ANDY BORG
Die neue CD "Cara mia" – besprochen von Stephan Imming!
Passend zum humorvollen Interpreten hat der smago! Kolumnist augenzwinkernde Zeilen zur neuen CD des beliebten Sängers geschrieben …:
Mit Meeresrauschen fängt sie an, die erste Nummer der aktuellen Andy Borg-CD. Sie klingt nach traditionellem Schlager – die Ähnlichkeiten der Strophen seines eigenen Klassikers „Die Fischer von San Juan“ mit dem aktuellen Titellied „Cara Mia“ (bitte nicht mit „Karabiner“ verwechseln!) sind deutlich hörbar. Textprobe gefällig? Borg: „Die Augen so tief wie der See“ – Backgroundcchor: „der See, der See“… – Andy Borg „ruft in die Ferne und fragt die Sterne und sucht jede Nacht nach ihr“. Vielleicht ist Cara Mia ja die Frau aus Mendocino, die Michael Holm einst gesucht hatte? Bereits im Oktober 2016 stellte Borg den Song jedenfalls in Carmen Nebels Show vor.
Der Schmuseschlager „Wenn Du einsam bist“, geschrieben vom Calimeros-Chef Roland Eberhart, war eigentlich als neue Singleauskopplung gedacht – wie smago! berichtet hat, hat man sich nun aber für den Titel „Sarah“ entschieden, weil Andy den in der von Florian Silbereisen moderierten TV-Show „Schlagercountdown“ zu Gehör gebracht hat.
Nach Namen wie „Claire“ und „Christine“ hat Andy nun den besagten neuen Schwarm: „Saaaaaaaraaaaah – Du musst der Sommer sein“ – ein eingängiger neuer Borg-Titel. Das ist fürwahr ein toller eingängiger melodiöser Titel, bei dem man sofort mitsingen kann: „Sarah – so süß wie Sommerwein – Sarah, sei heut Nacht mein!“. Das klingt doch nun wirklich romantischer als „Geh mal Bier holen, Du wirst schon wieder hässlich“ – nein, Spaß beiseite, das ist wirklich ein Old-School-Schlager, der Spaß macht.. Co-Autor des Songs ist übrigens Oliver Lucas, der mit Dieter Bohlen zusammenarbeitet. U. a. schrieb er Texte für die Erfolgs-CD „Freudensprünge“ von Fantasy und den Beatrice-Egli-Hit „Mein Herz“.
Sehr pathetisch und romantisch besingt Andy die von seinem langjährigen Kumpel Mel Jersey getextete Ballade „Sommertraum“, in der er seine mehr als bemerkenswerte Stimme erneut zeigen kann – sogar ein kleines gewagtes Gitarrensolo erfreut den geneigten Fan. Komponiert wurde der Titel übrigens von Dries Holten, der als „Andres“ vom Duo „Sandra & Andres“ und Songautor des Klassikers „Immer wieder sonntags“ bekannt wurde. Mel Jersey hat den „Sommertraum“ 1988 selber auch als Single veröffentlicht.
Im Schlager „Himmelsmärchen“ will Borg „in die Naaaacht hinein tanzen“ – Andy präsentiert wieder alle Vorzüge seiner Stimme in dieser Komposition, die das Team um G. G. Anderson beigesteuert hat (neben Gerd Grabowski schrieben Norbert Hammerschmidt und Engelbert Simons den Schlager).
A propos „Tanzen“ – darum geht es auch im nächsten Schlager: „Tanz mit mir, Corinna war dein Lieblingslied“ – anscheinend war der Titel Inspiration für den Song „Komm, wir tanzen unser Lieblingslied“ – ein interessanter Gedanke für einen Tanzanalphabeten wie mich. Man kann also Lieder tanzen? Das kannte ich bislang nur aus der Waldorfschule, wobei da meines Wissens nur Namen und nicht Lieder getanzt werden. Andy Borg öffnet halt Horizonte… auch, wenn man sich von der Melodie etwas an „Arrivederci Claire“ erinnert fühlt. Den Schlager hat Borg höchstselbst für sich geschrieben.
Wer erinnert sich nicht an Andys Hit „Angelo mio“? Das Thema „Angelo“ lässt ihn nicht los: „Schick mir einen Engel her – un angelo per me!“. Die Fortführung dieses Reims ist mehr als bemerkenswert: „…einen, der die Sehnsucht kennt – lass ihn in meiner Näh’“.. – wow, das ist wirklich mal kreativ… „lass ihn in meiner(!) Näh“ – dem kann ich intellektuell leider nur bedingt folgen… Wobei auch der Titel eingängig ist und als Ohrwurm durchgeht. Die Geschichte des Schlagers ist übrigens spannend: Der Sänger Omar beteiligte sich damit bereits 2005 an der Südtiroler Vorentscheidung zum Grand Prix der Volksmusik. Vier Jahre später nahm Udo Wenders den Titel mit auf sein Album „Zärtliche Signale“, das übrigens von Christian Zierhofer produziert wurde, der auch für die Produktion dieses neuen Borg-Albums zuständig war.
Auch der Urlaub ist natürlich immer ein Thema bei Andy Borg – er denkt in dem Schlager „In San Marino geht die Sonne auf“ an „tausend bunte Pillen – äääh Blumen“, die ihn daran erinnern, dass das Leben schön sein kann. Nach Jogi Löw, der gerne mal Qualifikationsspiele in dem kleinen Land bestreitet und Ralph Siegel, der dort ja Eurovisions-Asyl erhalten hat, gilt nun auch für Andy: „Das lädt uns heute ein – nur zum Glücklichsein“ – vielleicht eine Alternative zum Türkei-Urlaub? („Nur der Mann im Mond schaute zu“ – Diskretion ist also schon mal garantiert dort…). Der vom Erfolgsgespann Busse/Rupprich geschriebene (das Booklet nennt Jean Frankfurter als Song-Autoren, das scheint mir aber falsch zu sein – vielleicht kann jemand Licht ins Dunkel bringen?) Titel wurde übrigens bereits 1991 erstmals auf dem Album „Ich sag es mit Musik“ veröffentlicht.
In puncto „Christine und ich“ erfahren wir: „Ich tat nichts ohne sie – sie tat nichts ohne mich“. Der Schlager dürfte einen Weltrekord in musikalischen Modulationen brechen können – in einem Schlager gefühlte sechs Tonarten hat man auch nicht alle Tage. Der romantische Andy holte laut seiner Aussage Frösche aus dem Teich und warf sie wieder rein. Wer da keinen „Frosch in den Hals“ kriegt, muss schon ein grober Klotz sein.. Übrigens – schon 1987 ging es bei Andy um Christine. Die frisch gekürte Gema-Preisträgerin Irma Holder schrieb den Text des Liedes, das damals noch „Gib acht auf Christine“ hieß (B-Seite des Hits „Mama Domenica“). (Im Booklet ist fälschlicherweise Jean Frankfurter als Textdichter des Liedes genannt, den Text schrieb aber Irma Holder).
Fast 40 Jahre ist es her, dass die Trompeten feurig auf Udo Jürgens’ „Buenos Dias Argentina“ eingestimmt haben. Im fröhlichen daran leicht angelehnten Sound präsentiert uns Andy seine Eigenkomposition „Über den Dächern von Florenz“. Musikalisch ein bisschen an den Juliane-Werding-Klassiker „Drei Jahre lang“ erinnert der Discofox-Song „Immer, wenn ich bei Dir bin“, der vom großen Christian Bruhn komponiert wurde.
Der nächste Titel, „Wenn in Rom schön die Rosen blüh’n“, komponiert vom Betreiber der Webseite schlagerkomponist.eu Hannes Marold, läutet geografisch ein absolutes Highlight der neuen Borg-CD ein: Das Duett mit dem „Ex-Flipper“ Olaf – Andy und Olaf nahmen sich gemeinsam eines Flippers-Klassikers an: „Sie will einen Italiener“. Witzig: Es wurde nach meinem Eindruck das Original-Arrangement aus dem Jahr 2001 verwendet; der Duett-Titel findet sich auch auf Olafs Erfolgsalbum „Du bist wie Champagner“. (Die Flippers haben den Song 2001 auf der CD „Das muss doch Liebe sein“ erstmals veröffentlicht).
Ein „Lied für alle Mamas“ – der „etwas andere Muttertagssong“ setzt den Schlussakkord des 2017er Werks des nimmermüden Andy Borg: „Das hast Du jetzt davon“ – „Ich bin so gern Dein Sohn – das hast Du jetzt da-von“. Da macht Andy sich natürlich standesgemäß fein. Andy Borg goes Volksmusik – aber er ist das Gegenteil eines „Volks-Rock’n’Rollers“, er gibt eher den Traditionalisten mit seinem Lied zum Muttertag, das er schon im Frühjahr des letzten Jahres als Digital-Single veröffentlicht hatte.
Unglaubliche fünfunddreißig Jahre nach seinem kometenhaften Aufstieg in der Hochzeit der Neuen deutschen Welle bleibt Andy Borg seiner Linie konsequent treu und interpretiert klassische Schlager. Auf seine kräftige und angenehme Stimme kann er sich dabei immer verlassen – das gilt im Livegeschäft genau so wie im Studio. Der Erfolg gibt dem sympathischen Sänger recht – seine letzte Studio-LP „San Amore“ schaffte es 2014 bis auf Platz 40 in die Verkaufscharts, in seiner österreichischen Heimat ging es sogar in die Top-5. Die teilweise bissigen Kommentare wird der geborene Wiener aufgrund seines Humors sicher verschmerzen, denn: „Was sich neckt, das liebt sich“….
Stephan Imming, 05.04.2017
http://www.mcpsound.at
http://andy-borg.de/