GEERT MÜLLER-GERBES
Zum Tode von Geert Müller-Gerbes!
Geert Müller-Gerbes war ein RTL-Urgestein …:
Pressereferent von Bundespräsident Gustav Heinemann, Deutschlandkorrespondent für Radio Luxemburg in Bonn, Chefkorrespondent für RTL plus, Moderator der Nachrichtensendung „7 vor 7“, Talkshow-Gastgeber und Verbraucheranwalt – der am Sonntag verstorbene GEERT MÜLLER-GERBES war ein RTL-Urgestein – und ein wunderbarer Mensch.
„Einen wunderschönen guten Morrrgen, sei’s im Sitzen, Liegen oder Stehen!“ Mit stets weit ausgeladenen Armen, einem einladenden Lächeln, das auch den markanten Schnauz einbezog, und einem lustvoll zelebrierten Rollen des R-Lautes nahm Geert Müller-Gerbes das Set ein, wenn er immer sonntags die Zuschauer zu seiner Polit-Talkshow „Die Woche“ begrüßte. Sein ritueller Einmarsch war Markenzeichen und Programm zugleich, denn der 1937 geborene Thüringer (Jena) war eine grundheitere Natur, einer, der sich ehrlich für die Menschen interessierte und offen auf sie zuging.
Das offenbarte sich auch in den Gesprächen, die er dann für eine Stunde auf dem roten Sofa mit seinen Gästen führte – Politiker, Schauspieler, Wirtschaftskapitäne, Sportler … – Menschen, die die abgelaufene Woche auf ihre Weise geprägt hatten. Geert Müller-Gerbes war neugierig, meinungsstark, gelegentlich auch scharf, aber nie impertinent. Keiner seiner Gäste musste zudem befürchten, allzu fest in den Schwitzkasten genommen zu werden. Das bloße Vorführen missliebiger Haltungen war seine Sache nicht, viel lieber suchte er, wo immer es ging, Erkenntnis, vor allem aber: Lösungswege. Dieses Faible für einen konstruktiv geprägten Journalismus machte ihn ab 1992 auch zu dem passgenauen Moderator der RTL-Verbrauchershow „Wie bitte?!“. Hier ging es – grob gesagt – um Ungerechtigkeiten, Missstände und Lösungen. Geert Müller-Gerbes, der sich privat auch für Schausteller und Kirmesleute einsetzte, war hier der Anwalt des ‘kleinen Mannes‘ im Kampf gegen behördliche und bürokratische Willkür, Etikettenschwindel und lausige Dienstleistungen. Zurecht dürfte er sich geschmeichelt gefühlt haben, als die Süddeutsche Zeitung ihn in einer Kritik den „Rächer der Entnervten, den Robin Hood von RTL“ titulierte. Die Samstagabendshow war über Jahre ein großer, preisgekrönter Publikumsmagnet. Allein die Werbekunden waren not so amused, zumal angeprangerte Unternehmen auch beim Vollnamen genannt wurden. Im März 1999 wurde die Sendung, die das Image RTL’s als besonders zuschauernaher TV-Sender mit stärkte, nach 219 Folgen abgesetzt.
Kurz darauf zog sich Geert Müller-Gerbes aus dem Mediengeschäft zurück. Er schrieb Kinderbücher, engagierte sich für die Bonner „Tafel“ und überstand vor zehn Jahren eine schwere Krebserkrankung. Am Sonntag ist der 83-Jährige im Kreis seiner Familie friedlich eingeschlafen, wie zwei seiner vier Söhne mitteilten.
RTL-Geschäftsführer Jörg Graf: „RTL trauert um einen Mann, der die Kindheit und Jugend des Senders maßgeblich mitgeprägt und dabei auch das journalistische Profil und Image deutlich geschärft hat. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau, den Kindern und Angehörigen sowie allen, die diesen wertvollen Menschen geliebt haben“.
RTL-Chefmoderator Peter Kloeppel: „„Ich habe Geert Müller-Gerbes als prägende journalistische Persönlichkeit erlebt. Schon bei Radio Luxemburg war er eine feste Größe, wenn es um die politische Berichterstattung aus Bonn ging – gut informiert, kritisch in seiner Bewertung der Polit-Akteure, aber immer auch mit einem Schuss Humor in seiner Berichterstattung. Als Moderator unserer damaligen RTLplus-Haupt-Nachrichtensendung „7 vor 7“ prägte er das fröhlich-kollegiale Miteinander im Studio, ohne das journalistische Handwerk zu vernachlässigen. Und mit seinen Talks war er Wegbereiter einer politischen Gesprächsform, die mittlerweile fester Bestandteil im deutschen Fernsehen geworden ist. Wir jungen Kolleginnen und Kollegen haben viel von ihm gelernt.“