HOWARD CARPENDALE
smago! Exklusiv-Interview: “Ich wollte immer ein bisschen das Las-Vegas-Gefühl in Deutschland haben!”
smago! Chefredakteur Andy Tichler sprach mit dem Sänger und Entertainer, der am 25.10.2019 mit “Symphonie meines Lebens” ein ganz besonderes Album präsentiert …:
Am 25.10.2019 erscheint ihre neue CD “Symphonie meines Lebens”, die Sie in den legendären Abbey Road Studios in London aufgenommen haben. Wie lange waren Sie hierfür im Studio, um die Titel einzusingen?
Das kann ich Ihnen genau sagen: Ich habe das Album zweimal durchgesungen. Beim ersten Mal hat es mir noch nicht gereicht. Daher habe ich es danach noch einmal komplett neu eingesungen. Insgesamt stand ich 90 Stunden vor dem Mikrofon.
Stand zur Debatte, dass Sie schon einmal einen Titel der Beatles aufnehmen? Immerhin hatten Sie mit “Ob-la-di, ob-la-da” Ihren ersten Chart-Hit?
Das hat damit eigentlich gar nichts zu tun. Es ging schon darum, meine bekanntesten Titel und zwei Sonderwünsche, die ich gerne machen wollte, nämlich „Eine Nacht in New York City“ und „Symphonie meines Lebens“ aufzunehmen. Darüber hinaus sollten die größten Hits natürlich dabei sein.
Wie sehr schmerzt es Sie, dass Lieder wie „Unter einem Himmel“ keine Chance mehr haben, ein Hit zu werden, weil es keine Fernsehformate mehr gibt, die so etwas fördern?
In der Tat ist es nicht mehr so, dass die ganze Nation nicht mehr einen meiner neuen Titel singen wird, weil ich die Chance nicht mehr habe, sie exponiert zu präsentieren. „Unter einem Himmel“ ist wirklich einer meiner Lieblingstitel – ich finde, zur richtigen Zeit wäre das ein sehr großer Erfolg geworden. Das Lied gehört trotzdem auf das Album, weil es ein absoluter Burner ist, wenn ich es live bei meinen Konzerten singe.
Denken Sie aktuell schon an ein weiteres Studioalbum? Oder steht das derzeit nicht zur Debatte?
Es steht momentan nicht zur Debatte. Vorstellen kann ich es mir im Moment nicht. Ausschließen kann ich es aber auch nicht, aber momentan ist es kein Thema.
Wieso mögen Sie das Wort „Legende“ im Bezug auf Ihre Person ab? Sie sind ja eine Legende…?
Ich habe ein Problem, dass dieses Wort inflationär verwendet wird. In der Musikbranche mag ich eine Legende sein. Ich möchte aber nicht dahin kommen, dass wirklich alles als „Legende“ bezeichnet wird. Nach meiner Meinung gibt es ganz andere Taten auf der Welt, bei denen man den „Legenden“-Begriff verwenden kann.
Zum Jahreswechsel haben Sie mutigerweise mit fünf Terminen in Folge in Berlin die „Lieder meines Lebens“ vorgestellt. Wie kamen Sie auf die Idee und wie kam es zu diesem Zeitraum – zwischen Weihnachten und Silvester?
Ich wollte immer ein bisschen das Las-Vegas-Gefühl in Deutschland haben, in einer einzigen Halle über eine Zeit lang zu arbeiten. Dass das ein Risiko war, war mir völlig klar. Unser Veranstalter hat diese Tage ausgesucht, weil in dieser Zeit die Halle frei war – er hat sie anonym gebucht. Ich habe ihm gesagt, dass das in Berlin sehr gut passt. Wir machen machen im nächsten Jahr wegen des großen Erfolgs vier weitere Konzerte in Berlin und gehen dann mit der Produktion auf Tournee durch Deutschland.
Der aktuelle Trend in Deutschland ist es ja, auf Show und Tanz zu setzen. Gehen Sie ganz bewusst einen anderen Weg? Bei Ihnen fokussiert sich alles auf Sie und Ihre Hits und die aktuellen Titel.
Da ist schon was dran, aber wir haben auch schon eine riesige Bühne mit einem aufwendigen Bühnenbild und detailliertem Show- und Lichtkonzept. Das benötigen wir schon alleine für meine 20-köpfige Band. Ich habe aber auch immer gesagt, dass ich mich gerne ganz „Old School“ auf Entertainment konzentriere. Das ist ein bisschen Lachen, ein bisschen Weinen, ein bisschen Gänsehaut, ein bisschen Party – alles zusammen. Über 2 ½ Stunden muss man glaube ich schon viele Facetten zeigen.
Ihr Vater war Kommunalpolitiker, Ihr Großvater sogar Bürgermeister von Durban. Bereuen Sie, nicht auch – angesichts der politischen Situation – in die Politik gegangen zu sein?
Nein, ich glaube, Menschen, die individuell denken, haben in der Politik momentan keinen Platz. Das ist nach meiner Meinung eines der größten Probleme, die wir haben. Ich bereue es nicht. Ich habe nie daran gedacht, in die Politik zu gehen. Aber es betrifft mich schon, was momentan in der Weltpolitik passiert.
Sie waren einer der ersten Künstler, die bei Konzerten auch Lieder gecovert haben, z. B. von Peter Maffay und Udo Jürgens. Wie kamen Sie auf die Idee? Immerhin haben Sie genügend Repertoire, um ein abendfüllendes Programm anzubieten?
Ich finde es sehr interessant für das Publikum, wenn man andere Versionen singt. „Sing My Song“ hat bewiesen, dass dem Publikum das gefällt. Für mich als Angelsachse war es davon abgesehen völlig normal, dass zum Beispiel Tom Jones Lieder von Elvis Presley singt und umgekehrt.
Vor 50 Jahren waren Sie mit Zarah Leander auf Tournee. Haben Sie daran Erinnerungen?
Ich glaube nicht, dass ich mit Zarah Leander auf Tournee war. Das wundert mich jetzt.
Sie haben die Titelmusik zur Zeichentrickserie geschrieben: „Hurra, der Pumuckl ist wieder da“. Wie kam es dazu?
Sie werden lachen: Es gab eine Anfrage. Ich war an dem Tag mit meinem Co-Komponisten zusammen, wir haben das Ding binnen weniger Minuten geschrieben und es einfach eingereicht. Es wurde genommen – wir waren selber überrascht.
Haben Sie einen Geheimtrick, wenn Sie merken, dass das Publikum nicht so mitmacht wie gewohnt? Gibt es da einen Trick?
Ich hoffe, dass, wenn ich ein Programm zusammenstelle, dass eine Überraschung dieser Art nicht passiert. Das Publikum liebt kleine Fehler. Wenn etwas schief geht, muss man das nicht als Fehler betrachten.
Der Titel „Eine Nacht in New York City“ stammt aus Ihrem Comeback-Album „Zwanzig Uhr 10“. Haben Sie diesen Titel speziell neu entdeckt? Das ist eine Besonderheit auf dem Album neben den Klassikern?
Ich fand das einen passenden Titel, um ihn mit diesem Orchester aufzunehmen. Ich denke, der Titel kann es mit den anderen Titeln durchaus aufnehmen – er passt auf das Album, das ist kein Titel, der gegen die anderen Titel abfällt.
Gibt es nach der Tour „Lieder meines Lebens“ schon Pläne für eine Folgetournee, oder gehen Sie jetzt erst mal die aktuelle Tour an?
Wir haben im Moment sehr viel vor, das nehme ich sehr ernst. Das Album ist für mich ganz besonders. Es ist eine Zusammenfassung meines Lebenswerks. Ich möchte, dass wir uns darauf sehr konzentrieren. Wir gehen davon aus, dass das Album über einen langen Zeitraum eine große Rolle spielen wird. Ich habe daher aktuell keine weiteren konkreten Pläne danach, aber es entwickelt sich zurzeit alles sehr dynamisch und wir besprechen alle möglichen Optionen im Team.
BITTE BEACHTEN SIE: In der aktuellen STADLPOST (#7 / Oktober / November 2019), die vom 22.10. – 02.12.2019 im Zeitschriftenhandel erhältlich ist, finden Sie weitere Teile des Interviews mit Howard Carpendale.
Textquelle: Andy Tichler, Chefredakteur www.smago.de