MAROT WERNER
CD-Besprechung "Originale" – 2 Alben auf 1CD: "Und für jeden kommt der Tag" / "Nur eine Frau"!
Zwei bemerkenswerte Margot Werner Alben aus den Jahren 1974 und 1977 haben nun erstmals den Weg auf eine CD gefunden …:
Zur Freude vieler Fans anspruchsvoller Chansons hat das „Originale“-Team der Universal vor zwei Jahren Margot Werners Album-Klassiker „Wasser, Feuer, Luft und Erde“, auf dem u. a. ihr großer Hit „So ein Mann“ enthalten war, wiederveröffentlicht. Im Rahmen der Reihe „Originale 2 auf 1“, bei der gleich zwei LPs auf eine CD gebrannt werden, hat man nun auch die von Abi Ofarim produzierten Alben 1 und 3 der großen Chansonsängerin nachgelegt. Viele der Songs sind erstmals auf CD erhältlich und wurden in guter Klangqualität nun neu veröffentlicht.
Margot Werners erstes Album erschien im Jahr 1974: „Und für jeden kommt der Tag“, das auch als Single ausgekoppelt wurde, eröffnet das gleichnamige Album. Im Titellied folgt auf melodiöse Strophen ein bombastischer Marsch-Refrain. Der zweite Titel aus dem Album ist „Das kann nur Liebe sein“ – eine leicht kitschige Ballade mit hymnenhaften Refrain und viel Pathos vorgetragen. Nach diesem Titel wurde kurz darauf eine Bertelsmann-Compilation auf den Markt gebracht.
Neben dem originellen Text besticht die Nummer „So ein Herz“ mit dem Arrangement, in dem durchgehend ein Herzschlag zu hören ist (der Song fängt ähnlich an wie das später erschienene „Neue Männer braucht das Land“ von Ina Deter). Die später im „Munich Sound“ genannten Disco-Strings fanden schon damals ihre Anwendung in diesem Song – kein Wunder, wurde das Album doch in den Münchner Arco-Studio produziert.
Mit „Ich bin’ne kleine Frau“ kokettiert Margot mit dem typisch-weiblichen Rollen-Klischee, das teilweise bewusst eingesetzt wird („ich bin so klein, mein Herz ist rein“) – ähnlich wie später Lucilectric ja konstatierten „weil ich n Mädchen bin“.
Der folkloristisch angehauchte Titel „Weiße Vögel“ (hier „bringt Margot uns die Flötentöne bei“) überrascht mit einem im Refrain stattfindenden Rhythmuswechsel. Der anspruchsvolle Titel kann als „schwere Kost“ bezeichnet werden. – Nachdem Margot zwei Lieder zuvor mit ihrer eigenen Körpergröße kokettierte, legt sie den Finger mit dem nächsten Lied in die männliche Wunde: „Er war ein Grande“ klingt zwar erst mal gut, weiter geht es hingegen mit „aber er war sehr klein“. (In diesem Fall hat der Mann es aber auch nicht besser verdient, weil die Rede von einem Torero ist.) Der im Flamenco-Stil gehaltene Titel beginnt wie der Klassiker „Granada“.
Das exotische, kompositorisch nach leicht türkischer Folklore klingende „Liebe ist wie ein Buch“ eröffnet die B-Seite von Margots Debut-LP, wobei sie melancholisch konstatiert: „Bald vergilbt das Blatt – die Augen, die werden Dir matt“. Trotz des heiter klingenden Titels ist „Kleiner Hampelmann“ ein Chanson mit ernsterem Hintergrund – der kleine Hampelmann kommt „tief in der Nacht in meine Träume“.
Der Schauspieler Reiner Schöne schrieb den erotisch angehauchten Titel „In unser’m Park“ – hier gibt Margot die Femme Fatale. In „Und wenn man Glück hat“ macht die Sängerin sich Gedanken über das Älterwerden – und wie gut es ist, wenn man im Alter jemanden hat, der in guten und schlechten Zeiten für ihn da ist. Angesichts ihres Freitods war Margot selbst dieses Glück nicht beschieden. Die Namensvetterin Eskens verfolgte ja einmal einen ähnlichen Gedanken – „ein Herz, das kann man nicht kaufen – doch wenn man Glück hat(!), bekommt man es geschenkt…
Mit dem poppigen „Von Herzen gern“ gibt die Interpretin die emanzipierte Frau, die sich gerne verführerisch gibt und nicht immer „nein“ sagt, wobei das annähernde Kennenlernen auch eine Rolle spielt („Von Herzen gern, aber wir beide kennen uns nur von fern“). Selbstironisch (bezogen auf die verführerische Männerwelt) klingt das Debut-Album Margot Werners aus: „Ich fall immer wieder rein“.
Für Margots drittes Album gilt das, was auch für ihre beiden ersten Produktionen gilt: Abi Ofarim hat mit ihr eine qualitativ hochwertige, aber leider nicht wirklich kommerziell erfolgreiche LP produziert.
Das Titelstück wurde von Suzanne Doucet, die damals auch als Autorin u. a. für Udo Jürgens und Katja Ebstein und natürlich für sich selbst tätig war, (mit) geschrieben. In „Nur eine Frau“ gibt Margot einem Mann eine Liebeserklärung der besonderen Art – trotz all seiner Fehler und Schwächen steht sie zu ihm.
Auch der nächste Text wurde von einem bis heute prominenten Textdichter verfasst: Wolfgang Hofer beschrieb in seinem Text „Wie eine Dame“, wie es ist, wenn man sich bei gesellschaftlichen Anlässen nicht immer regelkonform benimmt, in Fettnäpfchen tritt und dennoch den aufrechten Gang bewahrt.
Das Thema „junger Mann liebt reife Frau“ war im Schlager der 1970er Jahre recht beliebt, man denke an Dalidas „Er war gerade 18 Jahr“ oder Peter Maffays „Und es war Sommer“. Margot Werners Beitrag zu diesem Thema war „Bleib die kleine Stunde bist zum Morgen“. Die Ballade schildert, wie sie versucht, ihren jungen Freund zum Bleiben zu animieren.
Vielleicht einen ironischen Gegenentwurf zum Hildegard-Knef-Chanson „In Japan ist alles so klein“ (Text: Kurt Tucholsky) verfasste erneut Wolfgang Hofer mit „In Amerika“ („… so riesengroß, da staunt man bloß..“). Nachdenklicher gibt sich Margot wieder mit „Das Haus, in dem ich nicht lebe“, das musikalisch übrigens etwas an den später erschienenen Udo-Jürgens-Klassiker „Liebe ohne Leiden“ erinnert.
Originell ist der Song mit der Aneinanderreihung typisch italienischer Begriffe (ähnlich ist später ja noch einmal die Band „Schrott nach 8“ bei „Zuppa Romana“ vorgegangen). „Mein Spaghetti Kavalier“ zählt zu den noch heute bekannten Titeln Margot Werners.
Eine Single aus dem Album war „Du bist zu heiß“, was nur auf den ersten Blick als Kompliment aussieht, weil Margot eher die negativen Punkte des Gegenübers schonungslos aufdeckt. – Eher philosophisch gibt sie sich in dem Lied „Das Leben fängt mit einem Lächeln an“. Melancholisch stellt sie fest, dass es mit einer Träne aufhöre – es aber bis dahin Sinn mache, das eine oder andere Fässchen aufzumachen.
Dass Margot Werner auch als gefühlvolle Balladensängerin eine Größe war, bewies sie mit dem gefühlvoll vorgetragenen „Bleib da!“. – Angesichts ihrer sexy Figur wirkt der satirische Titel „Schlank sein wie ein Mannequin“ sehr kokett. Vierzig Jahre später – im Zeitalter von „Germany’s Next Topmodel“, ist dieser Song wohl aktueller denn je.
Neben ihrem Produzenten Abi Ofarim holte Margot Werner damals namhafte Songautoren ins Boot. Mit dabei war auch Frank Duval, der seinerzeit anfing, überaus erfolgreich für Krimiserien die Musik zu machen und später mit „Angel of Mine“ und anderen Titeln auch selber große Erfolge feiern konnte. Für Margot schrieb Duval „So frei zu sein“.
Das Album schließt mit dem offensichtlich autobiografisch angehauchten „Wie eine Ballerina“. Schon als Kind träumte Margot davon, Tänzerin zu werden – ihr Wunsch sollte sich bald erfüllen, so wurde sie vom Bayerischen Staatsballett engagiert.
Einmal mehr kann man als Freund guter Musik dem „Originale“-Team nur danken – mit dem Ausspruch „Weiter so!“ – und was damit gemeint ist, haben Fan-Foren bereits ausgemacht. Man wünscht sich nämlich auch noch die Wiederveröffentlichung der Margot-Werner-Alben „Ich hab‘ im Leben nichts bereut“ und „Häng Dich bei mir ein!“ sowie „Lieder von gestern – Lieder von heute“.
Stephan Imming, 18.09.2017
https://de.wikipedia.org/wiki/Margot_Werner

