CHANTAL DORN
smago! CD-Kritik: Chantal Dorn startet mit ihrem Album „Feuerfest“ nun auch musikalisch durch!
Ihre tiefsinnigen Lieder knüpfen an die Tradition der legendären Sängerin ALEXANDRA an!
Auf eine bewegte Karriere hat die Österreicherin CHANTAL DORN zurückblicken. Laut ihrer Biografie stand für sie schon als Kind fest: „Da, wo es glitzert, da will ich hin“. Kein Wunder, dass sie schon als Kind die perfekte Maria im Krippenspiel gab. CHANTAL war klug genug, aus „etwas Anständiges“ zu lernen und wurde Journalistin und arbeitete u. a. als Redakteurin beim Österreichischen Rundfunk (ORF) und später als Pionierin beim Privatsender Antenne Vorarlberg. Journalistisch machte sie u. a. mit einer Kolumne bei Österreichs größter Tageszeitung auf sich aufmerksam.
Ihre „Glitzer“-Leidenschaft hat CHANTAL DORN derweil nie aus den Augen verloren und diesen Traum weitergelebt – zunächst insbesondere als Schauspielerin. Beispielsweise wirkte sie als Schauspielerin in der SAT1-Telenovela „Anna und die Liebe“ mit und spielte dort die Restaurantkritikerin Leonore König.
Und weil CHANTAL DORN sehr genau weiß, was sie will, strebt sie nun auch eine Karriere im Musikgeschäft an. Ihr großes Talent wurde ihr schon in der Castingshow „The Voice Of Germany“ von YVONNE CATTERFELD und den FANTASTISCHEN VIER bestätigt. Als Sängerin in einer Band hat sie jahrelange musikalische Erfahrung sammeln können und nun mit dem Erfolgsproduzenten OLIVER PINELLI, den sie bei Aufnahmen zu „Anna und die Liebe“ kennengelernt hatte, ihr erstes Soloalbum aufgenommen: „Feuerfest“.
Darauf enthalten ist die erste Single, die ein nachdenkliches Thema zum Inhalt hat. Der wichtige Gedanke „carpe diem“ ist so etwas wie eine Überschrift, die über „Es ist immer jetzt“ stehen könnte. CHANTAL DORN plädiert dafür, den Moment zu nutzen, nicht alles vor sich herzuschieben, aber auch nicht rückwärtsgewandt der Vergangenheit hinterher zu trauern: „Warum fühl ich mich so gehetzt? Wann hat die Panik eingesetzt? Und warum wart ich bis zuletzt? Ich weiß doch, es ist immer jetzt.“
Interessant ist auch der Gedanke, sich nicht selber immer zeitlich unter Druck zu setzen, offensichtlich steht CHANTAL DORN für eine gewisse Leichtigkeit, wie sie auch dem Video zu entnehmen ist, in dem die Interpretin ihre schauspielerischen Fähigkeiten mehr als gekonnt ausspielt und Zeilen wie „Wer ist die Stimme da in mir, der ich gedankenlos parier“ authentisch Ausdruck gibt. CHANTALs Credo ist nicht umsonst: „Das Leben besteht aus verpassten Gelegenheiten“.
Und so hat die Künstlerin die Gelegenheit ergriffen, ein bemerkenswertes Album zu veröffentlichen.
Eröffnet wird der musikalische Reigen mit dem Song „Segel“. Akustische Gitarrenklänge geben dem Lied von Beginn an eine Melancholie. „als du noch voller Hoffnung warst, hab ich’s schon längst gewusst – dieser Kampf ist längst verloren, weil du weiter lügst“ – Sie möchte „ein Stück ihrer Liebe zurück“, weil die eben das namensgebende „Segel“ ist. Trotzdem geht eine Beziehung offensichtlich zu Ende.
Der Titelsong „Feuerfest“ hat nicht etwa mit der Haarfarbe der attraktiven Interpretin zu tun, sondern viel mehr mit ihrer Persönlichkeit und ihrer Seele – so gibt sie zu Protokoll: „Ich weiß heute wer ich bin und dass meine Seele feuerfest ist“. Auch der Titelsong ist in Moll gehalten, diesmal wird CHANTAL von einem Piano und Streichinstrumenten begleitet. Sie wird „eure Götter nie anbeten – meine Seele ist feuerfest“ – so skandiert CHANTAL in ihrem intensiven nachdenklichen Lied und wird dabei deutlich: „Sie machen uns zu ihren Huren, denn unstillbar ist ihre Gier“ – diesen so denkenden „Führern und Propheten“ gibt sich die Künstlerin laut Songaussage nicht hin.
Trotz allen Widrigkeiten immer nach vorne zu schauen, da ist die Aussage in „Wir geben niemals auf“. „Haben wir vergessen, warum wir hier sind? Wir sehen die Zukunft in jedem Kind“, bemerkt die Sängerin, die natürlich in Kindern die Zukunft sieht. „Wir werden nie aufhören, Brücken zu bauen“, ist ihr eindringliches Statement eines weiteren musikalischen leisen Kleinods – auch wenn es um markante Statements geht wie „Wir kämpfen, bis der letzte gerettet ist – und wenn wir selber draufgehen, das nehmen wir in Kauf“ – das sind deutliche Worte…
Auch „Während du schliefst“ hat textliche Tiefe. Es geht um ein Paar, das seit Jahren zusammenlebt, als Traumpaar gilt und doch von Selbstzweifeln geplagt ist – zumindest, was die weibliche Seite angeht: „Wirst du mich vermissen? Hast du mich je geliebt? Wie oft lag ich neben dir wach – während du schliefst“, fragt sie sich nachdenklich – sicher eine Situation, mit der sich viele ihrer Zuhörerinnen und Zuhörer identifizieren können. „Kannst du mir verzeihen, wenn du diese Zeilen liest?“, fragt sie sich nachdenklich.
In ähnlicher Art ist auch der nächste Song gehalten. Autobiografischen Hintergrund hat der Song „Das Ende vom Lied“, in dem es ebenfalls ein Beziehungsende beklagt. „Ich brauch mal ne Auszeit, ich bin ja auch nicht aus Holz. Ich stolpere nur immer über meinen Stolz“, gibt sie zu Protokoll. „Brauchen wir nur etwas Zeit oder sind wir schon Vergangenheit?“, fragt sie sich nachdenklich. Auch dieser Titel ist sicher ein Song mit Identifikationspotenzial. „Treibt der Eisberg knapp vorbei?“, fragt sich die ausdrucksstarke Sängerin – „oder reißt er unser Schiff entzwei?“.
Im Walzertakt gehalten und mit Streichern beginnt „So weit war die Welt“, in dem sich CHANTAL wünscht, kindliche Attribute noch einmal in sich zu tragen. Nur noch ein einziges Mal möchte sich „fantastische Reisen begehen“. Auch in diesem Lied klingt Melancholie mit – Erinnerungen an schöne Kinderzeiten schwingen mit jedem Ton mit – man fühlt sich etwas an die junge ALEXANDRA erinnert, auch bezüglich der tiefen Altstimme. Eine „Schachtel mit Schätzen gefüllt“ – welches Kind verfügt nicht auch über derartige Erinnerungen? Auch musikalisch ist der Titel mit einem Holzblasinstrumentsolo ungewöhnlich gehalten.
Auch „Auf dem langen Weg zu dir“ fängt mit melancholischen Klängen an. Diesmal handelt es sich aber um ein inniges Liebeslied, in dem die emanzipierte CHANTAL bekennt, auch gerne mal geführt zu werden: „Und dann kamst du, hast du mich berührt – wie im Traum erschienst du mir, hast mir vertraut – und mich geführt auf dem langen Weg zu dir.“ Der Weg, um diesen Traummann zu finden, war aber steinig – so singt CHANTAL u. a., dass sie auf dem langen Weg viel Energie verspielt habe, weil sie „auf das falsche Pferd“ gesetzt habe.
Das laut eines Interviews wichtigste Lied des Albums ist „Schlafwandler“ – und das hat einen traurigen Grund. Es geht um ihre Tochter, die im Alter von vier Jahren an einem tragischen Unglück verstarb – mit anderen Worten ist es ein sehr persönlicher, aber auch sehr trauriger Song. Im Pressetext beschreibt CHANTAL DORN ihre Emotionen: „Als meine älteste Tochter mit gerade mal viereinhalb Jahren durch ein tragisches Unglück starb, fiel ich emotional in ein tiefes Loch. Schlimm war für mich, dass ich ihren Tod Wochen zuvor schon geträumt hatte. Mit dem Lied Schlafwandler habe ich quasi diese Tragödie musikalisch verarbeitet.“
Ich trag jetzt wieder schwarz und geh nur selten aus. Hab meine Haare abgeschnitten – ich seh jetzt anders aus. Ich reite draußen. Die welt in flammen steht. Ob wir uns jemals wieder sehen – und wie es dir wohl geht.
Etwas irreführend ist der Titel „Briefe aus der Dunkelheit“ – denn genau diese Briefe wurden laut Liedinhalt nie geschrieben: „Hab so viel Briefe dir geschrieben – und sie dann alle doch verbrannt“. In dem Lied geht es um eine Frau, die sich in der Dunkelheit und der Nacht offensichtlich wohlfühlt, obwohl sie sagt: „Nachts kann ich nicht schlafen – und tags werd ich nicht richtig wach“. Auch dieser Titel ist von Melancholie getragen.
Mit „Tanze, bis ich nicht mehr kann“ zeigt sich CHANTAL von ihrer femininen und leicht lasziven Seite, auch wenn dieser Song erneut sehr still um vom Rhythmus her im Bossa-Nova-Sound gehalten ist. „Ich zieh mein schwarzes Kleidchen an und tanze bis ich nicht mehr kann“. Der selbstbewusste provokante Text wird durch Mollklänge relativiert – selbst bei diesem Lied bleibt sich CHANTAL DORN ihrer nachdenklichen Seite treu.
Abgeschlossen wird das Album von CHANTAL DORN mit dem Song „Warte nicht auf mich“. Darin fragt sie ihren Partner, warum er so „rastlos ist“ und was ihn plagt und nicht loslässt. Sie sucht nach dem verborgenen Geheimnis ihres Liebsten – und findet die Lösung nicht. Da „er“ offensichtlich darauf keine Antworten gibt, soll er vorausgehen – und nicht warten soll. Auch mit dem letzten Lied des Albums bleibt sich CHANTAL DORN treu und gibt die nachdenkliche, tiefsinnige Dame.
Das Album „Feuerfest“ ist chansonesk gehalten, musikalischer und textlicher Anspruch ist CHANTAL DORN offensichtlich wichtig. Sie hebt sich damit sehr deutlich von der Party-geprägten aktuellen Schlagerszene ab. Ihre Lieder werden sicherlich nicht in Party-Arenen und Clubs zu hören sein. Sehr gut vorstellbar ist aber, dass wir die Lieder (hoffentlich bald wieder) auf Kleinkustbühnen erleben würden. Selten traut sich jemand, so konsequent tiefsinnig-melancholisch, nachdenklich und schön seinen (ihren) Weg zu gehen – Daumen rauf für ein mehr als bemerkenswertes Debutalbum!
Dass CHANTAL DORN einen tollen Humor hat, zeigt ihr Statement hinsichtlich der Frage, was passiert, wenn die musikalische Karriere sich dem Ende nähern wird. Wie es danach mit der Künstlerin weitergeht, hat sie auch schon in Planung. Wir zitieren: Augenzwinkernd (passend zu ihrer Textzeile „Ich trag es mit Humor“) sagt sie: „Ich schmeiß alles hin und werde Prinzessin“.
Textquelle: smago!