MANFRED MORGAN
Manfred Morgan verstorben!

Zwei Monate nach dessen Tod blickt Stephan Imming auf das ungewöhnliche Leben des ehemaligen Schlagerstars der 70er Jahre zurück …: 

Am 18. November 1948 erblickte Rudi Edelmann in Stuttgart das Licht der Welt. Er wuchs auch in seiner Geburtsstadt auf.

Schon als kleines Kind schickte er sich an, eine Band zu dirigieren. Seinen ersten Auftritt hatte er mit 12 Jahren: Mit einer Gruppe von Freunden machte er Country- und Westernmusik.

Während seiner Schulzeit (er besuchte ein Internat) wurde er in Gitarre, Bass und Klavier unterrichtet und spielte darüber hinaus auch Oboe und Posaune. Schon früh gründete er mit 14 Jahren seine eigene Band ("The Starfighters").

Nachdem Rudi 1968 sein Abitur gemacht hatte und sich zum Studium an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg einschrieb (sein Examen machte er im Februar 1972), gründete er mit vier Freunden eine Band, die sich unterschiedliche Namen gab. Zunächst wurde der Name „Hububs“ gewählt, dann nannte man sich „Plutos“. Ein Achtungserfolg stellte sich aber erst unter dem Namen „Sirs“ ein. Die Band machte sich einen so guten Namen, dass sie Begleitband des populären 2008 verstorbenen Schlagersängers Erik Silvester wurde und nachher sogar drei eigene Schallplatten aufnahm.

Werner Dies, deutscher Jazz-Musiker, der auch in Heinz Gietz‘ Orchester spielte und Erik Silvester schrieben den Sirs die erste bei Columbia erschienene Single: „Meine kleine Mariana“.

Der Song schlug nicht ein – passend dazu erschien die zweite Columbia-Single der Sirs: „Bitte sag‘, was hab‘ ich falsch gemacht?“. Als Antwort gab sich die Gruppe wohl: Wählt mehr Internationalität in der Schlagzeile des Titels und im Band-Namen.

Gesagt – Getan: Die letzte Single bei Columbia wurde unter dem Namen „Four Sirs“ eingespielt. Der Song hieß „I’m Singing Ha Ha“ und floppte ebenso wie seine Vorgänger, obwohl durchaus Werbung gemacht wurde. Wie stark Erik Silvester in die Geschicke der „Sirs“ eingebunden war, erkennt man an einem Bericht des Hamburger Abendblatts vom 27.11.1971:

„Um seine neue Schallplatte "I'm singing haha" der Presse, dem Rundfunk und Fernsehen vorzustellen, lud Schlagersänger Erik Silvester ins Kloster Andechs am Ammersee ein. Mit seiner Band "Four Sirs" zeigte dann der erfolgreiche Musikant, dass man auch in den alten Mauern eines Klosters moderne Musik machen kann. Mit den Einheimischen, die eine ausgewachsene urbayerische Blaskapelle geschickt hatten, kam es schließlich zu einer Konkurrenz, die Erik Silvester aber mit Hilfe der riesigen Verstärker klar für sich entschied.“

 

Obwohl die Sirs weiter als Erik Silvesters Begleitband aktiv waren, sahen sie sich nach einer neuen Plattenfirma um und fanden sie in Bellaphon. Dort erschien als erste Sirs-Single der Titel „Ramona“ – das war nicht etwa eine Neuaufnahme des Blue-Diamonds-Hits, sondern ein von Huub Hennissen und Walt Bellande geschriebener neuer Song.

Parallel sang Rudi Edelmann mehr „zum Spaß“ einen seiner späteren Ehefrau Brigitte gewidmeten eigenen Song ein: „Zuerst kam die Sonne“. Aus Spaß wurde ernst – die Bellaphon entschied sich, diesen Schlager als Single zu veröffentlichen, unter der Bedingung, dass Rudi sich den internationalen Namen MANFRED MORGAN zulegen sollte, was für diesen kein Problem darstellte. Der Song gefiel der Jury der ZDF-Hitparade so gut, dass man den Nachwuchssänger nach Berlin einlud. Am 16.10.1971 war es soweit – „Zuerst kam die Sonne“ wurde einem Millionenpublikum vorgestellt. Wie so oft war die ZDF-Hitparade damit Patin für eine Schlager-Karriere – gut einen Monat später, am 29.11.1971, schoss das Lied in die Verkaufs-Charts – gleich drei mal durfte Manfred Morgen den Song in Berlin präsentieren.

Nach der Hitparade gab es waschkörbeweise Fanpost, die der junge Sänger geduldig beantwortete. Zur Belohnung erhielt er immerhin 0,10 DM pro verkaufter Single – ein Deal, der sicher besser hätte ausgehandelt werden können – hinterher ist man immer schlauer.

Manfred Morgans Erstlingswerk wurde übrigens rund 20 Jahre später von seinem Nachnamensvetter Michael Morgan neu aufgelegt. Produzent Chris Flanger machte einen Neumix dieses Oldies (und schrieb gleich selbst noch ein Lied für Bernd Clüver namens „Dich hat der Himmel geschickt“ – ein Schelm, der Böses dabei denkt angesichts dessen, dass das ja auch mal eine Manfred-Morgan-Schlagzeile war – siehe unten).

Mit „Mach doch ein liebes Gesicht“ strickte sich Rudi Edelmann nach dem Vorgänger-Song den Nachfolge-Hit. Immerhin ging es erneut in die ZDF-Hitparade, auch eine einmalige Top-50-Notiz in den Charts gelang damit – mehr war allerdings nicht drin.

Aller guten Dinge sind drei: „Dich hat der Himmel geschickt“ war die dritte Bellaphon-Single, die sich in den Charts festsetzte – erneut eine Eigenkomposition. In einem Interview sagte Manfred Morgan Jahre später: „Ich hab halt die Lieder geschrieben, die sie von mir wollten“. Dieses Dienstleistungsselbstverständnis wurde 1972  durchaus belohnt, es erschienen sogar Poster in der Jugendzeitschrift Bravo, was dazu führte, dass er sich in exponierter Gesellschaft unter den Top-15 der Bravo-Otto-Preisträger „männliche Sänger“ wiederfand.

Morgans Ex-Band „Die Sirs“, waren übrigens parallel auch weiterhin aktiv. Ihre bei Hansa erschienene Single „Es ist schön, in Dich verliebt zu sein“ fand aber kein breites Publikum.

Hey John“ war 1973 die erste Eigenkomposition Edelmanns, die trotz erneuter ZDF-Hitparaden-Qualifikation den Einstieg in die Charts nicht schaffte. Man suchte daher wohl nach einem neuen Konzept und fand es in einer „überaus originellen“ Idee (- es gab damals kaum einen Schlagersänger, der sich dieser Idee nicht bedient hätte -): Man coverte einfach einen internationalen Hit.

Wobei „Hit“ relativ ist. Die „Windows“ (Peter Petrel und Jeanette McKinley) hatten zwar mit „How Do You Do“ einen Riesen-Hit, die Nachfolgenummer „One And One Is One“ wurde hingegen ein Flop. So gesehen ist es nicht erstaunlich, dass auch die deutsche Version des allerdings von arrivierten Vertretern wie Jean Frankfurter, John Möring und Fini Busch geschriebenen Songs namens „Hand in Hand“ kein Erfolg mehr wurde. Interessant: Mit eigenen Songs war Rudi Edelmann meist erfolgreich, aber Fremdsongs schien er nicht zum Erfolg verhelfen zu können. Der Vertrag mit Bellaphon wurde nicht verlängert, und Manfred Morgan wechselte zur BASF.

Das Erfolgsrezept simpler Schlager sollte beibehalten werden – als erste Single wurde „Ist das alles schon wieder vorbei?“ gewählt. Man könnte meinen, dass das auf Manfred Morgans Schlager-Karriere gemünzt wäre, zumal er ja weiter die Beamtenlaufbahn anstrebte beim Studium der Pädagogischen Hochschule – aber es ist wohl anders gemeint: „..ist die Liebe für Dich nur Spielerei?“.

Die Nachfolgesingle klingt auch sinnbildlich für Manfreds Karriere: „Halt! Stop!“. Immerhin hatte man für das Singlecover eine originelle Idee, indem man ein Foto Manfred Morgans in die Form eines Stopschilds steckte.

Am 22.03.1975 verabschiedete sich Manfred Morgan von der großen Bühne – er sang bei Dieter Thomas Heck den Jean-Frankfurter-Song „Es liegt an Dir“ und nahm es wörtlich – nur einen Monat später leistete er seinen Beamteneid im Schulamt Ludwigsburg und wurde Grundschullehrer in Freudental – ein Job, der ihn bis zu seiner Frühpensionierung ausfüllte.

Aber auch in späteren Jahren hatte er der Musik nie ganz abgeschworen. So hatte er regional mit dem von ihm geschriebenen Jugend-Musical „Seifenblasen“ durchaus noch Achtungserfolge erzielen können.

In späteren Jahren veröffentlichte er auf dem österreichischen Label „Cosmos“ noch zwei LPs: „Du und ich“ und „Sturm im Wasserglas“.  Der Titel des letzten Songs spiegelt wohl ganz gut Manfred Morgans Lebenseinstellung: „Happy End“.

1988 erschien im Rahmen einer Oldie-Serie (Bellaphon: "Oldies-Original-Stars") auch noch mal der Song "Zuerst kam die Sonne" erneut auf einer Single (B-Seite Jasmins "Der Puppenspieler von Mexiko").

Ganz zu Ende war es aber  immer noch nicht mit der Musik – Anfang der 90er Jahre produzierte Morgan noch mal ein Video mit dem Titel „Feel You Feel Happy“.

Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb Manfred Morgan am 17.06.2015 in seiner Heimatstadt Sachsenheim und ist somit wieder mit seiner ältesten Tochter vereint, die bei einem tragischen Unfall das Leben verlor. Er hinterlässt zwei Töchter und einen Sohn.

 

Stephan Imming, 20.08.2015

https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Morgan

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