MITCH KELLER
“Letztlich wurde ja jedes internationale Lied schon einmal von BERNHARD BRINK gecovert!”

smago! Chefredakteur konnte am vergangenen Freitag (28.05.2021) – dem Tag der Veröffentlichung seines dritten Albums “Meine Zeit” – ausführlich mit Mitch Keller sprechen …:

 

Zunächst einmal nachträglich noch einen „Happy Release-Day“, lieber Mitch. Danke, dass du dir am Veröffentlichungstag deines neuen Albums “Meine Zeit” (VÖ: 28.05.2021) die Zeit für dieses Interview genommen hast. Es standen doch bestimmt schon viele Termine für dich an?

Ich bin die letzten Tage tausende von Kilometern gefahren. War in einigen Fernsehsendungen, weswegen wir das Album etwas vorgezogen haben. Wir haben momentan ja etwas mehr Aufmerksamkeit. Für diverse Portale und Radiosender mache ich Interviews. Das ist ein tolles Gefühl, wenn man auch in dieser Zeit endlich wieder ein Zeichen setzen kann, dass es wieder voran geht.

Du hast eine „digitale Autogrammstunde“ gegeben, die am Schluss drei Stunden und 20 Minuten gedauert hat. Offensichtlich hattest du daran Spaß?

Wer mich kennt, weiß, dass ich wirklich sehr publikumsnah bin. Ich nehme mir immer für meine „Fans“ gerne Zeit, wobei ich das Wort nicht so mag. Das ist doch klar – ich weiß nicht, wie viele es waren, aber ich habe wirklich jedem die Zeit gegeben, die er haben wollte. Das  war toll. Ich habe da Leute wieder getroffen, die ich schon ewig lange nicht mehr gesehen habe. Bei einigen gab es sogar private Gespräche, z. B. die ehemalige Skilehrerin meiner Tochter. Das war ganz toll und auch für mich eine ganz neue Erfahrung.

Wie sehr hat dich der Tod von NICK KAMEN getroffen, der kürzlich gestorben ist – du hast ja gerade dessen Hit „I Promised Myself“ in einer NEUEN deutschen Version veröffentlicht?

Ich war mitten in der Arbeit am Album und machte eine kleine Pause. Da rief mich mein Manager Volker Neumüller an und eröffnete mir, dass NICK KAMEN gestorben ist. Das war für mich wirklich ein Gänsehaut-Moment, das war tatsächlich ein stiller Moment, in dem ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Ich kannte ihn zwar nicht persönlich. Wenn man aber gerade seinen Welthit als Motivationssong herausbringt und hört so eine Nachricht – das fühlte sich unwirklich an.

Die eigentliche deutsche Version des Songs war ja von DAVID BRANDES „Ich hab mir geschwor’n“. Du hast aber (wie für einige andere Titel) wieder einen eigenen neuen deutschen Text verfasst. Wie kam es dazu?

Ich wusste, dass wir einige Coversongs auf dem Album haben würden. Dann habe ich mir eine Liste der Songs gemacht, die mir aus meiner Jugendzeit besonders im Ohr sind. Damals, 1990, war ich 17 Jahre alt. Das war genau diese Sturm- und Drangzeit, in der ich auch in die Disco gegangen bin und das rauf und runter gehört habe. Ich habe mir keine Gedanken gemacht, wer das Lied schon alles gecovert hat.

Letztlich hat ja jedes internationale Lied ohnehin schon einmal BERNHARD BRINK gecovert (lacht). Deshalb habe ich mir keine Gedanken gemacht. Wichtig war mir, eine persönliche Message mit reinzubringen. Das macht ja so einen Song, der schon einmal gecovert wurde, wieder zu etwas ganz Neuem. Der Erfolg zeigt ja auch, dass ich ein bisschen den Nerv der Zeit getroffen habe.

Wie kam die Konstellation mit der Sängerin BERENICE für den Bryan Adams-Tite „Baby When You’re Gone“ beziehungsweise „Ich zeig dir, wie es geht“ zustande?

Die BERENICE war zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle – das war Schicksal. Ich habe den Song eingesungen und zu dieser Zeit war sie bei meinem Produzenten MATZE gerade im Studio. Ich kenne sie ja schon lange aus der Band von ANDREAS GABALIER. Wir haben uns schon bei diversen Auftritten gesehen. Da meinte mein Produzent: „Du die BERENICE ist da – da könnten wir doch mal schauen, ob das als Duett passt, um da mal ein Gefühl für zu bekommen.“

Dann hat sie das draufgesungen und wir waren total begeistert. Dann ist immer mehr Zeit vergangen, und irgendwie haben wir uns auch so daran gewöhnt – wir wollten keinen anderen mehr finden. Deshalb haben wir sie gefragt, ob sie als Duettpartnerin zur Verfügung steht. Sie sagte, es sei eine große Freude für sie. Jetzt bin ich mal gespannt, ob das vielleicht sogar die nächste Single wird.

Ich hätte eher mit „Sophie“ als nächster Sommer-Single gerechnet … Das ist ja ein Latino-Popschlager zwischen NORMAN LANGEN und PIETRO LOMBARDI? Ist das nicht die Sommersingle des Jahres?

Von mir aus gerne. Aber jeder, der meine letzten Alben kennt, weiß, dass ich die letzten Alben im Turnus von drei Jahren herausgebracht habe. Nun will ich nicht hoffen, dass das nächste Album erst wieder in drei Jahren kommt. Zumindest wird das Album noch mindestens einen Sommer lang aktuell sein.

Was genau ist speziell mit dem Song „Wir sind United“ geplant? Ist da „was im Busch“?

Ganz aktuell ist am heutigen Tag meiner CD-Veröffentlichung der Geburtstag des Fußballvereins hier in Teltow, der genau vor einem Jahr gegründet wurde. Ich habe diesen Fußballsong tatsächlich für United Teltow geschrieben. Der Verein wurde vor genau einem Jahr hier in Teltow von Freunden von mir gegründet. Die baten mich, eine Hymne dafür zu schreiben.

Ich habe mir ein Jahr Zeit gelassen – es sollte ja gut werden – und dann hatte ich eine Idee. Diese Idee ist höchstens sechs Wochen alt. So kurzfristig kam das Ding noch mit auf das Album. Das muss man sich mal vorstellen. –  Ich wollte den bei meinem Fußballverein abliefern. Dann hab‘ ich die Aufnahme meinem Produzenten geschickt – und der hat den Song abgefeiert, mein Manager auch. Mein Manager sagte: Wäre das nicht vielleicht ein EM-Song? Wenn wir jetzt nicht alle zusammen United sind – ja wann denn dann, die EM wird schließlich in ganz Europa ausgetragen.

Deshalb habe ich ein paar Wörter umgeschrieben, das war nicht viel. Jetzt ist es für uns der EM-Song. Natürlich ist die große Hoffnung da, dass der eine oder andere Fußball-Experte bzw. –Entscheidungsträger den Song gut finden wird. Aber selbst,wenn nicht, freue ich mich, dass ich den Song Deutschland schenken kann. Heute Abend darf ich meinem Verein hier in Teltow diesen Song schenken, da bin ich heute eingeladen.

Du feierst in diesem Jahr dein 25-jähiges Tonträgerjubiläum, wenn man die ersten Titel als „Lucca“ hinzurechnet. Wie stehst du heute zu deinen damaligen Songs?

Ich finde, das ist wie alles im Leben. Wie jede Falte im Gesicht oder graue Haare. Ich stehe zu allem, was ich gemacht habe. Auch wenn es mir heute selbst ein bisschen peinlich ist, wie ich damals aussah oder wie ich damals getanzt habe. Das sind aber alles kleine Bausteine, die mich zu dem gemacht haben, der ich bin. Ich bin daher sehr dankbar, dass ich überhaupt seit 25 Jahren in dieser Branche tätig sein darf.  Das ist Wahnsinn.

Hättest du die Choreographie deines Songs „Sie ist solo“ heute noch drauf?

(lacht) Ich habe gerade mit meiner Tochter etwas im Wohnzimmer getanzt. Einige Tanzschritte krieg ich noch hin. Die nicht so schwierige Choreographie kriege ich vielleicht noch hin. Ich hoffe aber nicht, dass ich das irgendwann mal tanzen muss.

Stimmt es, dass dein Vater vor 45 Jahren mal mit TINA RAINFORD mal ein Duett gesungen hat?

Ganz genau! Das stimmt. Das ist eine lustige Single. Unter dem Namen „Ernst & Erna“ haben die den französischen Titel „Tu t’en vas“ als „Ich hab‘ Durst“ scherzhaft aufgenommen. Die beiden werden während des Singens immer betrunkener und beide lallen am Ende nur noch. Die andere Seite der Platte heißt „Denn dann kamst du“ – Ich glaube, TINA RAINFORD hatte erst danach ihren großen Erfolg – vermutlich durch diese Single (lacht).

Dein Vater soll auch Karaoke-Veranstaltungen gegeben haben. Welches Lied hast du als Kind am liebsten Karaoke gesungen?

Mein Lieblingslied in Berlin war damals „Back For Good“. Auf diesem Wege hin hat auch mein damaliger Produzent den Titel  “Klitschnasse Haut“  geschrieben, weil der in die Kopfstimme ging. Das war der zweite Titel, den ich eingesungen habe. Ansonsten habe ich auch sehr gerne „Crocodile Rock“, „Mandy“ und „Hello“ gesungen. Ich war eigentlich immer nur der Schnulzentyp.

Was ist eigentlich aus dem Duo „Tonschatz“ geworden?

Das war ein Projekt. Da stand ich nicht mit meinem Gesicht dahinter. Ich hatte parallel in der Zeit immer Verträge, so dass ich mit meinem Namen da nicht mehr aktiv werden durfte. Es war aber super. Das waren tolle Songs im Stil von BLUE SYSTEM und MODERN TALKING. Das wäre ein Sensationserfolg geworden, wenn DIETER BOHLEN das unter seinem Namen veröffentlicht hätte, davon bin ich überzeugt. Von SIMON ALLERT ist das super produziert worden, wir haben die Songs zusammen geschrieben. Das war cool und hat mir sehr viel Spaß gemacht, weil ich auch eine andere Facette von mir zeigen konnte.

Wie kam es zur beruflichen Trennung von MATTHIAS REIM? Hat dich das verletzt, weil das ja nicht von dir ausging?

 Es gab – warum auch immer – eine Umstrukturierung in der Band. Ich habe das nicht als böse empfunden. Das muss sich halt mal entwickeln. Er hat ja mit uns Backgroundsängern noch gesprochen. Wir haben über Jahre hinweg ja noch die Halbplayback-Auftritte gemacht, z. B. bei den Schlagernächten. Da hatten wir immer ein ganz tolles Beisammensein. Ich bin mit MATZE auch immer noch befreundet. Ich habe ihm aber gesagt, wenn ich da jetzt auch nicht mehr mitmache bei künftigen Auftritten von ihm, gibt es für mich kein Zurück mehr. Also erst nicht und dann doch – das finde ich persönlich nicht so gut. Ich bin also den Schritt gegangen, wirklich nur noch solo aktiv zu sein. Ich finde das logisch und konsequent.

Textquelle: Andy Tichler, Chefredakteur www.smago.de

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