GRAND PRIX DER VOLKSMUSIK: NOCH IMMER WICHTIG, ODER NICHT?
Wijbrand van der Sande ist Radio- und Fernsehmoderator auf dem Gebiet der Schlager und Volksmusik. Er ist der Meinung das diese Musik in jeglichem Medium vertreten sein muss. Alle 2 Wochen schreibt der Mann hinter “Spiel mir einer!” hier an dieser Stelle seine Kolumne.
GRAND PRIX DER VOLKSMUSIK: NOCH IMMER WICHTIG, ODER NICHT?
Schon immer war es der wichtigste Wettbewerb in der Volksmusik. Die vielbegehrte Bergkristal vom “Grand Prix der Volksmusik” war der Preis den jeder Artist einmal Gewinnen wollte. Und dieser Traum wurde nur wenige Künstler zur Wahrheit. Ein Wettstreit, erfunden durch Anneliese Breitenberger aus Süd Tirol, und durch niemand anderen als Hans Beierlein in die Wirklichkeit transportiert wurde. Die 4 Alpenländer – Deutschland, Österreich, Schweiz und Süd Tirol führen vorher ihren eigenen Vorentscheid durch. In diesem Vorentscheid treten 15 Artisten gegeneinander an. Das Publikum entscheidet dann welche 4 Acts schließlich für ihr Land im großen internationalen Finale antreten. Dort treten dann die 16 Gewinner des Vorentscheid gegeneinander an, und wie schon beim Vorentscheid wählt das Publikum dann den großen Sieger des Grand Prix!
Allerdings hat der Grand Prix in den letzten Jahren doch viel von seinem Glanz verloren. Aus der ehemals prächtigen Veranstaltung ist mittlerweile ein politisches Tauziehen der Plattenfirmen geworden. Diese wollen mit aller Macht sehen lassen wer den den größten Einfluss in der Volkstümlichen Musikszene hat. So dürfen z.B. die Plattenfirmen selbst entscheiden über einen Künstler dem sie ins rennen um den viel begehrten Bergkristall schicken. Warum eigentlich? Was ist so schlecht daran dass die Zuschauer dies entscheiden? Darum geht es doch eigentlich, oder? In meinen Augen ist dies der erste Schritt das Publikum, welches sich zuhause auf der Couch das Spektakel anschaut, lächerlich zu machen.
Lassen wir doch mal die letzten Jahre Revue passieren. Da waren zum einen die, aus dem nichts empor schwebenden Psayrer mit Barbara. Kein Mensch kannte sie. Sie standen plötzlich im Finale und gewannen dieses auch noch. Schnell kamen Gerüchte einer Manipulation im Umlauf. Es sollen Telefonmaschienen, die durch die Plattennfirmen eingesetzt wurden, für das Ergebnis verantwortlich sein. Tausende von Stimmen sollen so per Artist zusätzlich dazu gekommen sein. Schnell wurde es um diese These wieder ruhig und man hörte gar nichts mehr davon. Allerdings hatte der Bergkristall seine ersten Kratzer bekommen.
Dann die Sache mit Monika Martin. In der Live Show ließ der ORF die Punktevergabe auf den Bildschirmen sehen. Jeder Zuschauer merkte schnell, das da andere Punkte standen, als das sie verlesen wurden. Dadurch kam Monika Martin auf den dritten Platz. Ganz Europa schrie unterdessen zuhause: “Halt!,stop!, das stimmt nicht!”. Aber es ging sogar soweit das Monika Martin den dritten Preis überreicht bekam. Am Ende wurde ihr dann unter bedauern mitgeteilt das da was schief gegangen war, und vor einem Milionen Publikum wurde ihr der Preis aus den Händen gerissen und dem eigentlichen dritten überreicht. Eine regelgerechte Schande! Jeder kann sich noch an die arme Monika Martin erinnern. Eigentlich für Monika eine gute sache: Wer weiß noch wer der dritt platzierte war?
In 2008 erreichte die absurdität ihren Höhepunkt. Zum ersten mal in der Geschichte des GP erreichten zwei Acts mit genau der selben Punktzahl Platz 1. Es ging hier um “Die Klostertaler” und “Vincent und Fernando”. Wenn die organisationen des GP der VM nun gerecht gewesen wären, hätten sie beiden einen Bergkristall überreicht und alle wären zufrieden gewesen. Nicht aber die Herren und Damen des GP! Eine Jury entschied plötzlich und letztendlich das die Klostertaler den Preis verdient hatten. Von dieser Jury wußte vorher niemand etwas! Als Folge davon sah man das Vincent & Fernando einfach beiseite geschoben wurden und im Rampenlicht standen nur noch die Klostertaler. Ehrlich gesagt mit einem schmutzigen Bergkristall! Da können sie stolz drauf sein. Schade, schade……. 2008 hatte also der GP der VM eigentlich nur verlierer.
Lasst es uns also 2009 besser machen. Nehmen wir dann mal die Vorrunde in Deutschland. Wie um Himmels willen kann es möglich sein, das ein Sänger wie Florian Fesl nur Platz 9 erreicht. 10 Wochen lang gewann er Woche für Woche den Wettstreit um den Sommerhit des Jahres in der Fernsehsendung “Immer wieder Sonntags” mit Stefan Mross. Er war dort der absolute Publikumsliebling. Und dann steht er in der Vorrunde zum GP der VM und ein jeder in Deutschland lehnt ihn ab? Da stimmt doch was nicht! Nein, man stimmt überragend für die seid Jahren ausrangierten Judith & Mel, die einzig und allein nur darum am GP der VM teilnehmen, um ihre eigentlich schon längst ausgelaufende Karriere noch einmal Leben einzuhauchen. Die Abstimmung ließ es deutlich erkennen: Im Norden sind sie beliebt, aber im rest der Republik…… Im Internationalen Finale erhielten sie dann auch gerade mal 6 Punkte und belegten damit völlig zurecht den letzten Platz. Nun können sie aus 2 Optionen wählen: Entweder total aufhören, oder weiter in kleinen Sälen im Norden Deutschlands auftreten. Es wird wohl beim letzteren bleiben.
Der Vorentscheid von Österreich war nicht minder lächerlich. Ein jeder staunte nicht schlecht über den wahrhaftigen Pastor in seiner Arbeitskleidung. Er gewann diesen Vorentscheid mit einem Lied von dem gesagt werd das es geklaut ist! Ein schlauer Trick. Da die meisten Menschen in den Alpenländern sehr gläubig sind ist es doch einfach sie an den Gefühlen zu packen. Das wird schon! Die Favorisierten Acts wie die Zellberg Buam und Die Jungen Zillertaler hatten das nachsehen. Sie konnten mit einer Illusion ärmer zurück in ihr Zillertal. Unglaublich!!! Im Finale dieses Jahres lief Gott sei Dank alles besser. Endlich gewann 2009 auch wirklich das beste Lied. In diesem Lied dreht sich alles um den Engel von Marienberg, also auch ein Lied über Glaube, Hoffnung und Liebe, allerdings ohne Kasperletheater von Pfarrer Franz Brei und sein Signum. (Nein, es handelte sich dabei nicht um gesponserte Werbung für den im Moment notleidenden Opelkonzern) Vincent & Fernando haben nun endlich das Prädikat des ewigen zweiten beim GP der VM abgelegt. Nach der Idiotie und ungerechtigkeit des letzten Jahres siegte 2009 also endlich wieder die Gerechtigkeit.
Ach ja, ich weiß das meine Aussagen scharf und bissig sind, aber ich fasse nur das in Worte, was meine meinung ist und was ich sehr viel um mich herum zuhöre. Alle erzählen es sich, aber keiner traut es sich laut auszusprechen. Na gut, dann bin ich halt der erste. Für mich war der GP 2009 mal wieder ein Auf und Ab. Aber ehrlich, wenn auch in diesem Jahr bei der Endausscheidung wieder nur durch eine merkwürdige Masche ein Sieger gefunden worden wär, würde ich nie wieder im Radio über den GP der VM berichten, geschweige den mir das im Fernsehen anschauen. Glücklicherweise hat der GP der VM in diesem Jahr wieder etwas von seinem Glanz zurückgewonnen. Hört endlich mit diesem blöden politischen Spielen auf und lasst endlich das Volk entscheiden! So wie es sich gehört. So wie es sich Anneliese Breitenberger und Hans Beierlein damals ausgedacht haben. Also, sitz ich auch 2010 wieder vorm TV……. Aber ich befürchte jetzt schon das schlimmste………Der beste möge gewinnen!
Herzliche Grüße an Alle, bleiben Sie gesund.
Wijbrand.
Veranstaltungen und News auch auf: www.spiel.nl
WvdS/MK