MONICA MORELL
smago! Serie "Schlager-Rückblick "vor 40 Jahren" von Stephan Imming: Teil 11 – Monica Morell ("Danny, mein Freund")!
Neuzugang 10.03.1975!
Die am 06. August 1953 im schweizerischen Menziken / Aargau geborene Monica Wirz wird als Tochter eines Ingenieurs in eine Familie hineingeboren, der eine große Konservenfabrik gehörte. Monicas Vater verstarb, als Monica 13 Jahre alt war – fortan musste ihre Mutter das Unternehmen alleine leiten. Nicht untypisch ist auch, dass die spätere Sängerin an der Züricher Universität Biologie studierte – für den Fall, dass es mit der Gesangs-Karriere nicht klappen sollte.
Trotz dieser nicht gerade typisch musikalischen Voraussetzungen bekam Monica als Teenager den Wunsch, eine Gitarre geschenkt zu bekommen, erfüllt und sang seit ihrem 14. Lebensjahr immer häufiger bei Veranstaltungen in der Umgebung Zürichs am Wochenende.
Die erste in der Schweiz (noch unter dem Namen "Monica") veröffentlichte Single, „Karabatschi“, wurde ein Flop – nur ca. 500 Exemplare wurden davon verkauft. Getextet wurde der Song von Monicas Managerin, der Ex-Schauspielerin Erna Brünell, die auch Inhaberin eines Schlagertalent-Studios in Zürich war.
1971 gehörte die damals junge Sängerin zur Equipe der Schweiz, die beim Coupe d’Europe Musicale“ in Belgrad den Sieg errang.
Kurz darauf gab sie bei der „Schweizer Schlagerchance“ ihr erfolgreiches TV-Debut. Mit dem Lied „Ich weine nicht“ (später als B-Seite ihres größten Hits veröffentlicht) belegte sie den 2. Platz. In dieser Zeit schloss Monicas Managerin Erna Brünell, die unglaubliche 30 % der Einnahmen ihres Schützlings verdiente, einen Untervertrag mit dem "Nilsen Brother" Pepe Ederer, der seinerzeit darauf bestand, einen Künstlernamen zu finden.
Ihren Vornahmen „Monica“ wollte sie behalten, als Nachname suchte sie sich im Telefonbuch zunächst fünf mit „Mo“ beginnende Namen aus, wobei man sich schließlich für Monica Morell als Künstlername entschieden hat.
Die Nachfolge-Single von "Karabatschi" wurde 1972 der Hit ihres Lebens: „Ich fange nie mehr was an einem Sonntag an“. Der musikalisch gefällige Schlager berichtet darüber, wie ein Mädchen auf ihren Freund wartet, der aber einen Unfall hatte und dabei verstarb. Lange Zeit behauptete Monica Morell, der von Pepe Ederer und Gerd Gudera verfasste Song habe autobiografische Züge – sie habe das im Alter von 16 Jahren so erlebt und es sei um ihren ersten Freund gegangen, der bei Glatteis mit seinem Motorrad ins Schleudern geraten und über eine Brücke gestürzt sei.
Entgegen dieser wohl aus Promotion-Gründen erfundenen Geschichte geht es in diesem Hit nicht um eine persönliche Erfahrung von Monica Morell. Dies bestätigten unter anderem Weggefährten der Schlagersängerin 2009 in der Sendung «Doppelpunkt» von Radio SRF 1. Die St. Galler Sängerin Piera Martell hat zuerst Probeaufnahmen zu „Ich fange nie mehr was an einem Sonntag an“ gemacht. Doch die Plattenfirma hat sich schließlich dafür entschieden, den Schlager mit Monica Morell zu produzieren, was dafür spricht das es nicht um Monica Morells persönliche Geschichte ging. Auch Textdichter Gerd Gudera bestätigte die Version Piera Martells.
Wahr hingegen und traurige Ironie des Schicksals ist, dass Monicas einziges Kind, dem sie ausgerechnet den Namen „Thommy“ gab (so hieß ja auch der verstorbene Protagonist des Sonntags-Liedes), 1982 an plötzlichem Kindstod verstarb.
Man weiß nicht, ob Monica Morell ihren Fans einen Hinweis auf die kleine Lüge mit ihrer persönlichen Geschichte geben wollte – so oder so wurde auch die Folge Single „Bitte glaub es nicht“ ein großer Erfolg. Mit diesem Lied trat sie drei mal in Dieter Thomas Hecks ZDF-Hitparade auf, was zu einem weiteren Popularitätsschub in Deutschland führte (interessanterweise platzierten sich ihre weiteren Singles in ihrer Heimat, der Schweiz, bei weitem nicht so gut wie in Deutschland).
Dieser Song war übrigens eigentlich als Beitrag für die Schweizer Vorentscheidung zum Grand Prix Eurovision vorgesehen gewesen. Monicas damalige Managerin, Erna Brünell, wies die für die Schweizer Eurovisions-Ausrichtung zuständige SRG darauf hin, dass Komponist Ederer kein Schweizer Staatsbürger sei, was gegen die Wettbewerbs-Regeln verstoße, was tatsächlich zur Disqualifikation Monica Morells (bzw. genauer gesagt ihres Titels) vom Wettbewerb führte.
Hintergrund dieses Affronts, dass ausgerechnet Morells Managerin für deren Disqualifikation sorgte, war, dass auch ein Text von ihr für die Eurovision zur Debatte stand, Monica sich aber für Pepe Ederers Song entschied. Pikanterie am Rande: Auch Erna Brünell war nicht Schweizerin, sondern Deutsche (sie war Krefelderin). Recht halbherzig hat Erna Brünell dieser Darstellung in Teilen zwar widersprochen – letztlich war sie aber wohl in der Tat für die Disqualifikation verantwortlich, zumal in ihrer Gegendarstellung fragwürdige Äußerungen getätigt wurden, dass sie z. B. bei Monicas erster Single nur als Coach tätig gewesen sei – dabei war sie auch Texterin des Liedes "Karabatschi", das vielfach als schlechte Produktion kritisiert wurde.
Für ihre Erfolge erhielt Monica Morell im Juni 1973 die Goldene Europa der Europawelle Saar als „förderungswürdige Nachwuchsküntlerin“. Man erkannte damit ihren sentimentalen, aber positiven Stil an – sie sah sich musikalisch verwandt mit Größen wie Joan Baez, Bob Dylan und Donovan.
Ende 1973 hatte Monica Morell ihren dritten Hit mit „Später, wann ist das?“ – erneut konnte sie damit drei mal in Berlin in der ZDF-Hitparade punkten. Textdichterin dieses Liedes ist Irma Holder, die bürgerlich Irmgard Ederer heißt und Schwester von Monicas Produzent und Komponist Pepe Ederer ist. Das Lied gab den Startschuss zu einer großen Texter-Karriere für fast alle wichtigen deutschen Schlager-Größen bis hin zu Udo Jürgens (beispielsweise stammt dessen Lied „Der gekaufte Drachen“ textlich von ihr) und Helene Fischer.
Mit ihrem 1974er-Hit „Hallo, ist denn hier keiner?“ schloss Monica Morell nahtlos an ihre Hit-Serie an – erneut gab es (diesmal allerdings nur) einen ZDF-Hitparaden-Auftritt. Für Monicas Verhältnisse war dieser Schlager recht fröhlich gehalten.
Vor genau 40 Jahren war sie mit dem Song "Danny, mein Freund" in ZDF- und Verkaufs-Hitparade präsent, allerdings ließ der Erfolg langsam nach. Dennoch war auch dieser Schlager richtungsweisend, thematisierte er doch das Phänomen, wie es ist, wenn aus Freundschaft Liebe wird – allerdings nur bei einem Teil des Paars.
In einem Schlager-Forum fand ich folgenden hochinteressanten Versuch, den vor 40 Jahren zum Hit gewordenen Schlager textlich zu analysieren: Die kürzlich an prominenter Stelle zu lesende These, wonach der Mann nach dem dritten Date die Frau rumgekriegt haben muss, da er ansonsten enteiert werde, d.h. in der Schublade Kumpel zu landen droht, fand bereits im Jahre 1975 mit Danny ein wissenschaftlich auswertbares Exempel eines diesbezüglichen Opfers. Monica suchte einen asexuellen Frauenversteher, Danny wollte mehr … die Sache scheiterte. Musikalisch ein nettes Schlagerchen.." (Quelle: hitparade.ch; User "goodold70")
Mit "Ich" hatte Monica Morell noch einen weiteren Erfolg in der Verkaufs-Hitparade. 1977 endete ihre Karriere mit dem letzten Auftritt in der ZDF-Hitparade mit dem Song "Viele Mädchen denken wie ich". Ein Kuriosum der Karriere Monica Morells ist, dass sie von Beginn ihres Erfolgs bis zum Schluss ihrem Produzenten Pepe Ederer treu geblieben ist und nie mit einem anderen Produzenten ein Comeback in Angriff genommen hat.
Ende 1977 nahm Monica Morell Abschied von der Schlager-Bühne in der Schweizer TV-Show "Zum Doppelten Engel". Dort erklang nochmals ihre letzte Single ("Viele Mädchen singen wie ich"). Im Anschluss zollten ihr Schweizer Musik-Stars wie Peter, Sue und Marc, Nella Martinetti, Suzanne Klee und viele andere Tribut, indem sie der heiratswilligen Sängerin ein Abschiedsständchen brachten. Wenngleich Monica im Februar 1978 noch einmal mit Suzanne Klee im Schweizer "Mascotte" auftrat, blieb sie tatsächlich konsequent und machte (im Gegensatz zu vielen Größen der heutigen Schlagerwelt) keinen Rückzieher vom Rückzug.
Sie trat 1978 in Winterthur vor den Traualtar und verdingte sich fortan zunächst als Wirtin im züricherischen Ebmatingen. Leider hielt die Ehe nicht lang – Monica heiratete ein zweites mal und gebar in dieser Ehe einen Sohn namens Thommy, der tragischerweise wie berichtet am plötzlichen Kindstod verstorben ist. An diesem Schicksalsschlag zerbrach auch Monicas zweite Ehe.
Später litt die Schweizerin unter Polyneuropathie, einer heimtückischen Nervenkrankheit, bei der unter anderem die Fähigkeit zum Sprechen abnimmt. Schließlich zeigt sich auch noch ein Krebsleiden, dem Monica Morell im Februar 2008 nach vielen qualvollen Jahren im Alter von 54 Jahren erliegt.
Zuletzt führte Morell unter ihrem richtigen Namen Wirz-Römer das Auktionshaus «Zürichsee Auktionen» in Erlenbach.
Über die Verteilung ihres offenkundig sehr imposanten Erbes wurde lt. der Schweizer Presse lange gestritten. Ihr Schicksal, das sie in ihrem erfolgreichsten Song beklagt, musste sie ausgeblendet haben, als sie das Testament aufsetzte: Es datiert vom 7. Januar 2007 – einem Sonntag. Die Sängerin unterstützte zeitlebens gemeinnützige Stiftungen. Vier von ihnen vermachte sie auch den Löwenanteil ihres Erbes von rund 40 Millionen Franken: der Rega, der Krebshilfe, der Beat-Richner-Stiftung und dem Hilfswerk Denk an mich. Zudem vererbte sie verschiedenen Freunden und Bekannten Geld, Immobilien, Aktien und Kunstgegenstände.
Stephan Imming, 24.02.2015
http://de.wikipedia.org/wiki/Monica_Morell