PETER ALEXANDER
smago! Serie "Schlager-Rückblick "Vor 40 Jahren" von Stephan Imming – Teil 60: "Die kleine Kneipe" (7/9): "Schlagererfolge mit Ralph Siegel"!

Diesmal wird auch tatsächlich der Titel “Die kleine Kneipe” behandelt …! 

Nachdem die letzten Singles nicht mehr ganz so große Hits wurden wie man das zuvor gewohnt war, schaffte es nun der umtriebige Ralph Siegel, sich wieder ins Spiel zu bringen und produzierte mit Alexander einige Songs, die man der Ariola zusätzlich zu den Feltz -Produktionen andienen wollte. Listigerweise war in der Liste der aufgenommenen Lieder ein Duett mit seiner Tochter Susi, die mit Papa Peter gemeinsam ein Lied geschrieben hatte namens „Sag mir“, das später auch auf der 1973er LP „Wir sind eine große Familie“ und 3 Jahre später noch mal auf der Erfolgs-LP „Schlager-Rendezvous mit Peter Alexander“ veröffentlicht wurde. Zu Feltz’ Leidwesen wurden die Siegel-Schlager nicht nur angenommen, dessen mit Günther Behrle zusammen geschriebenes Lied „Unser tägliches Brot ist die Liebe“ wurde sogar auf Single herausgebracht. Trotz Feltz’ Veto („das spielt RTL nie“) wurde der Schlager ein Erfolg und führte Peter Alexander zurück in die Top-10 der Single-Charts.

Im Branchenblatt Musikmarkt wurde dann auch am 1. September 1972 kommuniziert: „Zum ersten Mal nach vielen Jahren wird bei neuen Peter-Alexander-Platten Kurt Feltz nicht mehr allein als Produzent verantwortlich zeichnen. Zumindest einige (sicherlich eigene) Titel der neuen Lieder-LP wird der junge Ralph Siegel in München mit ‚PA’ aufnehmen“. – Im Jahr 1973 folgte dann die endgültige berufliche Trennung vom langjährigen Erfolgsproduzenten und Textdichter Kurt Feltz. In Sachen „Texte“ warf man anschließend u. a. ein Auge auf Dr. Michael Kunze.

Am 3. Dezember 1972 hieß es im ZDF wieder: „Peter Alexander präsentiert Spezialitäten“. Auch in der Show hatte dieser unglaubliche Prominenz zu Gast – die komplette Mannschaft des FC Bayern München (inclusive Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Sepp Maier und Paul Breitner) brachte Peter unter Aufsicht des Nationaltrainers Helmut Schön das Kicken bei. Logisch, dass da auch Harry Valerien nicht fehlen durfte. Weitere illustre Gäste der Show waren Wencke Myhre und der Trickfilmhund „Wum“, der dank Loriot damals mit „Ich wünsch mir ne kleine Miezekatze“ sensationell erfolgreich war.

Ein weiteres TV-Highlight gab es am 31. März 1973: Erstmals strahlte das ZDF einen Tournee-Mitschnitt aus. Unter dem Motto „Ein Abend, ein Mann und seine Musik“ wurde vor 5.000 Zuschauern in der Kölner Sporthalle das Programm von der letzten Alexander-Tournee aufgezeichnet. Im „Hitparadenbuch“ ist dazu zu lesen: „Im Frühling 1973 wagte Hilde ein ganz großes Experiment. Sie ließ ihren Mann in der Kölner Sporthalle auftreten (‚Bei seinen Tourneen war da immer am meisten los!‘) und den gesamten Abend als TV-Show filmen. Eine solche Show – an einem Stück aufgezeichnet und ohne prominente Gäste – hatte es bis dato beim perfektionierten deutschen Fernsehen noch nicht gegeben.“

Für den neuen Produzenten Ralph Siegel war es nun eine große Herausforderung, Anschlusstreffer zu landen. In seiner Autobiografie erinnert der sich: „Die Arbeiten an den Nachfolgenummern waren daher natürlich sehr schwer und ich schrieb mit allen Textern die nächsten Wochen und Monate Tag und Nacht, damit wir auch richtig gutes Material vorlegen konnten. Als Michael Holm, mit dem ich ‚Fiesta Mexicana‘ für Rex Gildo geschrieben hatte, wieder einmal bei mir vorbei kam, schrieben wir unter vielen anderen das LiedPedro (Mandolinen um Mitternacht)‘“. Einen recht originellen Text hat sich Holm da ausgedacht, bei dem ein Liebhaber den stets Musik machenden Pedro aufklärt: „Liebe ist nur was für zwei!“ – dessen Mandolinenspiel störte offensichtlich, um es mal explizit auszudrücken, beim Beischlaf mit seiner Angebeteten. Diese Metaphorik kam 1973 gut an – ein weiterer Top-15-Erfolg war Pedro, ääh, Peter Alexander sicher, u. a. wurde ihm von RTL damals erneut in Essen ein „Löwe“ verliehen, diesmal ein „Ehrenlöwe“. Überhaupt durfte der Entertainer in jenem Jahr eine Flut von Preisen entgegen nehmen, neben dem „Löwen“ einen „Bambi“, den „Goldenen Bildschirm“, die „Goldene Kamera“ der „HörZu“ Wien, den „Goldenen Bär“ von St. Gallen als beliebtester Sänger der Schweiz und schließlich den „Goldenen Teller“ vom Kuratorium der österreichischen Gastlichkeit – unglaublich…

Gemeinsam mit Günther Behrle schrieb Ralph Siegel den nächsten 1973er P. A.-Hit: „Irgendwo brennt für jeden ein Licht“. Zum Jahresende war das etwas pathetische Lied in den deutschen Top-10 zu finden, kurz darauf bekam er erneut von der Europawelle Saar seine zweite „Goldene Europa“ 1974.

Das Jahr 1973 erfuhr seinen krönenden Abschluss mit der Ausstrahlung der Show „Peter Alexanders Wunschkonzert“. Dabei beteiligten sich 40.000 Einsender mit ihren Musikwünschen. Die Einschaltquote war historisch – 79 Prozent aller Fernsehzuschauer (35 Millionen Menschen) schalteten die Alexander-Show ein – ein bis heute nie wieder erreichter Rekordwert. Die Idee eines Wunschkonzertes übernahm das ZDF übrigens für den von Peter Frankenfeld und später Harald Juhnke moderierten Showklassiker „Musik ist Trumpf“.

Ins Jahr 1974 startete Peter Alexander mit einem italienischen Klassiker, den einst u. a. Elvis Presley zum Erfolg gebracht hat. Günther Loose schrieb einen neuen deutschen Text auf „O sole mio“ – produziert von Ralph Siegel. Mehr als eine Top-40-Platzierung war mit dieser Aufnahme aber nicht zu erreichen.

Nachdem die Zusammenarbeit zwischen Alexander und Siegel unter anderem auch durch die Aufnahme eines Duetts mit Alexander-Tochter Susi begann, ging man 1974 das Experiment ein, den Klassiker „Die süßesten Früchte“ als neue Duett-Aufnahme auf den Markt zu bringen. Leider scheiterte das Experiment, die Aufnahme wurde vom Publikum nicht wirklich angenommen, obwohl Ariola recht umtriebig Werbung machte: „Peter Alexander hat gerade in einem Wiener Schallplattenstudio die Arbeiten an einer LP-Produktion abgeschlossen, die große Schlager aus allen Kontinenten vereint. Eine Kostprobe aus dieser für ihre verschiedenen Programme sicher attraktiven Kollektion von Welthits bietet eine Single-Auskopplung mit dem Happy-Tune, „Die süßesten Früchte“, gesungen von Peter Alexander und Susi. – Es hat sich bewährt und gehört schon zur Tradition, dass von Peter Alexander neben seiner jeweils aktuellen Schlager-Single eine Scheibe mit Standard-Repertoire die Programme bereichert. Und hier ist sie – die P. A.-Standard-Single mit zwei unvergessenen Songs.“ – Die „musikalische Leitung“ zur genannten Welthits-LP hatte übrigens Johannes Fehring, Alexanders langjähriger Tour-Bandleiter inne.

Ungewohnte Samba-Klänge präsentierte Peter Alexander auf seiner nächsten Single. Ralph Siegel und Dr. Michael Kunze schrieben ihm „Steck Dir Deine Sorgen an den Hut“ frei nach der Bibel – schon in 1 Petr 5,7 steht geschrieben: „Alle Eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für Euch“.  Das Lied stellte P. A. auch in seiner weihnachtlichen TV-Show vor; übrigens veröffentlichte er Ende 1974 auch ein neues Weihnachtsalbum. Den Österreichern war das mit dem Psalm wohl zu tiefschürfend, jedenfalls erkoren sie die B-Seite zu „ihrem“ Hit: „Der Esel, der Bauer und sein Sohn“ kam in die österreichischen Top-10.

Während es in Sachen „Tonträger“ doch eher stockend lief, waren Peters Fernsehshows gigantisch erfolgreich. Sowohl seine achte „Spezialitäten-Show“, die am 4. April 1974 ausgestrahlt wurde (zu Gast u. a. Gunther Philipp, Rudi Carrell und Les Humphries) als auch die neunte Ausgabe der Reihe, die am 28. November 1974 im ZDF zu sehen war (u. a. waren Franz-Josef Strauß und Eduard Zimmermann zu Gast) waren große Erfolge. Für die November-Show wurden die Tonaufnahmen übrigens im Münchener Trixi-Studio angefertigt, die Show an sich wurde im Oktober in Hamburg gedreht – es wurde damals nichts dem Zufall überlassen.

Für seine Shows erhielt Peter u. a. zum fünften Mal in Folge seit 1970 den Bambi. Die ersten vier wurden ihm am 18.02.1970, am 11.02.1971, am 25.03.1972 und am 13.04.1973 als „bester männlicher Showstar“ verliehen. Am 02.03.1974 gab es eine von der Zeitschrift „Bild und Funk“ initiierte Abstimmung, wer beliebtester TV-Star sei – zur Wahl standen 900 TV-Prominente, gewählt wurde Peter Alexander. Nebenbei gab es 1974 auch noch die zweite Goldene Europa und einen „Goldenen Bildschirm“.

Der Anfang des Jahres 1975 war geprägt von Peters dritter Tournee, die ihn vom 8. Januar bis zum 16. März durch die deutschsprachigen Länder geführt hat – 69 Konzerte, das nennt man ein „strammes Programm“.  Ab dem 8. November bis zum 7. Dezember gab es, startend in Wien, auch diesmal wieder Zusatzkonzerte. Insgesamt hat Alexander allein die Münchner Olympiahalle dreimal gefüllt.

1975 erschien lediglich eine Peter Alexander-Single. Kurt Hertha und Ralph Siegel schrieben „Und hinterher, da nehm ich Dich in meine Arme“. Da fragt man sich doch: „hinterher? Was ist damit gemeint? Ein Blick in den Text lässt erahnen, wovon da die Rede ist: „Schau ich mal zu tief in fremde Augen, dann streit ein bisschen mit mir, denn wir sind ja schnell versöhnt.

Und hinterher, da nehm ich dich in meine Arme, …“ – im Gegensatz zu Brunner & Brunner, die in ihrem Lied „Schenk mir diese eine Nacht“ ja offen zugeben: „Und wenn’s passiert, schlaf ich in Deinen Armen ein“, war Peter Alexander doch wesentlich romantischer veranlagt – ein Kavalier alter Schule…

Fernsehgeschichte schrieb Peter Alexander am 4. Oktober 1975. 43 Superstars stellten sich auf Bitten der damaligen Bundespräsidenten-Gattin Mildred Scheel in den Dienst der deutschen Krebshilfe und traten vor 6.000 Zuschauern bereits am 14. Juni des Jahres in der Kölner Sporthalle auf. Die von Wolfgang Rademann, der zuvor bereits große Erfolge mit der „Glücksspirale“ zu Gunsten der deutschen Sporthilfe mit ähnlichem Konzept feierte, konzipierte Show „Treffpunkt Herz“, die man wohl als größten Starauftrieb der deutschen Fernsehgeschichte bezeichnen darf, lag Peter ganz besonders am Herzen, so dass er sich wünschte, dass sie noch einmal wiederholt werden sollte – das ist einmalig geschehen. Auch als Tonträger war die Show ein Erfolg – für über 500.000 verkaufte Einheiten gab es eine Goldene Schallplatte – und einen Geldregen für die deutsche Krebshilfe, schließlich gingen von jeder verkauften LP 2 DM an diese Organisation. – Ansonsten sorgte Hilde Alexander (und später die Nachkommen Peters) dafür, dass die Shows nicht wiederholt werden würden. Ich persönlich finde das sehr schade, dass diese exorbitant gute Unterhaltungs-Qualität im „Giftschrank“ des ZDF verschlossen bleibt und Peter Alexander immer mehr in der Öffentlichkeit über seine „Graf Bobby“- und andere Filme identifiziert wird. Wem das dienlich ist, dass die Shows keiner mehr sehen darf – man weiß es nicht…

Nicht als Handels-, aber als Promo-Single für die Radiostationen erschien Anfang 1976 aus der LP „So viel Farben hat die Liebe“ das von Ralph Siegel und Kurt Hertha geschriebene „So richtig  nett ist’s nur im Bett“. Den Titel stellte Peter in seiner zehnten Spezialitäten-Show vor, die am 27.11.1975 vom  ZDF ausgestrahlt und in Deutschland von 38 Mio. Menschen gesehen wurde – Einschaltquoten, von denen man heute nicht mal mehr träumen kann. In der Show waren auch Protagonisten der amerikanischen Sesamstraße zu Gast. In dem Zusammenhang gab es seinerzeit recht massive Spekulationen, dass Peter Alexander Pläne habe, auch den amerikanischen Markt zu erobern – das ist aber offensichtlich erneut (wie schon Jahre zuvor) im Sande verlaufen.

Dafür lief es national weiter „rund“ – beispielsweise wurde Peter von Österreichs Hausfrauen zum „sympathischsten Künstler des Jahres“ gewählt. Dort erhielt er auch das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Erster Klasse.

Im Radio hörte Peter Alexander eines Tages einen niederländischen Schlager: „In Het Kleine Café Aan de Haven“. Der Song gefiel ihm so gut, dass er Dr. Michael Kunze bat, dazu einen deutschen Text zu schreiben. Und der hatte mit der Erfüllung dieses Auftrags eine Sternstunde, die Peter Alexander seinen wohl gefühlt größten Hit überhaupt bescherte: „Die kleine Kneipe“ (in Österreich als „Das kleine Beisl“ veröffentlicht, mit einigen weiteren textlichen Veränderungen, z. B. heißt es „Würstel mit Saft“ statt „Würstchen mit Kraut“; weder in Deutschland noch in Österreich dachte man damals an Vegetarier…).

Das Identifikations-potenzial dieses Schlagers kannte keine Grenzen, Michael Kunze fand perfekte Worte: „Die Postkarten dort an der Wand in der Ecke, das Foto vom Fußballverein, das Stimmengewirr, die Musik aus der Juke-Box, all das ist ein Stückchen daheim“ – dieser „Heile Welt“-Schlager passte Autonomen und Linken nur bedingt in den Kram, das Schlagerpublikum störte es herzlich wenig. Auch die zugehörige LP „Schlager-Rendezvous mit Peter Alexander“ war erfolgreich, nach längerer Zeit konnte er damit eine Top-10-Notiz erreichen. (Die Ariola war übrigens offensichtlich anfangs gar nicht so sicher, einen Top-Hit zu landen – bei der Anzeige im Musikmarkt hieß es, das sei eine Single mit 2 A-Seiten – eben die „kleine Kneipe“ und „Irgendwann verblüh’n die Rosen“). Der Silberne Löwe von RTL war Peter für seinen Erfolg mit der Ralph-Siegel-Produktion sicher, er wurde ihm am 5. März 1977 verliehen. In der offiziellen Musikmarkt-Bestenliste landete er den Hit des Jahres in Deutschland, obwohl das Lied (entgegen vieler anderslautender Internet-Hinweise) nie Nummer 1 in Deutschland war – es hielt sich aber lange in der Spitzengruppe, und ein 2. Platz kann sich ja auch sehen lassen. Passend zum Liedtext „Musik aus der Juke-Box“ war der Schlager auch Platz 1 unter den bei deutschen Musikautomaten am häufigsten gewählten Schallplattentiteln.

Pierre Kartner, der einige Jahre später als „Vader Abraham“ mit seinen Schlümpfen als Sänger große Erfolge erzielen konnte, ist der Komponist dieses Super-Hits, der auch international erfolgreich war. Joe Dassin exportierte den Song nach Frankreich („Le café des trois colombes“), Davey Arthur and The Fureys nach England („The Red Rose Café“) und Mireille Mathieu ersann eine eigene französische Variante („Le vieux café de la rue d’Amerique“). Kartner schrieb der Legende nach den Schlager übrigens in einer Kneipe, nämlich in „t Schippershuis“ in der nordholländischen Stadt Hoorn.

Die Nachfolgesingle war zwar kommerziell nicht so erfolgreich, gehört aber wohl textlich zu seinen schönsten Liedern. Im von Werner Schüler getexteten und von Ralph Siegel komponierten Lied „Pass gut auf Dich auf, mein Kind“ geht es um einen Vater, der sich die Nacht um die Ohren schlägt in dem Wissen, dass seine Tochter bei ihrem Freund übernachtet. Wehmütig blickte Peter auf die schöne vergangene Zeit zurück: „Ja, deine Augen logen nicht, – sie hatten heut' den gleichen Blick, – wie bei Mama vor 18 Jahren – und heute Nacht, ich weiß genau, – wirst du mein Engel eine Frau, – du bist doch noch so unerfahren. – Sag, hab' ich dich heute Nacht verloren, -ist die schöne Kinderzeit denn wirklich schon vorbei?“ Sehr einfühlsam beschreibt Alexander die Gefühle, die sicher viele Väter gegenüber ihren Töchtern hegen – großes Schlagerkino… – Übrigens bestand Tochter Susi pünktlich zu Alexanders 50. Geburtstag das Abitur – das nennt man Timing…

Seinen neuen Single-Titel präsentierte Alexander auch auf der Live-LP „Das Peter-Alexander- Konzert LIVE“, die – wie inzwischen üblich – in der Kölner Sporthalle aufgenommen wurde. Der Live-Mitschnitt wurde am 23. September 1976 im ZDF ausgestrahlt. Zu dem Anlass stellte er „nebenbei“ einen Rekord auf – zum 16. Mal schaffte er es, dass die Sporthalle ausverkauft war.

Am 2. Dezember 1976 war es wieder Zeit für die große TV-Show. Produzent Wolfgang Rademann landete diesmal einen besonderer Coup – es gelang ihm, in der Disney-World in Orlando-Florida drehen zu dürfen. An der Seite von Peter waren auch Stars wie Mireille Mathieu, Wencke Myhre und Freddy Quinn aktiv. Anlass der Show war der 75. Geburtstag von Walt Disney und der 200. Geburtstag der USA. Die Show war die zweitmeistgesehene Show des ganzen Jahres hinter dem Ohnsorg-Theater und war damit die erfolgreichste Unterhaltungs- und Musikshow des Jahres. Zur Belohnung gab es am 19. Dezember 1976 in Wien den „Hans-Moser-Preis“ und am 14. Januar 1977 „wieder mal“ den Bambi.

Im Frühjahr 1977 griff Peter wieder auf eine Komposition Pierre Kartners zurück, den Text schrieb erneut Dr. Michael Kunze. Im Gegensatz zur „Kleinen Kneipe“ fand der Schunkelwalzer „An der Himmelstür“ in Deutschland wenig Freunde, während in Österreich das Lied ein Top-15-Hit wurde. Vermutlich aus Sympathie zu „Vader Abraham“ Pierre Kartner und in Dankbarkeit zu seinen vielen holländischen Fans nahm Alexander dessen Lied „Holland Holland“ in holländischer Sprache auf.

Mit seiner Heimatstadt Wien hingegen beschäftigte sich Alexander am 29. September 1977 im ZDF – seine „Wiener Geschichten“ rührten damals Millionen Fernsehzuschauer – insbesondere der damals 83-jährige Paul Hörbiger, mit dem zusammen Peter auch eine gemeinsame gleichnamige LP produzierte. Obwohl die Show zielgruppenorientiert war (für ältere Zuschauer), schauten sich 50 Prozent der TV-Zuschauer die 60-minütige Sendung an. Einige Monate später, am 1. Dezember 1977, gab es dann auch wieder die beliebte Spezialitäten-Show, diesmal u. a. mit Protagonisten der Muppets-Show als Gäste. Gratuliert wurde damals zu „100 Jahre Deutsche Schallplatte“ und „25 Jahre Deutsches Fernsehen“. Am 17. Februar 1978 kam dann, was kommen musste: Zum siebten Mal erhielt Peter einen Bambi.

Etwas Country-angehaucht und im Polka-Stil produziert, befasste sich Peter Alexander Ende 1977 mit dem Thema „Feierabend“ – das Lied hatte in der gerade zitierten TV-Show seine Fernsehpremiere. In seiner Autobiografie schreibt Siegel, dass der Song eigentlich als „Maxwell Coffee“ konzipiert war. Dr. Bernd Meinunger ersann dann aber einen doch stimmigeren Text, obwohl politisch korrekte Menschen sich an der Zeile „das ist die Zeit, wo auch der Pedro Deutsch versteht“ gestoßen haben sollen. Historisch ist dieses Lied insofern, als dass Peter Alexander damit erstmals in Dieter Thomas Hecks ZDF-Hitparade aufgetreten war. In einem Hitparadenbuch ist zu lesen, warum er bis dato bei Heck nie zu Gast war: „Offizielle Begründung: Er ist zu faul, um sich drei Tage Zeit für die Proben zu nehmen. Die Wirklichkeit: Peter der Große mag sich nicht mit Nachwuchsstars im edlen Wettstreit messen – und vielleicht unterliegen. Dafür ist er zu groß geworden“. – Vermutlich ist an der letzteren These etwas dran, denn erst mit der Umstellung der ZDF-Show zur „Verkaufs-Hitparade“ fand sich Peter Alexander am 6. März 1978 in Berlin erstmals ein.

Kurz darauf packte Peter Alexander ein nächstes Alltags-Thema an. Am 22. April 1978 stellte er in der großen TV-Show „Musik ist Trumpf“ seine von Ralph Siegel und Kurt Hertha geschriebene Single „Aufsteh’n“ vor. Nachteulen können nur zu gut nachempfinden, dass es eben nur im Bett „so richtig nett“ ist. Ein Hit wurde die Platte nicht.

„Sommer, Sonne, Super-Hits“ – so warb die Ariola Juli 1978 für Peter Alexanders deutsche Version des Smokie-Hits „Oh Carol“. Wer die deutsche Version von „Die Firma“ getextet hat, ist nicht klar erkennbar. Auf den wenigen Tonträgern, auf denen der Song veröffentlicht wurde, stehen als Autoren stets „Chinn / Chapman“ – das waren die Autoren des Smokie-Originals. Gerüchten zufolge hat Peter höchstselbst die deutsche Version getextet – dies ist aber nicht „verbürgt“. Ein Hit wurde die Single ebenfalls nicht – ebenso wenig wie die nächste Single, mit der P. A. wirklich Mut bewiesen hat – er nahm einen Schlager der Bläck Fööss in seiner Version auf. Aus seiner LP „P. A. Heute“ koppelte er „Bei uns zu Haus“ aus (österreichische Version „Bei uns daheim“). Ein Jahr zuvor haben die Fööss „Bei uns daheim“ herausgebracht, der Titel fand bei Peter offensichtlich gefallen, so dass er selbst einen eigenen Text dazu schrieb – die Single konnte sich aber leider nicht durchsetzen.

In seiner am 30. November 1978 ausgestrahlten TV-Show „Peter Alexander präsentiert Spezialitäten“ stand erneut Micky Maus im Fokus. Diesmal wurde Mickys 50. Geburtstag gefeiert, dazu wurde sogar eine Single ausgekoppelt, die in der Show vorgestellt wurde: „Happy Birthday, Micky Maus“, geschrieben von Ralph Siegel und Jörg von Schenkendorf. Man schielte dabei wohl auf das jüngere Publikum – die Rechnung ging aber trotz recht großer Promotion nicht auf, das Lied wurde kein Hit. Legendär war allerdings Peters Einlage mit Udo Jürgens, der erstmals in einer großen P. A.-Show dabei war.

Das Jahr 1979 startete mit einem TV-beworbenen „Best Of“-Album: „Das goldene Schlageralbum“, das vom 26.2. bis 30.3. des Jahres in den großen Sendern ARD, ZDF und RTL (damals Rundfunk) beworben wurde. Die LP und sine neue Single „Und manchmal weinst Du sicher ein paar Tränen“ stellte Peter erneut am 31. März des Jahres in der von Harald Juhnke moderierten ZDF-Show „Musik ist Trumpf“ vor. Das von Ralph Siegel und Günther Behrle geschriebene Lied kam an, es schoss in die Charts und qualifizierte sich für die ZDF-Hitparade. Am 11. Juni und 8. Oktober 1979 sang Peter es in Hecks Schlagertempel – ein Ritterschlag für die beliebte Unterhaltungssendung. Der Schlager war 34 Wochen in den „Musikmarkt“-Charts – länger als jedes andere Alexander-Lied. Es gab damals übrigens kritische Stimmen, dass nicht die B-Seite der Single mehr „gepushed“ wurde – „Andrea“ war in der Original-Version von Fabrizio de André in Österreich und der Schweiz ein großer Hitparadenerfolg.

Obwohl die Siegel-Titel zwar Aufmerksamkeit in den Hitparaden erzeugten, war es natürlich  „Peter der Große“ als besonders beliebter und herausragender Interpret, der sie zu den Erfolgen führte, da seine Fangemeinde stetig wuchs und er sämtliche Unterhaltungsfacetten beherrschte. Der Schlager „Und manchmal weinst Du sicher ein paar Tränen“ war Bestandteil der LP „Ein Abend mit Peter Alexander“. Befragt zu der Besonderheit dieser Schallplatte, gab der Meister selbst eine interessante Antwort: „Vielleicht, dass Gunther Gabriel erstmals einen Titel („Ich lass Dir den Kochtopf, lass Du mir mein Bier“) für mich schrieb. Vielleicht, dass es darauf eine Nummer gibt, die bereits zum Hit avanciert ist. Nämlich ‚Und dabei weinst Du sicher ein paar Tränen’.“ Zum Lied sagte er: „Die Vereinsamung der Menschen, um die es in diesem Schlager geht, ist nun mal ein großes Problem. Das Lied dürfte die Zuhörer an einem ganz bestimmten Nerv getroffen haben.

Vom 21. September (Lübeck, offizieller Start war am 23. September in Hamburg) bis 30. November 1979 ging Alexander wieder auf große Tournee, diesmal begleitet vom Orchester Dieter Reith und den Ute-Mann-Singers – sein bisheriger musikalischer Leiter Johannes Fehring war damals schon im Theater an der Wien tätig. In 58 Konzerten, die von 215.000 Menschen gesehen wurden, zeigte er wieder das ganze Spektrum seines Könnens, obwohl es im Branchenblatt Musikmarkt auch kritische Stimmen gab („wenig professionell spielende Band“, „Südamerika-Einlage wirkte wenig überzeugend“, „kräftig unter die Gürtellinie – hat er das nötig?“, „sicher war die Hamburger Vorstellung die bisher schwächste in der Reihe glanzvoller Tourneen“). Die Zuschauerzahlen und die vielen Konzerte in den größten ausverkauften Hallen sprechen für sich. Kein Künstler dieses Fachs füllte in damaliger Zeit mehrmals hintereinander die Dortmunder Westfalenhalle oder die Wiener Stadthalle. Peter Alexander war unter der Ägide des Tourneeveranstalters Fritz Rau am Zenit seiner Konzert-Karriere angekommen.

Die 1970er Jahre beendete Peter Alexander mit einem weiteren musikalischen Erfolg. Erstmals thematisierte er das Ruhrgebiet und dessen „Schwarzes Gold“, wobei er Wert auf die Feststellung legte, dass damit nicht das Öl, sondern die Kohle gemeint ist. Ralph Siegel komponierte den von Dr. Bernd Meinunger und Werner Schüler getexteten Song. Insbesondere bei seinen Konzerten im Ruhrpott kam der Schlager, der nur sehr knapp an den Top-10 vorbeischrammte (Platz 11), gut an. Letztmals mit einem regulären Auftritt stellte er den Titel am 8. Oktober 1979 in der ZDF-Hitparade vor.

VORSCHAU: In Teil 8 dieser Serie geht es um den Erfolg der TV-Reihe „Wir gratulieren“.

 

Vielen Dank an den Künstleragenten Thorsten Groneberg, der sein umfangreiches Detailwissen über Peter Alexander in den Artikel hat einfließen lassen und uns ein paar Fotos aus seinem Archiv zur Verfügung gestellt hat.

Stephan Imming, 02.06.2016
http://www.ariola.de
http://www.peter-alexander.de

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