SOTIRIA
Mit „Mein Herz“ ist ihr ein sehr authentisches und tolles Album gelungen!
Respekt – das ist eines der besten “Schlager”alben des Jahres!
Das Album startet mit der Vorab-Single „Einfach nur ein Mädchen“, mit dem SOTIRIA so etwas wie einen Imagewechsel vollzogen hat – eine Art Emanzipation ihrer EISBLUME- bzw. GRAF-Vergangenheit ist spürbar. Hilfreich ist hier sicher, dass SOTIRIA ihre Lieder inzwischen alle selber (mit) schreibt. In diesem Fall hat sie mit BAHAR HENSHEL eine geniale Textdichterin zur Seite gehabt. Die Vorab-Single handelt davon, sich zu Selbstzweifeln oder eigenen Unzulänglichkeiten zu bekennen. – Ein toller Einstieg in ein bemerkenswertes Album.
Verbotene Leidenschaft – in „Heute Nacht“ ein ewig junge und beliebtes Schlagerthema. „…brauch ich n kleines bisschen mehr von dir“, so fordert SOTIRIA ihre Gegenüber zur Sünde auf. – „Es gibt nichts zu bereuen“, so denkt SOTIRIA, die sich in diesem Lied ganz als Frau mit Bedürfnissen gibt und diesmal eine andere Facette von sich preisgibt als die des Mädchens. Eine Nummer, die wahrscheinlich clubtauglich ist – tanzbare Beats und leidenschaftliches schweres Atmen machen auch musikalisch klar, worum es in ihrem heißen Song geht.
Den Titelsong „Herz“ stellte SOTIRIA beim Free ESC von STEFAN RAAB vor. In dem Lied geht es darum, dass man rational manchmal Gefühle gerne ausblenden möchte, das Herz das aber nicht zulassen kann und eine innere Zerrissenheit entsteht. Schade, dass SOTIRIA damit beim Free-ESC nicht besser platziert war – für unseren Geschmack hat sie ihren Song sehr gut präsentiert.
Das ganze Album „Herz“ wirkt authentisch und autobiografisch. Inhaltlich ganz im Stile großer französischer Chansonsängerinnen („Je ne regrette rien“) steht SOTIRIA selbstbewusst zu dem, was sie im Leben getan hat: „Ich bereue nichts“ – auch wenn sie sich „fast verloren hat“ und „Nacht mit Tränen“ verlebt hat – das hat sie „zu dem gemacht, was ich jetzt bin“.
Ein ernstes Thema behandelt SOTIRIA im Lied „Wahre Liebe“. Es geht darin darum, wie schwer es ist, nach einigen Verletzungen dennoch an die wahre Liebe zu glauben. Mit zunehmenden negativen Erfahrungen und Enttäuschungen entstehen nun einmal Bindungsängste – ein Phänomen der heutigen Zeit, nach dem immer noch perfekten Partner zu suchen. „Ich hab Angst for dieser Einsamkeit“, „Ich hab verlernt zu fühlen“ – das sind natürlich intime Gedanken, die SOTIRIA in ihrem Lied zum Ausdruck bringt, sie will sich wieder öffnen, nicht verschließen und vergeben – auch mit tiefsinnigen Texten gibt die Künstlerin eine gute Figur ab – ein Gänsehaut-Song.
Trotz eines erneut ernsten Themas ist „Ich schau nach oben“, in dem es um den Tod der geliebten Oma geht, eine Uptempo-Nummer: „Ich wollt dir nur sagen, dank dir weiß ich, dass Liebe niemals stirbt“. Während sie in ihrem älteren Song „Ich lass dich frei“ noch in tiefer Trauer war, hat sie nun „ein Lächeln im Gesicht“, wenn sie an ihre verehrte Oma zurückblickt, die sicher stolz auf ihre Enkelin ist.
In „Zurück ans Meer“ beschreibt SOTIRIA eine Alltagsflucht. Ganz im Sinne der Kollgen von SANTIANO, die gemeinsam mit der hübschen Sängerin in der GIOVANNI-ZARRELLA-Show auftreten, beschreibt sie ihren Sehnsuchtsort, das Meer, das laut ihrer Aussage ein „Gefühl von Frieden und Freiheit vermittelt“. Sie will „Richtung Horizont entfliehen, dahin wo der Wind weht –was hält uns noch hier?“. Ein melancholisches Sehnsuchtslied der etwas anderen Art.
„Woran sollen wir noch glauben in dieser kalten schnellen Welt?“, „Wem sollen wir noch vertrauen, wenn jeder sich für wichtig hält?“ – schon in den ersten Zeilen wird klar, worum es in dieser nicht leichten Zeit geht, in der man den „Funken in der Dunkelheit“ bewahren soll.
In „Schalt dein Herz an“ geht es darum, weniger auf äußere Einflüsse zu hören, sondern auf sein eigenes Herz zu hören: „Die Liebe soll regieren“, das ist die Überzeugung von SOTIRIA.
Recht melancholisch geht es in „Bleib nur“ zu. Das Lied beschreibt eine krisengebeutelte Beziehung, in der es darum geht, entweder überzeugt zur Beziehung zu stehen („wenn du wirklich an uns glaubst“) und sein „Herz offen“ zu legen. Ein krampfhaftes Festhalten ist nicht gut („Bleib nur, wenn du wirklich an uns glaubst“). Auch das ein ehrliches Lied – das Thema wird vielen Fans bekannt vorkommen.
Mit „Vielleicht“ greift SOTIRIA erneut ein Thema auf, das sie schon einmal in einem Song verarbeitet hat („Wer bist du?“). Es geht um das schwierige Verhältnis zu ihrem leiblichen Vater, dessen griechische Herkunft übrigens dazu führte, dass sie beim Free-ESC für Griechenland antreten durfte – leider auch in dem Punkt kein „Happy End“. „Vielleicht ist alles, was ich hören muss, nur ein echtes ‚tut mir leid’ – ein Lied, das so richtig unter die Haut geht. Musikalisch scheint SOTIRIA das schöne Lied „Big Big Girl“ zu mögen, nebenbei bemerkt…
So ganz weg kommt die charismatische Sängerin nicht von UNHEILIG. Mit niemand geringerem als GIOVANNI ZARRELLA hat sie dessen Riesenhit „Geboren um zu leben“ in einer deutsch-italienischen Fassung aufgenommen – gut vorstellbar, dass die Aufnahme in der GIOVANNI-ZARRELLA-Show erklingen wird.
Die melancholische Ballade „Liebe auf Zeit“ handelt davon, dass es Beziehungen gibt, bei denen die Leidenschaft groß war und dennoch irgendwie von vorneherein klar war, dass es nur „Liebe auf Zeit“ war, also die zeitliche Begrenzung von vorneherein unausgesprochen beiden Beteiligten klar war. „Wenn sich die Tür für immer schließt“, bleibt oft nur ein „schönes Stück Erinnerung“ – mehr nicht, wenn „das letzte Lächeln längst verhallt“ ist. Auch hier sind UNHEILIG-Anleihen von der Produktion her wahrnehmbar.
Das Lied „Für immer wir zwei“ deutet vom Titel her vielleicht an, dass es sich um eine Liebesbeziehung handelt – und irgendwie stimmt das auch, allerdings nicht im erotischen Sinne. Es geht um SOTIRIAs beste Freundin namens LINA (in diesem Fall darf der Name genannt werden), der die Berlinerin mit ihrem Lied ein Denkmal singt – aus Dankbarkeit für offensichtlich bedingungslosen Zusammenhalt. Wohl dem, der so jemanden zum Freund bzw. zur Freundin hat. „Wir sind ein Leben lang vereint – immer wir zwei“ – ein schöner Freundschaftsbeweis für LINA…
In „Vielleicht“ geht es darum, wie SOTIRIA sich wieder nach oben begeben hatte, nachdem sie am Boden war und depressiven Stimmungen ausgesetzt war. Auch dieses unbequeme Thema hat sie nicht tabuisiert.
„Einer dieser Tage“ ist eine Uptempo-Nummer, die optimistisch Zeiten feiert, an denen wir die „Sorgen nicht sehen“. Ein Song, der sicher in Clubs gut ankommen. Sie will sich in „verrückten Träumen verlieren“ – melodiös und inhaltlich ist der Titel schlageresk gehalten, aber hier passt wohl eher die Bezeichnung „Electroschlager“.
Eine weitere Ballade im UNHEILIG-Stil ist „Mein Zuhause, das bist du“ – ein sehr schönes Lieblingslied, bei dem sich zwei Stimmen gesucht und gefangen haben – die markante Stimme des Duettpartners MIKE LEON GROSCH und die herrliche glockenklare Sopranstimme von SOTIRIA – das passt einfach – da dürfen auch mal Streicher erklingen. Ein schönes Liebeslied.
Eine Clubversion von „Herz“ ist ein schöner Bonus der Deluxe-Edition.
„Mein Weg geht weiter“ – „auf Dunkelheit folgt Licht“. Mit diesem Lied beschreibt SOTIRIA den Optimismus, nach vorne zu schauen nach einer Trennung – und dennoch sind vergangene Zeiten nicht ganz so leicht abzustreifen. Auch der Titel scheint autobiografische Züge zu tragen – auch wenn „aus gemeinsam allein wird“ – aber: „Ich schaff’s auch ohne dich!“.
Sehr schön ist auch die Liveversion von „Einfach nur ein Mädchen“ – hier zeigt SOTIRIA ihre Livequalitäten beeindruckend.
Es folgen zwei überraschende, aber sehr tolle Coverversionen – SOTIRIA hat sich des ROSENSTOLZ-Klassikers „Lachen“ angenommen. Ihre Stimme passt sehr gut zum ROSENSTOLZ-Sound. Klar, dass PETER PLATE SOTIRIA auch ein eigenes Lied geschrieben hat: „Spiegel der Zeit“. Mit „Nacht voll Schatten“ von JULIANE WERDING gibt es einen weiteren Coversong auf die Ohren.
Die Akustikversion von „Heute Nacht“ (Track 2) rundet das Album ab.
Lange mussten wir warten auf das neue Album von SOTIRIA – aber das Warten hat sich gelohnt. „Herz“ ist ein stimmiges Lied, bei dem die Künstlerin sich extrem offen und authentisch gibt – und das merkt man den bärenstarken Songs an. Vielleicht ist SOTIRIA damit eins der besten Schlageralben des Jahres gelungen.
Textquelle: smago!