MARTIN MANN
Zum 76. Geburtstag von Martin Mann: “Die Martin Mann Story” …
… vom 24.05.2017 (von Stephan Imming)!
Der Schlagersänger, Komponist und Produzent MARTIN MANN kam am 10. März 1944 als Mario Löprich in Wien zur Welt, ist aber deutscher Staatsbürger. Seine Eltern waren unter dem Namen die „zwei Prixis“ ein international bekannter Tanz- und Entertainment-Showact. Sie waren weltweit in den bekanntesten Varietés und auf Showbühnen unterwegs.
Sein Vater ist in Rumänien als Siebenbürger Deutscher geboren, seine Mutter ist Berlinerin. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er bei seiner Großmutter in Bayern, später besuchte er Grundschule und Gymnasium in Wiesbaden. Um sesshaft zu werden, haben seine Eltern in Wiesbaden eine Künstler-Pension gekauft, wo Martin fortan aufwuchs. Einer der Gäste war Musiker. Der schlug bei einem Streit mit seiner Gitarre um sich. Der Gitarrenhals brach ab – der Musiker schmiss sein Instrument wütend in den Müll. Mario fischte die defekte Gitarre aus dem Müll, ließ sie herrichten und begann zu üben. In einem späteren Interview sagte er: „Ich fand so großen Gefallen daran, dass sich bei mir nun alles nur noch um die Musik drehte, speziell um Elvis und Rock’n’ROll“.
Bereits im zarten Alter von sieben Jahren nahm Mario in Brüssel bei seinem ersten großen Auftritt, einem Talentwettbewerb, teil und war prompt Sieger des Wettbewerbs. – Nach der Schule studierte er Musik und wurde auch in Gesang und Tanz ausgebildet. Gleich 16 Semester absolvierte der junge Mann am Konservatorium in Wiesbaden, wo ihm schon in jungen Jahren ein Posten als Gitarrenlehrer angeboten wurde, so dass er zeitweise Student und Dozent in Personalunion war.
In diesen Jahren dachten sich sein smarter Vater und er zusammen einen tollen Gag aus. Papa kreierte und baute eine von innen beleuchtete Plexiglas-Elektrogitarre. Diese Idee sollte weltweit ein Highlight von Martins Bühnenshow werden und ihn sein Leben lang begleiten.
Bereits Ende der 1950er Jahre begann Löprich, Schallplatten aufzunehmen. Sein Plattendebut gab er 1959 bei der Plattenfirma Decca unter dem Namen Mario Loss. Unter diesem Namen veröffentlichte er seine erste Single, „Wann hast Du Geburtstag?“. Die A-Seite wurde von Willy Berkings Orchester begleitet, Berking schrieb auch die Komposition, der renommierte Textdicchter Hans Bradtke den Text. Mit dem B-Seiten-Song, „Alle jungen Leute lieben Tanzmusik“, nahm er am 1. Deutschen Schlagerfestival nach dem Zweiten Weltkrieg teil und belegte von 22 Interpreten einen stolzen 11. Platz.
Zwei weitere Singles sollten bei der Decca folgen: „So eine Party mit Dir“ (geschrieben von Berking und dem damaligen Produktionsleiter der Philips, Heinz Woezel) (Umseite „In Mackys Bar“) und „Hallo Blacky Joe“, die deutsche Version des Johnny-and-the-Hurricanes-Hits „Reveille Rock“ (Umseite „Komm näher“ = deutsche Version des Johnny–Restivo-Songs „Come Closer“).
Nach einer Tonträgerpause ging es 1963 beim Label Philips unter dem Namen „Mario“ mit dem passenden Song „Einmal ist keinmal“ weiter, seine einzige Veröffentlichung bei dieser Plattenfirma (die Rückseite trug den spannenden Titel „Veilchenblaue Augen“). Im Jahr darauf bat Mario dann bei der Plattenfirma Metronome „Darling – sei mir nicht böse!“ – dabei handelt es sich um die deutsche Version des internationalen Eden Kane-Hits „Boys Cry“. Auch diese Titel brachten nicht den erhofften Erfolg, erneut gab es eine Tonträgerpause.
Bei einem Auftritt auf Sylt kam es dann zu einer folgenschweren Begegnung – Mario lernte den Schlagersänger Michael Holm kennen, der als „Entdecker“ Martin Manns gilt. Der schrieb ihm den Song „Rosie Rosie“ und produzierte den Titel für die Decca, bei der Martin ja schon unter dem Namen „Mario“ zehn Jahre zuvor unter Vertrag stand. Damit war die erste Veröffentlichung unter dem neuen Namen „Martin Mann“ perfekt. – Die zweite Single bei Decca wurde dann der erste echte Erfolg – Michael Holm schrieb auf den Simon & Garfunkels Hit „Cecilia“ einen deutschen Text – der gleichnamige Schlager war Martins erster Charts-Erfolg. Hilfreich waren sicher drei Auftritte in Dieter Thomas Hecks ZDF-Hitparade am 30. Mai, 4. Juli und 29. August 1970. Martin brachte es bis auf Platz 2. Damit nicht genug: Kurz nach Erscheinen dieser Aufnahme wurde Martin nach Hollywood und Las Vegas engagiert.
Ein großer internationaler Hit im Jahr 1970 war „Julie Do Ya Love Me“ in der Interpretation von Bobby Sherman. Erfolgreich war auch die Version der White Plains. Michael Holm erkannte das Potenzial des Titels und machte daraus eine deutsche Version namens „Mein Brief an Julie“ – am 28. November 1970 ging es damit wieder in die ZDF-Hitparade – erneut konnte man sich platzieren, immerhin reichte es für einen 5. Platz, so dass Martin auch am 19. Dezember des Jahres zu Gast bei Dieter Thomas Heck war.
Nach zwei Cover-Songs versuchte man es 1971 mal wieder mit einer Eigenkomposition. Mit dem damals jungen Ralph Siegel schrieb Michael Holm den Song „Meilenweit“ – und damit hatte Martin Mann den Hit seines Lebens. Am 17. April, am 15. Mai und am 19. Juni 1971 war er damit in der ZDF-Hitparade und schaffte den Sprung an die Spitze. Aufgrund einer verlorenen Wette absolvierte Mann einen der Auftritte sogar in Hot Pants – o la la… – In den Single-Charts landete er mit dem Titel einen Top-10-Erfolg. Im Bereich „Deutscher Schlager“ schaffte er es in der offiziellen Musikmarkt-Liste vom 1. August 1971 bis an die Spitze der Liste – er erreichte den 1. Platz und ließ Größen wie Peter Alexander, Freddy und Udo Jürgens hinter sich. Der Erfolg war so groß, dass Martin am 14. Oktober 1971 die Goldene Europa der Europawelle Saar als Nachwuchssänger des Jahres ausgehändigt wurde. – Klar, dass nun auch eine erste LP („Live im Studio“) veröffentlicht werden musste.
Im Buch „Schlager in Deutschland“ wird der Titel übrigens musikalisch analysiert. Dort heißt es: „Viele Schlager verzichten in ihrem Refrain heute ganz auf einen Mittelteil, so dass sich eine Verkürzung auf 16, 12, 10, 8 Takte oder auf eine ungeradtaktige Periode ergibt. Diese Feststellung trifft für den Schlager ‚Meilenweit‘ zu. Hier haben Vers und Refrain je acht Takte. Eine solche Form ist für Schlager im Beat-Fox-Rhythmus sehr charakteristisch.“ – Wieder was dazugelernt…
Der Nachfolgehit, ebenfalls eine Holm/Siegel-Nummer, war nicht mehr ganz so erfolgreich. Mit „Heut ist mir alles egal“ gelang aber immerhin ein weiterer Top-40-Erfolg. Am 20. November 1971 stellte Martin seine Single in der ZDF-Hitparade vor.
Nach zwei Siegel-Nummern schickte Michael Holm für Martin Mann die Komposition seines Kumpels Giorgio Moroder ins Rennen. „Brücke von San Francisco“ wurde am 10. Juni 1972 zwar in der ZDF-Hitparade vorgestellt, einen Hit landete Martin mit dem Song aber nicht.
Vielleicht deshalb ging es nun wieder an eine Coverversion. Der Albert Hammond-Song „Down By the River“ war damals recht erfolgreich. Michael Holm textete darauf „Heut woll’n wir leben“. Am 25. November 1972 gab es den obligatorischen Ausflug nach Berlin zur ZDF-Hitparade.
Der Ralph Siegel / Günther Behrle Titel „Komm auf einen Kuss herüber“ war nach langer Zeit der erste, der es nicht in Hecks Schlagershow schaffte, entsprechend schlecht hat sich die Nummer damals leider verkauft.
Bei der nächsten Single fungierte Martin Mann erstmals neben Michael Holm und Jean Frankfurter als Co-Autor. „Rab-Da-Da-Dab“ schaffte es am 9. Juni 1973 zwar erneut in die Fernsehhitparade, allerdings nicht in die Single-Charts. Interessant an der Single ist übrigens die B-Seite „Goodbye Marie“, die vom damals sehr prominenten Radio-DJ Mal Sondock geschrieben wurde ..
Damals begann Martin übrigens auch, für andere Schlagerkollegen zu schreiben. Gemeinsam mit Jean Frankfurter schrieb er zum Beispiel für Tina York den Song „Warum denn morgen?“.
In jener Zeit war die Gruppe Dawn sehr erfolgreich mit ihrem Superhit „Tie A Yellow Ribbon Round the Old Oak Tree“, einem Song, den man insbesondere nach dem Genuss von fünf Flaschen Bier immer wieder sehr gerne ausspricht. Michael Holm orientierte sich am Original , wechselte lediglich die Farbe und textete darauf „Bind ein blaues Band um unseren Birkenbaum“ – am 1. September 1973 ging es wieder mal in Hecks Schlagertempel damit.
Einen Top-5-Hit in Belgien hatte der Sänger Ringo mit „Trop belle pour rester seule“ – „zu schön, um alleine zu bleiben“ – im Umkehrschluss hieße das, dass man als hässlicher Mensch ruhig allein vor sich hinvegetieren darf… – So ungalant war Michael Holm nicht und textete deshalb darauf „Alle Menschen wünschen sich ein Märchen“. Auf seiner eigenen LP „Zwei Gesichter“ hat Holm den Titel 1976 selbst auch noch einmal eingesungen und veröffentlicht. Leider schaffte es auch diese Single trotz ZDF-Hitparaden-Präsenz am 20. April 1974 nicht in die Charts – damit war der Decca-Vertrag ausgelaufen, und Martin wechselte zum 1. Juli 1974 zur Plattenfirma Ariola. Zuvor brachte die Decca noch die LP „Das Leben ist schön“ auf den Markt – Werbetext damals: „Vom romantischen Love-Song bis zum heißen Rock enthält die LP alles, was den Fans gefällt“.
Bei der Ariola, bei der Martin nicht nur als Sänger, sondern auch als Produzent und Komponist einen Vertrag erhielt, erschien 1974 die erste Single, die Martin Mann selbst produzierte. Gemeinsam mit Günther Behrle schrieb er den Song „Mädchen, komm ganz nah an meine grüne Seite“. Darauf folgte mit „1-1-8“, ein Behrle/Mann-Song.
Tony Orlando und Dawn hatten mit „Look In My Eyes Pretty Woman“ einen Hit. Gemeinsam mit Michael Holm machte Martin daraus „Küssen am helligten Tag“. Ganz offensichtlich sollte daraufhin ein Imagewechsel vollzogen werden, und Martin widmete sich verstärkt seiner alten Liebe, dem Rock’n’Roll.Einige Zeit später vollzog Martin einen Imagewechsel und produzierte die LP „Rockfeuer“, auf der er seine Liebe zum Rock’n’Roll nicht verhehlte. Auf dieser LP ist Martin mit E-Gitarre und in Rocker-Pose zu sehen. Darauf enthalten die Single „Ich will keine Braut, die mir die Freiheit klaut“. Den von Martin komponierten Titel betextete der große Fred Jay. – Auf der Cover-Rückseite der Single ist zu lesen: „Auch Martin Mann gehört seit langen Jahren zu den Fans dieses Genres und hat seine Liebe zum Rock’n’Roll, insbesondere bei seinen Live-Auftritten, nie verheimlicht. Stimmen aus Fach- und Publikumskreisen bewogen ihn dazu, endlich mal eine Platte mit seiner heimlichen Liebe zu produzieren.“ Mit „Du wolltest es so haben“ wurde aus dem Album eine zweite Promo-Single (geschrieben von Martin, Fred Jay und Rainer Pietsch) ausgekoppelt – dann ging es bei Ariola vorübergehend erst mal wieder konventionell weiter.
Bei einem Live-Auftritt, bei dem Dr. Klaus Weising, der Redakteur der legendären TV-Sendung „DISCO“, Martin erlebte, lud der ihn in diese Sendung am 17.07.1976 ein, in der Martin dann ein tolles „Rock’n’Roll-Medley“ brachte. Die Single des Medleys wurde als Promo veröffentlicht.
Der Countrysänger C. W. McCall hatte 1976 einen internationalen Nummer-1-Hit mit „Convoy“. Passend zum Song wurde zwei Jahre später sogar ein gleichnamiger Kinofilm gedreht. Der etablierte Textdichter Dr. Michael Kunze schrieb dazu einen zum damaligen Zeitgeist passenden Text: „Die große Autoschlange“, Coproduzent war Rainer Pietsch. Es half alles nichts – weder konventioneller Schlager noch Rock noch Country brachten Martin bei der Ariola Glück – man trennte sich, und er wechselte Ende 1976 zu Jupiter Records, der Plattenfirma von Ralph Siegel.
Die erste dort veröffentlichte Single war „Mädchen, zieh Deine Schuhe aus“. Der von Ralph Siegel und Günther Loose geschriebene Schlager war laut Sticker zwar „Schwerpunkt-Single“, konnte aber leider ebenfalls nicht an alte Erfolge anknüpfen – trotz des Hinweises in der Werbung „Der deutsche Rockteufel mit seiner neuen heißen Single“.
Werner Schüler und Rainer Pietsch produzierten 1977 mit Mann die LP „…auf neuen Wegen“. Darauf enthalten war die Single „Weil sie noch nicht mal sechzehn war“. Am 25. Juni 1977 stellte Martin die Ballade in der ZDF-Disco vor – heutzutage wäre so ein Titel wohl ein Fall für’s Jugendamt…. – In Sachen Schlager überließ er vorübergehend anderen das Feld, zum Beispiel Jürgen Marcus, für den er damals den Titel „Das weiß die ganze Nachbarschaft“ schrieb.
Nachdem damals Ricky King großen Erfolg als Gitarrist hatte und Martin ja bekanntlich das Instrument auch exzellent beherrscht, kam man auf die Idee, auch mit Martin einen Instrumentaltitel zu veröffentlichen. Fertig war das Pseudonym „Billy String“. Unter diesem Namen veröffentlichte er die in Discotheken erfolgreiche Single „La Notte“.
Neil Diamond schrieb für Glen Campbell den Countrysong „Sunflowers“, der es in Deutschland bis in die Top-20 der Charts schaffte. Werner Schüler, der ein Jahr zuvor mit Jürgen Drews‘ „Bett im Kornfeld“ ja goldrichtig lag, schrieb dazu einen deutschen Text und produzierte mit Martin die „Strohblumen“ – und landete damit endlich mal wieder einen Volltreffer für Martin Mann. In der 99. ZDF-Hitparade durfte Martin nach ca. drei ½ Jahren wieder in der ZDF-Hitparade auftreten, am 23. Januar 1978 ging es in die ZDF-Disco – somit reichte es für einen Top-50-Hit.
Zum Jahreswechsel 1977/78 gab es dann eine ungewöhnliche Single-Produktion. Gemeinsam mit den Jupiter-Stars Nina Lizell, Roberto Blanco, Jerry Rix, Chris Roberts, Anne Karin und Teddy Parker sang Martin Mann quasi im Chor mit und stimmte ein: „Wir wünschen frohe Weihnachten“.
Bei der nächsten Single war erneut ein prominenter Textdichter mit im Boot: Dr. Bernd Meinunger textete die 1978er Single Martins, „Es riecht nach Sonne“ – auf dem Cover war nicht nur Martins beeindruckender Oberkörper, sondern auch seine imposante Kette (ein großes „M“) abgebildet.
Die Gruppe Black Blood veröffentlichte 1976 eine Single namens „Amanda“. Werner Schüler textete darauf einen deutschen Text, der wohl auf die damals populäre Amanda Lear gemünzt war, und produzierte die gleichnamige Single in deutscher Sprache. Es war 1979 die vorerst letzte Single für das Haus Jupiter-Records. Er verabschiedete sich mit der von der Jugendzeitschrift Bravo präsentierten Live-LP, die er mit der King Elvis Group aufnahm: „Die 24 größten Rock’n’Roll-Hits – mit 12 Elvis-Songs“.
Als „deutsche Antwort auf Elvis Presley“ wurde Martin übrigens ausgerechnet in Bangkok bezeichnet, wo er als erster deutscher Interpret ein Gastspiel gab. Er trat dort als erster Europäer überhaupt eine Woche lang jeden Abend in einem berühmten Night Club auf, der zur Las Vegas Kette vom Ceasar’s Palace gehörte.
Im Gründungsjahr der Grünen gab Martin mit dem Ökoschlager „Die Welt“ 1979 sein Comeback bei Telefunken (er war ja schon zweimal bei der Schwesternfirma Decca unter Vertrag) – vielleicht war er da seiner Zeit etwas voraus. Seinen Produzenten und Songschreiber Werner Schüler hat er übrigens mit zur neuen Company genommen. Martins Statement zu seinem damaligen Schlager: „Es ist ein Song gegen die Industrialisierung unserer Landschaft. Unsere Welt ist schön, und wir müssen alle zusammenhalten, damit sie von skrupellosen Geschäftemachern nicht kaputtgemacht wird.“
Nachdem der Versuch, mit ernsten Themen zu punkten, als gescheitert angesehen werden kann, widmete sich Martin wieder seinem großen Hobby, dem Rock’n’Roll. Anfang der 1980er Jahre gab es ein echtes Revival dieser Musikrichtung – neben Shakin‘ Stevens und Matchbox gab es auch für einen deutschen Vertreter ein unerwartetes Comeback: Ted Herold. In diese Richtung wollte wohl auch Martin Mann stoßen und veröffentlichte seinen Song „Memories“. Am 28. April stellte er seinen Song in der ZDF-„Disco“ vor und war erfolgreich – am 16. Juni 1980 gelang ihm noch mal eine Platzierung in den Single-Charts, wenn auch nur für eine Woche.
Da Martins Auftritt mit Band offensichtlich beim Publikum sehr gut ankam, beschloss man, die nächste Single als „Martin Mann und die Mann-schaft“ zu veröffentlichen. Dazu gab es noch ein schönes Logo, das an die in der frühen Karriere konstruierte gläserne Gitarre erinnert. Name der ersten Single unter diesem Logo: „Lass doch mal den Charly ran!“. Der Titel wurde von Mann produziert und komponiert und von den arrivierten Textdichtern Dr. Bernd Meinunger und Werner Schüler getextet – ein Erfolg wie der mit der Vorgängersingle ließ sich aber leider nicht wiederholen.
Als Songautor konnte Martin Anfang 1981 einen Erfolg verbuchen – gemeinsam mit Chris Roberts schrieb er dessen Erfolgstitel „Hörst Du, sie spielen unser Lied“.
Der 28. Februar 1981 war ein Festtag für alle Freunde des deutschen Schlagers – an jenem Tag fand die deutsche Vorentscheidung zum Grand Prix statt – damals unter dem Motto: „Ein Lied für Dublin“. In dieser Zeit gab es eigentlich kein Vorbeikommen an Ralph Siegel. Das galt auch für den Jahrgang 1981 – seine beiden Beiträge „Johnny Blue“ von Lena Valaitis und „Mannequin“ von den Hornettes entschieden den Wettbewerb für sich. Umso respektabler ist die Leistung Martin Manns, der einen sehr guten dritten Platz hinter diesen beiden Titel mit seiner „Mann-schaft“ erreichte. Der Titel „Boogie Woogie“ wurde von den Schlagerurgesteinen Gerd Thumser und Rudi Bauer geschrieben.
Einen riesigen Erfolg hatte Martin 1981 in einem anderen Zusammenhang – ihm wurde eine Platin-LP überreicht – allerdings nicht als Interpret, sondern als Songautor: Auf Roland Kaisers Erfolgs-LP „Dich zu lieben“ befindet sich nämlich u. a. der Martin-Mann-Song „Drachen steigen gegen den Wind“.
Etwas gemäßigter wurde es wieder mit der nächsten Single „Ein Adler braucht die Einsamkeit“. Überraschenderweise warb die Plattenfirma damals wie folgt: „Sein Lied erzählt von Freiheit und Zweisamkeit“… vielleicht eine Idee von Hans R. Beierlein? Jedenfalls steht in der damaligen Werbeanzeige ein Hinweis auf dessen Produktionsfirma Montana.
Nicht nur ein Adler, auch ein Martin Mann scheint bisweilen die Einsamkeit zu mögen (metaphorisch gesprochen) – jedenfalls gab es unter dem Namen „Martin Mann“ danach für 10 Jahre keine neuen Veröffentlichungen, wenngleich er nach wie vor musikalisch aktiv war. Nachdem die Neue deutsche Welle abgeebbt war, versuchte man es noch einmal mit dem Pseudonym „M M Maschine“ und dem Titel „Hier tobt das Leben“ – die Jupiter-Records-Single wurde kein Erfolg.
Ebenfalls wenig Aufmerksamkeit erreichte ein Projekt namens „Durango“. Gemeinsam mit den namentlich nicht näher bekannten „Petra“ und „Vidu“ gründete Martin das Trio dieses Namens – zwei Singles wurden Mitte der 1980er Jahre („Come Without Warning“ und „Stars Are Lonely“) veröffentlicht, Produzent war seinerzeit Horst Hornung. Ebenfalls in englischer Sprache gehalten war 1988 das Projekt „Take Two“, unter dem die Single „Only For You“ veröffentlicht wurde.
Nach langer Zeit ging es dann 1990 mit dem alten Kumpel Ralph Siegel ins Studio. Der produzierte Martins alten Song mit ihm neu – Motto: „Meilenweit muss ich geh’n“. Die Werbung versprach vollmundig: „Der Mann mit dem Power Pop“. Mann produzierte davon eine eigene neue Version und stellte die in Dieter Thomas Hecks TV-Show „Musik liegt in der Luft“ vor. Diese dem Vernehmen nach besser gelungene Version ist bislang aber nicht veröffentlicht worden.
Im gleichen Jahr lobte das ZDF nach vielen Jahren wieder einen Preis für ein Schlagerfestival aus. Am 31. August 1991 war es dann so weit: Das aus der Berliner Deutschlandhalle ausgestrahlte Deutsche Song-Festival „Schlager 91“ sollte die Tradition der guten alten Deutschen Schlagerfestspiele wieder aufleben lassen. Ralph Siegel und Dr. Bernd Meinunger schrieben für Martin Mann anlässlich des Wettbewerbs den Schlager „Weil ich Dich nicht liebe“. Leider fiel der Titel bei der Jury durch – man landete auf einem 15. und somit letzten Platz. Ganz so desaströs war der Wettbewerb für Martin dennoch nicht – der von ihm gemeinsam mit Michael Holm geschriebene und produzierte Titel „Elektrisiert“, den Michael interpretierte, schaffte es immerhin bis auf Platz 5 – ein bemerkenswert starker Titel übrigens, der auch gut im Radio ankam.
Danach war es einige Jahre wieder still um Martin Mann – erst 1997 kam er aus der Versenkung hervor – und wie: Er wirkte an der Gold-LP „Danke“ von Guildo Horn mit –und zwar als Sänger (Titel „Das schönste Lied kennt Guildo Horn“). Die von Guildo damals angestoßene Schlagerwelle inspirierte Martin, ein abwechslungsreiches Album namens „Er kommt!“ zu produzieren. Wenngleich der Anspruch, Musik im Stile von Westernhagen bzw. Grönemeyer zu machen, von der Plattenfirma vielleicht etwas gewagt formuliert war, ist das Album durchaus hörenswert. Der rockige Titel „Ich bin bereit“ wurde 1999 als erste Single veröffentlicht, im Jahr 2000 folgte „Du bist meine Medizin“. Interessant ist die Zielgruppe des Albums – die Plattenfirma versprach: „Martin Mann weiß, wonach sich seine weiblichen(!!!) Fans sehnen“ – vielleicht hatte man da den Titel „Mach das Licht aus“ im Visier?
Zur Freude vieler Fans gab es 2001 dann eine schöne „Best Of“-CD namens „Meilenweit“ mit älteren Aufnahmen, so dass einige von Martins großen Hits nun auch digital verfügbar waren.
Neben den bereits erwähnten Mitwirkungen an Veröffentlichungen anderer Interpreten als Produzent bzw. Songautor gibt es viele weitere Beispiele namhafter Schlagerinterpreten, die Martin Mann mit Schlagern versorgt hat – hier eine Auswahl:
Tony Marshall („Ein Sombrero macht noch keinen Caballero“, 1979)
Wencke Myhre („Verschenkter Sommer“, 1979)
Ingrid Peters („Schwarz und weiß“, 1984)
Nicole („Nur Du“, 1986)
Wind („Bye Bye Goodbye“, 1987 – besonders schöner Titel!)
Veronica Fischer („Fang mich auf“, 1987)
Rosanna Rocci („Endlich“, 1994)
Vivian Lindt („Du hast mir unheimlich gefehlt“ 1999)
Rex Gildo („Du bist mein Wunder“, 1999, Gildos vorletzte Single überhaupt)
Michael Holm („Mal die Welt“, 2007)
Das war für die Nürnberger Trichter Karnevalsgesellschaft Grund genug, Martin den „Goldenen Nürnberger Trichter“ im Jahr 2004 für besondere künstlerische Verdienste zu verleihen.
In den letzten Jahren ist es um den sehr beliebten Sänger leider etwas ruhiger geworden – vielleicht wird das „Rauhbein des deutschen Schlagers“ sein treues Publikum eines Tages ja noch einmal mit schönen neuen Liedern begeistern.
PS: Wer ein Autogramm des beliebten Sängers haben möchte, kann sich an folgende Adresse wenden (bitte Rückporto nicht vergessen):
MARTIN MANN
c/o SANDY KÖKE MANAGEMENT
Martin-Luther-Str.1
14656 Brieselang
Stephan Imming, 24.05.2017
Seit dem 24.05.2017 ist einiges passiert. So veröffentlichte Martin Mann bislang drei neue Single-Titel: “Meilenweit nach Mendocino”, “Wehrlos” und “Das mit uns …”.
Für “Meilenweit nach Mendocino” wurde er im Sommer 2018 mit einem smago! Award in der Kategorie “DAS Mega-Song Comeback” ausgezeichnet. Am 12.01.2020 wurde er im Rahmen der Veranstaltung “smago! Award feiert & ehrt ’50 Jahre ZDF-Hitparade'” mit einem weiteren Preis ausgezeichnet.
Textquelle: Stephan Imming 2017 für smago! (Textvorlage)