ELFI GRAF
smago! Serie "Schlager-Rückblick "Vor 40 Jahren" von Stephan Imming – Teil 66: "Am schönsten ist es zu Hause"!
Neuzugang 27.12.1976!
Am 20. November 1952 wurde Elfriede Sepp in Dornbirn (Vorarlberg, Österreich) geboren. Gemeinsam mit ihren beiden Geschwistern Gerhard und Heinz wuchs sie in einem musikalischen Haushalt auf – die Eltern waren Besitzer einer Discothek. Ursprünglich interessierte sie sich insbesondere für klassische Musik und ließ sich schon zu Schulzeiten im Gesang unterrichten, um ein klassisches Gesangsstudium aufzunehmen. Bei ersten Bühnenauftritten präsentierte sie Operettenmelodien. Aufgrund einer schweren Nervenentzündung („Polyneuroradikulits“), an der sie weit über ein Jahr laborierte und die Lähmungen mit sich brachte, verwarf sie die Pläne, im klassischen Bereich als Sängerin tätig werden zu wollen und brach ihr Studium ab.
Sie nahm einen Beruf als Telefonistin und Fakturistin an und beteiligte sich nebenbei erfolgreich an Talentwettbewerben. Im Alter von 16 Jahren hatte sie ihren ersten Auftritt im örtlichen „Waldcafé Haßlach“. Weniger erfolgreich war zunächst ihr Versuch, bei der österreichischen Fernsehsendung „Showchance“ den Fuß in die Tür zu bekommen – 1970 wurde sie abgelehnt. Dass steter Tropfen den Stein höhlt und Hartnäckigkeit sich manchmal auszahlt, erfuhr Elfi ein Jahr später – die zweite Bewerbung für die ORF-Show brachte die Zusage. Elfi machte den Durchmarsch und gewann 18-jährig den am 15. September 1971 vom ORF ausgestrahlten Talentwettbewerb – im Finale überzeugte sie mit dem Song „Sag, wo wirst Du sein?“, den Elfi auch in englischer Sprache vortrug („Where You Gonna Be“).
Nur eine Woche nach ihrem Sieg in Österreich durfte Elfi am 18. September 1971 unter ihrem bürgerlichen Namen Elfi Sepp auch im deutschen „Talentschuppen“ auftreten. Auch hier trug sie ihren Siegertitel „Sag, wo wirst Du sein“ vor. Stargast der Show war damals Gus Backus. Der machte Elfi Graf mit seinem Entdecker Gerhard Mendelson bekannt, der seinerseits Elfi quasi für den deutschen Markt entdeckte. (Danke an „Peter Pan“ von Memoryradio.de für diese Info!)
Gemeinsam mit ihrer ungarischen Show-Chance-Kollegin Aniko Benkö und Waterloo & Robinson nahm Elfi kurz darauf, im November 1971, beim sechsten „Coupe d’Europe Musicale“ für Österreich teil, das vom jugoslawischen Fernsehen aufgezeichnet wurde. Ein Erfolg war das für Österreich nicht – Österreich wurde drittletzter – im Vergleich zu Deutschland war das aber immer noch gut, weil der große Nachbar die rote Laterne innehatte.
Spätestens nun wurden auch in Deutschland die Plattenbosse auf die junge Sängerin aufmerksam. Bei der Polydor erschien unter dem Künstlernamen „Elfi Graf“ die von Wolfgang Rödelberger arrangierte und Gerhard Mendelson produzierte Single „Es gibt für Dich einen Menschen im Leben“. Dabei handelt es sich um die von Kurt Hertha getextete deutsche Version des Francais-Lai-Songs „Snow Frolic“, der Bestandteil des Soundtracks des Erfolgsfilms „Love Story“ war. Die B-Seite der Single hieß „Die Welt, in der man sich versteht“ – ein Alternativtext von Lorraine Hilman zu Elfis Siegertitel der „Show-Chance“.
„Schön wär’s gewesen“, wenn die von Wolfgang Rödelberger komponierte und Georg Buschor getextete zweite Single von Elfi aus dem Jahr 1972 ein Hit geworden wäre – der gleichnamige Titel floppte aber. Danach probierte man es wieder mit einem Covertitel. Aus dem von Francis Andrieux und Irene Cullen geschriebenen „Could Be Me“ wurde „Jeder Kuss von Dir“. Den Text dazu schrieb der kürzlich verstorbene Robert Jung.
Die letzte 1973 erschienene Single bei der Polydor hieß „Ich weiß, wohin ich gehe“ und war ein Song von Henry Mayer und Dr. Michael Kunze. Die „Mischung aus Romantik und Verstand“ (O-Ton Plattenfirma) fand noch nicht in die Erfolgsspur. Auch die erneute Teilnahme bei der ORF-Show „Show Chance“ mit dem Titel „Live In the Sun“ war nicht von Erfolg gekrönt, es reichte im zweiten Anlauf nicht für einen Sieg im Wettbewerb.
Es erfolgte ein Wechsel zur jungen Plattenfirma „Music-Records“, deren Vertrieb damals die Ariola innehatte. Gerhard Mendelson produzierte mit Elfi den ersten Titel für die neue Plattenfirma namens „Herzen haben keine Fenster“. Der Erfolgskomponist Henry Mayer, der auch die gefloppte Vorgängersingle komponierte, hat damit mal wieder so richtig einen „rausgehauen“. Sein Schlager wurde nämlich nicht nur in der Interpretation von Elfi Graf ein Hit, sondern ging geradezu um die Welt. Peters & Lee knackten die Top-3 der britischen Charts („Don’t Stay Away Too Long“), Bobby Vinton holte ebenfalls einen 3. Platz in den US-Charts und sogar die Nummer 1 in Kanada („My Melody Of Love“) – das muss man sich mal vorstellen. Kurios: Vinton ist polnischer Abstammung und hat einen interessanten englischen Text veröffentlicht („Oh, oh moja droga jacie kocham – means that I love you so. – Moja droga jacie kocham – more than you'll ever know. – Kocham ciebie calem serce – love you with all my heart. Return to me and always be – my melody of love.“) Es war Vintons Glück, dass die Platte in den USA eigentlich keine Plattenfirma haben wollte und er sie selber in Eigenregie produzierte und entsprechend vom Erfolg profitierte. – Auch Mireille Mathieu ließ sich den Hit nicht entgehen („Ma Mélodie d’Amour“). Weniger romantisch war die Juxversion von Hermann Hoffmann: „Nieren haben keine Türen – nur manchmal einen Stein“…
Den Ursprung hatte dieser „Welthit“ aber in Elfi Grafs Version. Von großer Bedeutung dürfte dabei gewesen sein, dass sie ihren Hit bereits am 20. Oktober 1973 in der ZDF-Hitparade präsentieren durfte.
Im November 1973 kam sie dann damit in die deutschen Charts und schaffte es dort bis auf Platz 17. Zur „Belohnung“ ging es am 2. Februar 1974 damit dann auch in Ilja Richters Disco.
Der Nachfolgehit wurde vom gleichen Team produziert und geschrieben wie der „Herzen“-Song, war aber nicht ganz so erfolgreich. Den Titel „Wer auf die Liebe warten kann“ stellte Elfi am 20. April 1974 in der ZDF-Hitparade vor. Es reichte immerhin für einen 42. Platz in der deutschen Single-Hitparade. Kurz darauf wurde ihr am 7. Mai 1974 (gemeinsam mit Gunther Gabriel und Nina & Mike) die Goldene Europa der Europawelle Saar als beste Nachwuchssängerin verliehen. Damit wurde es Zeit für eine erste LP, die passenderweise den Titel „Herzen haben keine Fenster“ trug. Als großer Erfolg gewertet werden kann die Wahl der Leserschaft der Jugendzeitschrift Bravo – Elfi erhielt hinter Suzi Quatro den Silbernen „Otto“ als beliebteste Sängerin des Jahres. Am 19. September 1974 trat sie in der großen ZDF-Show „Starparade“ auf.
Der Titel Buschor / Mayer-Titel „Ophelias Traum“ schaffte es zwar am 5. Oktober 1974 erneut in die ZDF-Hitparade, diesmal reichte es aber nicht für einen Verkaufs-Hit. Für die nächste Single wurde Erfolgskomponist Christian Bruhn engagiert – der dachte sich „Er ist ein Schatz“ aus – auch diesen Titel durfte Elfi in der ZDF-Hitparade vortragen, und zwar am 22. März 1975.
Zum Jahreswechsel 1974/75 wurde eine LP mit weihnachtlichen Liedern produziert. Gerhard Mendelson produzierte die LP „Wenn es schneit“, auf der vornehmlich klassische Weihnachtslieder zu finden sind. Als Single wurde „Heidschi Bum Beidschi“ ausgekoppelt. In dieser Zeit war Elfi auch als Musicaldarstellerin aktiv. Am 30. Januar 1975 feierte sie in Lübeck Premiere als Hauptdarstellerin des Musicals „No no Nanette“. Bis Ende Mai wurde das Musical bei den Städtischen Bühnen Lübeck insgesamt 35 Mal aufgeführt.
Am 18. Oktober 1975 war Elfi wieder Gast in der ZDF-Hitparade mit dem Hinweis: „Schreib es in Dein Herz“ – das bewährte Team (Produzent Mendelson, Komponist Mayer, Textdichter Buschor) hatte wieder „zugeschlagen“ – doch die Kardiologie half diesmal nicht so gut wie beim Fenster-Hit – Herz ist nicht immer Trumpf, der Schlager floppte. Man besann sich auf das „Eingemachte“ und ließ einen „Deflorationsschlager“ folgen: „Das erste Mal ist wie ein Wunder“, dessen Text von einem gewissen Ralf Besser stammt. Vielleicht ist es ja „besser“, dass man danach nichts mehr von ihm wahrgenommen hat, wobei vermutlich(?) ein Pseudonym hinter dem Namen steckt. – Nachdem die letzten Singles nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen konnten, lief der Vertrag mit der Plattenfirma „music“ („m“) aus, und Elfi unterschrieb einen neuen Vertrag bei Aladin, der Plattenfirma des Sängerkollegen Peter Orloff.
Den Hit des Jahres 1976 landete Peter Alexander mit „Die kleine Kneipe“. Der Titel wurde vom Niederländer Pierre Kartner komponiert, der später als Vader Abraham mit den Schlümpfen Schlagergeschichte schreiben würde. Orloff hatte den richtigen Riecher – er schrieb einen deutschen Text auf eine Kartner-Komposition. Heraus kam das recht biedere „Am schönsten ist es zu Hause“ – die Ähnlichkeit mit der „kleinen Kneipe“ ist allerdings nicht zu überhören. Nach längerer Zeit konnte Elfi damit wieder einen Hit landen. Sie stellte den Titel am 20. November 1976 in der ZDF-Hitparade vor und konnte sich gleich damit platzieren, was ihr damit überhaupt zum ersten (und letzten) Mal geglückt ist. So gab es am 18. Dezember 1976 und am 22. Januar 1977 ein Wiedersehen in Berlin. Ende 1976, vor ziemlich genau 40 Jahren, kam der Titel in die deutschen Charts und schaffte es immerhin bis auf Platz 31.
Der Erfolg inspirierte Elfis alte Plattenfirma, sich ihrer ehemaligen Künstlerin zu besinnen und noch eine Platte auf den Markt zu bringen. Komponist Henry Mayer hatte nicht nur mit der internationalen Version von „Herzen haben keine Fenster“ einen Welterfolg – noch imposanter war der Titel Sommerwind, den Frank Sinatra als „Summer Wind“ zu einem Welterfolg machte. Den Titel nahm auch Elfi Graf für ihre erste 1973 erschienene LP auf – und das wurde dann 1976 noch mal als Single veröffentlicht, wobei sich nicht wirklich erschließt, warum ein Sticker mit Werbung für die Zeitschrift „Freizeit Revue“ auf dem Singlecover zu finden ist. Zur „Strafe“ hat Elfi auf ihrer LP dann den „Summertime Blues“ neu interpretiert. Der Titel findet sich auf der B-Seite des ebenfalls auf der LP zu findenden Songs „You Called My Name“, der wohl für den internationalen Markt aufgenommen worden war.
Aufgrund des Erfolges bei Peter Orloff wurde eine LP produziert („Am schönsten ist es zu Hause“), die die Vielseitigkeit Elfis zum Ausdruck bringen sollte – u. a. finden sich neben dem rockigen „Summertime Blues“ auch Klassiker wie „Guten Abend gute Nacht“ oder der Evergreen „Che Sera“ auf dem Tonträger.
Als weitere Single wurde „Die Stunde der Wahrheit“ ausgekoppelt. (Ein Titel der LP blieb eher im Hintergrund, obwohl Orloff seine ganze Lyrik und Poesie in den Text gelegt hat: „Nicht jede Auster birgt eine Perle“.) – Ihre neue Single stellte Elfi am 9. Juli 1977 in der ZDF-Hitparade vor – es war ihr letzter Auftritt in der Kultshow mit einem für ihre Verhältnisse ungewöhnlichen Thema – nämlich um Jugendliche, die von zu Hause ausreißen – Orloff selbst griff das Thema noch mal in seinem Schlager „Die Nacht, als Christina fortlief“ auf (deutsche Version des Smokie-Klassikers „Lay Back In the Arms Of Someone“).
Im Herbst 1977 nahm Elfi wieder ihre Tätigkeit als Musicaldarstellerin auf. Vom 1. September bis zum 24. November des Jahres ging sie mit „No No Nanette“ auf bundesweite Tournee – gemeinsam mit Peter Zeiller, Silvio Francesco und Ilse Pagé. Extra für den Anlass nahm sie Steppunterricht.
Die nächste Single von Elfi war ein „Non Album Track“, obwohl das Foto von Elfis letzter LP darauf abgebildet war (übrigens ein sehr schönes von Wolfgang „Bubi“ Heilemann geschossenes Foto, der auch zuvor bereits für einige Elfi-Fotos zuständig war und der anscheinend bis heute mit Elfi zu tun hat, weil seine Web-Adresse den Kontakt zur beliebten Sängerin herstellt). Das Foto ist dann auch schon das bemerkenswerteste an der von Peter Orloff produzierten und geschriebenen Nummer „Tango in der Bar von Fernando“.
Im Herbst 1977 gab es dann wieder eine Coverversion. Stella Parton, Schwester und „Kollegin“ von Countrysängerin Dolly Parton, brachte einen Countrysong namens „Standard Lie No. 1“ heraus – Peter Orloff textete darauf „Lüge Nr. 1“ für Elfi Graf. Der Titel wurde auch auf Elfis zweitem „Aladin“-Album namens „Geschichten, die das Leben schrieb“ veröffentlicht.
Daraus ausgekoppelt wurde ein bemerkenswerter Schlager, der eine kleine Geschichte erzählt. „Mozartgasse 10“ wurde 1978 von den damaligen Nachwuchsautoren Walter Gerke und Mick Hannes geschrieben, die später große Erfolge u. a. mit dem Sänger Ibo feiern konnten. Markenzeichen der beiden sind die teils ungewöhnlichen Texte, die sich bemühen, „aus dem Leben“ zu erzählen. In Elfis Schlager geht es um ein Kätzchen, das sich verlaufen hat (entsprechend ist Elfi auch mit einer Katze auf dem Cover abgebildet, die Plattenfirma warb auch mit dem bemerkenswerten Slogan „…wird ganz besonders die Freunde von Schmusekätzchen ansprechen…“) und von der Erzählerin ihrem Besitzer zurückgegeben wurde, was letztlich zu einer Liebesbeziehung geführt hat – hach, wie romantisch. Der Song hat offensichtlich einen Nerv getroffen – obwohl er nicht in die Charts kam, hat Elfi ihn in der „Deutschen Schlagerparade“ der Dritten Programme vom 18. Mai 1999 als Evergreen gesungen. Und im Jahr 2008 hat die Sängerin Monika Martin den Titel gecovert und als Promo-Single veröffentlicht.
Ein großer Erfolg im Kino war 1978 der Film „Grease – Schmiere“. Der Song „You’re the One That I Want“ wurde einer der ganz großen Hits des Jahres. Da lag es nahe, einen weiteren Titel aus dem Film zu covern. Olivia Newton-John hatte damals mit „Hopelessly Devoted To You“ einen guten Erfolg. Peter Orloff textete darauf „Hoffnungslos verliebt in Dich“. Man war damals bemüht, Elfis Image etwas zu ändern. In einem Interview mit dem Fachblatt Musikmarkt sagte Elfi: „Ohne mir das zarte, liebe Image zu nehmen, das mir mein früherer Produzent Gerhard Mendelson aufgebaut hat, möchten wir doch langsam dazu übergehen, dass ich zumindest ein bissl kräftiger, energischer singe. Bisher habe ich auf Schallplatten immer meine Stimme etwas unterdrücken müssen. Wobei ich betonen muss, dass es gar nicht so leicht ist, bewusst leise zu singen.“
Mit der nächsten Single ging es aber erst noch mal konservativ weiter – mit „Auch ein Haus hat ein Herz“ hat man quasi eine Mischung der Erfolgshits „Herzen haben keine Fenster“ und „Am schönsten ist es zu Hause geschaffen“, die Komposition lieferte Pierre Kartner. Ernsthafter ging man den angepeilten Imagewechsel mit der letzten Single der 1970er Jahre an. „Sunday Girl“ war die deutsche Version des gleichnamigen Glamrock-Top-10-Hits von Blondie. Peter Orloff schrieb den deutschen Text (Zitat „in der Schule, da hat sie nichts getan, denn ein Lehrer ist doch auch ein Mann“).
Der spätere Erfolgsproduzent Harald Steinhauer brachte 1980 mit Rosie Lee ein Frühwerk namens „All the Way“ auf den Markt. Die deutsche Version sang Elfi Graf, den Text schrieb erneut Peter Orloff: „So wie sie (die Traumfrau)“. Ähnlich wie zuvor Juliane Werding, gab Elfi die emanzipierte Frau. Dazu passte auch ihre nächste Single, die wieder vom emporstrebenden Songwriter-Team Walter Gerke und Mick Hannes geschrieben wurde: Im Country-Stil schrieben die beiden „Kneipe rein – Kneipe raus“, in dem es um böse Männer geht, die immer nur eins im Sinne haben – äääh, die Sportschau pünktlich sehen zu können. Der augenzwinkernde Text führte nicht zum Erfolg. Kurz darauf erschien eine (inzwischen selten zu findende) LP namens „Lieder für zwei“ mit Songs, die vornehmlich von Walter Gerke und Mick Hannes geschrieben wurden. Eines der Lieder stammte übrigens von den Franz K.-Mitgliedern Stefan und Peter Josefus mit dem bezeichnenden Titel: „Geh nicht fremd“.
Mit „Die Angst kommt immer dann, wenn es Abend wird“ (1981) und „Himmel ohne Sterne“ (1982) lief dann der Vertrag mit Aladin aus. Im Jahr 1982 heiratete Elfi den technischen Zeichner Reinhard Rupp und bekam eine Tochter und ließ für einige Jahre ihre Musikkarriere ruhen, um sich voll auf ihr Töchterchen Heidi konzentrieren zu können. Nebenbei arbeitete sie seinerzeit in der Bäckerei eines Verwandten und eröffnete später mit ihrem Ehemann ein Fisch-Fachgeschäft („Rollmops Fischmarkt“) in ihrer österreichischen Heimat in Dornbirn.
Nebenbei gab es sporadisch vereinzelt Single-Veröffentlichungen. 1987 unterschrieb Elfi Graf beim im Schwarzwald ansässigen Banana Flip Music Label (Inhaber: Roland Baumann). Ihre erste im Vertrieb von Koch Music erschienene Single widmete sie ihrer Tochter: „Was wär‘ mein Leben ohne Dich (mein Kind)?“, einem Lied von Ulrike Merck-Walser. 1988 legte sie bei Banana Flip den Titel „Meine kleine Stadt“ nach und 1989 eine Neuaufnahme ihres Evergreens „Herzen haben keine Fenster (Version 1989)“. Privat lief es in dieser Zeit leider nicht mehr rund bei Elfi, ihr Fischgeschäft, in das sie ihr gesamtes Vermögen steckte, ging in Konkurs, und ihr Mann wollte nach Alaska auswandern, so dass sie sich von ihm trennte.
Zu Beginn der 1990er Jahre erlebte die volkstümliche Musik einen Boom. Davon angestachelt, begann Elfi Graf, sich in diese Szene zu begeben. Die sehr erfolgreichen Autoren Jean Frankfurter und Irma Holder schrieben Elfi den Titel „Einen Adam, einen Apfel und ein kleines Paradies“. Damit trat Elfi zur Vorentscheidung zum fünften Grand Prix der Volksmusik 1990 an und belegte den neunten Platz mit ihrem Lied. Am 11. Mai 1990 stellte sie ihren Titel auch in der „Schlagerparade der Volksmusik“ vor.
Von nun an begann eine Odyssee durch verschiedene Plattenfirmen. Wurde der Grand-Prix-Titel bei Teldec veröffentlicht, ging es 1991 weiter bei Luna Records im Vertrieb von Virgin. Dort erschien der erneut vom Team Frankfurter / Holder geschriebene volkstümliche Titel „Schenk mir einen Traum“. Im Folgejahr erschien ebenfalls bei Luna der von Jean Frankfurter produzierte Song „Rote Rosen lügen nicht“.
Im Sommer 1993 heuerte Elfi bei der Plattenfirma „Pilz“ an. Erneut waren Jean Frankfurter und Irma Holder für sie tätig und schrieben ihr das Lied „Immer wieder Du“. Kurz darauf erschien bei Pilz das Album „Jedes Herz braucht doch nur eine Heimat“. Als Single entschied man sich 1994 für „Auch starke Männer haben Tränen“ – der letzte Frankfurter / Holder-Titel und der letzte Titel bei Pilz Records.
Nebenbei durchlief die Sängerin noch mal eine Ausbildung und erlernte die Fußreflexzonen-Therapie.
Ebenfalls 1994 wechselte sie zum damals umtriebigen Label „Herzklang“, das sich auf deutsche Schlager spezialisiert hatte. Man veröffentlichte eine CD namens „Wenn mein Herz a Fensterl hätt‘“ – sehr originell angesichts Elfis Erfolgstitel, der Titelsong wurde auch als Promo-Single veröffentlicht (am 2. März trat Elfi damit in der „Schlagerparade der Volksmusik auf). Das Album wurde von Wolfgang Lindner produziert und enthielt vornehmlich Lieder von Axel Bayer und Dieter Eberhard. Lindner war damals auch musikalischer Leiter der Musikantenstadl-Tourneen. Gemeinsam mit Karl Moik, Nicki, Patrick Lindner, Kristina Bach und anderen Kollegen ging Elfi 1994 auf große Deutschlandtour in Sachen „Musikantenstadl“. Die Single „Einen echten Schatz, den braucht halt jeder“ präsentierte Elfi am 27. September 1994 in der Schlagerparade der Volksmusik.
Als dritte Herzklang-Single erschien „Lieber Leierkastenmann“, ein Beitrag, den sie bei der Vorentscheidung zum Grand Prix der Volksmusik 1995 für Österreich vorstellte, – dann war auch diese Ära beendet. Eine einzelne Promo-Single erschien dann beim Label VM-Records: „Bleib doch bis zum Morgen“ (1996) – den Song stellte Elfi u. a. beim damaligen RTL-„Schlagerclub mit Frank“ vor.
Anno 1999 übernahm ein echter Profi die Produktion von Elfi: Harald Steinhauer. Beim kleinen Label Funny Artists erschien als erste Single „Alle Menschen brauchen Liebe“ (Komposition: Stefan Peters und Harald Steinhauer) . Mit dem 1999 erschienenen Schlager schloss Elfi musikalisch ihre 1990er Jahre ab. Beim gleichen Label erschienen die Singles „Bleib bei mir, wenn der Sommer geht“ (2001), „Der Frieden dieser Welt“ (2002), „Ich träum von Korfu“ (2002), „Aber Dich vergess‘ ich nie“ (2002) und „Ein Mann wie Du“ (2003). Ihr Friedenslied „Der Frieden dieser Welt“ (Originaltext: Helmut Frey) brachte Elfi auch in englischer Sprache auf den Markt: „Peace And Freedom In This World“. (Dass „Freedom“ auf Deutsch „Freiheit“ heißt, ist dabei wohl unerheblich…).
2001 gab es bei gleicher Firma auch eine neue Weihnachts-CD „Lieder und Geschichten zur Weihnachtszeit“.
Unter dem Label „Mire Music“ schrieb Stefan Peters 2005 drei Lieder für Elfi, die als Promo-Singles veröffentlicht wurden: „Dieser Mann“, „Wer liebt, der lebt“ und „Mich hat der Schneemann geküsst“. 2006 folgte „Vergiss beim Küssen das Schließen der Augen nicht“, „Nimm sie, Du sie, Dir sie doch“ und „Wann fällt der ersten Schnee“. Ihre aktuellen Singles wurden 2006 auch auf dem Album „Ich hör Dir zu“ versammelt.
Unter dem Label UMG Promotion erschien 2007 der Song „Einsam in der Nacht“. 2008 gab es unter dem gleichen Dach die Titel „Wenn Du gehst und zeig mir den Weg“, 2009 „Du hast gesagt, es ist Liebe“. Im gleichen Jahr wurde Elfi stolze Großmutter.
Ihr letztes Lebenszeichen auf Tonträger gab Elfi im Jahr 2010 von sich. Damals schrieb Stefan Pössnicker (bürgerlicher Name von Stefan Peters) ihr „Dein Herz verrät“. Seitdem hat sich Elfi Graf ziemlich stark zurückgezogen – nur hin und wieder ist sie im Fernsehen zu sehen, zuletzt sang sie ihren Titel „Herzen haben keine Fenster“ im Sommer 2015 im ZDF-Fernsehgarten.
Die zierliche Sängerin vertraute in ihrem Leben leider bisweilen den falschen Leuten – dennoch fand sie immer wieder mit großem Einsatz zum Erfolg zurück bzw. „in die Spur“. Es bleibt ihr zu wünschen, dass sie mit ihren Lieben ein zufriedenes Leben führt. Vielleicht wird sie ja weiterhin bisweilen ihre alten Erfolge zu Gehör bringen oder sogar noch einmal mit neuen Liedern den Markt erobern.
Stephan Imming, 19.12.2016
https://de.wikipedia.org/wiki/Elfi_Graf

