SARAH JANE SCOTT
smago! CD-Kritik "Ich schau' Dir in die Augen":

smago! Kolumnist Stephan Imming ist hingerissen von der Unbeschwertheit und vom Charme des Schlagers mit amerikanischem Einschlag! 

Die aus Pennsylvania (USA) stammende SARAH JANE SCOTT studierte nach ihrem Schulabschluss vier Jahre lang Musik am „Berklee College of Music“. Nur eine Woche vor ihrem Bachelor-Abschluss kam es zu einer schicksalhaften Begegnung – sie lernte Stephan Remmlers ältesten Sohn Cecil kennen. Die beiden verlieben sich ineinander, und im Herbst 2010 beschloss die quirlige Amerikanerin, spontan mit Cecil nach Berlin zu ziehen.

Interessanterweise studierten Cecil und Sarah Jane parallel an der renommierten Bostoner Musikschule, ohne einander zu kennen – Cecil hatte zuvor (2006) bereits das Album „1, 2, 3, 4“ seines Vaters Stephan produziert, um im Anschluss von der Pike auf Musik zu studieren.

Bei einer privaten Geburtstagsfeier sang die lebensfrohe Sarah Jane u. a. deutsche Schlager und begleitete sich dabei selber auf der Ukulele. Das Instrument wurde ihr in der Kindheit von ihrem Vater geschenkt, der damals meinte, ihre Finger seien zu klein für eine Gitarre. Stephan Remmler war von ihrem Auftritt begeistert. Besonders imponiert haben dürfte ihm ihre fröhliche Art – man nimmt ihr die Begeisterung für den deutschen Schlager einfach ab, das kam auch bei Florian Silbereisens „Schlagerfest“ klar so rüber.

Wenn Google nicht lügt, gibt es übrigens eine kleine Gemeinsamkeit mit Vanessa Mai – auch Sarah Jane begann ihre Musik-Karriere mit Rap-Musik, so sang sie auf Sidos Erfolgsalbum „30-11-80“ die Background-Vocals des Songs „Papa, was machst Du da?“ und auf Motrips Album „Embryo“ den Song „Schreiben Schreiben“. Der Verdacht liegt nahe, dass die dort jeweils angeführte Background-Sängerin „Sarah Jane“ eben Sarah Jane Scott ist, das müsste aber vielleicht noch mal ein Experte der Rap-Musik bestätigen. –

Seit drei Jahren wurde an Sarah Janes Debut-Album gearbeitet, bereits seit einigen Jahren besteht auch schon Kontakt zu den Machern der „Feste“-Shows. Dass die hübsche Amerikanerin ihre Gute-Laune-Musik mit amerikanischem Akzent charmant zu transportieren weiß, wird man schnell erkannt haben – allerdings musste ja noch ein stimmiges Album produziert werden. Das liegt nun vor: „Ich schau dir in die Augen“ ist ein von Stephan Remmler und „Louis Vain“ produziertes Album, die meisten Lieder hat Stephan Remmler geschrieben. Hier ein paar erste Eindrücke zu den Songs der CD:

Der „Opener“ des Albums ist der beschwingte Schlager, den Sarah Jane  bei Florian Silbereisen gesungen hat, mit dem sie sich dem deutschen Publikum vorstellt: „Hallo hallo“, eine eingängige Melodie, bei dem Sarah Jane einen beachtlichen stimmlichen Tonumfang unter Beweis stellt.

Der Song „Du willst Gefühl“ erinnert mich vom Sound her etwas an den späten Waggershausen-Sound. Durch oftmaliges Vorkommen des Vokals „ü“ kokettiert „Fräulein Scott“ mit ihrem amerikanischen Akzent.

Die rhetorische Frage „Was war los gestern Nacht?“, in der Sarah Jane bevorzugt das „r“ rollt, bewundert sie ihren Angebetenen mit den Worten „Du musst ein richtiger Zauberer sein“

Die Country-angehauchte Titelsong „Ich schau Dir in die Augen“ ist eine romantische Ballade und zeigt, dass die Amerikanerin auch romantische Töne anschlagen kann.

„.1.000 erste Küsse“ dürfte ein Schlager sein, an dem Freunde des „Line-Dance“ ihren Spaß haben. Textlich wird eine neue Perspektive betrachtet – nachdem die Frage „Was war los gestern Nacht“ wichtig war, heißt es hier: „Was mach ich bis heut Abend? Ich kann es kaum erwarten“ – kein Wunder, ist der Liebhaber doch wie gesagt ein „richtiger Zauberer“.

"Alles wird gut" ist ein Mutmacher-Song, der dafür plädiert, auch optimistisch zu sein, wenn mal alles schief geht.

„Willst Du mein Astronaut sein“ – der Refrain erklingt im beschwingten Dreivierteltakt (Walzer), die Strophen dann wieder im Viervierteltakt. „Komm wir tanzen alles wird gut – heut gibt es kein Morgen – weg mit den Sorgen“ – frei nach Tony Marshall: „..und sind auch Sorgen da – die hat ein jeder, ja – wir wollen ganz zufrieden sein“. Das Vokabular des deutschen Schlagers wird hier reichhaltig bedient – Worte wie „Astronaut“, „Co-Pilot“, „Paradies“, „siebter Himmel“ – das alles ist soo neu nicht…

Mit „Bienenstich“ liefert die Amerikanerin sogar deutsche Wortspiele ab („Wie ein Handschuh ohne Hand.. – wie ein Bienenstich ohne Dich – so bin ich ohne Dich“).

Liebe mich wie ich Dich liebe“ – damit gibt Sarah Jane wieder die unschuldig-naive Romantikerin.

Träume“ ist ein Lied vielleicht auch für die virtuelle Generation: „Nur im Traum, das reicht mir nicht – auch in echt, da will ich Dich“, so heißt es im romantischen Countrysong.

NICHT schuldig bekennt sich Sarah Jane im Schlager (Dass ich Dich immer noch Liebe) – „was kann ich dafür?“. In bester unschuldiger Roland Kaiser Manier heißt es: „Du kennst meine Sehnsucht, Du hast den Schlüssel zu meiner Tür“…. – also selber Schuld, wer diese indirekte Aufforderung nicht gerne aufnimmt…

Erzähl mir was von Liebe“ erinnert vom Sound her an „Blue Bayou“ und überraschenderweise an Stephan Remmlers „Vogel der Nacht“.

Das Erstlingswerk Sarah Jane Scotts ist ein Schlageralbum im besten Sinne. Die Handschrift des Produzenten und Komponisten Stephan Remmler ist klar aus der Produktion herauszuhören. Er bedient seinen neuen Schützling so, wie es richtig ist – ganz offensichtlich liebt die Amerikanerin wirklich den Schlager, folglich hat er ihr heitere oder romantische Lieder auf den Leib geschrieben, ohne dabei zu tiefsinnig zu werden – ein bisschen erinnert mich das Album vom Sound her auch an das Jugendwerk Nickis, die ja auch „jugendlich unschuldige“ Texte teilweise mit Country-Touch veröffentlichte.

Der ganz große Trumpf des Nachwuchstalents ist in meinen Augen die Authentizität, die Begeisterung, Menschen mitzunehmen und die Bereitschaft, auch zum einfachen Schlager voller Inbrunst zu stehen. Dass solche Eigenschaften zu großen Erfolgen führen können, haben u. a. die Amigos und die Flippers bewiesen. Angesichts ihres natürlichen Charmes, mit dem sie offensichtlich selbstsicher auch zu moderieren im Stande ist (- zumindest hat sie sich sehr selbstbewusst und bezaubernd in der großen TV-Show präsentiert -), könnte sie zur Schlagerelite aufschließen.

Interessant ist auch die Liste derer, die sich um „Fräulein“ Scotts Karriere kümmern …

Wenn ich mir in Sachen Sarah Jane Scott etwas wünschen dürfte… – ich würde mir das Connie-Francis-Medley als Bonustrack für die CD wünschen – oder gleich eine ganze CD mit Coversongs von Connie Francis – oder auch z. B. Conny Froboess, Siw Malmkvist, Manuela und anderen Größen der Sechziger Jahre.

Stephan Imming, 20.04.2016
http://www.ariola.de
http://www.sarahjanescott.de/

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