ROLAND KAISER
Die CD+DVD "Auf den Kopf gestellt – Kaisermania-Edition" im Test von Holger Stürenburg!
Dank dieser Neuauflage kehrte Roland Kaiser mit seinem aktuellen Stuidoalbum „Auf den Kopf gestellt“ triumphal in die Top 10 der Offiziellen Deutschen Charts zurück!
Im Jahr 2003 fand erstmals die sog. „KAISERMANIA“-Party am Elbufer in Dresden statt. Seitdem gelingt es ROLAND KAISER, dem Protagonisten dieser Riesen Open-Air-Sause, Jahr um Jahr, mehrere zehntausend begeisterte Fans verschiedenster Altersstufen in die sächsische Landeshauptstadt zu locken, wo er und seine hochkarätige Band immer wieder knapp dreistündige Live-Programme mit den besten Hits aus inzwischen mehr als vier Jahrzehnten und ein paar jeweils aktuellen Titeln aufbieten.
Seit einigen Jahren wird diese Mega-Show des gehobenen deutschen Schlagers, garniert mal mit Pop-, zunehmend gar mit echten Rock-Elementen, stets im Hochsommer via MDR übertragen – so dass die Millionen Roland-Kaiser-Fans in ganz Europa, die nicht nach Dresden reisen können, regelmäßig dazu eingeladen sind, die „KAISERMANIA“ zu Hause vor dem Bildschirmen zu verfolgen.
Erst vor wenigen Wochen, am 30. Juli 2016, gehörte der Fernsehabend für alleine 440.000 TV-Zuschauer im Sendegebiet des MDR – wie bestimmt auch für ganz viele Menschen aus der Rest-Bundesrepublik und dem europäischen Ausland, die sich diese tolle Show z.B. per Internet zu Gemüte führten – ausschließlich Roland I., Kaiser von Dresden.
Es war ohne Zweifel ein großartiger Samstagabend vor dem TV-Gerät. Roland war stimmlich top drauf und hatte einen extravaganten Liederstrauß zusammengestellt, bestehend aus diesmal enorm viel neueren Liedern seiner letzten beiden Hitalben „Seelenleben“ und „Auf den Kopf gestellt“. Er integrierte dazu die eine oder andere Rarität aus vergangenen Tagen in die Liste und gab klarerweise gehörig, voller Freude und gewohnt ‚Gentleman-like‘ all seine Hits, von „Santa Maria“, „Dich zu lieben“ bis hin zu „Alles, was Du willst“, „Extreme“ und natürlich „Joana“, makellos, dabei echt, ernsthaft und so überzeugt, wie überzeugend, zum Besten.
Aus Anlass dieser „KAISERMANIA 2016“-Übertragung, brachte Ariola/SONY am Tag zuvor die „KAISERMANIA“-Sonderedition von Rolands aktueller CD „Auf den Kopf gestellt“ auf den Markt. Mit dieser war er Anfang Februar 2016 direkt von Null auf Rang 2 der offiziellen Albumhitparaden eingestiegen und offenbarte somit seinen erfolgreichsten Longplayer seit 1981 (LP: „Dich zu lieben“) – übrigens kehrte „Auf den Kopf gestellt“ vergangene Woche (KW 32) mittels der Neuauflage, der mich nun ausführlich widmen möchte, auf Rang 7 der hiesigen Albumcharts zurück.
Die „KAISERMANIA-Edition“ besteht aus einer CD, auf der sich, neben den 15 Beiträgen der Ursprungsfassung von „Auf den Kopf gestellt“, zusätzlich drei Mixe der aktuellen Single „Kein Problem“ und zwei Überarbeitungen der Vorab-Auskoppelung „Das Beste am Leben“ befinden, sowie einer DVD. Auf dieser kann man die gesamte „Kaisermania-Show“ des Vorjahres, also aus 2015, in voller Länge nachempfinden; als Bonus fügten die Ariola-Verantwortlichen die Promo-Musikclips zu „Das Beste am Leben“ und – sehr gewagt und offenherzig -„Kein Problem“ hinzu.
Die 15 Lieder von „Auf den Kopf gestellt“, die ich Anfang März 2016 bereits HIER lobend und zustimmend rezensiert habe, imponieren mir natürlich immer noch sehr – der Unterschied ist nur: Inzwischen kann ich alle Titel textsicher mitsingen (worüber sich manche Nachbarn am 30. Juli während der MDR-Übertragung bestimmt sehr gefreut haben…) und zum anderen kristallisierten sich „Das Beste am Leben“, „Fünfundzwanzig Stunden“, „Applaus für Deine Lügen“, „Kein Problem“ und „Weil Du in mir gespeichert bist“ in den letzten Monaten als meine persönlichen Top 5 aus Rolands aktueller Studioproduktion heraus.
Auch die meisten – wenn auch oft sehr harsch rhythmisierten – Mixe von „Kein Problem“ und „Das Beste am Leben“ sind durchwegs sehr genießbar, wobei die jeweiligen „Pop-Mixe“ beider Singles den Hörgewohnheiten des traditionellen (aber poprock-affinen) Schlager-Ohres am nächsten kommen. Doch das Spannendste an der „Kaisermania-Edition“ ist, weil zum ersten Mal seit der Fernsehausstrahlung am 01. August 2015 öffentlich zugänglich, die ca. 160minütige DVD mit ebenjenem erinnerungswürdigen Auftritt Roland Kaisers, der seinerzeit von 500.000 Zuschauern im Sendegebiet des MDR (Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt) mitverfolgt wurde (und auch von mir per Internet-Stream).
32 Titel von Einst und Jetzt hatte Roland damals in seinem Konzertrepertoire, eine Klasse Mixtur aus unzähligen immergrünen Schlagerbonbons der 70er, 80er und 90er, ein paar Titeln aus dem neuen Jahrtausend und den wichtigsten Nummern der neueren Alben, wie „Alles ist möglich“ (2011) bzw. „Seelenbahnen“ (2014).
Gemeinsam mit zwölf Livemusikern, darunter alte Bekannte, wie der langjährige musikalische Leiter von Rolands Band, Achim Radloff, des Hauptakteurs Leib-und-Magen-Gitarrist Achim Götz, Bassist Detlef Goy (Anfang der 80er, im Verbund mit Dr. Michael Gutsche, Geheimtipp in Sachen Juxschlager mit Anspruch), und die fulminante Saxophon-Powerfrau Tina Tandler, zelebrierte Roland Kaiser an jenem 01. August, einem sommerlichen, aber nicht allzu hitzigen Tag, ein prächtiges Feuerwerk in Noten, mitgetanzt, -gesungen, -gefeiert von rund 11.000 Fans vor der Bühne und einigen weiteren Hunderten von Musikfreunden, die sich jenseits des Open-Air-Geländes auf den drumherum liegenden Wiesen tummelten oder womöglich auf der Elbe schipperten.
Los ging dieser „Sommernachtstraum“ (Zitat: Roland) mit dem im August 1988 erstveröffentlichten Obermotto für alles Lebens- und Liebenswerte, „Ich glaub, es geht schon wieder los“, vor 28 Jahren „nur“ ein Rang 54 bei „Media Control“, im Laufe der Jahre und Jahrzehnte allerdings sehr zurecht zu einem unschlagbaren Partyhammer avanciert, gefolgt vom voranstrebenden, aufwiegelnden Geradezu-Hardrocker „All die Jahre“ (aus „Seelenbahnen“, 2014), dem edel-wiegenden, ‚live“ noch eindringlicher ertönenden Titelgeber von Rolands 1989er-LP „Frauen“, und der konsequent intensiven Soft-Pop-Komposition „Lebenslänglich Du“ (aus „Südlich von mir“, 1992).
Nun betrat erstmals Rolands inspirierender, blonder Wirbelwind Maite Kelly die Bühne am Königsufer nahe der sächsischen Staatskanzlei. Gemeinsam mit ihrem Kreativpartner, sang die heute 36jährige den höchst reputierlichen, strikt rockenden, Dank Maites kraftvollen Stimmorgans im Live-Gewand gar soulig ausufernden „Seelenbahnen“-Auszug „Sag bloß nicht Hello“. Mit dem erhabenen, schwebenden Yuppie-Pop „Amore, Amore“ (zweite Single aus „Herz über Kopf“, 1985), ging es, versüßt durch heiße Soli an Posaune (Uwe Granitza) und Trompete (Dirk Lentschat), zum ersten Mal an jenem denkwürdigen Abend direkt in die coolen 80er Jahre. In der Vergangenheit – nur kurz unterbrochen durch den fragenden „Seelenbahnen“-Poprocker „Meine Welt hat zwei Gesichter“ – verblieb die Setlist auch erst mal und wartete auf mit der noch heute gnadenlos gänsehauterzeugenden, tief nächtlich-dunklen, deutschsprachigen Chris Norman-Auslegung „Midnight Lady… einsam so wie ich“ (1986, Vorab-Single aus „Ich will Dich“), untermalt von einem bluesigen Saxophon-Solo von Tina Tandler, Rolands großem Nummer-Eins-Hit „Santa Maria“, mit dem der gelernte Kaufmann im Spätsommer 1980 seinen absoluten und unwiderruflichen Durchbruch feiern durfte, dem so heißblütig-feurig-südamerikanisch geprägten, wie lyrisch eindeutig zweideutigen 1978er-Schlagerparty-Aufmischer „Amore Mio“, der bravourös auf der Balance zwischen US-Softrock und authentischem Schlager wandelnden Hitballade „Lieb mich ein letztes Mal“ (Rang 3 im Frühjahr 1981) und dem frech-fetzig-verliebten 1979er-Gassenhauer „Schach Matt“.
Daran anschließend genießen wir die Live-Version der im mittleren Tempo gehaltenen, offensiv riffrockigen, ersten Single aus „Seelenbahnen“, „Ich fege die Sterne zusammen“, den drastisch-hymnischen 1998er-Fanfavoriten „Extreme“ (aus der CD „Grenzenlos II“), muttersprachliche Auslegung von Toto Cutugnos 1990er-„Grand Prix“-Siegertitel „Insieme: 1992“, und die melancholisch-gefühlvolle Rockballade „Und sie war die Musik“, abermals aus „Seelenbahnen“.
Seiner zunächst unerwarteten Zuneigung zur Stadt Dresden besann sich Roland Kaiser bereits 2012 auf der CD „Affären“ – und das beschwingte, sacht jazzige Titellied „Affäre“ musste selbstverständlich just am 01. August drei Jahre darauf in genau dieser Stadt zum Zuge kommen, woraufhin der als Erkennungsmelodie der RTL-Arztserie „Dr. Stefan Frank – Der Arzt, dem die Frauen vertrauen“ genutzte 1995er-Gehörgangbesetzer „Alles, was Du willst“, die zielbewusst und elitär drauflosrockenden „Seelenbahnen“, das witzig-hocherotische „Friedensangebot“ seitens der imaginären Streifenpolizistin ‚Lisa Marie‘ (aus „Alles ist möglich“, 2011) und – aus der Abteilung ‚lange nicht mehr ‚live‘ gehörte Raritäten‘ – die brennend sanfte Popballade „Zwischen Feuer und Eis“, ein Albumtitel aus der LP „Auf dem Weg zu Dir“, 1987, anschlossen und die elektrisierte Stimmung am Dresdner Elbufer weiterhin auf höchster Flamme lodern ließen.
Rund 20.300.000 mal wurde (Stand: So, 14.08.2016) inzwischen das knisternde Duett von Roland und Maite Kelly „Warum hast Du nicht Nein gesagt?“ (aus „Seelenbahnen“) bei Youtube angeschaut – klar, dass dieser feine Pop/Rock-Verschnitt seit Entstehungsdatum 2014 nicht mehr aus der Setlist eines kaiserlichen Konzertes wegzudenken ist, und daher auch vor einem Jahr in ‚Elbflorenz‘ von den beiden so unterschiedlichen, wie gleichermaßen perfekt aufeinander eingestimmten Künstlern, wie immer augenzwinkernd und einwenig überdreht, dargeboten wurde.
Als weitere Seltenheit erklang nun der aufstrebend-lebensfrohe Titelsong der tatsächlich noch heute äußerst attraktiv und vielseitig wirkenden 1994er-CD „Heute und Hier“; aus „Seelenbahnen“ bekommen wir daraufhin das rückblickende Glitzerchanson „Ich bereue nichts“ – harmonisch an die Albert-Hammond-Komposition „To All The Girls I’ve Loved Before“ erinnernd – zu hören und zu sehen, gefolgt von dem poppig vor sich hin gleitenden Titellied der 2009er-Scheibe „Wir sind Sehnsucht“ und der traumhaften 1985er-Sehnsuchtsballade „Zwei endlose Stunden“ (aus der ewig unterschätzten LP „Herz über Kopf“).
Niemals zu Singleehren kam ebenfalls der sehr amerikanisch aufgemachte Poprocker „Im 5. Element“, aus der 1989er-LP „Frauen“ – dafür aber erwuchs jener aristokratisch-luxuriöse Ohrwurm insbesondere in den letzten zehn, 15 Jahren zu einem ein ums andere Mal gewünschten, spezifischen Fan-Hymnus, der seitdem bei keinem Roland-Kaiser-Konzert mehr ausgelassen werden darf. Gleichfalls verhältnismäßig spät erwies sich die gesungene Heiligsprechung der Großstadtschönheit „Joana“ als ultimativer Partyknaller. 1984 als zweite Single aus der LP „Ich fühl‘ mich wohl in Deinem Leben“ ausgekoppelt, „nur“ auf Rang 35 der „Media Control“-Listen aufgestiegen – für mich jedoch schon damals, neben Roger Whittakers „Eloisa“ und Howard Carpendales „Samstag Nacht“, einer meiner persönlichen Schlager-Top-3 im Herbst des „Orwell-Jahres“ – und heutzutage auf jeder Schlagerfete, Apre-Ski-Veranstaltung, jedem Volksfest, in jedem Bierzelt dieser Welt ein reales Muss. Dementsprechend sorgte die vom geschätzten Kollegen Peter Wackel einst säuisch zur ‚geilen Sau‘ ernannte „Joana“ am 01.08.2015 mal wieder in bester Manier dafür, dass die tausenden Zuhörer in Dresden förmlich aus dem sprichwörtlichen Häuschen gerieten und lautstark im Chor mitschmetterten, als Roland dieser lustvollen Dame gesanglich gedachte und mit dieser leidenschaftlichen Ehrerbietung den offiziellen Teil der „Kaisermania 2015“ beendete.
Als erste Zugabe erklang ein akustisches Medley, bestehend aus vier Titeln. Nur in – diesmal stark bluesorientierter – Begleitung durch Gitarrist Markus Gahlen, interpretierte Roland seinen allerersten Singlehit „Frei – das heißt allein“, im Herbst 1976 als Bestnotierung Rang 14 hierzulande, um gleich darauf, mit Beinahe-Flamenco-Gitarren-Hintergrund, den 1992er-Hit „Südlich von mir“, Titellied der im Februar jenen Jahres veröffentlichten LP/CD, dann die großbürgerliche Reminiszenz an seine ersten Liebeserfahrungen in den späten 60ern, „Hier fing alles an“ (aus „Herz über Kopf“), und schließlich das 2006 erstveröffentlichte Ricardo-Fogli-Cover „Sag ihm, dass ich Dich liebe“ („Storie di tutti i Giorni“) anzustimmen. Hierbei stieg wiederum die gesamte Band mit ein und der Star des Abends ließ den einstigen Italo-Pop-Klassiker aus dem Jahr 1982, mit deutschem Text versehen, zu einem monumentalen Emotionsdrama im Discosound auswachsen.
Die unvergesslichen Meilensteine der deutschen Schlagerkultur, „Manchmal möchte ich schon mit Dir“ (1982) und „Dich zu lieben“ (1981), dienten als weitere Zugaben, bevor – mit einem Titel aus der 1988er-LP „Seitenblicke“ hatte die „Kaisermania 2015“ begonnen, mit einem zweiten daraus endete sie – Roland und Maite die dieser Scheibe entnommene Abschiedsballade „Bis zum nächsten Mal“ gemeinsam zur Aufführung brachten.
Die „Kaisermania 2015“, nun erstmals auf DVD erhältlich, beweist eindeutig, dass Roland Kaiser zu den ganz großen Live-Künstlern dieses, unseren Landes gehört. Längst hat er die Grenzen des klassischen Schlagers überwunden und kann er jederzeit als Entertainer auf einer Augenhöhe mit seinen Vorbildern a la Neil Diamond oder gar Frank Sinatra betrachtet werden. Zweieinhalb Stunden lang boten Roland und Band Bestleistung, ohne, dass auch nur für einen Moment Tristesse oder Langeweile aufkamen. Dies haben wir ja auch vor 14 Tagen bei der diesjährigen „Kaisermania“ ebenso sensationell erleben können (die garantiert auch eines schönen Tages auf DVD kaufbar sein wird). Das – sicherlich ähnlich phänomenale – Open-Air-Konzert des Berliner Edelmannes Ende August in Köln-Hürth werde ich nicht besuchen können. Aber dafür habe ich mich bereits für Rolands Aufwartung im nächsten Frühjahr in Oberhausen angemeldet. So werde ich mich dann, am 08. April 2017 – genau 34 Jahre und einen Tag nach meinem allerersten Roland-Konzert, 1984, im Hamburger CCH –, endlich mal wieder von den herausragenden Live-Qualitäten eines meiner größten und nachhaltigsten Kindheits- und Jugendidole überzeugen können – und werde ein paar Tage später gerne an dieser Stelle davon berichten.
Bis dahin – auf der 2017er Tour sind bisher ja schon 18 Termine überall in der Republik plus ein Auftritt in Wien notiert – sei jedem Roland-Kaiser-Fan bzw. dem, der dies möglichst flink werden mag, die „KAISERMANIA“-Edition seiner aktuellen Veröffentlichung „Auf den Kopf gestellt“ ans Herz gelegt. Brandneue Titel in Studiofassungen, unzerstörbare Althits, die besten „Seelenbeben“-Lieder und einige Raritäten in krossen, poprockigen Live-Inszenierungen, bieten einen unschlagbaren Überblick über den Sänger, Musiker und Menschen ROLAND KAISER im „Heute und Hier“!
Holger Stürenburg, 13./14. August 2016
http://www.ariola.de
http://www.roland-kaiser.de

