smago! GAST KOLUMNE
Show-Revolution – Chartshow "Unsere größten Hits" am 9. Juli 2016 im ZDF!

Stephan Imming ist “begeistert” von der “originellen” Show-Idee des ZDF …..: 

Kleiner Blick in die deutsche Charts-Geschichte

Bereits seit 1953 wurden von der damaligen Zeitschrift „Automatenmarkt“ regelmäßig Hitparaden mit den beliebtesten Jukebox-Hits veröffentlicht, damals galt als Kriterium aber lediglich der Erfolg bei den Musikautomaten-Aufstellern.

Am 15. Juli 1959 erschien erstmals das Branchenblatt „Der Musikmarkt“. Gegründet wurde das Blatt von Medienmogul Hans R. Beierlein, dem späteren langjährigen Manager von Udo Jürgens. Der Musikmarkt war die erste Zeitschrift, die eine regelmäßige Verkaufshitparade auf den Markt brachte. Das damals veröffentlichte Ranking gilt als Geburtsstunde der offiziellen deutschen Verkaufs-Charts, da in dieser Liste erstmals insbesondere auch die Verkäufe an Schallplatten mit einbezogen wurden.

Bis zum August 1977 befragte „Der Musikmarkt“ dabei eine Reihe von ausgesuchten Plattenläden nach den meistverkauften Platten der Woche. Die ca. 400 ausgewählten Fachhändler kreuzten die Favoriten auf vorgefertigten Listen an und schrieben neue Titel hinzu (92 Titel waren vorgegeben, bis zu 10 Eintragungen konnte der Ausfüller des Formulars selber vornehmen). Problematisch daran waren vielfältige Manipulationsmöglichkeiten. Beispielsweise gab es damals „Charts-Promoter“, die den Fachhändlern Geschenke überreichten, um zu ihnen passenden Ankreuzungen in den Befragungen zu kommen.

Wieder war es Hans R. Beierlein, der den Stachel in die Wunde legte, das ursprüngliche System als nicht wirklich repräsentativ zu entlarven. Der stellte fest, dass sein Schützling Udo Jürgens 1976 1 Millionen LPs und 500.000 Singles verkauft habe und dennoch „nur“ als achtbester Interpret des Jahres im Ranking platziert war. Beierlein wollte vom damaligen Chefredakteur Uwe Lencher wissen, wie viele Tonträger die besser platzierten Interpreten denn so verkaufen. (Dass diese Frage wohl eher rhetorischer Art war und noch dazu sarkastisch und spitzfindig, dürfte sich von selbst verstehen..)

Aus diesem Grunde beschloss das Branchenblatt, eine neutrale Institution mit der Ermittlung zu beauftragen. Medienmann Karlheinz Kögel (er war zuvor Radiomoderator bei SWF3) erhielt im Juli 1977 den Zuschlag, mit seiner Firma „Media Control“, die zuvor bereits deutsche Radioprogramme auswertete, die deutschen Charts im Auftrag des damaligen „Bundesverbandes der Phonografischen Wirtschaft“ (heute „Bundesverband Musikindustrie“) zu ermitteln. Kögel konnte sich damals sogar gegen das demoskopische Institut in Allensbach durchsetzen.

Am 29. August 1977 war es dann so weit – die erste „Media Control“-Hitliste wurde veröffentlicht.

 

ZDF Show „Unsere größten Hits – 40 Jahre Charts in Deutschland“

 

Das ZDF hat sich nun an dieses historische Datum erinnert und möchte den Geburtstag der offiziellen deutschen Charts feiern. Name der Sendung: „Unsere größten Hits – 40 Jahre Charts in Deutschland“. Für seinen Einfallsreichtum muss man das ZDF gleich in mehrfacher Hinsicht loben:

 

  • Sendetermin ist der 9. Juli 2016. Das ist kurz vor dem 39.(!) „Geburtstag“ der offiziellen Charts. (Die Aufzeichnung der Show erfolgt noch vorher, nämlich am 29. Juni 2016 in Offenburg).

 

  • Sehr geschickt ist die Wahl des Moderators. Johannes B. Kerner hat ja schon bei der Sendung „Unsere Besten“ bewiesen, dass er eine Koryphäe ist, wenn es um nicht manipulierbare Berichterstattung von Rankings geht. Damals stellte es sich ja als nur sehr leichte Tatsachen-Verdrehung heraus, dass ZDF-Nachrichtensprecher Claus Kleber im Ranking vor RTL-Mann Peter Kloeppel stand. Angesichts der Anfang Dezember ausgestrahlten Jahresrückblicke ist Kerner auch der richtige Mann – er hat Erfahrung darin, verfrüht Bilanz zu ziehen.

 

  • Bei der Sendung wird mit Einspielfilmen gearbeitet und Prominente erzählen von ihren Hit-Erinnerungen. Eine revolutionär neue Idee! Vielleicht findet man ja sogar noch einen Charts-Experten, der aus der Historie der Hitliste zu berichten weiß – wobei, die Idee mit dem Experten hatte ja schon Florian Silbereisen – oder gab es so etwas gar noch früher? J

 

  • Wenn man sich die Gästeliste anguckt, kommt man ins Grübeln. Bei Stephanie Stumph weiß man schon nicht, was die mit einer Musik-Show zu tun hat– bei näherem Nachdenken kann man aber kombinieren, dass ein Redakteur beauftragt wurde, Silbereisens Lebensgefährtin zu engagieren. Der hat vielleicht aufgrund diverser Yellow-Press-Berichte unsauber recherchiert und deshalb Stefanie Stumph eingeladen statt Helene Fischer. Was genau nun Miroslav Nemic und Uwe Ochsenknecht mit dem Thema „40 Jahre Charts“ zu tun haben? Kleine Anregung: Man könnte doch auch mal Atze Schröder und Gaby Köster in so eine Show einladen?

 

  • Ob es zur Sendung einen Tonträger geben wird? Auch  hier gäbe es eine Anregung:  Man könnte den Tonträger als Doppel-CD veröffentlichen. Sollte die Sendung gut ankommen, könnte man weitere Ausgaben wie „Die besten Sänger“, „die erfolgreichsten Gruppen“ etc. ermitteln und daraus Spezialsendungen machen.

 

Auf jeden Fall kann man dem ZDF nur gratulieren, mal wirklich revolutionäre komplett neue Show-Ideen zu entwickeln und punktgenau umzusetzen.

Ich weiß nicht, wie ich darauf komme – aber am 21. Mai 2003 wurde die erste RTL-Chartshow ausgestrahlt. Vielleicht kann man ja in den nächsten Wochen eine weitere Sendung ausstrahlen: „15 Jahre Chartshow“?

Stephan Imming, 02.06.2016
http://www.zdf.de/

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