HEINO
Die CD "Mit weihnachtlichen Grüßen" im Test von Holger Stürenburg!
“Heino hat nun einmal die perfekte Stimme für stimmungsvolle Weihnachtslieder” …:
Der aus Düsseldorf-Oberbilk stammende, aber in Bad Münstereifel wohnende Kultsänger HEINO hat in seiner inzwischen nun schon über 50 Jahre währenden Karriere dem Markte bereits eine ganze Menge Weihnachts-LPs und –CDs zugeführt. Nachdem der „blonde Barde aus Euskirchen“, wie wir ihn im Familienkreis immer genannt haben, im Mai dieses Jahres mittels einer zur Fußball-EM vorgestellten Rock-CD namens „Arschkarte“ (siehe HIER …:) zumindest im kommerziellen Kontext dieselbe gezogen hatte, konzentriert er sich nun, nach drei augenzwinkernden Ausflügen in Richtung Hardrock/Gothic-Rock, abermals auf das traditionelle Liedgut in entsprechender, vom „alten“ Heino gewohnter Interpretation und klanglicher Inszenierung.
„MIT WEIHNACHTLICHEN GRÜSSEN“, dieser Tage bei Ariola/SONY erschienen, versammelt ein paar wahrlich nur als schön und frohsinnig zu bezeichnende Weihnachtsstandards aus dem 2000 erstveröffentlichten Album „Merry Christmas and a Happy New Year“, zwei Titel aus der CD-Trilogie „Die Himmel rühmen – Festliche Lieder“ (2009 bis 2011), sowie zwei bislang unveröffentlichte, jahreszeitenbezogene Songs.
Dem Anlass gemäß, wird Heinos 15 Liedbeiträge umfassendes Album „Mit weihnachtlichen Grüßen“ mit einer in diesem Jahr entstandenen Neuaufnahme des wohl bekanntesten und meistgesungenen Weihnachtsliedes aller Zeiten, nach dem obligatorischen Glockengeläut zum Weihnachtsfest, „Stille Nacht, heilige Nacht“ eröffnet. Feierlich, gediegen, sakral umgesetzt, genießen wir dieses vom Arnsdorfer Volksschullehrer und Organisten Franz Xaver Gruber und dem Hilfspfarrer Joseph Mohr 1818 erstmals – in einer Kirchengemeinde nahe Salzburg – zur Aufführung gebrachte Ewigkeitsopus in der ernsten und gleichermaßen wärmend-gefühlvollen Version Heinos.
Bing Crosbys Weihnachtsklassiker „White Christmas“ wurde in der von Bruno Balz getexteten, deutschen Version „Süß singt der Engelchor“ – u.a. erhältlich in Darbietungen von Wencke Myhre, Freddy Breck, Roger Whitaker oder Peter Alexander – gleichsam im erhabenen, im Jahre 2000 erstmals veröffentlichten Arrangement seitens Heino berücksichtigt.
Weitaus poppiger, locker swingend und gemütlich-frohgemut, ertönt dagegen das legendäre „Winter Wonderland“, auf Deutsch als „Winter Wunderland“; aus dem 1941 entstandenen US-Christmas-Carol „Little Drummer Boy“ wurde schon 2000 bei Heino „Der Junge mit der Trommel“.
1868 ersann Philips Brooks, einst Rektor der Dreifaltigkeitskirche in Philadelphia/Pennsylvania, den englischen Text „O little Town of Bethlehem“, der später vom Organisten seiner Pfarrei, Lewis H. Redner, vertont wurde. Stefan Georg Fuchs (wer immer dies auch sein mag – im Netz ist nirgendwo etwas über ihn ersichtlich) fand dazu die passenden, muttersprachlichen Worte, sodass Heino dieses US-Weihnachtslied schon 2000 als „Ein Dorf mit Namen Bethlehem“ veröffentlichte, welches 2016 auf „Mit weihnachtlichen Grüßen“ entsprechend neu aufgelegt wurde.
„Rudolph mit der roten Nase“, eine von Wolfgang Hofer eingedeutschte Fassung von „Rudolph, the Red-nosed Raindeer“, einem 1949 von Countrystar Gene Autry zum Hit gemachten winterlichen Schnaderhüpfel, ist in Heinos im Jahre 2000 entstandenen Auslegung im bluesig-jazzigen Ambiente gehalten; ganz neu und auf vorliegender Scheibe erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird das Duett „Tanze mit mir um den Weihnachtsbaum“, die wiederum von Stefan Georg Fuchs bearbeitete, deutschsprachige Deutung des beschwingten US-Evergreens „Rockin‘ around the Christmas Tree“ – diesmal: Heino im Duett mit Nachwuchstalent Sarah Jane Scott, die ebenfalls über US-amerikanische Wurzeln verfügt und als Lebensgefährtin von Stephan Remmlers Sohn Cecil mit diesem in Berlin lebt.
Unter dem Motto „Weihnacht unter’m Tannenbaum“ werden im so benannten 2000er-Potpourri die einheimischen Weihnachtsevergreens „Süßer die Glocken nie klingen“, „Oh Tannenbaum“, „O Du Fröhliche“ und „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ gemächlich, sympathisch und teils sogar sehr flott zusammengefasst.
Das spätmittelalterliche, auf Latein ausgedrückte Reimgebet „Ave Verum Corpus“ intoniert Heino in andächtiger, glanzvoller und erbaulicher Stimmung. Selbiges gilt für die eher schlagerhaft umgesetzte Volksweise „Frieden auf Ewigkeit“.
Erneut in Medley-Form verifiziert, vernehmen wir daran anschließend, betitelt als „Weihnacht zu Hause“ – mal balladesk, mal flink-schwebend -, die nationalen Weihnachtslieder „Kommet Ihr Hirten“, „Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen“, „Kling Glöckchen, Klingelingeling“ und „Fröhliche Weihnacht überall“.
Für seine aktuelle CD neu aufgenommen – nach einer Erstveröffentlichung 1990 auf der TelDec-LP „Meine schönsten Lieder zur Weihnachtszeit“ – hat Heino das von ihm selbst unter dem Pseudonym „Gio Bilk“, zusammen mit Tex Schultzieg und Herbert Müller-Lans, erdachte Shanty „Weihnacht auf hoher See“ – Ähnlichkeiten mit nicht unähnlichen Liedern von Heinos langjährigem „Dauerkonkurrenten“ Freddy Quinn sind nicht nur nicht ausgeschlossen, sondern vermutlich wohl eher mutwillig
Angenehm jazzig-schwelgend, zugleich Ruhe und Gemütlichkeit ausstrahlend, hat Heino das US-Wintertraditional „Jingle Bells“ – mal wieder mit Reimen von Stefan Georg Fuchs versehen – eingesungen; modern, einschmeichelnd und latent rhythmusbetont, gar soulig, dringt der 1956 von dem afroamerikanischen Künstler Jester Joseph Hairston komponierte Weihnachtsohrwurm „Mary’s Boy Child“ aus den Lautsprechern, mit dem von Heinz Korn verfassten, deutschen Text „…Denn es ist Weihnachtszeit“, den wir bislang in erster Linie von Lys Assia (1958) und Margot Eskens (1963) kennen.
Das katholische Kirchenlied „Menschen, die Ihr wart verloren“, im Jahre 1810 vom Münsteraner Geistlichen Christoph Bernhard Verspoell geschrieben und fester Bestandteil des kirchlichen Gesangsbuches „Gotteslob“, beschließt eine sehr besonnene, wie besinnliche, ausgeglichene CD, die denjenigen HEINO (wieder) zeigt, wie wir ihn vor seinem, fraglos alles andere als üblen Ausflug ins Hardrock-Lager, jahrzehntelang kannten, kennen und schätzen. „MIT WEIHNACHTLICHEN GRÜSSEN“ verstrahlt Ruhe und Festtagslaune in einem und wird mit einiger Sicherheit in so manchem weihnachtlich geschmückten Zimmer – sicherlich eher reiferer Fans – während der Advents- und Weihnachtszeit für gedankenvolle und beschauliche Atmosphäre sorgen. HEINO hat nun einmal die ideale Stimme für Weihnachtslieder, weil sein sonores Gesangsorgan zu dieser Art von Liedern und der darin vermittelten Grundstimmung einfach nur perfekt passt!
Holger Stürenburg, 03. Dezember 2016
http://www.ariola.de
http://www.heino.de