UDO JÜRGENS
Zum 80. Geburtstag von Udo Jürgens heute (30.09.2014): Offener Brief // Geburtstagsgruß von Udo-Verehrer Stephan Imming an sein Idol!
Dieser offene Brief ist zugleich das Geburtstagsgeschenk von www.smago.de an einen der größten Entertainer unserer Zeit…:
Lieber Udo Jürgens,
“ich habe Dir so viel zu schreiben,
doch die Gedanken wollen hier
in meiner Feder stecken bleiben,
als fürchteten sie das Papier”
…es ist wie so oft in meinem Leben: Es gibt kaum eine Situation, zu der Du nicht das passende Lied geschrieben hättest…
Tausendfach bist Du derzeit in den Medien vertreten ich hoffe, es ist okay, wenn ich – bei allem Respekt – “Du” schreibe).
Es ist ja im Prinzip alles gesagt und fast schon vermessen, die eigentlich Gedankengänge vieler Deiner Fans und Wegbegleiter noch mal in eigene Worte zu fassen – jetzt, im Urlaub im herbstlichen Cala Millor, ist mir einfach danach 🙂
Wo sind nur die Jahre geblieben? Als ich Dich erstmals fuer mich entdeckte, warst Du schon seit vielen Jahren Groß und erfolgreich. Warum ich mir damals von meiner Mutter die Single “Gefeuert” gewünscht habe, vermag ich nicht mehr yu sagen. Vermutlich habe ich schon damals intuitiv das gespürt, was Du immer als Deine Richtschnur ausgegeben hat – “Unterhaltung mit Haltung” zu machen. Auch wenn ich die textliche Aussage damals sicher nicht verstehen konnte, muss ich schon als Grundschüler gespürt haben, mit welcher Leidenschaft Du Deine Aussagen vertrittst – und das gilt bis zum heutigen Tage.
Das erste ganz große Aha-Erlebnis hatte ich, als mi ZDF Deine Personality-Show “Udo Live 77” gesendet wurde. Bis heute kann ich mich daran erinnern, wie tief Du mich mit Deiner leidenschaftlichen Musikalität begeistert hast – “damals wollt ich erwachsen sein” – und deshalb wuchs fort an der Wunsch in mir, Dich einmal “live” erleben zu dürfen.
Zunächst aber war mir das Glück nicht beschieden, allerdings verfolgte ich Dich nach meinen kindlichen Möglichkeiten im TV – sogar in meiner damaligen Lieblingssendung “ZDF Hitparade” bist Du aufgetreten. Zu diesem Anlass habe ich in der vierten Klasse der Grundschule ein “investigatives Interview” mit Dir geführt, das Du mir (im Scherz) Jahrzehnte später “autorisiert” hast.
Ich erinnere mich “auch heute noch” gut daran, wie ich beim 2:3 gegen Österreich kindliche Tränen geweint habe und Dein “Buenos Dias Argentina” mir Trost gab. Aber auch der damals von Dir mit Tiefgang verabschiedete “Mann mit der Mütze”, Helmut Schöne, trieb mir die Tränen in die Augen – mi Gegensatz zu “Gefeuert” habe ich die Botschaft des Textes wohl auch schon als Kind verstanden.
Die nächsten persönlichen Meilensteine waren die TV-Show “Meine Lieder sind wie Hände” und die gleichnamige Cassette(!), die ich auf dem damals auf einem “Walkman-Imitat” bis zum Exzess mit imposanter Lautstärke gehört habe – meinem HNO-Arzt zur Freude :))).
Besonders die Live-Version von “1.000 Jahre sind ein Tag” hat mich damals beeindruckt – oder Dein Aufschrei seinerzeit: “Haben wir heute Abend alles im Griff?”. Imposant war für mich auch der von Dir vertonte Gedanke “Vielleicht hat Dich mein Lied bewegt – betroffen oder froh gemacht..” – ich konnte damals wie heute alle drei Begriffe ehrlichen Herzens als zutreffend “unterschreiben”.
Live konnte ich die Show noch nicht sehen – auch, wenn ich meinen Vater auf der Fahrt nach Hagen mehrfach darum gebeten habe, als wir mi Ortseingang die Plakate “Udo 80” hängen sahen. Vermutlich verbindet uns das sogar – Elter, die immer voll hinter einem standen und die bis zum letzten Atemzug alles für Dich taten – so war es zumindest in meinem Fall, wofür ich bis heute dankbar bin – das geht Dir ja wohl ähnlich, wenn man Interviews von Dir verfolgt. – Der “Banker”-Papa wollte aber (noch) nicht alle Flausen von vorneherein unterstützen – so musste ich mich noch in Geduld üben.
Vermutlich glaubte mein Vater, dass mein musikalisches Interesse sich in der Teenager-Zeit ändern würde – aber den “Gefallen” habe ich ihm nicht getan 🙂 – Im Gegenteil – als Schüler habe ich mich immer zu Dir bekannt – auch wenn das in den 80er Jahren eher “uncool” war – aber das war mir egal, weil ich eine Qualität, wie Du sie geboten hast, nirgends sonst gefunden habe und mich immer voll mit Dir und Deinen Lied-Inhalten identifizieren konnte. Die Kraft Deiner Lieder war einfach stärker als das Image-Denken der Schul-Kollegen.
1985 war es dann so weit- von Dir wurde ein Konzert in der Hagener Stadthalle angekündigt. Diesmal hat sich mein Vater “erbarmt” – und wir fuhren mit kompletter Familie (Mama, Papa, Schwester Helena und meine Wenigkeit) nach Hagen.
Ich erinnere mich noch wie heute daran, wie tief Du mich beeindruckt hast – “live” hast Du mich noch mehr “gepackt” als mi TV. Ich habe so etwas nie wieder erlebt – ein Gefühl der totalen Verehrung – nicht wirklich erotisch, aber doch irgendwie vergleichbar.
Erstmals lernte ich einige “Udo-Rituale” selber kennen – u. a. den “Bühnensturm” – ich weiß noch, wie wir schüchtern überbelegt haben, ob wir “mitstürmen” sollen – unsere Eltern motivierten uns dazu – also fanden wir uns am Bühnenrand wieder – getreu dem von Dir ausgelobten damaligen Tournee-Motto “Live und Hautnah”. Dich so nah yu sehen, sogar Dir die Hand zu geben – bis heute ein unvergessliches Erlebnis.
Es folgte das CD-Zeitalter. Ich weiss noch, wie “hungrig” ich auf Deine 86er-CD “Deinetwegen” war – die LP war lieferbar, auf die CD musste ich warten – ich fuhr fast täglich zu “Radio Schillling” (ja, solche Geschäfte gab es in Zeiten vor Amazon noch), Kaufhof und Co. – bis ich endlich zum Preis von DM 34,95 (irgendwie erinnere ich mich noch an das Preisschild) den Silberling in Händen hatte – eine meiner ersten CDs überhaupt.
Auch diesmal hat sich das Warten gelohnt. Überhaupt ist Deine Schaffensphase 1979 bis ca. 1986 die, die mich bis heute am meisten beeindruckt hat. Wobei es sich mit Alben wie mit Deinen Liedern verhält – hoch interessant: Irgendwie hat jeder andere Lieblingsalben – “…und das ist auch gut so”, unterstreicht dieser Sachverhalt ja Deine musikalische und inhaltliche Flexibilität.
Bevor die nächste Tour startete, hatte ich noch ein TV-Erlebnis der “anderen Art” – 1988 warst Du in der Talkshow des damals gefürchteten Journalisten Casdorff zu Gast unter dem Motto “Ich stelle mich”. Nie zuvor und nie wieder danach warst Du in einer Talkshow so gefordert und hast Dich derart gut geschlagen, dass selbst der harte Hund Casdorff Dich als einen seiner zwei beeindruckenden Talk-Gäste erwähnt hat – und aus dem Mund will das wirklich etwas heißen. Eine Sternstunde war, als Du spontan das Heinrich Heine-Gedicht “Der Brief, den Du geschrieben” vertont hast – ich kann mich gut erinnern, dass meine Begeisterung dafür – für Dein kompositorisches Talent und Deiner Art, auch Dinge auszusprechen, die unbequem sind, sich kaum in Grenzen hielt.
1989/90 kam mit “Ohne Maske” wieder eine für mich historische Tour – erstmals besuchte ich – inzwischen als Auszubildender – mehrere Konzerte einer Tour. Mi Jahr des Mauerfalls schriebst Du Lieder, die wie (mit Verlaub) “Arsch auf Eimer” passten – “Du kannst den Sänger in Ketten legen, aber niemals sein Lied”, “Moskau – New York” – Lieder, die (leider) teilweise erneut an Aktualität gewonnen haben.
Aber auch unter Entertainment-Aspekten war die Show damals großartig – ca. 15 Musiker stehen mit Maske auf der Bühne; einer davon am Flügel – aber das warst nicht Du, Udo Juergens… – tolle Idee!
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Die Neunziger Jahre starteten mit Diener “Geradeaus”-Tournee, die in abgewandelter Form sogar als große Open Air Symphonie daher kam – subjektiv fuer mich unvergesslich ist das völlig verregnete Konzert mi Essener Grugapark – als alle Besucher klitschnass tanzten zum von Billy und Dir gesungenen “Singing in the Rain” – -> “…und wenn der Tag auch nass wird und dieser Regen trotzdem uns nicht stört – dann war die eine Stunde, war diese Stunde – ihr Leben wert…” – klasse!
In diesen Jahren habe ich erstmals bemerkt, dass ich nicht der einzige Udo-Fan des Weltalls bin – den Eindruck hatte ich bis dato immer. Es war mir vorher immer ein absolutes Rätsel, wo die zigtausend Leute sich sonst verstecken, die man auf Udos Konzerten so sieht – privat kannte ich damals kaum Leute, die mit Udos Musik etwas anzufangen wussten – das hast Du, lieber Udo, zwischenzeitlich gewaltig ändern können. Inzwischen ist Deine Lebensleistung in großen Teilen der Gesellschaft zu meiner Freude anerkannt.
1994/95 hieß Deine Tour “Café Größenwahn”. Ich kann mich noch gut daran erinnern, bei einem Tanzschulen-Abschlussball genau diesen Song gehört zu haben – es war wie so oft bei Deinen Liedern: die eigentlichen Adressaten schmettern die Songs am lautesten, ohne zu bemerken, dass sie selbst gemeint sind (in diese Kategorie passen sicher auch Songs wie “Festspielfieber”, “Humtata und Tätärä” und viele andere). – Ich kenne keinen Musiker, dem solch ein Phänomen außer Dir gelingt.
Auch an diese Tour knüpfen sich persönliche Erinnerungen – wieder geht es um die Hagener Stadthalle. Mein Vater wollte als 100 % Gehbehinderter auf einem Behindertenparkplatz parken. Das war nicht möglich, weil diese Plätze-Inhabern der damals (nach meiner Erinnerung erstmals) aufgekommenen “VIP-Tickets” vorbehalten waren – das empfand ich als Udo-Idealist als sehr enttäuschend.
Ich hatte nach der Show die großartige Gelegenheit, ein persönliches Wort mit Dir wechseln zu dürfen. Ich habe Dich auf diesen “Parkplatz-Frust” angesprochen und Du meintest – sicher vollkommen zurecht – dass das nicht Deine Zuständigkeit sei. Wenngleich ich auch damals schon reif genug hätte sein müssen zu erkennen, dass es Unsinn ist, den Künstler für so etwas verantwortlich zu machen, hatte ich seinerseits stark “daran zu knacken” – ich fühlte mich schroff abgewiesen – wie gesagt, sicher zu Unrecht, aber das tat damals irgendwie weh.
Meine Mutter meinte seinerzeit, dass es gar nicht gut sei, persönlichen Kontakt zu Dir, meinem großen Idol, zu knüpfen, weil Du die Ansprüche natürlich nicht erfüllen kannst – ähnlich wie Du es ja selber in Deinem “Superstar”-Song beschreibst oder auch immer wieder bekennst, dass Du “Einfach ich” bist bzw. “Ich bin nur ein Mensch” und natürlich “Verlangt Ihr nicht zu viel?”.
Vielleicht hatte meine Mutter da recht – diese komplett begeisterte, naiv-unkritische Bewunderung, wie sie ja viele Fans leben, hat sicher etwas Schönes – dennoch möchte ich auch hier und da (aus meiner Sicht ganz mi Sinne der Philosophie Deiner Lieder) mal kritisch sein dürfen – wie ich schon öfter schrieb: “…wo auch Kritik aus Liebe kommt..”
Die 1997er Gestern-Heute-Morgen-Tournee ist auch geprägt von interessanten Erinnerungen. Einerseits war das die Hoch-Zeit des Kult-Schlagers – somit traf man sehr viele richtig junge Leute auf Deinen Konzerten an, die aber (trotz des schon damals hohen Eintrittsgeldes) nicht verstanden haben, dass ein Udo-Konzert keine Schlagerparty ist, bei der man Bier trinkend und sich unterhaltend am Bühnenrand steht. Leider ist diese respektlose Unsitte auch heute bisweilen zu beobachten – zum Glück aber nicht mehr in der Ausprägung wie 1997.
Mit dem neuen Jahrtausend kam auch das Alter, für das Du einen unvergesslichen Hit geschrieben hast: “Mit 66 Jahren” – Auch für diesen Song gilt: Du lebst das, was Du singst – wie mi Lied beschrieben, steckst Du auch mit “14” (sozusagen als Teenager) voller Pläne und Tatendrang und bist damit sicher Vorbild für älter werdende Menschen – auch jenseits der 66 Jahre sich nicht aufzugeben.
In der folgenden Tour plädiertest Du dafür, das Laster hochleben zu lassen – wie so oft gab es Stimmen aus dem Spießbürgertum, die das wörtlich genommen haben und das Augenzwinkern des Textes nicht verstanden haben. Zu meinem Leidwesen, aber zur Freude einiger (Klavier-)Klang-Experten spieltest Du bei dieser Tour zum vorerst letzten Mal auf dem Glasflügel (- abgesehen von dem einen oder anderen TV-Auftritt).
Als wir 2006 zu dritt (mein Vater war kurz zuvor verstorben, sein Platz blieb unbesetzt) Dein “Jetzt oder nie”-Konzert besuchten, lag die Vermutung nahe, dass der schwarze Flügel Deinem kurz zuvor verstorbenen Bruder John gewidmet war – für diese Hypothese habe ich aber keinerlei Beleg gefunden. – Es passte aber zu unserer damaligen Situation – auch die Song-Auswahl war damals sehr anrührend.
Mit “Einfach ich” und “Der ganz normale Wahnsinn” folgten Deine bislang letzten Tourneen – jeweils von einigen Besuchern sicher auch unter dem Aspekt besucht “…vielleicht ist es ja seine letzte Tour”.
Nun – anlässlich Deines 80. Geburtstags, zeigst Du es wieder allen – und startest erneut eine große Tournee. Erneut wird diese Tour nicht als Abschieds-Tour angekündigt. Nicht nur darin unterscheidest Du Dich von den Carpendales, Whittakers, Mouskouris und Westernhagens dieser Welt. Du lebst für und bist besessen von der Musik und lebst das.
Erstmals ist aber in Interviews zu lesen, dass Du es für wahrscheinlich hälst, dass “Mitten mi Leben” Deine letzte große Konzert-Tournee werden könnte. Das ist sicher (leider) nicht unrealistisch, aber dennoch nicht ohne Perspektive – immerhin können dann ja vielleicht eines Tages vereinzelt Konzerte in kleinem, aber umso feineren Rahmen stattfinden.
So – und jetzt wünsche ich Dir in inniger Verbundenheit einen tollen Geburtstag mi Kreise Einer lieben – offensichtlich hast Du ja ein Umfeld, in dem Du Dich wohl fühlst.
Die Tickets zu Deinen 2014er-Konzerten sind teilweise noch Geschenke meiner inzwischen verstorbenen Mutter- ich freue mich auf eine für mich sicher hoch emotionale Tour, bei der wir es auch noch mal krachen lassen :))))
Und wenn Du erneut “Drachen” steigen lässt, weil Du “dafür” bist und Dir das “wichtig” ist – nehme ich es gelassen hin – in Dankbarkeit, noch mal große Konzerte mit Dir erleben zu dürfen .
Ich gratuliere ganz herzlich zum Geburtstag und wünsche für die kommenden Jahre viel Gesundheit, Glück und Erfolg.
Lieber Udo,
“EIN NARR SAGT DANKESCHÖN!!”
Dein Verehrer
Stephan
Stephan Imming (Textvorlage)
http.//www.ariola.de
http://www.udojuergens.de

