MARA KAYSER
Ihr neues Album "Alles atmet Liebe" im Test von Holger Stürenburg!
Lesen Sie HIER die ausführliche CD-Kritik des renommierten Musikjournalisten …:
Seit sich vor knapp zehn Jahren die 1966 in Rumänien geborene Sängerin MARA KAYSER von ihren eher volkstümlichen Anfängen im einheimischen Musikgeschäft lossagte und sich stattdessen zunehmend mehr und immer eindeutiger in Richtung des so attraktiven, wie anspruchsvollen Popschlagers begab, hat die brünette Wahlsaarländerin viele neue Fans gewinnen können. So auch den Verfasser dieser Zeilen, der – vielen Lesern ist dies bekannt – mit Volkstümelndem per se wenig anfangen kann.
Bereits ihr letztes, im Frühjahr 2013 erschienenes Album „FARBEN“ hatte mir sehr aus dem Herzen gesprochen, beinhaltete es doch mehrheitlich poppige, nicht selten gar rockige oder chansonähnliche, vulgo: äußerst ansprechende und vielschichtige Titel, die mit „Humptata und Tätärää“ (Udo Jürgens), dem Alpenglühen und dem Bergbacherl nun wirklich rein gar nichts mehr gemein hatten und stets edles und kosmopolitisches Ambiente ausstrahlten. „Wenn sie mal alleine ist“ ging als purer Rock’n’Roll durch, „Ab und zu“ ließ den Gitarrenpop der mittleren 80er gediegen-romantisch aufleben, „Du und ich“ ist und bleibt eine feudale Kaminfeuerballade mit orchestralem Einschlag, „Es gibt immer eine zweite Chance“ versprühte fröhlich swingendes Sixties-Flair und so weiter und sofort. „Farben“ war fraglos eine runde Sache. So sagte ich auch sogleich zu, als mich smago! Chefredakteur Andy Tichler kürzlich fragte, ob auch die neue Produktion von MARA KAYSER wohlwollend-kritisch unter die Lupe nehmen könne.
Diese CD heißt „ALLES ATMET LIEBE“ und erschien dieser Tage bei Maras eigenem Label makaY Records, vertrieben über DA Music. Erneut produziert und komponiert von Wolfgang G. Herrmann, der am Tegernsee ansässig ist und bereits für Kolleginnen und Kollegen, wie Ingrid Peters, Vivian Lindt, Linda Feller, Rex Gildo oder Bernhard Brink tätig war, und (mit einer Ausnahme) betextet von der Künstlerin selbst, die übrigens jenseits ihrer gesanglichen Aktivitäten sehr gerne malt, sogar schon eigene Kunstausstellungen bestritt, und zudem im Sinne der ayurvedischen, einer alten indischen Tradition entsprechenden Küche kocht, setzt „Alles atmet Liebe“ qualitativ und stilistisch genau dort an, wo „Farben“ aufgehört hatte.
12 brandneue Titel plus die Neuabmischungen zweier Hits aus „Farben“ führen den geneigten Zuhörer in die verschiedensten Facetten des Faktums „Liebe“ – immer wieder auf der Basis unterschiedlichster Musikrichtungen, in verschiedensten Klangfarben und ideenreichen, ausdrucksstarken Plots kongenial aufbereitet –, wobei Maras eher dunkle, zugleich geschmeidige und intensive Stimme über allen Liedbeiträgen als explizites tönendes Sahnehäubchen schwebt.
Bereits der hymnische, temporeiche Titelsong „Alles atmet Liebe“ ist ein modernes und dabei durchaus mit spritzigen Fragmenten des coolen Synthipop der 80er experimentierendes Elektro-Chanson, ausgestattet mit überbordendem Charme und gefühlvoller Power, positivem Lebensgefühl (und durchaus einwenig harmonisch angelehnt an einen anderen, sehr bekannten Song, der das Phänomen des „Atmens“ bzw. den erotischen Verlust der Atemluft zum Inhalt hat…), während gleich danach stehenden Fußes treibende, fast brodelnde Rockgitarren und strikte Rhythmen die nächtlich-elegische Lobpreisung eines offenbar unschlagbaren, übercharmanten, begehrten, aber vermutlich niemals so recht treuen und bindungsfähigen Traummannes leidenschaftlich proklamieren, die da den Titel trägt „Wenn es Dich nicht gäb“. Kurz darauf kommt mal wieder ein so amüsanter, frecher, wie fetziger, schneller, überdrehter, lyrisch ironischer – und vor allem Klasse ohrwurmträchtiger, munterer und anregender – Country-Boogie-Rocker namens „Sie hatte die besseren Schuhe an“ zum Einsatz, an den wiederum der obligatorische, so stille, zerbrechliche, wie feinsinnige, hoch emotionale und hierbei radikal ehrliche Schleicher „Sag ihm, dass es mir gut geht“ anschließt – im inhaltlichen Bezug eine Art ‚weibliche Auslegung‘ von Roger Whittakers 1991er-Evergreens „Sag ihr“ bzw. Andreas Martins gleichnamigem 2013er-Titel, in denen jeweils der verlassene Mann den neuen Freund der Ex-Partnerin auffordert, dieser alles nur erdenkliche Positive, Neue über ihn zu berichten, aber eben ihm bloß verschweigen möge, dass er sie immer noch über alles liebt. Ebenso im balladesken Klanggewand erklingt das so flehende, wie hoffnungsvolle Liebesdrama „Ein einziges Wort“. Folkig-akustisch, einwenig gedämpft, von intimer „Lagerfeuer-Attitüde“ durchzogen, im Sinne country-infizierter Schlager der frühen 80er (Suzanne Klee, Anne-Karin, Paola etc.) perlt das wiegende Chanson „Was ich vermiss“ aus den Lautsprechern.
Locker und leger, beschwingt und frohsinnig, ein weiteres Mal mit trefflich liebevoll-sarkastischen Reimen aus Maras Feder versehen, zeigt sich das quergedachte Halb-Liebeslied „Du bist perfekt für mich“, in dessen kecker Lyrik das Lied-Ich dem ‚klebenden‘ Verehrer versucht klar zu machen, ganz und gar nicht die Richtige für ihn zu sein, in dem es ihm zig negative Eigenschaften von sich selbst ausbreitet, damit aber den anhänglichen Mann ganz und gar nicht verstößt, sondern für diesen sogar noch faszinierender und interessanter aufscheint, als je zuvor.
Im gehobenen Popschlager-Metier, mal rockig-gitarrenbetont („Warum gerade ich“), mal elegant-schwebend, im mittleren Tempo gehalten („Mitten ins Herz“) oder unterkühlt-jazzig-chansonangehaucht („Morgen wie diese“), präsentiert sich die Mehrzahl der neuen Titel von MARA KAYSER, durchgehend radiotauglich und kompakt arrangiert und doch zumeist mit elektrisierenden Widerhaken bestückt – und das flott-offensive Gute-Laune-Epos „Sommerfeeling“ schenkt uns nun, zum Ende desselben, nochmals ein ebensolches (und könnte durchaus als nächste Single aus „Alles atmet Liebe“ taugen!)
Mit der betulichen, textlich sehr tiefsinnigen Gitarrenweise „Ich werde geh’n“ endet der offizielle Teil von MARA KAYSERS neuer Silberscheibe „Alles atmet Liebe“: Eine wahrlich ohne Abstriche atmosphärische Liedsammlung, enorm eindringlich, aufrichtig und jederzeit glaubwürdig, ein ums andere Mal hervorragend produziert und arrangiert, von MARA stimmstark und voller Leidenschaft und Engagement vorgetragen.
Als Bonus-Titel dienen aufgepeppte, teils stärker rhythmisierte 2015er-Neuabmischungen der zwei „Farben“-Favoriten „Das geht vorbei“ (erinnert soundtechnisch sacht an die eher wave-betonten Spätwerke von „ABBA“ nach 1979) und „Was hat sich der liebe Gott gedacht“ im properen „Radiomix“.
Holger Stürenburg, 09./10. September 2015
http://www.mara-kayser.de/

