MODERN TALKING
Das 3-DVD-Set "Modern Talking – 30" im Test von Holger Stürenburg (2/2)!

Der Hamburger Musikjournalist hat diesmal gleich eine doppelt und dreifache „Doktorarbeit“ verfasst! Der Text ist SO LANG, dass wir ihn in zwei Teilen bringen müssen…: 

(…)

DVD-02 komprimiert alles das, was Dieter Bohlen zwischen 1987 und 1998 unter der Bezeichnung „Blue System“ auf insgesamt 13 Alben und um die 30 Singles fabriziert hat. Der heute in Tötensen im Landkreis Harburg residierende Top-Produzent zeichnete durchwegs als Komponist, Texter und – mal mehr, mal weniger – Sänger/Interpret/Proklamator der zumeist gleichsam mit Hang zur Perfektion geschaffenen, dabei in ihrer Kompaktheit und Eingängigkeit überzeugend und fast immer für breite Hörerschichten außerordentlich appetitlich ausgefallenen Dance-Pop-Epen von „Blue System“ verantwortlich. Eine Heerschar wechselnder Chorsänger (inkl. der jeweils aktuellen weiblichen Bohlen-Liebschaften) und Instrumentalisten, sowie Dieters Chefarrangeur Louis „Brother Louie“ Rodriguez, sorgten für den oft dramatischen, theatralischen, von oben bis unten von einer guten Portion Hypertrophie und Opulenz durchzogenen Bestklang des bläulichen Popsystems. Anders, als bei „Modern Talking“, setzte Dieter bei seinem Nachfolgeprojekt häufig auf unterschiedlichste Einflüsse aus rockigen Sphären, vermengt mit manchmal einwenig malerisch dark-wavigen, oder gar zickigen Ethno-Dance-Folk-Elementen, die er mit zig Spielarten von Europop, Euro-Dance und südeuropäischen Disco- und Dancefloor-Stilblüten kongenial kombinierte. 23 TV-Mitschnitte aus den Fernseh-Highlights der ausgehenden 80er und startenden 90er Jahren (z.B. „ZDF-Hitparade“, „ZDF-Fernsehgarten“, „Musik liegt in der Luft“ oder „Das Große Los“) und zusätzlich nochmals 22 jeweils zu den einzelnen Singletiteln, immer wieder mit unzähligen feurigen Effekten, derben SM-Anspielungen, Anleihen bei Grusel-, Western- und Science-Fiction-Streifen und allem möglichen pyrotechnischen Budenzauber für horrende Summen konzipierte Promo-Videoclips, informieren den geneigten Popfreund über das, was Dieter Bohlen zwischen den beiden hocherfolgreichen „Modern-Talking“-Kapiteln in musikalischer Profession so alles angestellt hat.

Stilistisch um einiges vielfältiger, kompositorisch weitaus anspruchsvoller, tiefgehender, ja oftmals sogar verführerischer, elektrisierender, als „You’re my Heart…“ oder „Cherie, Cherie Lady, zeigten sich diese mehrheitlich flotten, temporeichen, schier berauschenden, mal hymnisch-aufwiegelnd, mal dunkel-mystisch vor sich hin wabernden Pop-Klangepen. „Blue System“, wer immer letztlich gesanglich dahinter gestanden haben mag, boten überwiegend höchst interessante, stets poppig-erquickliche Melodien, denen es einerseits jederzeit möglich war, mit offensiven Widerhaken – z.B. in Form unerwarteter Molltöne und bedrohlich anmutender Gothic-Chöre – aufzuwarten, die andererseits aber nahezu in Gänze so lieblich, einschmeichelnd und Vertrauen erweckend ausgekleidet waren, dass sie niemandem wehtaten und, trotz immer wieder arg aufpeitschender Rhythmisierung und drallen, übertriebenen Bässen, selbst einen Nichttänzer und langjährigen Discothekenverweigerer, wie den Rezensenten, nicht nur niemals störten oder gar abstießen, sondern in manch popkulturell eher strukturkonservativ geprägten Kreisen nicht selten durchaus deren freudige Anteilnahme erregten. Zwar war es Dieter als „Blue System“ niemals vergönnt, einen Nummer-Eins-Hit zu ergattern, trotzdem erfreute sich sein neues klingendes Kind überwiegend in Deutschland, aber zugleich, nach der durch Glasnost und Perestroika sacht begonnenen Öffnung gen Westen, auch und insbesondere in der damaligen Sowjetunion, immerhin ein Jahrzehnt lang ausgeprägter Beliebtheit.

Zu den gefragtesten Titeln der frühen „Blue System“-Jahre zählten z.B. der romantisch-introvertierte, leicht swingende, von verträumten Piano- und Akustikgitarren-Expertisen durchzogene Elektroschlager-Einstieg „Sorry, little Sarah“, mit dem Dieter am 01. Oktober 1987, im Rahmen der ZDF-„Teleillustrierte“ seine neue künstlerische Ära einläutete, der hinsichtlich Arrangement und Aufmachung ähnlich gezimmerte Mid-Tempo-Popschleicher „Testamente d’Amalia“ (Juli 1991, Rang 34) oder die beiden allerersten Top-10-Ersteiger „My Bed is too big“ (April 1988, Rang 10) und „Under my Skin“ (Oktober 1988, Rang 6), zwei widerspenstig-unterkühlte, exzessiv aufgedonnerte Tanzpop-Orgien voller bizarrer Erotik und nächtlicher Ruhelosigkeit. In die gleiche tönende Kerbe schlugen z.B. die aufwühlenden, rasenden Nightclub-Arien „Love on the Rocks“ (Januar 1990, keine Platzierung), „48 Hours“ (April 1990, Rang 29) oder das tatschlich höllisch heiß flirrende Synthi-Melodram „Lucifer“ (April 1991, Rang 25). Im putzmunteren Up-Tempo-Ohrwurm-Umfeld verblieben dagegen die fröhlichen, sogleich zum Mitsingen anregenden Disco-Pop-Powerschlager „Love Suite“ (März 1989, Rang 14), die polternde, stürmische, mit orientalischen Versatzstücken ausgeschmückte Synthi-Rock-Melange „Deja Vu“ (September 1991, Rang 12) oder die House-trifft-„Pet-Shop-Boys“-Liebesode „Love is such a lonely Sword“ (August 1990, Rang 6), die betreffs ihrer ‚housigen‘ Piano-Akkorde ungemein stark an den Vorjahreshit „It’s Alright“ der britischen Zooladen-Jungs gemahnte.

Der brillante Eurodisco-Höhepunkt „Romeo & Juliet“, im Februar 1992 Vorabauskoppelung aus der gefeierten, siebten Studio-CD „Hello America“, glänzte durch seine knalligen Rhythmen und so brennende, wie elegante Melodiebögen und experimentierte zusätzlich mit knackigen, gleichsam voluminösen Flamenco-Gitarren, Kastagnetten und Latino-Einsprengseln. Ebenso aufrüttelnd, ambitioniert und dabei strikt luxuriös und nobel, erklang die ultimative Powerhymne „I will survive“, die zweite 45er aus ebengenannter „Blue System“-Lieblingsscheibe des Rezensenten, die im Mai 1992 erschien und, zwar nicht in Deutschland, dafür aber in Österreich, die Hitlisten durchaus aufzuwirbeln vermochte (Rang 30). Bis auf Rang 5 der Albumhitparaden zog im Frühsommer 1993 die kaum weniger prunkvolle und vielversprechende Produktion „Backstreet Dreams“, aus der die beiden phänomenalen Singles „History“ (März 1993, Rang 26, aus dem ZDF-Flop „Traumjob“ vom 13.03.1993) und „Operator“ (Juli 1993, Rang 27, hier aus dem „ZDF-Fernsehgarten“ vom 27.06.1993) auf DVD-02 von „Modern Talking – 30“ berücksichtigt wurden und darüber hinaus zudem als kurzweilige Videoclips auf der Titelliste stehen. Es folgen nun u.a. der fette Eurodisco-Stampfer „6 Years – 6 Nights“ (März 1994, Rang 47), die rasende, schrille, nutzlos überrhythmisierte Nachtleben-Elegie „Dr. Mabuse“ (November 1994, keine Platzierung) oder das unersättlich blitzende Tekkno-Dancepop-Gemisch „Leila“ (September 1995, Rang 29), die allesamt zwar für damalige Verhältnisse unzweifelhaft zeitgenössisch und modisch-akkurat ausgearbeitet waren, für in den 70er und 80er Jahren sozialisierte Pop-Ohren jedoch kaum mehr genießbar waren, weil sie allen Anschein erregten, sie seien lieblos im Ex-und-Hopp-Verfahren, sinnlos bumsend, nervös, unruhestiftend um des Kommerzes Willen hingeschludert worden. „Blue System“ hatten in Anbetracht in jener Ära frisch entstandener Dancefloor-Acts wie „La Bouche“, „Aqua“ oder „Ace of Base“ nichts mehr zu sagen, sie wirkten zwanghaft anachronistisch, liefen nur noch dem Zeitgeist hinterher, den sie mangels der gleißenden Aktualität ihrer eigenen Epigonen nicht mehr einzuholen in der Lage waren. Kein Wunder, dass Dieter dieses Projekt bald entnervt auf Eis legte und sich lieber seiner erfolgreichen Tage mit „Modern Talking“ entsann.

Bei seinen Aktivitäten als „Blue System“, hatte Mastermind Bohlen immer wieder großspurig inszenierte Romantikballaden in sein Repertoire integriert, was bei „Modern Talking“ eher selten auf der Tagesordnung stand. Diese gemächlich-stilvollen Popedelsteine per Excellance verbreiteten eine ein ums andere Mal eine ganz individuelle, sehnsuchtsvoll-inbrünstige Aura zwischen Traum und Wirklichkeit. Als Beispiele hierfür seien in erster Linie „When Sarah smiles“ (Dezember 1990, Rang 63), das so rührselige, wie hoffnungsvolle „Blue-System“-Lieblingslied des Verfassers dieser Zeilen, oder „Silent Water“ (Januar 1989, Rang 11) zu erwähnen, die knisternde Titelmelodie der am 28. Dezember 1988 gesendeten „Tatort“-Folge „Moltke“, mit Götz George als „Kommissar Horst Schimanski“ und Dieter ad Personam in einer kleinen Nebenrolle als nicht näher benannter, blonder Jüngling im schwarzen VW Golf, der kurzzeitig sogar des Mordes verdächtigt wurde, denselben aber nicht begangen hatte, sondern nur deshalb ins Raster fiel, weil er denselben Autotyp fuhr, wie der eigentliche Täter. „It’s over“ (Dezember 1991, Rang 60), ein phänomenales Duett mit US-Chanteuse Dionne Warwick, kommt schlussendlich als elitäres, stilles und doch enorm unwiderstehliches und packendes Soul-Spektakel daher.

Allzu häufig ließ sich Dieter bei seinen Arbeiten für „Blue System“ in puncto Melodieführung und Umsetzung/Arrangement von zum Zeitpunkt deren Entstehens angesagten Chartsstürmern anderer Interpreten beeinflussen. So stand bei Dieters impulsivem Synthesizerwälle-treffen-Gregorianische-Chöre-Gebräu „Magic Symphony“, das Ende August 1989 Platz 10 der deutschen Singlehitparaden belegte, unüberhörbar der stilistisch ebenso aufgebaute Tanzflächenfüller „Das Omen – Part 1“ des rheinländischen Dancefloor-Projekts „Mysterious Arts“ Pate, der im Frühsommer desselben Jahres wochenlang in deutschen Landen die Spitzenposition in Beschlag hielt. Der maritime Disco-Marsch „That’s Love“ (Mai 1994, keine Platzierung) stellt nicht mehr und nicht weniger dar, als eine sehr enge Annährung, gar Anlehnung, an den absichtlich pompösen und überkandidelten 1993er-Tophit „Go West“ der britischen Synthi-Heroen „Pet Shop Boys“. Der überzeichnet frohsinnig-blendende Samba-Verschnitt „Love will drive me crazy“, die allerletzte „Blue System“-Single überhaupt, aus dem Frühjahr 1998, ist über weite Strecken von Paul Simons 1986er-Welthit „You can call me Al“ und der ursprünglich aus dem Jahr 1962 stammenden Partyanfeuerung „Hey! Baby!“ abgekupfert und die flockige, Reggae-infizierte Tanznummer „Body to Body“ (1996) beinhaltet einwandfrei Versatzstücke von „Bucks Fizz‘“ gemütlichem 1982er-Schunkelhit „The Land of make believe“ und verschiedener Mitt-90er-Billigpop-Beiträge der schaurigen schwedischen Teeniepopper „Ace of Base“, während der melodiöse, eigentlich „Blue System“-untypische Pop-Rocker „Anything“ (1997) im Grunde genommen als Bohlen’sche Neuauslegung von John Waites 1984er-Klassiker „Missing you“ aufgefasst werden kann, der kurz zuvor, im Herbst 1996, mit guter Resonanz von Tina Turner gecovert worden war und somit zeitnahe Relevanz aufwies.

Im Anschluss an die 23 TV-Mitschnitte und die 22 Videoclips von „Blue System“, die sich inhaltlich in ihrer Mehrzahl überschneiden – „Lucifer“, „Deja Vu“ (beide 1991), „Romeo & Juliet“, „I will survive“ (beide 1992) und „Love will drive me crazy“ (1998) sehen wir nur als Fernsehaufzeichnung, „Silent Water“ (1988), „Love is such a lonely Sword“ (1990), „Body to Body“, „For the Children“ (beide 1996) und „Anything“ (1997) dagegen ausschließlich als Video – haben die SONY-Verantwortlichen drei spaßige Raritäten aus Dieters Anfangstagen hervorgezaubert: Einmal nannte sich der Meister „Steve Benson“ und offerierte uns als dieser am 03. Juli 1981 im Kölner „WWF Club“ die sommerliche Popmelodie „Love takes Time“ (die beflissene Schlagerfreunde auf Deutsch als „Holiday auf Wolke Sieben“ von Andreas Cramer kennen!), weiters trat er 1981/82 für zwei, drei Singles dem von seiner Berliner Plattenfirma HANSA kreierten Gesangstrio „Sunday“ bei, mit dem er am 10. September 1981 in Michael Schanzes „Show-Express“ den kessen Urlaubsschlager „Jung und Frei“ und am 08. Februar 1982 die gesungene Version (des von ihm verfassten) Instrumentalhits „Hale‘ Hey Louise“ von Ricky King jugendlich-frisch (aber schon damals nicht gerade mit überbordender Sangeskraft ausgestattet) intonierte.

Auch Dieters späterer Gesangspartner THOMAS ANDERS, dem die dritte, wiederum übervolle DVD von „Modern Talking – 30“ gewidmet ist, tat seine ersten musikalischen Schritte in einer Show von Michael Schanze. Der „Sonnyboy“ des ZDF hatte den damaligen Zwölftklässler eines Koblenzer Gymnasiums am 15. Januar 1981 in seinen Talentschuppen „Hätten Sie heut‘ Zeit für mich?“ eingeladen, wo der baldige Abiturient zurückhaltend, bieder und bürgerlich-brav, im zarten Alter von nur 17 Jahren, seine allererste Single, die streicher- und bläserverstärkte Bombastballade „Du weinst um ihn“, eindringlich vortrug. Mit dieser Fernsehrarität beginnt DVD-03 hier analysierten Sets, die sich mit einem Großteil der Soloarbeiten des in Mörz bei Münstermaifeld geborenen Frauenschwarms mit der samtenen, wie energiegeladenen Stimme auseinandersetzt. Aus firmenpolitischen Gründen jedoch fanden ausschließlich Material von HANSA und Na Klar!, also solches Liedgut, das von SONY verwaltet wird, Platz auf der 185minütigen DVD, sowie ein paar Leckerbissen aus der 2006 bei EDEL vorgelegten Swing-Scheibe „Songs Forever“. Thomas-Anders-Aufnahmen, die z.B. bei EMI oder Polydor erstveröffentlicht wurden, finden auf „Modern Talking – 30“ gar nicht statt.

So sehen wir acht TV-Auftritte aus den Jahren 1981 bis 2006, sowie neun Videoclips, welche die Jahre 1989 bis 2010 umfassen. Los geht’s mit Thomas‘ erster englischgesungener Solosingle, die er ein Jahr nach dem ersten Ende von „Modern Talking“ im Frühsommer 1989 präsentierte: „Love of my own“ war eine opulente, schwebende Softpopballade US-amerikanischen Zuschnitts, irgendwo angesiedelt zwischen „TOTO“, „Air Suppley“ oder „Chicago“, die der inzwischen deutlich erwachsener und ‚tougher‘ auftretende Ex-„Modern Talking“-Frontmann, mit zurückgebundener Mähne und ohne „NORA“-Kettchen, professionell und ernsthaft am 12. Juli 1989 in der damals von Viktor Worms moderierten „ZDF-Hitparade“ umjubelt vortrug. Der intensive Schleicher war seiner ersten Solo-LP „Different“ entnommen worden und erreichte in den deutschen Singleghitparaden einen ordentlichen 24. Rang. Auch die zweite Single daraus, „You are my Life“ (aus der WDR-Show „25 Jahre Mittagsmagazin“, vom 01.02.1990), verblieb im tönenden Bezugsrahmen der großen Heroen des US-amerikanischen Edelpop jener Tage, während Single Numero Drei, „One Thing“ (als Promovideo zu sehen), deutlich rockig-phonstarke, vorantreibend-hymnische Wesenszüge in sich trug. Den so abgehoben-coolen, wie energetisch-glühenden Flamenco-Pop „Can’t give you Everything (but my Love)“, die frühlingsfrische jazzig-soulige Coverversion eines UK-Nummer-1-Hits des US-Vokalensembles „The Stylistics“ aus dem Jahr 1975, sehen wir daraufhin in Thomas‘ elektrisierender Interpretation von seiner zweiten Soloscheibe „Whispers“, sowohl als Videoclip, als auch in Form einer Aufzeichnung aus der Show „2 im Zweiten“, die am 08. September 1991 aus Anlass der Berliner Funkausstellung, von Thomas Gottschalk und Günter Jauch moderiert, im ZDF gesendet wurde. Danach folgt zeitlich ein großer Sprung nach vorne, direkt an das Ende der zweiten „Modern Talking“-Phase, als im März 2004 Thomas‘ siebte Soloproduktion „This Time“ bei Na Klar!, einem Unterlabel von SONY, auf den Markt kam. Daraus hören und sehen wir – sämtlich als Musikvideos – die zackig-mediterran geprägte, ultratanzbare Vorabsingle „Independent Girl“ (November 2003, Rang 17), das im Februar 2004 zur Albumveröffentlichung vorgelegte Dancepop-Meisterstück „King of Love“ (Rang 37), sowie den ebenso clubtauglichen, rhythmisch immens anheizenden Up-Tempo-Popkracher „Tonight is the Night“ (Mai 2004, Rang 60).

Mit der einfach nur grandiosen, von Kritikern und Fans über alle Maßen goutierten Jazz-Rock-Pop-Ballade „Songs, that live Forever“ nahm der vielseitig talentierte Sänger, Songschreiber und Pianist am 09. März 2006 an der – damals auf insgesamt nur noch drei Liedvorschläge reduzierten – Deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest in Hamburg teil, konnte sich aber mit seinem intimen, sehr seelenvollen und innigen Popkleinod leider nicht gegen die (heute zurecht längst vergessene) Möchtegern-Country-Combo „Texas Lightning“ durchsetzen. Wenige Tage zuvor, hatte Thomas sein wohl persönlichstes Lied aller Zeiten vor einem hingerissenen Auditorium bei „Wetten, dass…“ in Frankfurt am Main vorgestellt, wobei an diesem Abend allerdings auch seine Vorentscheidungskonkurrenten Vicky Leandros und eben „Texas Lightning“ mit von der Partie waren und ihren Beitrag ebenfalls erstmals im großen Showrahmen vorführten.

„Songs, that live Forever“ bot den überragenden Aufhänger für das wahrlich hoch qualitative CD-Opus „Songs Forever“, für dessen Gelingen der weiterhin nahe Koblenz lebende Edelmann allseits bekannte Popmelodien aus den 80er Jahren in eine famose, weitflächige Klangmontur, bestehend aus Swing, Lounge, Easy Listening und südamerikanisch angehauchtem Jazzpop, verpackte. Aus dieser kreativen Höchstleistung, stellte Thomas die cool beschwingten Prachtstücke „All Around the World“ (im Original von Lisa Stainsfield, 1989) und „True“ („Spandau Ballet“, 1983) in TV-Fassungen jeweils aus dem „ZDF-Fernsehgarten“, sowie den Videoclip zu einer hervorragend abgespeckten, vollständig akustischen Pianoeinspielung von „Cry for Help“ (Rick Astley, 1991) für „Modern Talking – 30“ zur Verfügung. Explizit für den russischen Markt (und hierzulande gar nicht regulär veröffentlicht), konzipierte Thomas Anders 2010 das lecker poppige, stilistisch und harmonisch unzweifelhaft am romantisch-urbanen Klangbild von „Modern Talking“ angelehnte, im wahrsten Sinne des Worte ‚starke‘ Tanzalbum „Strong“, aus dem wir die vorzüglichen Promosingles „Stay with me“ und „Why do you cry“ in Form köstlich überdrehter, trickreicher Kurzfilme zu sehen bekommen.

Ein ca. 100minütiger (zuvor lange vergriffener bzw. nur über seinen Fanclub erhältlichen) Livemitschnitt eines Solokonzertes von Thomas Anders vom 13. Februar 2009 zu seinem 40. Bühnenjubiläum, das er in erster Linie für seinen Fanclub, der vor fünf Jahren sein 20jähriges Bestehen feierte, mit eigener, mehrköpfiger Band, in der Rhein-Mosel-Halle in seinem Heimatort Koblenz zelebrierte, beschließt die dritte DVD von „Modern Talking – 30“. Wir sehen und hören in diesem fein ausgetüftelten Programm, wie der Star des Abends zu Beginn nicht ohne Stolz verkündet, alleine 20 solcher Titel, die sich einst über die weite Welt verteilt in den Charts eingefunden hatten, wovon sogar 13 die Top 10 erreichen konnten – und noch vieles mehr!

Poppig-modische Soloerfolge der jüngeren Zeit, wie „Independent Girl“, „King of Love“, „Soldier“ (übrigens aus der Feder von Cliff Richards langjähriger ‚Hitmaschine‘ Alan Tarney!), wechseln sich ab mit ausgewählten Coverversionen a la „Never knew Love like this before“ (Stephanie Mills, 1980), „Have I told you lately“ (unplugged – Van Morrison, 1989), „Where do I go from here?“ (Barry Manilow, 1978) oder „Thank you for the Music“ („ABBA“, 1977). Dazu kommen selbstverständlich zig Gassenhauer von „Modern Talking“ Volume-01 („Geronimo’s Cadillac“, „You can win, if you want“, „Jet Airliner“, „Atlantis is Calling“, „Brother Louie“, „Cherie, Cherie Lady“, natürlich „You’re my Heart – You’re my Soul“, aber auch weniger Geläufiges, wie „Give me Peace on Earth“ oder „Lady Lai“), und -02 („I will follow you“, „Maria“, „Don’t take away my Heart“, „No Face, No Name, No Number“, „Sexy, Sexy Lover“, „Last Exit to Brooklyn“). Zusammengefasst bietet dieses Konzert somit einen phantastischen, liebevoll im Bandkontext aufbereiteten, teils neu arrangierten Überblick über das bisherige musikalische Schaffen des Thomas Anders, der zugleich in bester Form belegt, dass es sich bei dem heute knapp 53jährigen „Gentleman of Music“ (Eigenwerbung) um einen enorm talentierten und mitreißenden Livemusiker handelt, der im bei „Modern Talking“ im Grunde genommen pausenlos genutzten Playbackverfahren leider nicht selten völlig unter Wert gehandelt wurde.

„Modern Talking – 30“ bietet auf drei proppevollen DVDs Zeit- und Musikgeschichte pur. Wer „Modern Talking“ geliebt hat, der greift sowieso zu – und auch der ewige Nörgler kann sich das Drei-DVD-Set unbesehen und ohne Scham zu empfinden zu Gemüte führen und meinetwegen seine Ablehnung bekräftigen. Den meisten der verbliebenen Zweifler jedoch dürften gerade in einem Zeitabstand von über einem Vierteljahrhundert, im Zuge einer gewissen Altersmilde, sofort klar werden, dass „Modern Talking“ per se nichts weiter „verbrochen“ haben, als mit einfachsten Mitteln zeitlose, dauerhaft tanz- und fühlbare Popmusik für die Ewigkeit auszubaldowern. Dies ist nicht wenigen der von den Feuilletons hochgelobten Popintellektuellen dieser Welt, trotz unzähliger toller Songs, bis dato versagt geblieben.

Holger Stürenburg, 30. Dezember 2014 bis 03. Januar 2015
http://www.sonymusic.de/catalog-and-media-concepts
http://www.modern-talking-online.de

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