JULIANE WERDING
smago! Serie "Schlager-Rückblick "vor 40 Jahren" von Stephan Imming: Teil 41 – Juliane Werding ("Wenn du denkst du denkst dann denkst du nur du denkst") – Teil 2!

Der großen Überlänge wegen mussten wir auch diesen “Schlager-Rücklick” in 2 Folgen teilen! HIER gibt´s auch noch einige Bilder zu sehen …: 

(…)

1986 erschien das überaus erfolgreiche Album „Sehnsucht ist unheilbar“. Die LP hielt sich weit über ein Jahr in den Longplay-Charts und wurde mit „Platin“ und sogar „Triple Gold“  ausgezeichnet, was um so bemerkenswerter ist, als es die erste Langspielplatte Julianes seit über 10 Jahren war, die die Hitparaden stürmte. Auch die erste von Harald Steinhauer komponierte und produzierte und von Michael Kunze getextete Single war überaus erfolgreich: „Stimmen im Wind“ kam nicht nur in die Top-20 der Verkaufscharts, sondern wurde von den Zuschauern der ZDF-Hitparade sogar zum „Hit des Jahres“ gewählt. Spätestens mit diesem Lied hat sie das Rezept für die kommenden Jahre gefunden – mystisch-geheimnisvoll wird dem geneigten Hörer ans Herz gelegt, selbst die Texte zu interpretieren – geht es um den Verlust der großen Liebe (der von „Susan“)? Geht es generell um den Sinn des Lebens – oder um Liebeskummer? Oder ist „Susan“ schizophren, weil sie Stimmen hört? Kurzum: „Was will uns der Dichter damit sagen?“ Oder muss „Susan“ „Suzanne“ geschrieben werden wegen des Bezugs zum gleichnamigen Leonard Cohen-Song? – Genau DAS war wohl damals Julianes Erfolgsgeheimnis, dass diese Frage jeder für sich beantworten musste bzw. durfte.

Der Titelsong aus ihrer Erfolgs-CD, „Sehnsucht ist unheilbar“, wurde als zweite Single ausgekoppelt – erneut ist es geheimnisvoll, was genau der Song ausdrücken will – vermutlich der Wunsch nach dem Unerreichbaren bzw. die Unzufriedenheit mit dem, was man hat angesichts dessen, was man gerne hätte als reifere Frau, die gerne wieder jung sein möchte. – Immerhin reichte es erneut auch für die Single für einen Top-30-Song.

Auch die dritte 1986er Single, „Das Würfelspiel“, wurde ein großer Erfolg – diesmal etwas esoterisch angehaucht mit einem schönen Saxofonsolo und dem gewohnt mystischen Text: Juliane wartet darin auf einen Zug und verfällt wie in Trance in der Wartehalle einem Würfelspiel mit einem älteren Mann, verpasst einen Zug – wäre sie eingestiegen, wäre sie verunglückt, weil der Zug einen schweren Unfall hatte – erneut dachte sich Michael Kunze die Story aus.

Mit ihrem 1987er Platin-Album „Jenseits der Nacht“, für das sogar an exponierter Stelle in der Bild-Zeitung damals Werbung geschaltet wurde, erreichte Juliane die Top-10 der Album-Charts in Deutschland. Und auch die erste Single-Auskopplung schlug ein: „Vielleicht irgendwann“ wurde mit dem bewährten Team eingespielt (Steinhauer / Kunze). Der Identifikationsfaktor war in dem Lied, in dem es um die Träume und Sehnsüchte einer Frau geht, die von ihrem Partner sitzen gelassen wurde, offensichtlich erneut groß.

Die beiden anderen Singles aus Julianes Erfolgsalbum („Wahre Lügen“ und „Tränen im Ozean“) konnten sich nicht in den Verkaufshitparaden platzieren. Dafür landete Juliane einen anderen Hit – im August 1987 kam Sohn Gunter – ääääh, Sohn Gabriel zur Welt.

Für ihre großen Erfolge 1987 wurde sie als erfolgreichste Künstlerin des Jahres mit der „Berolina“ ausgezeichnet (Vorgängerin des heutigen „Echos“). Erneut erhielt sie in jenem Jahr außerdem die Goldene Stimmgabel.

Im Herbst 1988 brachte Juliane mit „Tarot“ eine weitere überaus erfolgreiche CD (erneut Goldene Schallplatte) heraus. Die erste Single „Starke Gefühle“ lässt wieder Interpretationsspielraum – was mag damit gemeint sein?: „Herzen, die brennen, erschreckt kein Verbot“ und „Sie warf ihre Ängste hin – um sich zu ergeben“.. – primitiv wie ich bin, mache ich mir da mal meinen eigenen Reim drauf… Das mystische Erfolgsrezept zog weiter, Juliane landete erneut einen Top-40-Hit – in Zeiten, in denen ansonsten kaum ein deutschsprachiger Interpret in den Single-Charts eine Chance hatte.

Anschließend wurde der Titelsong „Tarot“ ausgekoppelt – nach wie vor war Juliane ja auf dem „esoterischen“ Trip – diesmal behandelte sie das Thema Eifersucht in mystischer Form. Ein Hit wurde ebenso wenig daraus wie die dritte Single aus dem Album – erneut ging es bei „Nebelmond“ recht mystisch zu, wobei dieser Song nach längerer Zeit mal von einem anderen Autoren-Team geschrieben wurde, nämlich von Dietmar Kawohl und Johann Daansen. Angeblich finden sich in letzterem Song inhaltlich Parallelen zu Goethes Erlkönig, wobei bei Goethe das Kind und bei Juliane die Frau starb – da sag ich doch nur: „Goethe war gut“ – ich fürchte, für solche Texte muss man wirklich eine esoterische Antenne haben. Passenderweise stellte Juliane ihren Song in einer Sendung vor, die kulturellen Ansprüchen nun wirklich immer genügte – sie war am 25.02.1989 bei der von Mike Krüger moderierten Show „Vier gegen Willy“ mit dem Song zu Gast…

Ende der 80er Jahre hatte Juliane nicht nur erfolgreich ihre Heilpraktiker-Ausbildung abgeschlossen – nein, sie brachte auch eine „Best Of“-CD bei WEA heraus: „Stationen – ihre größten Erfolge“ kam genau nach dem Wochenende des Mauerfalls in die Charts und wurde ein Top-20-Erfolg. Darauf enthalten war auch eine neue Single: „Wie weit ist Eden?“. Die Single mit der Sehnsucht nach dem Paradies konnte sich kurz in den Single-Charts platzieren.

Auch privat lief es rund für Juliane: Im Sommer 1989 heiratete sie ihren Lebenspartner Sebastian, kurze Zeit später kam Töchterchen Charis Maria zur Welt. Die Ehe hielt leider nicht lange – bereits 1991 wurde das Paar wieder geschieden.

1990 war es dann wieder Zeit für ein komplett neues Album. Mit neuem Produzententeam (Udo Arndt und Ex-Spliff-Keyboarder Reinhold Heil) gelang erneut der Sprung in die Top-10 der Longplay-Charts. Erstmals war damals auch Julianes damaliger (Noch-)Mann Sebastian Gruben an der Produktion beteiligt – er schrieb den Song „Straßen ohne Ende". Pikant: Ausgerechnet während der Aufnahmen zu diesem Album, „Zeit für Engel“, lernte sie ihren späteren neuen Mann, den Musiker Andreas Bärtels, kennen. Der komponierte auch gleich den Titelsong, der auch als Single veröffentlicht wurde. Das im von Michael Kunze getexteten Song angesprochene Thema Suizid war dann wohl doch etwas zu schwere Kost für die Hitparaden.

In die Single-Charts kam ein andrer Song aus dem Album: „Der Himmel schweigt“. Komponiert wurde der Song unter anderem von Gerd Grabowski alias G. G. Anderson. In dem Lied geht es um eine Sängerin und ihr Schicksal. Zeilen wie „Als sie 17 war, war sie beinah‘ ein Star“ deuten darauf hin, dass der Song biografische Züge enthalten könnte.

1990 ging Juliane auch unter die Buchautoren – gemeinsam mit Werner Stumpf schrieb sie das Buch „Mit ganzer Kraft gesund“, in dem es um Naturmedizin und Entspannungsverfahren geht.

Im November 1991 wurde es wieder Zeit für eine neue CD, diesmal produziert von Armand Volker (Münchener Freiheit) – auch „Zeit, nach Avalon zu gehen“ konnte sich erfolgreich in den deutschen Album-Charts platzieren. Die erste Singleauskopplung daraus, „Avalon“,  textete Juliane Werding höchstselbst, komponiert wurde der Song von ihrem neuen Lebensgefährten Andreas Bärtels. Wieder mal ein esoterisch angehauchtes Lied, das viel Interpretationsspielraum lässt….

Die zweite Single aus dem Album ist erneut „schwere Kost“; es gibt wirklich kaum ein Thema, das Juliane bis dato nicht angepackt hatte. In „Rote Schuh‘“ scheint es um Prostitution zu gehen, wobei die Verklausulierung der Werdingschen Worte natürlich wie üblich Interpretationsspielraum lässt. Erneut erhielt sie 1991 die Goldene Stimmgabel.

1992 trat Juliane erstmals als (Co-)Produzentin ihrer neuen CD in Erscheinung  – gemeinsam mit Lebensgefährten Andreas Bärtels und Mats Björklund wurde „Sie weiß, was sie will“ produziert; den Song schrieb Werding auch mit Bärtels – es wurde ein veritabler Hit.

Bei der von Sabrina Lallinger-Fox 1993 moderierten ZDF-Samstagabend-Show „Traumjob“  gab es u. a. ein Duett mit Juliane Werding zu gewinnen. Eine Bewerberin namens Ulrike Sauerland machte das Rennen und nahm mit Juliane den Song „Nadza“ auf. Der Clou: Der Song wurde „nur“ als B-Seite veröffentlicht. Der Song „Ans Meer zurück“ aus dem Album „Sie weiß, was sie will“ wurde wohl als hitparadentauglicher angesehen – leider zu Unrecht, wobei ein Hintergrund sein könnte, dass die Quoten der ZDF-Show desaströs waren.

Mit „Geister über Afrika“ griff Interpretin und Textdichterin Juliane Werding wieder ein heißes Eisen auf – es geht hier um Wiedergeburt und um die Erinnerung an ein früheres Leben – auch vor dem Thema Reinkarnation machte Juliane nicht Halt. Oder drehen sich die Worte um Sekten? Wieder mal bleibt dem Zuhörer Interpretationsspielraum. Mit der Ethnopop-Nummer „Geister über Afrika“ ging es erneut in die Verkaufs-Charts.

Nach langer Zeit veröffentlichte Juliane im Herbst 1994 mal wieder die deutsche Coverversion eines internationalen Hits: Aus Roy Orbisons „You Got It“ wurde bei Juliane „Du schaffst es“. Sowohl die Single als auch die gleichnamige CD enterten erneut die Verkaufshitparaden.

Die zweite Auskopplung aus diesem Album schaffte es in Belgien und den Niederlanden in die Hitparaden – in Deutschland hingegen nicht: Gemeinsam mit Maggie Reilly und Victor Lazlo interpretierte Juliane den Song „Engel wie Du“. Mit den beiden Gesangskolleginnen ging sie damals auch erstmals(!) auf Deutschland-Tournee, die „Freundinnen" genannt wurde.

Die dritte Single aus ihrem 1994er Album, „Singles“, sorgte für eine Überraschung – ausnahmsweise ist der Text nicht mystisch, esoterisch und verklausuliert – nein, es geht klar um das Single-Leben.

Im Herbst 1995 erschien wieder ein Werding Album: „Alles okay“. Mit der gleichnamigen Single war sie letztmals in den Single-Verkaufscharts präsent, der Song wurde produziert, komponiert und getextet von Juliane und Andreas Bärtels. Die Plattenfirma schrieb damals dazu: „Die Zeit war reif für diese Single… Juliane Werding präsentiert sich mit diesem Statement souverän und mitreißend melodisch. Alles okay wurde im Frühling 1995 komplett live und ohne produktionstechnische Kapriolen eingespielt. Andreas Bärtels, Juliane Werding und ihre rein akustisch besetzte Band verließen sich ganz und gar auf die Qualität der Komposition sowie ein gitarrenorientiertes Arrangement. Dazu lässt eine lyrische Traumreise über eine imaginäre Himmelsautobahn Fiktion und Wirklichkeit miteinander verschmelzen.

Als zweite Single aus dem Album wurde Anfang 1996 „Gib niemals auf!“ ausgewählt – die Hymne daran, an sich selbst zu glauben, war nicht sonderlich erfolgreich. Vielleicht war der „Tschakka! Du schaffst es!“-Song inhaltlich zu nah an ihrer kurz zuvor erschienenen deutschen Version von „You Got It“.

Nach einer Pause kam im Herbst 1997 wieder ein Album, das es erneut in die Top-50 der Album-Charts schaffte: „Land der langsamen Zeit“. Als erste Single daraus erschien „Weißt Du, wer ich bin?“ – Der Song kam insbesondere bei der ZDF-Hitparade sehr gut an – Juliane erreichte damit einen ersten Platz und durfte insgesamt gleich vier mal mit ihrem Titel in Berlin vorstellig werden. Erneut geht es um Reinkarnation, wieder mal weht ein Hauch von Esoterik durch den ansonsten modern produzierten Song.

Als Promo-Single (in verkürzter Radio-Version) wurde das CD-Titelstück „Land der langsamen Zeit“, das im Enya-Stil daherkommt, veröffentlicht.

Die dritte Single der CD war die New-Age-Power-Ballade „Ehendu Namandu“. Intention des Liedes war wohl, die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen anzuprangern. Die Plattenfirma schreibt zum Song: „Ehendu Namandu ist ein Wort aus einer der zahlreichen Indianersprachen, das frei übersetzt ungefähr so viel bedeutet wie das „Kyrie Eleison“ („Herr, errette uns!“). In ‚Ehendu Namdu‘ setzt Juliane Werding sich mit dem Raubbau des Menschen an der Natur und damit auch an seiner eigenen Lebensgrundlage auseinander“.

Nicht ganz so esoterisch, sondern ganz lebensnah wurde es 1998 mit der nächsten Single: „Männer kommen und gehen“ aus dem letzten WEA-Album „SIE“. Die Männer müssen jetzt stark sein: Aussagen wie „Wenn Du einen triffst, dann schlaf nicht gleich mit ihm“ sind einigen triebgeplagten Herren sicher ein Dorn im Auge.

Im Januar 1998 ging Juliane auf große erfolgreiche Deutschland-Tour, im Oktober des Jahres erhielt sie erneut die Goldene Stimmgabel überreicht.

Für die ARD-Serie „Drei mit Herz“ steuerte Juliane den auf ihrer „SIE“-CD enthaltenen Song „Alles kann passieren“ bei, der auf Single ausgekoppelt wurde.

Ein Titel aus ihrem letzten Studio-WEA-Album war auch „I Remember“. Den hat sie auch im Duett mit Howard Jones gesungen, der Song wurde auch als Single ausgekoppelt und war Bestandteil von ihrer „Best Of“-CD „Der Weg 1972 – 1999“.  Darauf enthalten war auch eine neue Version ihres Klassikers in neuer Version: „Conny Kramer 2000“.

Die 15 Jahre andauernde Zusammenarbeit mit der WEA war damit beendet, und es wurde mit Polydor ein neuer Vertrag abgeschlossen. Dort wurde zunächst eine Promo-Maxi-CD veröffentlicht. Der Titel war später auch Namensgeber der Longplay-CD. Andreas Bärtels, von dem sie sich kurz zuvor trennte, schrieb den Song „Es gibt kein Zurück“ Ob ein kausaler  Zusammenhang zwischen dem Tatbestand der Trennung und dem Song-Inhalt besteht (Frau bringt ihren Ehemann um und haut mit dem Geld ab) – darüber kann man trefflich spekulieren.

Im Sommer des Jahres wurde mal wieder eine Cover-Version veröffentlicht – der renommierte Produzent Dieter Falk produzierte die deutsche Version des Marque-Songs „One To Make Her Happy“ – Juliane Werding textete darauf „Daisy“.

Schon damals gab es übrigens Verschiebungen von geplanten Tonträger-Veröffentlichungen – Julianes Polydor-CD war betroffen. Im Gegensatz zu heute, wo eine recht bekannte Sängerin VÖ-Termine immer wieder kommentarlos weit nach hinten verschiebt bzw. nachträglich haarsträubende Argumentationen nachschiebt (- wobei das weniger ihre eigene Verantwortung ist, sondern die ihres Umfelds), wurden damals die Fans mit ins Boot genommen und um Verständnis geworben. Julianes damalige Managerin Birgit Gibson ließ verlautbaren: im Klartext der Markt ist derzeit "tot". Viele Sendungen werden über die Sommermonate nicht produziert, der Handel ordert nicht ohne die nötige Medienunterstützung , und, und und – das war zwar unbequem, aber wenigstens ehrlich, auch wenn die Terminverschiebungen damals mit viel Unverständnis aufgenommen wurden und mit einer eher unterdurchschnittlichen Charts-Notiz quittiert wurden.

In dieser Zeit veröffentlichte Juliane Werding ein weiteres Buch – „Sagen Sie mal, Herr Jesus". Gemeinsam mit ihrem neuen Lebensgefährten Uwe Birnstein führte sie fiktive Interviews mit Persönlichkeiten aus der Bibel. 2003 erschien davon sogar ein zweiter Teil.  – Und ein weiteres Buch erfreute die Fans der Sängerin Juliane Werding: Nach fast 30 Jahren erschien erstmals seit  knapp 30 Jahren wieder ein 460 Seiten umfassendes Songbuch mit vielen ihrer Texte 1972 bis 2001.

Sie absolvierte damals ach einen Schauspielkurs und spielte sogar eine Rolle im Theaterstück "Die Vagina-Monologe" von Eve Ensler. Im Münchner Metropol-Theater wurde das Stück 2000 und 2002 aufgeführt.

Im Frühjahr 2002 ging Juliane dann auch zur Freude ihrer Fans wieder auf mehrmonatige Deutschland-Tour, bei der sie neben Liedern ihrer aktuellen Tour auch viele ihrer Klassiker vortrug.

Nachdem die Polydor 2002 Julianes Album wieder vom Markt nahm (manchmal ist man von der Professionalität der Plattenfirmen schon sehr beeindruckt), wurde verständlicherweise der Vertrag mit dieser Plattenfirma nicht verlängert. Wobei auch Julianes frühere Plattenfirma in der Zeit „großes Kino" bot. Bei der Neuankündigung der Best Of-CD „Nur das Beste" wurde u. a. der Song  „Am Tag, als Johnny(!) Kramer starb" angekündigt – ohne Worte…

Im Sommer 2003 wurde ein Vertrag mit Artists & Acts in München unterzeichnet und eine erneute Zusammenarbeit mit Harald Steinhauer vereinbart, allerdings sollte es noch bis zum Sommer 2004 dauern, bis die nächste CD erschien namens „Die Welt danach" erschien – produziert von Harald Steinhauer und Frankie Chinasky, wobei Juliane diesmal alle Texte selber verfasste. Die im Handel erhältliche Vorab-Single „Lass es geschehen" präsentierte sie in der von Jörg Pilawa präsentierten ARD-Show „Deutschlands größte Hits". Parallel wurde auch Julianes erste DVD („In Concert" beinhaltet u. a. einen Konzertmitschnitt vom Berliner Friedrichstadtpalast) veröffentlicht.

Wer zweideutige Hintergedanken bei der Schlagzeile „Lass es geschehen" hat, wird enttäuscht – Juliane äußerte sich wie folgt zu ihrer neuen Single: „Man muss lernen zu erkennen, welche Situationen und Dinge sich ändern lassen und was man einfach hinnehmen muss. Es gibt Ereignisse in jedem Leben, für die wir keine Erklärung finden, sie erscheinen uns nicht gerecht, und doch muss jeder mit den Konsequenzen leben. … Wichtig ist, die Kraft zu entwickeln, über sich selbst hinauszuwachsen, über seinen Schatten zu springen, sich selber zurückzunehmen und Dinge, die unveränderbar sind, eben einfach hinzunehmen, geschehen zu lassen, manchmal nur, um sie erträglicher zu machen. Lass es geschehen!"

Für die Auswahl der nächsten Single ging Juliane 2004 ungewöhnliche Wege – die Fans durften im Internet abstimmen, welcher Song als zweite Single ausgekoppelt werden sollte – diese entschieden sich für den Titelsong „Die Welt danach" mit 1.078 Stimmen. Spannend: Auf der Handels-Single wurden zwei komplett unterschiedliche Versionen mit unterschiedlichen Texten veröffentlicht.

Guter Kompromiss: Weil auch „Nur Sterne" immerhin 850 Fürsprachen erhielt, wurde der Song als dritte Single ausgekoppelt. Spannend an der Aktion: Die Wahl lief über E-Mail-Nachricht, so dass es nicht darum ging, wer am häufigsten einen Button anklickte. Erneut ein Lied aus dem Leben: Vor die Wahl gestellt zwischen Loyalität zu ihrer besten Freundin und dem Gefühl des Verliebtseins, entscheidet sich Juliane schweren Herzens für ihre Freundin.

Erneut wurde die neue CD zum Anlass genommen, auf Tour zu gehen – im Januar 2005 begab sich Juliane wieder eine Deutschland-Tournee, wo sie erneut basisdemokratische Wege ging: Ihre Konzert-Fans durften entscheiden, welches Lied als vierte (und letzte) Single ihres aktuellen Albums erscheinen sollte. Mit 461 Stimmen lag „Vergibst Du mir?" denkbar knapp vor „Engel an Deiner Seite" (454 Stimmen). – Schwere Kost: In dem Lied geht es um eine Mutter, die ihr ungewolltes Kind zur Adoption gegeben hat nach vielen Jahren wiedersieht.

Zum „guten Schluss" des Jahres 2005 heiratete Juliane ihren Lebensgefährten Uwe Birnstein.

Nachdem bei Ebay Julianes erste Langspielplatte bei Ebay für unglaubliche 50.000 EUR verkauft wurde (man muss da allerdings auch gaaanz fest dran glauben), entschied sich ihre alte Plattenfirma Hansa (Ariola) Anfang 2006 zur Freude vieler Fans, ihr Erstlingswerk „In tiefer Trauer" als Re-Release auf CD zu veröffentlichen.

Im Frühjahr 2006 erschien dann auch die zweite CD Julianes bei ihrer Plattenfirma DA Music: „Sehnsucher" – das Album zum 35-jährigen Bühnenjubiläum. Die CD wurde vom gleichen Team produziert wie die Vorgänger-Scheibe „Die Welt danach". Kurz darauf wurde auch ein Buch veröffentlicht: „Sehnsucher – sieben Wege, mit der Sehnsucht zu leben."

Als erste Single aus dem neuen Album wurde vorab im Februar „Vergiss nicht, dass Du lebst" ausgekoppelt. In typischer Werding-Manier versuchte Juliane bei dieser Gitarren-Pop-Nummer ihre Zuhörer davon zu überzeugen, an das zu denken, worauf es im Leben ankommt – eben nicht auf Arbeit und Alltag. Das ganze in eine Geschichte von einem Wissenschaftler zu verpacken, der in seinem Labor experimentiert – darauf muss man erst mal kommen… Als zweiter Track der Single ist darauf übrigens der von ihr geschriebene Song „Kleine Männer", den sie kurz darauf auch ins Live-Programm genommen hatte, ohne dass er es auf das Album geschafft hätte.

Am 2. Juni 2006 erschien die zweite Single aus dem Album: „Zusammen". In dem Lied setzt sich ein Traummann direkt aus ihren Träumen sich in ihr Auto – wenn's doch immer so einfach wäre.. Bemerkenswert: Es handelte sich dabei um eine Promo-Single, auf Wunsch konnten die Fans die Maxi-CD aber auch über Juliane Werdings Internet-Seite bestellen – da kann man als Udo Jürgens-Fan Juliane zu ihrem Umfeld nur gratulieren – schade, dass so etwas nicht generell eine Selbstverständlichkeit ist…

Als dritte Single wurde „Für immer" ausgekoppelt – die Nummer schaffte es zur Nummer eins der damaligen Radio-„Deutsch-Rock"-Charts; vielleicht half dabei auch, dass am Schluss der Nummer ein Sprecher etwas in gällischer Sprache erzählte. Die letzte Auskopplung aus dem Album war „Mystify Your Life".

Wie schon bei ihren letzten Tonträger-Veröffentlichungen gab es im Herbst 2006 erneut eine Tour zur CD – diesmal mit Liedern, die zuvor nie auf Tour gespielt wurden, wie Manager Christoph Gassmann im Vorfeld versprach..  Das Konzert in Halle (Steintorvarieté) wurde mitgeschnitten und im Frühjahr 2007 als Live-CD veröffentlicht. Ihre siebte Tour mit achtköpfiger Band war die erste, die es auf CD schaffte, wobei einige Fans sich wunderten, dass Juliane ihren Mitmusikern bei gleich mehreren Songs Gelegenheit gab, selbst als Sänger tätig zu werden, so dass nicht alle der Songs auf ihrer CD auch wirklich von Juliane selber gesungen wurden. Andrerseits sagt Juliane ihre Songs in teils epischer Breite auf der CD an, das wurde NICHT herausgeschnitten – erneut denkt man als Udo Jürgens Fan kopfschüttelnd daran, dass so etwas selbst bei dessen letztem Live-Konzert nicht möglich gemacht wurde und brutal die Ansagen rausgeschnitten wurden – klasse, dass Juliane und ihr Umfeld es anders handhabten!

Im Oktober 2007 war es wieder Zeit für ein neues Buch – erneut mit ihrem Mann Uwe Bilstein verfasst, ging es abermals um fiktive Interviews mit Protagonisten der Bibel – diesmal aber unter reißerischem Titel: „Huren – Heuchler – Heilige". (Das Buch erschien in stark gekürzter Fassung übrigens auch als Hörbuch). Ich denke, dieser Buchtitel wäre wohl angemessen gewesen, wenn Juliane ein Buch über die Schlagerbranche geschrieben hätte.

Anfang 2008 wurde vom inzwischen etablierten Team eine dritte CD namens „Ruhe vor dem Sturm" produziert ; die CD schrammte knapp an den Top-20 der Album-Charts vorbei. Vorab erschien mal wieder eine mystisch angehauchte Single: „Haus über'm Meer". Es geht darin um eine Frau, die einen ihren ehemaligen Partner in dessen „Haus über'm Meer" besucht. Dieser hat sie enttäuscht – aber Juliane nimmt seine Entschuldigung nicht an – mal wieder ein Text aus dem Leben..

Auch die „Ruhe vor dem Sturm"-CD wurde 2008 im Rahmen einer kleinen Deutschland-Tour vorgestellt.

Mit „Unsichtbar" wurde eine zweite Radio-Promo-Single aus ihrem Erfolgs-Album ausgekoppelt.

Nach 1989 und 1999 veröffentlichte Julianes Plattenfirma DA-Records 2009 wieder eine „Best Of"-CD – diesmal unter dem Namen „Nur Sterne – das Beste 2004 bis 2009". Auch diese CD erreichte wieder kurz die Bestsellerlisten, obwohl damit keine großen TV-Auftritte einhergingen. Der Hintergrund ist klar: Juliane eröffnete eine Praxis als Heilpraktikerin und zog sich recht unspektakulär ins Privatleben zurück. Seither tritt sie nicht mehr als Sängerin auf, ihre Tonträger sind aber immer noch beliebt.

2010 veröffentlichte DA Music eine spannende Doppel-CD namens Fundstücke, auf der seltene Maxi-Versionen und B-Seiten veröffentlicht wurden – die Fans hat es sicher gefreut.

Im Laufe ihrer Karriere hat sich Juliane Werding immer wieder gewandelt, griff viele Themen auf und sah sich weniger als Schlagersängerin und mehr als Geschichtenerzählerin. Vor einigen Jahren gab es einen wohl sehr treffenden Seitenhieb auf eine Sangeskollegin, die zwar sicher weit mehr kommerziellen Erfolg hat als sie, aber dennoch hat die Aussage ihre Berechtigung. Juliane meinte damals: In erster Linie möchte ich Geschichten erzählen, die unterhalten oder zum Nachdenken anregen. Ich sehe mich da in der Tradition der Barden und Minnesänger, die Mythen und Neuigkeiten in Liedform überliefert haben. Mir kommt es auf den Inhalt an. Ich könnte nicht in endlosen Variationen davon singen, dass ich mich verliebt habe oder tausendmal betrogen wurde. Dazu bietet die deutsche Sprache viel zu viele Ausdrucksmöglichkeiten, um sich darauf zu beschränken."

Nachdem im kommenden Jahr ein runder Geburtstag ansteht, bleibt zu hoffen, dass Juliane für ein Weilchen wieder ins Rampenlicht tritt, um vielleicht das eine oder andere neue Lied vorzustellen oder gar (kurz) auf Tour zu gehen – so lange kann die Praxis ja Betriebsferien machen – die Fans würde es freuen. Bis dahin kann man der vielseitigen Sängerin nur alles Gute wünschen.

 

VORSCHAU: In der kommenden Folge (Nr. 42) geht es um einen Künstler, der von einem kleinen Schlagerfuzzi zu einem großen Rockstar mutiert ist.

 

 

 

 

 

 


Foto-Credit: Didi Zill

Stephan Imming, 17.10.2015
http://www.da-music.de
http://www.juliane-werding.de/

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