BÜLENT CEYLAN
“Musik hat mir im Leben wesentlich mehr geholfen als Rechenaufgaben”:

Bülent Ceylan im Interview!

 

 

 

Bülent, im Internet liest man über das neue ZDF-Format “Don’t Stop the Music” es sei ein “ungewöhnliches Factual-Entertainment-Projekt”. Klingt spannend. Was verbirgt sich denn dahinter?

Das ist im Grunde genommen ein bisschen wie “School of Rock”, aber als Doku. Als wirklich reale Doku. Das ZDF kam über das australische Format “Don’t Stop the Music” auf die Idee – da geht es darum, Kindern, die nicht die Möglichkeit haben Musik zu machen oder zu musizieren, genau das möglich zu machen.

Geht es bei dem Format nur um das Musizieren – oder auch um die Kinder selbst?

Ein dreiviertel Jahr geht dieses “Don’t Stop the Music”-Projekt, das ist ein Langzeitprojekt. Und dann gibt es eben Kinder, die auch viel zu erzählen haben, die Schicksale haben – also wirklich teilweise schlimme Sachen, wo man auch traurig wird, wo man sagt: Hey, das dürfte in Deutschland eigentlich gar nicht sein.

Du bist offizieller Pate von “Don’t Stop the Music”. Was sind deine Aufgaben?

Ich bin so ein bisschen wie der große Bruder oder Freund dieser Kinder, der immer wieder motiviert, der auch immer wieder Gespräche führt. Die Kinder kommen teilweise zu mir und sagen: Hey, wann kommst du mal in die Schlagzeug-Gruppe? Wann kommst du in die Geigen-Gruppe? Und dann freuen die sich auch richtig und merken halt, da ist anscheinend eine große Aufmerksamkeit da. Aber letzten Endes geht’s um die Kinder und ich bin eigentlich einfach froh, dass ich dabei bin!

Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet und zwei Professoren sind Teil des Teams. Sie untersuchen die psychologischen Auswirkungen von Musik auf die Kinder. Was kam dabei heraus?

Es gibt soziale Empathie, der Horizont erweitert sich, die Integration – das ist echt krass. Diese Sendung zeigt endlich auf, wie wichtig diese kreativen Fächer für die Schulen und die Kinder sind und was das dann später im Leben ausmacht. Und das Schöne daran ist: Ich bin ja öfter in der Schule und die Kinder haben tatsächlich zu mir gesagt: Seit sie bei diesem Projekt mitmachen, sind sie in anderen Fächern besser geworden. Den meisten – so ist mein Eindruck – hilft das!

Was soll “Don’t Stop the Music” bewirken, welches Ziel hat das Projekt?

Durch die ganze Recherche habe ich mitgekriegt, dass es in Deutschland fast 23.000 Musiklehrer zu wenig gibt. Das heißt: Da sieht man schon ganz klar, was für einen Stellenwert Musik oder Bildende Kunst in den Fächern oder in der Schule hat, nämlich unterste Stufe. Und ich hoffe halt, dass durch diese Sendung viele Kinder begeistert werden und das dann irgendwie auch weitertragen an die Lehrer. Und dass vor allem Politiker in jedem Bundesland sagen: Hey, wir müssen da was ändern. Aber ganz gewaltig. Ich würde sogar fast auf die Straße gehen, damit endlich Musik und Bildende Kunst als gleichwertige Fächer gelten – genauso wichtig wie Mathe oder Deutsch. So im Nachhinein im Erwachsenenleben merke ich das ja: Was hat Mathe für eine Funktion bei mir? Und was hat Musik für eine Funktion? Und da würde ich schon sagen, dass mir Musik wesentlich mehr geholfen hat in meinem Leben als gewisse Rechenaufgaben.

Hast Du eigentlich als Kind ein Instrument gelernt?

Ich hatte mal Geigenunterricht zwei, drei Jahre. Ich habe es zwar nur zu Weihnachtsliedern geschafft, aber immerhin! Ich habe ein bisschen Bezug! Aber ich habe viel gesungen.

Du machst den Kids also den Kinderchor schmackhaft …?

Es gibt manche, die im Kinderchor sind, die sagen: Ich bin nur im Kinderchor, ich wollte eigentlich ein Instrument lernen. Dann sage ich: Hey, aber wer ist denn später dann vorne? Der Sänger! Also, viele die im Chor waren, sind heute richtig gute Sänger! Und das motiviert die dann wieder. Ach, du warst auch im Chor? Ja, ich war auch im Chor!

Gibt es ein Erlebnis vom Dreh, das dir besonderes in Erinnerung geblieben ist?

Ja, da sind einige dabei. Aber natürlich die Deutsche Oper, wo wir mit einigen Kindern waren. Da gab es auch ein, zwei Überraschungen! Wir konnten dort einen professionellen Kinderchor erleben, und die Kinder vom Campus Efeuweg haben da mitgesungen und das ein oder andere Kind ist aufgefallen – im positiven Sinne. Mehr will ich jetzt gar nicht verraten. Aber das wird sehr emotional! Und das sind so Momente, das kann man nicht planen!

Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie sehr hat es dir Spaß gemacht, mit 50 Schülerinnen und Schülern zu drehen?

Zehn, also brutal geil.

 

 

 

Hier geht es zur Audio-Datei.

Textquelle: ZDF (Textvorlage)

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