FRANK LUKAS
Die CD "Intensiv" im Test von Holger Stürenburg!

Der Hamburger Musikkritiker hat sich intensiv mit dem neuen Album von Frank Lukas auseinandergesetzt…: 

Der 35jährige Sänger, Komponist und Texter FRANK LUKAS zählt zu den „Jungen Wilden“ des neuen Deutschen Schlagers. Im klanglichen Dunstkreis der schon seit längerem ganz großen Vertreter des tanzbaren Neo-Schlagers, wie Andreas Martin oder Michael Wendler, aber auch eindeutig hörbar beeinflusst von den Altvorderen des Genres a al Wolfgang Petry und – wie kann es anders sein? – seinem großen Vorbild und Kindheitsidol Matthias Reim, ist der 1980 geborene Ruhrpott-Sonnyboy drauf und dran, sich nahtlos in diese erlauchte Truppe der unschlagbaren Helden des fox-betonten Popschlagers einzureihen.

Dass dies nicht nur ein kecker Werbespruch, ein banales „Fishing for Compliments“ ist, beweist eindrucksvoll – und ganz im wahrsten Sinne seiner Betitelung – sein aktuelles, drittes Album „INTENSIV“, das kürzlich bei ZETT Records, dem Berliner Label von Marcus Zander (wer es nicht weiß, dies ist der Herr Sohn des personifizierten „Nick-Nack Mann“ Frank Z.!), auf den Markt kam, und seitdem im hart umkämpften Metier des modernen teutonischen Popschlagers tatsächlich unwidersprochen höchste Wellen schlägt und für größte, ja: INTENSIVste Begeisterung sorgt.

Auch diese beiden Superlative sind im Falle von Frank Lukas keinesfalls als Stilmittel der Übertreibung zu betrachten. smago!-Chefredakteur Andy Tichler (siehe HIER…: und Ute Brüning, Redakteurin von www.fox-magazin.de und von jeher Expertin in allen relevanten Fragen bezüglich Disco-Fox-Schlager und Stilähnlichem (siehe HIER…:), haben sich bereits „intensiv“ mit gleichnamigem Album beschäftigt. Beide vertreten unisono die Meinung, dass „das musikalische Raubein (…) mit der männlich-markanten Stimme und dem „Kinderschokolade“-Gesicht“ (Andy Tichler) mit seiner neuesten CD wahrhaftig ein reales Prachtstück des zeitgenössischen einheimischen Schlagersounds abgeliefert hat, das vielleicht sogar einen „INTENSIV“eren Durchbruch für den gelernten Kaufmann in Richtung Verkaufscharts bedeuten kann!

Was lag da in Anbetracht so vieler Lobeshymnen näher, als sich selbst einen eigenen Eindruck von den 12 neuen Titeln (plus dreier Remixe früherer Zugnummern) des mittelblonden Mitdreißigers zu verschaffen? So begann ich vor wenigen Tagen, mich eingehend in das neue Werk des versierten Keyboarders und Sängers aus dem Ruhrgebiet (ergo: meiner neuen Nachbarschaft!) hineinzuhören – und meine Schwärmerei über diese krosse Liedsammlung geriet innerhalb der ersten Minuten des Genießens von „Intensiv“ unverzüglich in denjenigen Status des Empfindens, der der Betitelung vorliegender Silberscheibe alle Ehre erweist. Selten hat mich eine Produktion, die per se in der bei Puristen ja nicht unumstrittenen Schublade „Disco-Fox & Co.“ einzuordnen ist, innerhalb knappster Zeit durchgehend und ohne Unterbrechung in ihren Bann gezogen. Echauffierten, nervten oder schlicht störten mich bei derartigen stilistischen Versuchen häufig mal überdreht und nur auf bumsenden Lärm programmierte Schlagzeugcomputer, billiges, effekthaschendes Keyboard-Geplänkel oder langweilige, konstruierte, klischeehafte Texte, so ist in punkto Frank Lukas in aller Form zu Protokoll zu geben, dass all diese unschönen und den Hörgenuss oft regelrecht malträtierenden Mankos auf „Intensiv“ nicht in der winzigsten Nuance vorhanden sind.

Stattdessen kann sich der geneigte Schlagerfreund mit geöffneten Gehörgängen für zeitentsprechende, jetzige Umsetzungen seiner popkulturellen Lieblingsrichtung auf hier analysierter Silberscheibe an einer Vielzahl properer, fetziger, perfekt und hochprofessionell komponierter und arrangierter Popschlager-Hymnen laben, die durchtränkt sind von ein ums andere Mal unbändiger Ohrwurmqualität und – dies ist ganz besonders hervorzuheben – fox-untypischer lyrischer Dimension und Essenz, die nicht selten klassische Schlagerreimschemata sprachlich und formulierungsbezogen graziös sprengen. Zusätzlich wartet Frank Lukas sogar mit ein paar – ansonsten im Fox-Bereich ja eher weniger anzutreffenden – beinahe luxuriöse Chanson-Gefilde streifenden Balladen, Schleichern und stilleren (gesungenen) Gedankenspielen mit enormem Tiefgang, heißblütiger Seele und immenser Leidenschaft auf.

Die das Album sogleich schier mitreißend und furios eröffnende Vorabauskoppelung „Leider geil“ kann zwar im Hinblick auf ihre prägnanten Eingangsakkorde am E-Piano, die treibenden Gitarrenriffs und das peitschende Hammer-Schlagzeug, ihren unzweifelhaft erkennbaren Wolle-Petry-Touch keinesfalls verleugnen. Trotzdem aber, alleine schon Dank der starken, deftigen und volumenreichen Intonation durch den stets sympathisch und authentisch agierenden Interpreten, der diesen so aufwühlenden, wie total verknallten Tanzsaalkracher selbstverständlich, wie sämtliche andere Beiträge von „Intensiv“ eigenständig bzw. in Kooperation mit seinem Produzenten und musikalischen Partner Jack Price aus Oberhausen verfasst hat, geht dieser fulminante Partyaufmischer jederzeit problemlos und unprätentiös als unmissverständliches Frank-Lukas-Original in die Annalen ein. Großmeister Petry stand – lyrisch, wie melodisch – gleichermaßen Pate bei „Verschwinde“, einem rockig-trotzig-angriffslustigen Auf(Nie)Wiedersehen-Gruß, den ein enttäuschter Mann seiner mutmaßlich böswilligen Ex-Partnerin direkt, ungeschminkt, womöglich ungezügelt und knallhart stimmlich hinterher schmettert.

Handfeste Fetentauglichkeit, bildhaft ausgestaltete Gefühlsexplosion, eine ordentliche Portion keckes Draufgängertum, gepaart mit rasantem (aber eben niemals ohrenbetäubendem, womöglich nervös machenden) Rhythmus und umgehend tief ins Gehör einfallenden Melodiebögen kennzeichnen auch viele weitere potentielle Discothekenrenner auf „Intensiv“, wie z.B. die zweite Single „Ich schwöre Dir“, die überaus temporeiche, aufwiegelnde, inhaltlich selbstkritische, zugleich sich aber auch mutmachende Fox/Rock/Pop-Mixtur „Nie mehr“, oder natürlich der energetisch und zupackend vorgetragene Titelsong.

Gleißendes, hell-grelles Nachtleben-Ambiente versprüht das so atmosphärische, wie betörend offene Geständnis „Total verknallt“, Franks aktuelle Radiosingle, die Wendler‘sche Großraumdisco-Hitze mit lausbübischer Tollkühnheit und jugendlichem Überschwang im prickelnden Zusammenhang mit der ersten wohl so richtig überdimensionalen, alles andere und vorherige in den Schatten stellenden Liebe kongenial miteinander verbindet und somit einen ersten real existierenden Topohrwurm zum Tanzen, Träumen und Verlieben a.D. 2015 präsentiert!

Vor knackigem, nächtlich-großstädtischem Euro-Disco- und New Romantic-Feeling der mittleren 80er Jahre, ganz im Sinne damaliger Dieter-Bohlen-Hitmaschinen a la „Blue System“, „Modern Talking“ oder deren Epigonen „Saphir“, „Silent Circle“ oder „Bad Boys Blue“, strotzt nur so der schlicht phänomenale, gesungene Rausschmiss der untreuen  einstigen Liebsten „Geh (bevor die Nacht anbricht)“, der hinsichtlich Intensität, Stimmung und eben der trefflichen Umsetzung derselben als besonderer Höhepunkt von „Intensiv“ ausgerufen werden kann.

Das erst sanfte, sich bald sehr gekonnt zu einer üppig rockig-poppigen Powerballade auswachsende „Ich weiß“ erzählt in gewandten Worten von einer Tochter, die ihrem Vater ihren ersten Liebeskummer anvertraut, woraufhin der Herr Papa mit viel Einfühlungsvermögen und Ehrlichkeit versucht, ihr sein eigenes Erleben seines ersten Herzschmerzes, als er 16 Jahre alt war, nachvollziehbar und verständnisvoll zu erläutern. Dunkel, düster, zutiefst ergreifend, beinahe tragisch, zeigt sich das verzweifelte, melodramatisch und würdevoll streicherbeladen inszenierte Blues/Pop/Chanson-Seelenleid „Wie“. Nicht weniger berstend gefühlsintensiv, energisch und empathisch, aber dennoch eher verhalten, abgeklärt, in sich gekehrt, trägt Frank die bitteren, nachdrücklichen, ja zornigen und doch immer noch hoffenden Worte der – ob seiner spürbaren Bestimmtheit und Dynamik garantiert vom Interpreten selbsterlebten – ebenfalls trüb und dämmrig gehaltenen, epischen Synthikaskade „Liebst Du ihn“ vor.

Zusammen mit der 32jährigen, aus Lauterach nahe Tübingen stammenden Popsängerin Lene Gerdon, deren helle, etwas kindlich-juvenile Stimme ungemein an diejenige der jungen Michelle Anfang der 90er Jahre erinnert, schickt  Frank Lukas das – stilistisch tatsächlich überdeutlich an Matthias Reim gemahnende – , verregnete Wiedersehensduett „Dann geht es Dir ganz genau wie mir“ ins Rennen, das ganz sacht und dezent beginnt und schnell in einem so großspurigen, wie sehnsüchtigen Edelpoprocker aufgeht. Den offiziellen Teil von „Intensiv“ beschließt die feierliche, opulent ausgekleidete Traumballade „Danke“, die zum Weihnachtsgeschäft letzten Jahres erstmals vorgestellt worden war und entsprechend ihres Veröffentlichungszeitpunkts nachdenkliche und besinnliche Feststimmung verbreitet.

Schlussendlich dienen ein aufgedonnerter „Fox Mix“ der kessen, zweiten Radiosingle „Ich schwöre Dir“, ein dancefloor-gemäß modifizierter, sog. „3select RMX Edit“ des 2013er-Hits „Jedes Mal die Hölle“ (im Original aus der Vorgänger-CD „Männerherzen 2“) und eine verlangsamte, auf fast reine Klavierbegleitung (plus Synthistreicher-Wälle) reduzierte, dabei unerwarteter Weise enorm an Geschmeidigkeit gewinnende „Piano Version“ von Franks 2012er-Tanzflächenfüller „Verdammt“ als süffig ausgewählte Bonus-Titel!

„Intensiv“ ist, wie bereits erwähnt, kein gewöhnliches Disco-Fox-Album, das nur und ausschließlich zum Herumfeten, Tanzen, Mitgrölen und Abfeiern geschaffen wurde. Dazu kann diese CD allemal sehr gut genutzt werden, keine Frage. Aber Frank Lukas reicht hier keineswegs nur pure Partyware für den Ex-und-Hopp-Gebrauch dar. Sämtliche Liedbeiträge wurden routiniert und kunstgerecht ausgetüftelt, umgesetzt und inszeniert; die musikalischen Verkleidungen spiegeln auf phänomenale Art und Weise Grundgefühl und Aussage des jeweiligen Textthemas ebenbürtig wider. Dass dies so harmonisch und ohne jegliche Brüche vonstattengeht, liegt vermutlich daran, dass Frank seine Lieder zeitgleich, also in einem Aufwasch, ohne temporäre Unterbrechungen, komponiert und betextet. Und eben diese zu den stets überzeugenden Kompositionen adäquat und haarscharf passenden lyrischen Ergüsse haben es in sich. Es handelt sich dabei nicht um simple, nur gut mitsingbare Ballermann-Lyrik nach dem Reim-Dich-oder-ich-fress-Dich-Prinzip. Frank erzählt durchwegs „INTENSIV“e Geschichten aus dem chaotischen Gefühlsleben eines abgeklärten und erfahrenen Mannes von Mitte 30, der mit einem großen, laut pochenden „Männerherz“ ausgestattet ist – dies ist Tanzbarkeit mit Anspruch, Pop-Schlager mit Geist, eine „INTENSIV“e und von jedem aufgeschlossenen Zuhörer nachvollziehbare Bestandsaufnahme des derzeitigen Denkens und Fühlens von Frank Lukas, der nicht nur wilde Partyfreuden verbreiten möchte, sondern auch und insbesondere im inhaltlichen Bezug eine ganze Menge mitzuteilen hat!

Holger Stürenburg, 11./12. Februar 2015 (Textvorlage)
http://www.meiselmusic.de/
http://www.frank-lukas.com/

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