ANDY BORG
smago! CD-Kritik „Es war einmal“: Andy Borg präsentiert 15 Märchen für Erwachsene!

Das neue Konzeptalbum des Entertainers begeistert mit traditionellem Schlager!

 

 

Schon DIETER THOMAS HECK hat zu Lebzeiten den Spruch geprägt, dass Schlager nichts anderes sind als Märchen für Erwachsene. Diesen Gedanken hat nun ANDY BORG aufgegriffen und sein gesamtes neues Album unter das Motto gestellt: „Es war einmal…“. Wichtig: „Es war einmal…“ steht am Anfang eines Märchens. Und darum geht es auch im traditionellen Titelsong von ANDYs neuem Album: Die „mandelbraunen Augen“ werden mit Perlen verglichen, und ganz offensichtlich hat das „schwarze Haar“ der Besungenen es der Schlagerikone angetan – kein Wunder, ist sein Lieblingsmärchen doch das von Rapunzel, wobei die wohl eher blond war. Natürlich darf auch ein gewisses Knistern nicht fehlen:  „Wir liebten uns im warmen Sand, bis der Morgen kam“ – olala. Ein schöner Einstieg in ein traditionelles Schlageralbum mit einem Lied, das von den Erfolgsautoren OLIVER LUKAS, MIHA HERCOG und SASA LENDERO geschrieben wurde.

Auch der zweite Titel wurde schon einem großen TV-Publikum vorgestellt. Das Lieblingslied von ANDY BORGs Frau BIRGIT ist das 2006 erstmals veröffentlichte „Lass mi net untergehen“ aus dem Album „Das ist mir zu gefährlich“. Kein Wunder, zeigt es den beliebten österreichischen Sänger ja von seiner romantischen Seite. Und der österreichische Dialekt passt sehr schön zu diesem von ALFONS WEINDORF komponierten Song. Ein Titel wie er auch aus den Anfangsjahren von ANDY hätte stammen können – Modulation in eine andere Tonart inklusive – ein schöner Song, der auch gut zur von FLORIAN SILBEREISEN präsentierten „Schlagerlovestory“ passte.

Ein echter Klassiker ist das Lied „Goldene Berge“, das ANDY BORG 1984 auf seinem Album „Zärtliche Lieder“ veröffentlicht hat und das nun entstaubt und neu aufgenommen wurde, weil der märchenhafte Titel natürlich perfekt zu „Es war einmal“ passt. Altmeister CHRISTIAN BRUHN komponierte den von JOACHIM RELIN getexteten Schlager: „Goldene Berge versprach ich ihr nie, aber die Liebe für’s Leben“ – auch hier zeigt der Sänger seine romantische Ader und beweist insbesondere in den hohen Passagen des kommerziell-eingängigen Liedes die Qualität seiner ausdrucksstarken Stimme. Interessant an der Komposition ist übrigens der Übergang vom Dur- in den Mollteil und umgekehrt.

„Du nur Du“ ist ein neuer Schlager, wobei das Thema bekanntlich alt ist. MELITTA BERG hatte in den 1950er Jahren einen Hit namens „Nur Du, Du, Du allein“ und auch die ACE CATS machten mit „Du nur Du“ auf sich aufmerksam. ANDY BORG drückt dem Thema seinen Stempel im ANDREA-BERG-Sound auf. Der Song ist mitsingbar gehalten und erneut ein Schlager im klassischen Sinne: „Nur du allein kannst meine Fehler so schön verzeih’n“ – das sind Worte, wie sie auch in die ZDF-Hitparade gepasst hätten.

Der Titel „Wenn die Sterne nicht leuchten“ führt womöglich zu Missverständnissen – das klingt ja nach Dunkelheit. Wer das Lied hört, erfährt, worum es geht: „Du bist da, wenn die Sterne nicht leuchten – und die Sonne in Wolken versinkt“. Mit anderen Worten geht es um die Liebeserklärung an den geliebten Partner, der insbesondere in dunklen Zeiten („wenn nichts mehr gelingt“) einfach da ist. Ganz klar legt ANDY BORG den Fokus auf seine Kernkompetenz – mit schmeichelnder Stimme Old-School-Schlager singen: „Du bist da, wenn nichts mehr gelingt!“.

Der leider schwerst erkrankte HELMUT FREY schrieb den Text zum 1994 erschienenen Song „Heut bist du endlich aufgewacht“, den CHARLY RICANEK komponierte. In dem Lied geht es um einen „guten Freund“, der eben mehr sein möchte als „Kumpel“: „Ich fang an zu hoffen, wenn ich in deine Augen seh’“… – ein lebensnaher Song über den „Irrtum deines Lebens“, wenn man sich vielleicht für den falschen Mann entschieden hat. Auch das passt natürlich zum „Märchen für Erwachsene“-Konzepte. Erneut mit schönen Backgroundchören produziert und einem schönen Instrumentalsolo versehen weiß der Titel zu gefallen.

Mit Schlagerlegende KURT FELTZ schrieb TEX SHULTZIEG, den man wohl als Entdecker ANDY BORGs bezeichnen kann, einen Schlager, der 1982 auf ANDY BORGs allererstem Album veröffentlicht wurde. „Aber aber bei Nacht“ ist ein bis heute gefälliger und gut geschriebener Titel – originell („am Tag trägst du die Bluse nie offen – aber aber bei Nacht“) und harmonisch geschrieben. Auch die Neuaufnahme weiß zu gefallen. In den 1980er Jahren gab es noch Radiostationen, die genau diesen Song rauf und runter spielten – heutzutage dudeln die meisten Stationen natürlich nur noch programmierte Songs – schade, aber dafür gibt es ja die tollen Schlageralben – schön, dass gerade dieser Titel es auf „Es war einmal“ geschafft hat.

Weiter geht es mit „Kreta“ – schon das Intro dieses sehr im positiven kommerziell gehaltenen Liedes erinnert an die schönen griechischen Schlagermelodien der 60er und 70er Jahre wie „Good Bye My Love good bye“. Mandolinen  und Panflöten versetzen den Hörer in Urlaubslaune. „Kreta“, der Ort, „wo alles begann“, lädt förmlich zum Sirtakitanzen ein.

Humorvoll fragt Andy „Wie lange lässt du mich noch warten?“ Ob mit „warten“ „zappeln lassen“ gemeint ist – es steht zu vermuten angesichts des Hinweises „du bist doch auch nicht gern allein“, das man womöglich mit „Du willst es doch auch“ übersetzen könnte. Ein schöner fröhlicher augenzwinkernder neuer Song mit Happy End.

Nach Kreta geht es reisetechnisch nach St. Tropez weiter, wo „die Boote langsam anlegen“, wie wir das schon bei den Fischern aus San Juan kennen. Die Einladung auf „ein Glas süßen Sommerwein“ trägt Früchte – die „Sterne über St. Tropez“ haben es ANDY BORG angetan – ein Lied, zu dem es sich gut schwofen lässt – womöglich ein Titel, der nach der Wiedereröffnung in Discotheken laufen wird.

Einen weiteren Titel der Anfangszeit hat ANDY BORG mit „Komm heim zu mir“ ausgebuddelt. Textdichterlegende FRED JAY hat den Titel mit TEX SHULTZIEG geschrieben, was man dem Titel anmerkt – ein handwerklich einfach gut gemachter und stimmiger Schlager, der 1983 als B-Seite von „Weil wir uns lieben“ veröffentlicht wurde. Schön, dass dieses gefühlvolle Lied nach vielen Jahren noch einmal die verdiente Aufmerksamkeit bekommt.

Eine kleine Liebe reicht mir nicht“ – nein, ANDY BORG will es langfristig. „In 10.000 Jahren wird man noch sagen, was für ein Traumpaar wir waren“. Es werde noch „in allen Büchern stehen“. Natürlich – im Märchen sind solche Gedankenspiele erlaubt – vor allem wenn gilt: „Das mit uns beiden ist noch neu“. Aber man wird ja wohl noch mal träumen dürfen und „Geschichte schreiben“ dürfen – und während die Kollegen von FANTASY „10.000 Luftballons“ steigen lassen, setzt Kollege ANDY BORG eben diese magische Zahl in Bezug zu einer Anzahl von Jahren. Der erneut traditionelle Schlager enthält auch die bei altbekannten Schlagerliedern beliebte Modulation. Wir drücken die Daumen, dass der Song noch „in 10.000 Jahren“ gesungen wird.

Einen weiteren Song aus dem Album 2006 hat ANDY noch einmal aufgenommen – und zwar den Titelsong „Das ist mir zu gefährlich“, der zeigt, dass der Österreicher auch zweideutige Lieder im Stile ROLAND KAISERs beherrscht. Die Neuaufnahme hat ANDY schon mehrfach im Fernsehen gesungen, u. a. bei FLORIAN SILBEREISENs „Schlager Xirkus“ und bei „Immer wieder sonntags“.

Ähnlich gelagert ist auch Track Nummer 14, ein neuer Song: „Du hast in dieser Nacht die schönsten Träume wahr gemacht.“ Was das für „schönste Träume“ waren, kann man sich lebhaft vorstellen. Wobei die Liebe „alle Stürme überstehen soll“, es geht also nicht nur um kurzfristige Vergnügungen. Konsequent bleibt ANDY BORG der Linie des Old-School-Schlagers treu – eine gute Entscheidung, das spricht für Authentizität, und seine Stimme passt einfach perfekt zu genau dieser Musikrichtung.

Nochmal richtig romantisch wird es mit „Ja ich möchte mit dir leben“, einem Lied, das ANDY seiner geliebten Frau BIRGIT gewidmet hat („Du weißt, ich liebe dich und würde alles für dich tun“) – zum Dahinschmelzen, mehr Romantik ist wohl kaum noch vorstellbar, zumal ANDY der Songaussage zufolge langfristig denkt („Für immer ist ’ne lange Zeit, doch wir sind dafür bereit“).

Mit „Es war einmal“ ist ANDY BORG einmal mehr ein rundes und stimmiges Album gelungen, das man getrost als Konzeptalbum bezeichnen kann – ANDY erzählt in bester von DIETER THOMAS HECK ausgegebenen Tradition „Märchen für Erwachsene“ und ist dabei durchaus vielseitig – mal geht es romantisch zu, mal stehen Urlaubslieder im Fokus, hin und wieder wird es auch augenzwinkernd-frivol. Neben vielen sehr schönen neuen Liedern hat ANDY BORG tolle ältere Lieder „ausgegraben“ und aufgehübscht und damit bewiesen, dass auch und gerade „Lieder, die im Schatten stehen“ nach Jahren oder Jahrzehnten nichts von ihrer Strahlkraft verlieren müssen.

Textquelle: smago! (Textvorlage)

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