MARIANNE ROSENBERG
Marianne traut sich was – “Im Namen der Liebe”!

Für ihre Tournee 2021 hat sie sich nicht gerade die kleinsten Hallen ausgesucht …:

 

 

MARIANNE ROSENBERG kennt die Farbtöne, den Geruch dieser alten Holzvertäfelungen, kennt die wuchtigen Dimensionen des Mischpults, die zahllosen Regler, die schon so viele berühmte Hände bewegt haben. Sie ist wieder dort, wo vor exakt 50 Jahren alles für sie anfing: in den Berliner Hansa-Studios. Drinnen ist vieles exakt wie damals. (Die eher unsichtbaren Details sind hi-tech, ganz neu,state of the art). Draußen vor der Tür ist hingegen alles anders: Das graue, beengende Sackgassengefühl ist weg, denn die Mauer, die damals gleich um die Ecke stand, ist ja nun auch schon seit 30 Jahren aus dem Weg geräumt.

Klammert man die allerersten Karrierejahre aus, in denen sie wohl einfach noch zu jung war, ist Marianne Rosenberg stets ihren eigenen Weg gegangen. Ein weit verzweigter Weg, der sie in den 50 Jahren, die vergangen sind, seit sie 1969 zum ersten Mal die Hansa-Studios betrat, um ihre Debütsingle „Mr. Paul McCartney“ einzusingen, in ganz unterschiedliche Ecken und Regionen geführt hat. Damals war sie 14, schweigsam, sagte nur Ja und Nein. Heute zeigt sie schon nach ein paar Sätzen, dass sie zu den wenigen Interpret*innen der deutschsprachigen Musikszene gehört, die nicht nur weiß, was sie will, was ihr gut tut, sondern auch wirklich etwas zu sagen hat. Und das – auch nicht selbstverständlich – dann auch tut.

„Damals führten die Straßenbahnschienen hinter dem Haus ins Nichts. Das Dach war teilweise zerstört. Für so ein junges Mädchen wie mich war das eher ein Abenteuerspielplatz.“

Im Meistersaal der Hansa-Studios, für viele internationale Stars danach schlicht „the big hall by the Wall“, hörte sie damals zum ersten Mal ihre Stimme. Ein unverkennbares Instrument, das sie einige Jahre später erst emanzipieren sollte, um danach auch immer wieder damit zu experimentieren: „Mein Leben war aufregend. Ich habe viele Stilistiken einfach ausprobiert, ungeachtet dessen, was mein Image mir vorgegeben hat…“

Und dieser Tage also, nach so langer Zeit, schließt sich hier der Kreis. „Hier wieder anzukommen, bedeutet für mich auch zu erkennen: es besteht keine Notwendigkeit, sich so aufzupusten. Es gibt nur eine Notwendigkeit: sing mit dem Herzen.“ Diesen Rat habe ihr schon der Vater einst mit auf den Weg gegeben. Dass sie ihn noch immer beherzigt und befolgt, hört man auf dem neuen Album Im Namen der Liebe , mit dem Marianne Rosenberg im Jahr 2020 ihr 50. Bühnenjubiläum zelebriert.

Man könnte viel davon erzählen, was Marianne Rosenberg nun alles war in den letzten fünf Jahrzehnten – die Spanne zwischen Teenie-Star, Jazz-Sängerin und Ikone der Schwulen/Lesben-Bewegung gibt da viel her –, könnte Listen anlegen mit Awards, Chartplatzierungen, musikalischen Highlights jenseits der so häufig zitierten Titel „Marleen“, „Er gehört zu mir“ & Co., aber das würde sie langweilen. Genauer: Es wären ja doch nur die offensichtlichsten, weil karrierebezogenen „Glücksmomente“ dieses bisherigen Wegs, wie sie es gegenüber Rosa von Praunheim einst formulierte. Viel wichtiger ist der Blick nach vorne, der weitere gemeinsame Weg an der Seite dieser Kunstfigur „Marianne Rosenberg“, die schließlich zu einem nicht unwesentlichen Teil aus dem Bild und den Projektionen anderer Menschen bestehe. „Ein Image ist ein Mosaik von lauter kleinen Meldungen“, sagt sie dann und man spürt, wie entspannt sie dieses Verhältnis heute sieht. Sogar die Klassiker aus den Siebzigern präsentiere sie auf der Bühne inzwischen sehr viel lieber als noch vor ein paar Jahrzehnten – schließlich müsse man einfach behutsam damit umgehen, „die sind ja fast schon deutsches Kulturgut“.

„Dass der Sound (des neuen Albums) zeitgemäß ist, finde ich eine Selbstverständlichkeit. Dass ich aber meine Musik mit den Wurzeln verbinde, ist etwas, das ich mir vorgenommen habe…“

Dieses entspannte Verhältnis ist letztlich auch einer der Gründe, weshalb die brandneuen Songs aus den Hansa-Studios so wunderbar mit der Musik, die sie früher gemacht hat, verschmelzen, warum in dem ultrazeitgenössischen Sound ihres neuesten Werks auch immer wieder schemenhaft „diese Figur“ aufblitzt, „die sich die Menschen unter meiner Person vorstellen: Um darüber eine Verbindung herzustellen.“ Die „Liebe“ nämlich, die schon immer das zentrale Thema ihrer Arbeit war und auch dieses Mal titelgebend mitschwingt, ist gar nicht bloß die romantische Liebe: „Es geht eben nicht allein um Liebesbeziehungen, sondern auch um Themen wie das zwischenmenschliche Miteinander. Wir sind alle miteinander vernetzt – und trotzdem waren wir noch nie so allein wie wir es heutzutage sind“, so Rosenberg. Durchaus ein Statement also, „gespeist aus Diskriminierung, Aussagen, die wieder möglich sind… trotzdem sind meine Songs nie belehrend.“ (Und auch die romantische Liebe hat natürlich ihren Platz – siehe die erste Single „Wann (Mr. 100%)“, zu der sie sagt: „Wenn man sich verliebt, ist man nun mal wieder 16.“)

„Ich finde es auch richtig, dass Menschen das, was sie lieben im Leben, nicht loslassen. Ich sehe keinen Grund, das sein zu lassen – es belebt und macht glücklich.“

„Perfektionismus interessiert mich nicht mehr“, sagt die Musikerin klipp und klar in Bezug auf ihre Arbeitsweise, in der heute sogar die Demokratie eine Rolle spielt: „Ich habe früher gesagt: In der Musik gibt es keine Demokratie. Aber heute ist mir der Austausch mit den Kollegen doch sehr wichtig.“ Überhaupt liebe sie ihre Heimatstadt (allein die Sprache!) zu sehr, um Berlin und ihr kreatives Umfeld einfach so zu verlassen. Warum auch, wo sie doch hier den perfekten Nährboden gefunden hat, um weiterhin ihrer Leidenschaft nachzugehen, ihre Träume als Antrieb zu nutzen: „… mit diesen Träumen, die in uns leben, können wir Dinge erzeugen, von denen wir glauben, sie seien gar nicht mehr da“, sagt sie weiter und bezieht sich damit auf die Resultate der jüngsten Aufnahme-Sessions, genauer: erreichte Tonlagen, die sie vor wenigen Monaten noch für unerreichbar gehalten habe.

Für einen Menschen, der so viel erreicht und erlebt hat, wirkt Rosenberg ungemein geerdet: Redet Klartext, wischt auch mal Dinge mit einem Nebensatz weg. Ein Grund dafür sei wohl auch die Großfamilie gewesen, die sie schon damals davon abgehalten habe, so richtig abzuheben („Hey, komm mal rüber in die Küche, du musst auch abwaschen.“). Und wenn sie aus Versehen doch mal etwas lehrerinnenhaft klingt, lacht sie im nächsten Moment selbst darüber und kommentiert, „Frau Dr. Rosenberg“ habe gesprochen…

„Mitnichten wird man weise, wenn man älter wird – aber das ist auch nicht nötig.“

Dieselbe Stadt, dasselbe Studio, dasselbe Namensschild, das am Mischpult klebt. Aber ist man noch derselbe Mensch, ein halbes Jahrhundert später? Oder doch ein anderer? Im Kern, davon ist Marianne Rosenberg überzeugt, bleiben wir immer der- oder dieselbe: Die Hülle mag ein wenig altern, auch die Träume, die Wünsche, die Sehnsüchte wandeln sich leicht – aber nie so ganz grundsätzlich. Wie in der Quantenmechanik also, wo sich mehrere Zustände überlagern können. Ein Flimmern und Flackern; Wurzeln, die einfach (noch immer) da sind, ganz ursprüngliche Gefühle – dazu absolut Zeitgenössisches, das einen heute anspricht, fasziniert, weitermachen lässt. So klingt Im Namen der Liebe. So klingt Marianne Rosenberg am Übergang ins dritte Jahrzehnt des neuen Jahrtausends.

 

Tickets gibt es – ab 18.03.2020, 09:00 Uhr – an allen bekannten Vorverkaufsstellen, sowie im Internet unter www.eventim.de und www.semmel.de!

smago! Tipp: Aktivieren Sie HIER den Ticketalarm!

 

 

Textquelle: Semmel Concerts (Textvorlage)

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