KIM FISHER
TV-Kritik von Stephan Imming: "Kulthits" – "Die Show der 70er und 80er"!

smago! Leser Imming ist absolut begeistert…: 

Am Samstag (19.04.2014) beklagte Dieter Bohlen bei "DSDS", dass es so gut wie keine Musik mehr im deutschen Fernsehen gibt.

Die ganze Nation beobachtet den Untergang von Europas über Jahrzehnte unangefochtene wichtigste TV-Show "Wetten, dass…".

Viele Beobachter machen für den Untergang der lange beliebten Show-Konzepte vor allen Dingen veränderte Sehgewohnheiten und natürlich den technischen Fortschritt (Stichworte Youtube, Internet) verantwortlich, wobei solche Gedankenspiele sicherlich absolut zutreffend sind.

Aaaaber – nehmen wir mal die Musik-Konzepte. Es gibt nur noch wenige Musik-TV-Shows im Fernsehen – die meisten davon sind Casting-Shows. In diesen Casting-Shows geht es meist darum, wer die meisten Tattoos und die meisten Vorstrafen hat – mit solchen Bedingungen schafft man es, die überaus "kompetente" Jury zu überzeugen, die u. a. aus einem Rapper besteht, der vor allen Dingen die Körbchengrößen der Protagonisten als Qualitätsmaßstab anlegt – mangels künstlerischem Know-How ist das sogar gerechtfertigt, weil er andere Dinge nun definitiv nicht beurteilen kann.

Im Schlager-Bereich gibt es im ZDF eine letzte größere Musik-Show einer Moderatorin, die größten Wert darauf legt, dass ihre Gäste zwingend im Vollplayback auftreten müssen. Quittiert wird diese aalglatte langweilige Kaulquappen-Playback-Gedudel-Show mit stetig fallenden Einschaltquoten. Das geht inzwischen so weit, dass eine Einschaltquote von so eben knapp über vier Millionen Zuschauern als "Triumph" gefeiert wird. Vielleicht hätte der eine oder andere mehr eingeschaltet, wenn ein Udo Jürgens das hätte tun dürfen, was er kann: LIVE singen – und nicht peinlich mehr oder weniger synchron zu seiner "Schallplatte" zu bewegen…

Auch bei RTL gibt es ja eine Chart-Show. Ob es zuträglich ist, dass sich zum Thema überaus "kompetente" Leute wie Kai Ebel und Katrin Müller-Hohenstein äußern – ich lasse es mal dahin gestellt sein.

Um eine sonntägliche ZDF-Schlagershow zu moderieren, bedarf es einer Qualifikation als Schwimm-Ikone – auch da lässt sich trefflich streiten, ob nicht andere Maßstäbe zur Besetzung der Moderatorin hätten angelegt werden müssen, auch wenn "Weight Watchers" sich sicher freut, dadurch nach wie vor präsent zu sein.

All diese Gedankgengänge voraus geschickt, habe ich mir vorurteilsbeladen im MDR die Musiksendung "Kult Hits" mit Kim Fisher angesehen. Ich dachte mir, dass da wohl wieder irgendwelche Uralt-Videos aneinander gekleistert werden – aber nein – in dieser Sendung wurde ENDLICH mal gezeigt, wie einfach gutes Musik-Fernsehen geht – bzw. gute Show – es ist sooooo einfach:

Kim Fisher bewies in der Show, dass es in der Show-Welt mehr als nur eine gibt, die den Namen "Fis(c)her" mit ganz großer Qualität verbindet. Sie hat den Drei-Stunden-Marathon stets charmant, sexy und souverän absolviert. In meinen Augen von eminenter Wichtigkeit: Sie weiß, wovon sie redet und bringt glaubhaft rüber, dass sie Freude an den von ihr anmoderierten Songs bzw. Interpreten hat. Und sie singt mit großer Freude live(!!!!) Lieder, die zur Show passen. Als Tüpfelchen auf dem i hat sie sogar ihren eigenen Flori (sic!) gefunden – ein junger Zither-Spieler, den sie für sich als Begleit-Instrumentalisten kurzerhand engagiert ist, auch wenn er "ihr Sohn sein könnte".

Die großen Shows haben alle mit schwächelner Popularität zu kämpfen – könnte es daran liegen, dass vielleicht keiner mehr Lust auf Playback-Schrott Marke Wetten, dass, Carmen Nebel und Co. hat? – Bei Kim Fisher war gestern jeder einzelne Ton voll "live" – und das war für alle Protagonisten von großem Vorteil – weil die Stars sich dort etablieren konnten – einfach zeigen konnten, was sie können. Das lässt weder Frau Nebel noch Herr Silbereisen noch Herr Lanz zu – dort gibt's Voll-Playback.

Bei den großen Shows ist es üblich, dass dort eigentlich in erster Linie Werbung für das aktuelle Produkt der dort auftretenden Künstler gemacht wird. Interesse an der Sendung, in der man auftritt, besteht ansonsten eigentlich nicht – im Gegenteil – gerade Hollywood-Stars brüsten sich ja damit, im Nachhinein die Sendung schlecht zu machen, in der sie auftraten. – Bei Kim Fisher merkte man, dass die Gäste sichtlich Spaß hatten an der Sendung, deren Teil sie sein durften. Mich persönlich berührt eine Mary Roos, die beim Auftritt ihrer Kollegin Tränen der Rührung weint, weit mehr als ein Kai Ebel, der bei einer Chart-Show über sein Outfit philosophiert. Vielleicht liegt auch darin ein Grund, warum die großen Shows aussterben – die, die sie WIRKLICH lieben und leben, finden eher selten statt – und wenn, werden sie im MDR "versteckt".

Ein Ranking mit Kurz-Videos in eine Show einzubauen, ist nicht neu – das haben die Privaten seit Jahren vorgemacht. Aber es ist schon ein Unterschied, ob sich Frau Katzenberger und Melanie Müller "fachkundig" zu alten Clips äußern oder eben Zeitzeugen, die selber mit dabei waren.

Lange Rede- kurzer Sinn: "Kulthits – die Show der 70er und 80er" war in meinen Augen ein Programm-Juweil, das es verdient hätte, ins Haupt-Programm der ARD zu wandern. Die Idee, eine kompetente und charmante Moderatorin mit hochkarätigem Nachnamen eine Show moderieren zu lassen, in der ihre Band voll live begeisterte, leidenschaftliche Schlager- und Pop-Interpreten begleitet, ist aufgegangen. Ich denke, wenn Unterhaltung so leidenschaftlich und liebevoll gemacht wird, hat auch die große Show eine Zukunft.

Foto-Credit: MDR / Arvid Müller

Stephan Imming
http://www.mdr.de/unterhaltung/
http://www.mdr.de/unterhaltung/kulthits-die-show100.html

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