Kunst, weshalb die Alpenrepublik insbesondere auf hohe Punktwertungen der Fach-Jurys hofft. Das steigert ihre Siegeschancen, da es auf der anderen Seite beim Televoting dieses Mal erstmals seit langem keinen klaren Favoriten zu geben scheint – aber dazu kommen wir später…
Skandinavien konnte sich komplett fürs Finale qualifizieren, so auch die Jungs von Vaeb aus Island, die um ihr silbern glänzendes Raumschiff – oder was auch immer es darstellen soll – tanzen. Gute-Laune-Pop von einer Band, die eher den Teenie-Charme des Junior ESC hat.
Farblich ähnlich in glitzerndem Gold statt Silber kommen die 6 Damen aus Lettland von Tautumeitas daher – musikalisch ist ihr Folk-Pop aber eher ein Kontrast zu der eingängigen Nummer aus Island. Ein Mittelfeldplatz sollte damit drin sein.
Als 12. geht Claude aus den Niederlanden an den Start. Und eröffnet ein Trio von drei Beiträgen, die zum erweiterten Favoritenkreis zählen. Textlich überschaubar mit viel „la la la“ feiert er in „C’est la vie“ das Leben – und trotz der simplen Inszenierung springt der Funke beim Publikum über. Clever gemacht auch die Schlusssequenz mit einem Kind im Spiegel – im Video spielt da noch ein „echtes“ Kind mit, auf der ESC-Bühne ist das allerdings aufgrund einer Altersbegrenzung verboten.
Die 1. Hälfte beschließt Erika Vikman aus Finnland, die mit ihrem „Ich komme“ am Donnerstag im Halbfinale die Halle fast abgerissen hätte. Der Power-Pop ist für mich einer von zwei großen Favoriten im Televoting – dabei schadet es auch nichts, dass der Großteil Europas den finnischen Text und die Titelzeile kaum versteht – aufgrund der merkwürdigen Betonung ist ihr „Ich komme“ schon für deutschsprachige Menschen nur schwer verständlich.
Darauf folgt dann als Kontrast eine klassische Pop-Nummer von Lucio Corsi aus Italien. Lucio wurde beim Sanremo-Festival, das auch als Vorentscheid Italiens dient, zwar „nur“ Zweiter – da der Sieger Olly aber auf eine Teilnahme am ESC verzichtete, rückte Lucio nach. Sein Song „Voleve essere un duro“ – übersetzt ungefähr „Ich wollte ein starker Kerl sein“ – ist textgewaltig und wird clever in Englisch untertitelt. Auch diesen Beitrag sehe ich am Ende unter den Top Ten, wenn nicht sogar Top 5, da er bei Jurys und Televotern gleichermaßen reüssieren könnte.
Polen bietet dann musikalisch etwas Zeit zum Durchatmen, auch wenn Justyna Steczkowaksa mit „Gaja“ genau 30 Jahre nach ihrem ersten ESC-Auftritt, bei dem sie 18. wurde, mit einer kraftvollen Performance aufwartet. Ihr vorrangiges Ziel dürfte es wohl sein, ihren Platz aus dem Jahr 1995 zu über- bzw. unterbieten.
Mit Start-Nr. 16 ist es dann so weit und Abor + Tynna betreten für Deutschland die Bühne. Ihr Song „Baller“ wurde nach dem Vorentscheid noch einmal kräftig umgebaut, so beginnt er jetzt mit einer markanten Cello-Passage von Attila alias Abor, die erklärt, warum die beiden überhaupt zu zweit auf der Bühne stehen. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf seiner Schwester Tünde alias Tynna, die auf einer überlebensgroßen Boombox performt. Der Auftritt ist stimmig und passt zum Song. Der Knackpunkt dürfte sein, ob Tynnas Stimme hält, was bei den Proben nicht immer der Fall sein – dann könnte hier sogar ein Platz Richtung Top Ten drin sein.
Klavdia aus Griechenland nimmt mit ihrer Ballade „Asteromata“ dann wieder Tempo raus – hier sehe ich nicht viel mehr als eine Mittelfeldplatzierung, obwohl oder gerade weil sie im Gegensatz zum Halbfinale den Vorteil hat, dass die befreundeten Zyprioten für sie abstimmen dürfen.
Parg aus Armenien war für mich eine der Überraschungen des Semifinals. Sein Power-Pop „Survivor“, der im Vorfeld einer der Songs mit den schlechtesten Wettquoten war, überzeugte auch in der Halle das Publikum nicht nur durch seine feuergewaltige Performance. Schwer zu sagen, was im Finale drin ist, ein Siegkandidat ist er für mich aber dennoch nicht.
Das gilt auch für die Schweizerin Zoe Me und ihre Ballade „Voyage“. Nett, süß, eingängig – das ist es dann aber leider auch. Viele trauen ihr einen Platz unter den Top Ten zu – ich bin da skeptisch und Gast(geber)geschenke gibt es inzwischen beim ESC nicht mehr. Ich sehe den Song eher (leider) sehr weit hinten.
Miriana Conte aus Malta liegt dann wieder eine Schippe drauf und weckt das Publikum mit ihrer Dance-Nummer „Serving“ …. und wie prophezeit antwortet die Halle mit einem gezielten „Kant“, wie das Stück eigentlich heißt, eh das Wort auf Druck der EBU als „zu vulgär“ aus dem Titel gestrichen werden durfte.
Das Wechselbad der musikalischen Gefühle hält an, wenn die Band Napa aus Portugal danach vom Heimweh nach ihrer Heimatinsel Madeira singt – auch eine große Überraschung, dass sie es ins Finale geschafft haben und wahrscheinlich das Ende der Fahnenstange. Persönlich freut es mich sehr, dass sie dabei sind.
Danach folgt zwei Mal Skandinavien: Sissal aus Dänemark, die mich immer ein wenig an Cascada erinnert, mit ihrem Dance Song „Hallucination“, der es wohl in die Playlist vieler ESC-Partys der nächsten Jahre schaffen dürfte – und die 3 Finnen von KAJ, die mit ihrer Lobeshymne auf die Sauna für Schweden antreten. „Bara bada bastu“ ist nach wie vor der haushohe Favorit auf den ESC-Sieg bei allen, mit denen man spricht. Es wäre verdient, da die Nummer eingängig und doch originell ist und ich bin auch sicher, dass das Trio mit oder nach Erika Vikman aus Finnland im Televoting ganz weit vorne landen wird – schwer einschätzbar ist, wie die gestrengen Fachjuroren auf die Comedy-Truppe reagiert.
Die Zielgerade betreten wir dann mit Louane aus Frankreich, deren Auftritt ein bisschen – auch buchstäblich – im Sande verläuft. Eine Hommage an ihre „Maman“, der es musikalisch aber doch ein bisschen an Wiedererkennungswert fehlt. Aktuell liegt sie auf Platz 3 bei den Buchmachern – da bin ich allerdings skeptisch, da ich an keine allzu hohen Televoting-Ergebnisse für die „Grande Nation“ glaube.
Party pur bietet DJ Gabry Ponte mit „Tutta l’Italia“, dem Beitrag San Marinos, den die Fernsehzuschauer als Werbetrenner des italienischen (!) Vorentscheids kennen. Die Show auf der Bühne ist sehr zurückgenommen – ob gute Laune alleine für eine gute Platzierung beim ESC reicht, bleibt abzuwarten.
Den Abschluss macht das Elektro-Duo „Shkodra Elektronike“ aus Albanien, das mit ihrem „Zjerm“ für mich das Dark Horse des diesjährigen ESC ist – im Vorfeld eher beiläufig erwähnt, gewann die Nummer mehr und mehr an Fans nicht nur in der Halle und hat zudem eine Top-Startnummer. Top Ten sollte da locker drin sein – vielleicht sogar ein bisschen mehr…
Ein großes Geheimnis macht man hier in Basel noch um den oder die Acts, die auftreten, während Europa abstimmt. Vorjahressieger Nemo sowie die Televoting-Sieger der vergangenen beiden Jahre Käärijä und Baby Lasagna sind bereits bestätigt – durch Basel geistert aber weiterhin der Name Céline Dion. Die Siegerin von 1988 soll angeblich am Freitagmorgen mit einer Privatmaschine aus Paris gelandet sein und es gibt angbelich mit ihr eine Vereinbarung, dass sie – wenn sie sich gut fühlt – auch auftritt und dann der wohl am meisten umjubelte Act des Finales sein wird. Es bleibt also auch in dieser Hinsicht spannend…
Textquelle: smago! top-exklusiv – Mit bestem Dank an Frank Ehrlacher (Textvorlage)

