GARAGE3
Konzertbericht "Garage3" von Holger Stürenburg – 08.12.2016, Lindenbrauerei/"Schalander", Unna!
Friedel Geratsch und die Seinen präsentierten mal wieder feinsten Ruhrpott-Blues!
Auch bei ihrem vierten Auftritt, diesmal im „Schalander“ in der Lindenbrauerei zu Unna, hat das 2015 begründete Blues-Trio „GARAGE3“ alles an „Zigarrenkisten-Rock“ gegeben, was nur möglich war. FRIEDEL GERATSCH, Sänger, Songschreiber und Gitarrist, Bassist TOM BAER und Schlagzeuger STEPHAN SCHOTT führten am vergangenen Donnerstag, dem 08. Dezember 2016, das sehr angetane Publikum durch alle nur erdenklichen Spielarten des Blues und dessen Artverwandten.
Im August diesen Jahres hatten die Drei ihr Debütalbum „…aber geil ist es auch“ bei PUCKY Music veröffentlicht, welches ich auf smago! HIER ausführlich vorgestellt habe.
Inzwischen hat Friedel – den manche von uns 80er-Kindern noch als Frontmann einer ‚anderen Band‘ kennen, die, Dank ihres damaligen großen Hits sicherlich enorm dafür sorgte, dass hierzulande das „Bruttosozialprodukt“ entsprechend stieg – aber viele neue Lieder geschrieben, die in Unna teilweise ihre Uraufführung erlebten und den bereits auf o.g. CD erschienenen Songs qualitativ wahrlich in nichts nachstehen.
Um 20.15 Uhr – also, nach der berühmten ‚akademischen Viertelstunde‘ – legten „GARAGE3“ auf der gemütlichen Bühne des darüber hinaus gastronomisch genutzten „Schalander“ mit ihrem, harmonisch an „ZZ Top“ erinnernden Mottolied „Zum Rocken geboren“ los, gefolgt von dem gerade lyrisch immens bitterbösen Titel „Jung und Schön“, der dem Repertoire der ‚anderen Band‘ entstammt.
Das Besondere am rohen, bei den Grundsätzen belassenen Bluesrock von „GARAGE3“ ist, dass Friedel keine gebräuchlichen, handelsüblichen Gitarren nutzt, sondern sogenannte „CBG’s“ – „Cigar Box Guitars“ -, die er aus leeren Zigarrenkisten, Filmdosen und anderen obskuren Gegenständen selbst zusammenbaut und meist mit vier, sogar auch einmal mit nur einer Saite bespannt.
Zwecks Unterscheidung, gibt er seinen Gitarren stets Namen. Auf der „Siebille“, die deshalb so getauft wurde, weil als Schallöffnung ein Abflusssieb integriert wurde, spielte Friedel, von Stephan und Tom begleitet, den „It’s all over now“-ähnlichen Rocker „Jamma“, an den der einfach nur wunderschöne, düster-weitschweifigen Swamp Blues „Manchmal, wenn der Regen fällt“ anschloss.
Eine weitere Gitarre nennt sich „Monika“, stammt der Sage nach aus dem Privatbesitz Bill Clintons (der ja einst mit Zigarren auch so einiges, nicht so Jugendfreies anstellte…); mittels dieser teilte uns Friedel die Ratschläge seiner Frau Großmutter mit, im an Robert Johnstons Ur-Blues „Dust my Broom“ angelehnten, augenzwinkernden Epos „Oma sagte immer“.
Daran anschließend erklang das bezeichnende „GARAGE3“-Lieblingslied des Verfassers dieser Zeilen, „Rotwein“ – in meinem Freundeskreis auch als „Rotwein-Blues“, sprich ‚ohne Rotwein / würd‘ ich tot sein‘, bekannt -, bevor zwei ganz neue, bisher unveröffentlichte, aber schlicht geniale Lieder an der Reihe waren. So der so schlichte und doch so tiefsinnige, klassische, ehrliche und liebevolle Blues „Treues Herz und CBG“ und das von Friedel solo auf einer nur einsaitigen „CBG“ dargebotene „Das Herz macht Bum, Bum, Bum“.
„Leichtes Leben“, von der ‚anderen Band‘ 2012 in einem divergierenden, langsameren Arrangement vorgelegt, – beseelt mit der so herrlichen, wie treffsicheren Textzeile „Wenn Du ein leichtes Leben willst / nimm nicht so viele Koffer mit“ – ertönte an erwähnter Filmdosen-Gitarre mit Kurbel zur Verstellung der Tonhöhe, woraufhin der schleppend-knisternde, bislang unveröffentlichte Blues „Heul in mein Bier“ zum Einsatz kam.
Während des reinen Instrumentaltitels „Ohne Worte“, ging im „Schalander“ der Hut herum, um für die Band eine kleine Spende zu sammeln, zumal der Eintritt für deren Konzert für alle Besucher frei war. Der harte Texas Blues „Wer kann denn hier noch fahren“, ebenfalls unveröffentlicht, verbindet Philosophisches mit Erinnerungen an die frühen Tage von Friedels erster Band. Gleichsam noch nie auf einem Tonträger ins Rennen ging der gedämpfte und dennoch voranstrebende, entfernt an die „Rolling Stones“ gemahnende Rocker „Mach Du Dein Ding, ich mach mein Ding“, den Friedel auf einer mit Leder gespickter Gitarre darreichte, die aber noch keinen Namen trägt (so dass auch kein „Stern“ nach ihr benannt werden kann 😉
Der brodelnde, abgeklärt-reflexive Mid-Tempo-Blues „Schon wieder August“ fand aus dem Liedkatalog der ‚anderen Band‘ Eingang in die Setlist von „GARAGE3“, „Trotzdem haut es noch hin“ leitete über zum großen Finale, welches bestand aus – natürlich!! – dem Titelgeber des „GARAGE3“-Debütalbums, das da heißt „…aber geil ist es auch“, inkl. einer kleinen, aber feinen Reprise. „Fahr heim“, erneut aus dem Liederstrauß der ‚anderen Band‘, eine Art Road Song, der sehr rockig-bluesig-treibend umgesetzt wurde, diente als umjubelte Zugabe.
Nach rund 80 Minuten „GARAGE3“ war Schluss. Es ist nun in aller Form festzustellen, gerade nach dieser tollen Livedarbietung in Unna, das dieses Projekt zweifelsohne eine große Zukunft vor sich haben dürfte. Blues ist wieder im Kommen – er war ja letztlich auch niemals ganz weg, denn, man muss – wie der Hamburger Bluesheroe Abi Wallenstein mir einstmals sagte – den Blues nicht nur lieben, nicht nur haben, man muss ihn LEBEN. „GARAGE3“ tun dies. Die „Rolling Stones“ haben soeben ihre Rückkehr zum traditionellen Blues, „Blue and Lonesome“, vorgelegt (diese LP – also auf Vinyl, wie es sich gehört – gönne ich mir dieses Jahr zu Weihnachten!), Europa hat den Blues, die CDU hat den Blues (der Hamburger Landesverband insbesondere…), die SPD umso mehr – momentan herrscht überall der Blues. Und „GARAGE3“ sind mit ihrem deutlichen, harschen, in die Tiefe gehenden und dennoch feinsinnigen und lyrisch illustren, innigen, durchwegs handgemachten und authentischen Blues, alleine schon aufgrund der Verwendung der „CBG“, auf dem besten Wege, eine neue Attraktion dieser hochspannenden Stilrichtung zu werden!
Es wird 2017 noch viele weitere Live-Auftritte von „GARAGE3“ geben, aber deren Planung beginnt erst im Januar kommenden Jahres!
Darüber hinaus verfügen „GARAGE3“ inzwischen über eine eigene Homepage, sowie selbstverständlich über einen FACEBOOK-Auftritt: www.garage-3.de.
Holger Stürenburg
https://www.facebook.com/FriedelGeratschGeierSturzflugGarage3/