ROLAND KAISER
War das eine Nacht…: 'Das Berlin-Konzert' "40 Jahre – 40 Hits" – "Die Jubiläumsshow" in der smago! Kritik!
Eigens hierfür hatte Roland Kaiser sogar die “Sieben Fässer Wein” aus dem Keller geholt…:
Am Samstag (03.05.2014) begann – pünktlich um 20:07 Uhr, so wie es bei allen für 20:00 Uhr angekündigten Konzerten von ROLAND KAISER gang und gäbe ist – "Die Jubiläumsshow": "Das Berlin-Konzert" – "40 Jahre – 40 Hits".
"40 Jahre – 40 Hits" ist ohne Frage ein äußerst griffiger Slogan. Und weil Roland Kaiser in diesem Jahr mit seinem Publikum Rubinhochzeit feiert, wollen wir diesen jetzt auch nicht sonderlich sezieren. Genau genommen müsste man nämlich sagen: 31 Hits + 1 ausgewähltes Schmankerl + 8 brandneue Songs aus seinem am 30. Mai 2014 erscheinenden neuen Album "Seelenbahnen", das sich – nach Einschätzung von smago! Chefredakteur Andy Tichler – bereits auf der Umlaufbahn in Richtung Top 5 der deutschen Album-Charts befindet und somit der größte Erfolg für Roland Kaiser seit seinem Nr. 1-Album "Dich zu lieben" (1981) zu werden verspricht.
Und "Dich zu lieben" ist auch gleich das passende Stichwort, denn mit diesem Titel begann das gut 3-stündige Konzert. Allerdings ließ Roland zunächst noch auf sich warten, er stieß erst zur zweiten Strophe zu seiner Band hinzu.
"Vielen herzlichen Dank, dass Sie alle da sein", begrüßte Roland Kaiser die äußerst zahlreich erschienenen Fans. "Es ist heute mein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Wenn mir das einer erzählt hätte vor 40 Jahren, hätte ich gesagt: 'Ja, in 40 Jahren stehst Du in der größten Halle Berlins und einige tausend Menschen feiern mit Dir gemeinsam, natürlich klar, und die Erde ist ‘ne Scheibe'. Danke, dass Ihr da seid."
Ein gewitzter Zuschauer schrie gleich nach dem ersten Song (von insgesamt vierzig) "Zugabe!". Roland Kaiser schlagfertig: "Bevor Du das rufen kannst, wird ‘ne lange Zeit vergeh’n, glaub mir das. 40 Jahre sind eine lange Zeit…"
"Heute Abend wollen wir eine musikalische Zeitreise machen", kündigte der Jubilar an. "Normalerweise fängt man ja vorne an in den 70ern Ich halt das nicht aus. Ich hab' ein neues Album gemacht. Ich möchte gerne viele Songs daraus vorstellen." Sprach's – und präsentierte mit "Seelenbahnen" sogleich den Titelsong seiner neuen CD, wofür er denn auch prompt die ersten Blumen erhielt.
"Ich habe in diesen Jahren gelernt: Man muss auch lernen nein sagen zu können. Allerdings sollte man niemals nie sagen. Es war ein langer Weg bis hierher. 40 Jahre." – So sagte Roland Kaiser seinen dritten Titel "Sag niemals nie" ab.
In "chronolonogischer Reihenfolge" präsentierte er das erste Medley ("70er-Jahre"), bestehend aus "Frei – das heißt allein" (1976), man höre und staune das ihm so verhasste "Sieben Fässer Wein" (1977), "Amore mio" (1978) und "Schach matt" (1979). "So war das in den 70ern. Erst sieben Fässer Wein, dann ein bisschen amore und dann Schach matt. Hat sich alles geändert", bilanzierte er. Seine frühen Erfolgstitel seien so was "wie Oldtimer, die bei guter Pflege 'besser' werden".
Mit herrlicher Selbstironie nahm er sich im Laufe des Programms immer wieder aufs Korn. Als beispielsweise das Cover seiner ersten Vinyl-Single "Was ist wohl aus ihr geworden?" eingeblendet wurde, sagte er "damit meine ich nicht das Mädchen auf dem Foto" (das "Mädchen" war er natürlich selbst – als 22-Jähriger, vor mittlerweile vierzig Jahren; 1974). Überhaupt, die Vinyl-Single: "Singles waren damals – für die Jüngeren unter Ihnen – Tonträger, die hatten nur ein Lied pro Seite. Man konnte sie auf zwei Seiten bespielen. Das müssen Sie heute machen mit 'ner CD – werden Sie keinen Erfolg haben! Zudem folgendes Phänomen hatten Singles noch: Wenn man die Platte auflegte und dann langsam seiner Angebeteten näherkam – die Lippen waren fast schon im Kuss vereint -, war das Ding zu Ende! Also aufstehen, wieder zum Plattenspieler gehen, umdrehen, da war die Stimmung weg. Das heißt, das war das effektivste Verhütungsmittel seiner Zeit damals." Auch Fotos von einst kommentierte er mit einer gewissen Süffisanz ("So 'ne Brille kann man tragen, sollte man aber nicht").
"Mir ist aufgefallen – auf dem Weg bis heute –, dass die musikalischen Grenzen in den Köpfen der Menschen gefallen sind. Heute kann der mit dem zusammen Musik machen. Ich habe mit einem Freund von mir einen Song gemacht, der da heißt: "Ich weiß Alles". Geschrieben hat den Text Till Lindemann von Rammstein. Keine Angst, ich werde mich jetzt nicht so anziehen und grille sie auch nicht mit Pyrotechnik. Ich will den Song einfach singen, der da heißt 'Ich weiß alles'. Von Till Lindemann." Von der Machart her erinnert der Song ein ganz kleines bisschen an die Original-Version des Titels "Idiot" von Michelle & Matthias Reim – mit entsprechenden "Sprech-Parts". Ein absolut unwiderstehlicher Song mit großem Hit-Potenzial.
"Ich finde übrigens, dass die Kollegen hier auf der Bühne tolle Musik machen. Dankeschön", zollte Roland Kaiser seiner Band ein Höchstlob. "Die Kollegen da oben sind für mich so laut wie Porsche, so schnell wie ein Ferrari und so zuverlässig wie ein Käfer."
Bei "Sie ließe sich so gerne gefallen" handelt es sich im Übrigen NICHT um einen (weiteren) ins Deutsche übersetzten Chris Rea-Titel, dieses Stück Musik von Hand gemacht und der Text stammen von Neumi Neumann und Norbert Endlich.
"Ich habe nicht nur mit dem Kollegen Lindemann gearbeitet, sondern auch mit einer Dame: Maite Kelly hat für mich sechs wunderbare Songs geschrieben." Darunter auch das Duett "Warum hast Du nicht 'Nein' gesagt. "Nun kann sie nicht jeden Abend mit mir unterwegs sein…" – und so sprang Katharina Garrard, eine seiner beiden Chor-Sängerinnen ein, die den Gesangspart von Maite Kelly würdig vertrat. "Super Song. Dankeschön, liebe Maite", bedankte sich Roland der Kaiser.
Zum ersten Mal in einen absoluten Ausnahmezustand versetzt wurde die o2 World Berlin bei "Manchmal möchte ich schon mit dir".
Mit "All die Jahre" hob Roland Kaiser dann einen weiteren neuen Song unter, bevor dann wieder einer der ganz, ganz großen Kaiser-Klassiker erklang: "Lieb mich ein letztes Mal".
Das zweite Medley ("80er Jahre") beinhaltete mit "Hier fing alles an", "Wohin gehst du?", "Haut an Haut" und "Ich glaub', es geht schon wieder los" vier weitere Hochkaräter, bevor sich Roland Kaiser & Band mit dem zwanzig Jahre alten Titel "Alles was du willst" in die Pause verabschieden. Stilsicherer hätte man die erste "Halbzeit" gar nicht vollenden können.
Nach der Pause und nach "Un amore grande" bewies Roland Kaiser, dass er nichts von seiner Spontanität und Schlagfertigkeit eingebüßt hatte. "Hast Du gerade 'Joana' gerufen?", sagte er zu einem Fan. "Da brauchst Du aber Zeit hier. Bis das kommt, kann es noch eine Ewigkeit dauern. Das geht so schnell nicht heute, bis das kommt, Ich bin noch nicht müde. Also Vorsicht!."
Natürlich hatte Roland auch wieder etwas Philosophisches vorbereitet: "Der Mensch ändert sich im Laufe seines Lebens. Aber ich habe festgestellt: Männer sind manchmal nicht ganz so realitätsbegabt wie Frauen."
Auch in der zweiten Konzerthälfte stellte er vier neue Songs vor: "Meine Welt hat zwei Gesichter", "Und sie war die Musik", "Ich fege die Sterne zusammen" und "Sag bloß nicht 'Hello'".
"Es ist schön bei Euch, Dankeschön, toller Abend", lobte Roland Kaiser seine Fans, die auch seine neuen Titel mit einem Höchstmaß an Wohlwollen dankbar 'aufsaugten'.
"Ich habe vorhin von den 80er Jahren erzählt, da habe ich wirklich sehr viel gearbeitet. Ich habe fast nur noch Musik gemacht, ich habe keine Zeit gehabt für meine Partnerinnen. In den 90ern habe ich das geändert, bin dreimal Vater geworden." Mit diesen Worten kündigte er das "Medley 90er Jahre" an – mit den Titeln "Heute und hier", "Wind auf der Haut und Lisa" (diesmal tatsächlich ein Original von Chris Rea…), "Südlich von mir" und 'Die Antwort' auf "Manchmal möchte ich schon mit dir" – "Ich hab dich 1.000-mal geliebt".
Nicht alles sei früher besser gewesen, zum Beispiel: "Damals gab es keine Navigationsgeräte. Die Stimme der Frau war auf dem Nachbarsitz. Es gab auch kein Telefon im Auto. Dann musste man in diese gelbe Häuschen gehen. Das waren Telefonzellen. Diese klebrigen Wählscheiben, diese ewig verwurstelten Kabel und wenn man Glück hatte im Sommer hatte jemand 'Ernte 23' geraucht da drinnen. Das war wie ne Dampfsauna, kann ich Ihnen sagen. Das war nicht schön."
"Es gab auch kein Facebook. Wenn ich mich bepöbeln lassen wollte, bin ich in die Kneipe gegangen."
Nun ist es längst eine lieb gewordene Tradition, dass Roland Kaiser bei seinen Konzerten für seine Hardcore-Fans immer wieder mal ein ganz besonderes Schmankerl aus seiner Wundertüte zieht. In diesem Fall ist die Rede von dem Toto Cutugno-Titel "Come mai?", aus dem Roland Kaiser 1986 – herrlich lüstern – "Komm mit rein" gezaubert hatte. (Dieser Titel ist derzeit im Übrigen nicht auf CD erhältlich!)
Absolut grandios wäre es natürlich, würde Roland irgendwann vielleicht auch mal wieder seine deutsche Version des Titels "Tu cosa fai stasera?" von Dario Baldan Bembo – "Am Ende bleiben Tränen" (1981) zu Gehör bringen. (Den "echten Kennern" unter seinen Fans würde er damit den größtmöglichen Gefallen tun!)
Selbstverständlich durften die "2000er Jahre" auch nicht außen vorgelassen werden: Die Qual der Wahl war auf "Jeder gegen jeden", "Leg nicht auf" (mit Christiane Eiben), "Ganz lang her" und "Wir sind Sehnsucht" gefallen.
"Man kann natürlich eine solche Reise nicht machen ohne seinen größten Hit zu singen. Mir ist dieser Hit offensichtlich in meine Wiege gelegt worden. Viele Kinder sagen ja zum Anfang ihres Lebens 'Papa' oder 'Mama' oder 'Au-to', ich muss 'Umnana' gesagt haben."
Nach "Joana" zog Roland Kaiser eine vorläufige Zwischenbilanz: "39 Songs – ich finde wir haben uns gut gehalten in den vielen Jahren".
"Ich werde immer gefragt: Sag mal, Roland, musst Du eigentlich immer noch singen? – Ich muss nicht. Aber ich kann und ich darf. Dankeschön dafür."
"Ich habe eine Bitte an Sie: Ich würde gerne noch weiter arbeiten. Sagen Sie mir Bescheid, wann ich aufhören soll. Dann tue ich das. Bis dahin, Danke für diesen Abend. Es ist schön mit Euch zusammengewesen zu sein. Bleibt so, wie Ihr seid.
Bis zum nächsten Mal."
Übrigens: Der von smago! errechnete Durchschnittsjahrgang der 40 am 3. Mai 2014 in der o2 World Berlin dargebotenen Songs ist 1996. Das ist der beste Beweis, dass Roland Kaiser eher im Heute und Hier lebt als in der Vergangenheit.
Und: Uns fallen spontan mindestens 40 weitere Songs ein (darunter in erster Linie natürlich auch "Midnight Lady – Einsam so wie ich"), die man ebenfalls noch gerne gehört hätte. Nur: Ein Roland Kaiser kann eben aus dem Vollen schöpfen, was sein Hit-Repertoire anbelangt. Da hätten vermutlich noch nicht einmal 80 Titel ausgereicht…
Seinen (kleineren) 1978er Hit "War das eine Nacht" hat Roland Kaiser zwar auch nicht gespielt, aber "War das eine Nacht" trifft unsere Eindrücke der Jubiläumsshow "40 Jahre – 40 Hits" auf vortreffliche Weise.
War das eine Nacht…!!!
Setlist – ROLAND KAISER "Seelenbahnen" 2014 (insgesamt 40 Titel!)
01. Dich zu lieben (1981)
02. Seelenbahnen (2014)
03. Sag niemals nie (1992)
04. Medley 70er-Jahre
4.1. Frei – das heißt allein (1976)
4.2. Sieben Fässer Wein (1977)
4.3. Amore mio (1978)
4.4. Schach matt (1979)
05. Ich weiß Alles (2014)
06. Sie ließe sich so gerne fallen (2003)
07. Warum hast Du nicht "Nein" gesagt (2014)
08. Manchmal möchte ich schon mit Dir (1982)
09. All die Jahre (2014)
10. Lieb mich ein letztes Mal (1981)
11. Medley 80er-Jahre
11.1. Hier fing alles an (1985)
11.2. Wohin gehst Du? (1982)
11.3. Haut an Haut (1987)
11.4. Ich glaub', es geht schon wieder los (1988)
12. Alles was Du willst (1994)
– PAUSE –
13. Un amore grande (1990)
14. Meine Welt hat zwei Gesichter (2014)
15. Sag' ihm, dass ich Dich liebe (1996)
16. Und sie war die Musik (2014)
17. Medley 90er-Jahre
17.1. Heute und hier (1994)
17.2. Wind auf der Haut und Lisa (1990)
17.3. Südlich von mir (1992)
17.4. Ich hab' Dich 1.000-mal geliebt (1999)
18. Ich fege die Sterne zusammen (2014)
19. Die Gefühle sind frei (1983)
20. Sag bloß nicht Hello (2014)
21. Komm mit rein (1986)
22. Medley 2000er-Jahre
22.1. Jeder gegen jeden (2001)
22.2. Leg' nicht auf (2009)
22.3. Ganz lang her (2007)
22.4. Wir sind Sehnsucht (2008)
23. Santa Maria (1980)
Zugaben
24. She's A Lady – einfach immer
25. Im 5. Element
26. Extreme
27. Joana
28. Bis zum nächsten Mal
smago! bedankt sich – in alphabetischer Reihenfolge – sehr herzlich bei…:
– Dagmar Ambach
– Melanie Bärtschi
– Viviane Kube
– Yvonne Oppermann
sowie in erster Linie natürlich bei
– Roland Kaiser & Band
für diesen absolut perfekten Abend.
Foto-Credit oben: Paul Schirnhofer
Foto-Credit unten: Facebook-Seite von Roland Kaiser
Andy Tichler, Chefredakteur www.smago.de
http://www.ariola.de
http://www.rolandkaiser.de