THOMAS GOTTSCHALK
TV-Kritik "Mensch Gottschalk": Sendung top – Quote Flop!

„Das bewegt Deutschland“ – Der Titel verspricht nicht zu viel, findet Stephan Imming …: 

Einen tollen Einstieg in seine neue Show „Mensch Gottschalk“ fand das Urgestein, indem er mit der eigentlichen Sendung gar nicht begann, sondern das TV-Publikum mit in das „Warm Up“ genommen hat. Wer je bei einer Fernsehshow zugegen war, verstand den Humor, mit dem Gottschalk die bemühten „Warm Upper“ durch den Kakao zog und das ganze Procedere auch in Frage stellte, weil das alles ja nur dazu dient, dem Publikum aufzuschwatzen, wann es zu applaudieren habe.

Warum RTL die Sendung „ausgerechnet“ gegen den Tatort programmiert hat – man weiß es nicht. Gottschalk wusste aber auch diese unglückliche Planung für sich zu nutzen, indem er lässig bereits gegen 20.30 Uhr die Fernsehnation über den Täter aufklärte – in bester Wolfgang Neuss-Manier, der ja einst auch einen Tag vor Ausstrahlung der „Halstuch“-Episode via Zeitungsinserat verkündete: „Der Borsche war der Mörder“. Diesmal war es Paula – und so hohe mediale Wellen wie einst Neuss (bis hin zu gegen ihn gerichteten Morddrohungen) schlug Gottschalks augenzwinkernde Indiskretion nicht. Sehr witzig war, dass gegen 21.45 Uhr dann auch die zappenden Tatort-Zuschauer begrüßt wurden, sogar namentlich. (Leider vergaß man, dass auch Anne Will ein quotenstarkes Publikum hat).

Von Beginn an fühlte man sich wohl in der Show, was vielleicht auch der unaufgeregten Atmosphäre geschuldet ist (recht kleines Studio, keine Pyrotechnik oder ähnliches).

Angesichts des ersten bekannt gewordenen Gastes (Samuel Koch) bestand erst Zweifel, ob der Untertitel „Das bewegt Deutschland“ erfüllt werden könnte – im Nachhinein betrachtet muss man das klar bejahen. Die ihm liegende „leichte Kost“ (selbständig fahrende Autos, Let’s Dance-Gewinner, Geschäftsidee eines WWM-Gewinners incl. Anruf bei Kumpel Günther Jauch, veganer Metzger, Tag des Hundes) vermittelte Gottschalk charmant, aber auch schwere und bedrückende Themen (Krebs-Krankheit, Flüchtlingsproblematik, US-Präsidentenwahl (Trump), Unwetter-Katastrophe, Werdegang Samuel Kochs) meisterte er sehr souverän und informativ, was sicher auch einer sehr guten Gästeauswahl geschuldet war (Martin Schulz, Dieter Zetsche, Niki Lauda und (per Einspieler) Alexander Mronz). Selbst das Thema Fußball-EM arbeitete Gottschalk interessant und unterhaltsam mit seinen Gästen Matthias Opdenhövel, Timo Hildebrand und Prof. Dr. Peter Neumann auf. Die Sendung lebte dabei vom Kontrast der „schweren Kost“ und der leichtfüßigen Themen.

Dass unter den musikalischen Gästen mit Nena und Mark Forster, der seinen EM-Song „Wir sind groß“ vorstellte, immerhin zwei deutschsprachige Interpreten für musikalische Unterhaltung sorgten, ist erfreulich.

Unter dem Strich war „Mensch, Gottschalk“ eine mehr als gelungene Show, die einerseits an alte Show-Zeiten erinnerte, andrerseits auch spannende Magazinthemen bot – so was nennt man heute wohl „Infotainment“. Gottschalk kann es noch immer – schade, dass er auf einen recht undankbaren Sendeplatz gesetzt wurde. Hoffentlich arbeitet RTL (mit Gottschalk) an einer Weiterführung des interessanten Live-Konzepts. Wie öde eine aufgezeichnete Show ist, bei der man kein Risiko gehen will und deshalb jegliches Flair vermissen lässt, konnte man ja einen Tag zuvor in Beatrice Eglis Show sehen, bei der sogar Nachwuchstalente allen Ernstes im Vollplayback-Verfahren singen – auf die Idee, auf so eine Weise für vermeintlichen Nachwuchs eine Lanze zu brechen, kommt nicht mal Dieter Bohlen.

„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“ – wenn dem so ist, darf man vom ewig jungen, herbstblonden Show-Dino noch viel erwarten.

Foto-Credit: RTL / Andreas Friese

Stephan Imming, 06.06.2016
http://www.rtl.de
http://www.rtl.de/cms/sendungen/real-life/mensch-gottschalk.html

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