ROLAND KAISER
smago! Serie "Die Geschichte hinter den Schlager-Hits" – Teil 4: "Santa Maria" (1980)!
Kurz nach Roland Kaisers Geburtstag wird verraten, was “Santa Maria” mit Tony Holiday zu tun hat und wie es zum heute bekannten Text kam …:
Im Sommer 1980 gelang Roland Kaiser der endgültige Durchbruch. Wie schon zu Beginn seiner Karriere, waren die italienischen Gebrüder de Angelis der Schlüssel zum Erfolg. Unter ihrem Namen „Oliver Onions“ veröffentlichten die einen Hit namens „Santa Maria“. Dazu machte zunächst Tony Holiday eine deutsche Version namens „Einmal im Leben“. Damit war man offensichtlich nicht zufrieden, Holiday hatte kurz danach auch einen Erfolg mit seiner deutschen Version von „Sun Of Jamaica“ („Nie mehr allein sein“). Die Originalversion von Holiday kann man sich hier anhören:
Auf Holidays „Nie mehr allein sein“-LP findet sich die von ihm nicht mehr forcierte Version von „Santa Maria“. Roland Kaiser hat sich zu der Nummer einen aus seiner Sicht eigenen guten Text mit historischem Bezug einfallen lassen: „Santa Maria, Königin und Stolz aller Meere, segelte für Spaniens Ehre bis an alle Grenzen dieser Erde“. Seine Originalversion hatte er auch aufgenommen – und ist bei den Verantwortlichen der Plattenfirma damit gescheitert. Das hörte sich dann so an:
Also setzte sich Kaiser hin und schrieb mit Norbert Hammerschmidt – späteren Aussagen zufolge „mit einer Flasche Rotwein“ – einen neuen Text – einen, der eigentlich als Scherz gedacht war, weil er Klischees bediente. Einige Altherrenfantasien reihte er in seiner Lyrik aneinander – fertig war die „neue“ Santa Maria.
Diesen erfolgreichen Text hat Jahre später André Port le Roi in seinem Buch „Schlager lügen nicht“ treffend wie folgt analysiert: „Die Südeseefantasie Santa Maria bot dem Mann scheinbar alles, was die Moderne ihm genommen hatte: Frauen und Mädchen voller ‚Wildheit‘ und ohne ständige Forderungen nach Freiheit oder gar einem eigenen Leben. Zwischen weißem Sand und Südsee-Schönheiten, die auf die Defloration durch einen weißen Mann ‚vor Sehnsucht brannten‘, durften die Männer noch Männer sein. Dieses ‚unbekannte, fremde Land‘ der willigen Frauen war unterdessen genauer zu lokalisieren: Die Siebziger Jahre hatten den Sextourismus erfunden, der deutschen Männern in den Ländern Südostasiens durch Armutsprostitution willige Liebesdienerinnen offerierte.“
Wer hätte das gedacht, dass Rolands hemmungslose Ausbeutung williger Liebesdienerinnen derartige Erfolge bescheren könnte, dass das gleich mehrfach für Gesprächsstoff sorgte? Auf dem Höhenflug seines Erfolges sorgten die Single-Charts vom 22. September 1980 nämlich für Irritationen. Da standen nämlich auf Platz 1 und Platz 8 jeweils Oliver Onions mit „Santa Maria“ – der 8. Platz hätte aber Roland gehört – später wandte sich das Blatt, und Rolands Version wurde zur Nummer 1. Spannend ist auch, dass sich Rolands damalige Plattenfirma beim Saarländischen Rundfunk beschwert hatte, dass es keine Goldene Europa für Rolands Single gegeben hatte. Der Saarländische Rundfunk fand aber Argumente gegen den damals erhobenen Vorwurf der ungerechten Behandlung. Als „Trostpflaster“ gab es den Bronzenen Löwen von RTL. Außerdem gab es gleich zwei Mal die Nummer 1 in der ZDF Hitparade. Im Anschluss an die ZDF-Show vom 15.12.1980 wurde Rolands „Santa Maria“ dann auch noch vergoldet – für damals 500.000 verkaufte Einheiten der Single gab es eine Goldene Schallplatte, die damals im Beisein der Verantwortlichen in der „Casa Portuguesa“ in Berlin verliehen wurde. Der Erfolg wurde insbesondere insofern groß gefeiert, als es deutschsprachige Produktionen damals überaus schwer hatten, kommerziell erfolgreich zu sein. Sensationellerweise war „Santa Maria“ auch in Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Belgien in Rolands Version ein großer Erfolg. Im April 1981 gab es dann auch noch die Goldene Stimmgabel aus den Händen von Dieter Thomas Heck.
Stephan Imming, 10.05.2017
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