ANTONIA AUS TIROL
Die Download-Single "Der Raum des Schweigens" (("The Sound Of Silence")) im Test von Holger Stürenburg!

Das Tiroler Madl beschreitet unerwartete musikalische Wege …: 

Apres Ski-Schenkelklopfer, bierselige Mallorca-Gassenhauer oder wildest rhythmisierte Partyschlager waren die Sache des Verfassers dieser Zeilen zu keinem Zeitpunkt. In meiner Funktion, als bekennender Nicht-Tänzer und eher zurückhaltender Kaum-Party-Besucher, konnte ich mit dieser grellen, glückstrunkenen Fröhlichkeit im Massenrausch nie besonders viel anfangen.

So fühlte ich mich anfangs auch, es dürfte zum Millennium gewesen sein, vom damaligen Fetenohrwurm „Anton aus Tirol“ von „D.J. Ötzi“ relativ genervt. Inzwischen habe ich längst meinen Frieden mit dem Tiroler Burschen geschlossen, vor allem, weil der Gerry nicht nur ein total liebenswerter Mensch ist, sondern auch, weil er ein ums andere Mal die sprichwörtliche ‚Rampensau“ gibt, ein hervorragender Entertainer ist, der seine schweißtreibenden Auftritte regelmäßig mit einer gehörigen Portion Selbstironie anreichert. Bei diesem, noch heute jede Tanzfläche bis zum Bersten füllenden Gehörgang-Besatzer über den schnieken ‚Bergbauernbuam‘ „Anton“ begleitete ihn damals, vokalistisch und ausgelassen herumhüpfend, die damals 21jährige Tirolerin Sandra Stumptner, die sich für die Showbühnen dieser Welt den Alias-Namen „ANTONIA AUS TIROL“ zugelegt hatte.

Bald kam es zu einem Zerwürfnis zwischen Gerry und seiner „Antonia“, so dass diese noch im Jahre 2000 eine Solokarriere startete. Im Rahmen derer, füllt sie seither europaweit die Festzelte mit der gesanglichen Darreichung doppeldeutiger, lustig-obszöner Schnaderhüpfel, aufbrausender, mit stampfenden Dancebeats inszenierter Coverversionen, von „Tausend Träume weit/Tornero“ über Michael Holms „Tränen lügen nicht“, Phil Spectors Oldie-Schnulze „Be My Baby“ oder Wencke Myhres 1970er-Spaßmacher „Er hat ein knallrotes Gummiboot“.

Nach einigen persönlichen Schicksalsschlägen, tritt „Antonia“ seit 2010 wieder auf und bringt jedes Festzelt in ganz Europa schnellst zum Kochen.

Und nun überrascht die heute 37jährige, dunkelhaarige Schönheit mit einer ganz außergewöhnlichen Neuauslegung eines Welthits des US-Folk-Duos „Simon & Garfunkel“, der da im Original sich nennt „The Sound of Silence“ und bereits 1972 in einer deutschsprachigen Lesart des 2011 verstorbenen Sängers Bernd Clüver, von demselben eigenständig muttersprachlich bearbeitet, unter dem Titel „DER RAUM DES SCHWEIGENS“ einen beliebten Radiosong darstellte.

Das einzigartige an „Antonias“ Darbietung von „DER RAUM DES SCHWEIGENS“ ist, dass sie sich hinsichtlich des Arrangements, gemeinsam mit ihrem Produzenten Peter Schutti, an einer düster-mystischen Fassung des zerbrechlich-sanften Evergreens orientiert, welche die US-Rockband „Disturbed“ ausgetüftelt hatte, die ihre Sichtweise der notorischen Folk-Ode auf den Klang der Stille 2015 veröffentlichte und hierzulande auf Rang Zwei zu katapultieren vermochte, während das rockig-wehend aufgepeppte Lied in Österreich gar zum Spitzenreiter der Single-Charts avancieren konnte. Und der Witz ist, dass „Disturbed“ im Allgemeinen phonstarkem Nu Metal, Heavy Metal und Alternative Metal (in den Ohren des Verfassers dieser Zeilen schlicht als „Lärm“ tituliert) frönen…

Dies nenne ich einmal eine wahrlich so kreative, wie keinesfalls alltägliche Stil-Mixtur, die der neuen Powerpop-plus-Gothic-Elemente-Deutung der allseits geläufigen Folkpop-Legende seitens „Antonia“ etwas explizit Magisches und Extravagantes verleiht.

Der Weg von „Ich bin viel schöner“, „Auf die Bänke, fertig, los“ oder „Fass mir an mein Dirndl (Dirndllsong)“ zu „Der Raum des Schweigens“ ist von nicht zu unterschätzender Weite – „Antonia aus Tirol“ hat diese lange Strecke, diesen konsequenten Stilbruch, mit Bravour gemeistert. Ich gestehe ein, dass ich ihr diese unvorhergesehene Erweiterung ihres Repertoires kaum zugetraut hätte – nun aber wurde ich eines besseren belehrt und ich kann nur meinen Hut vor dieser grandiosen künstlerischen Leistung ziehen. Und genau dies sei auch anderen Freunden anspruchsvollerer, gehobener deutscher Schlager- und Popmusik in aller Deutlichkeit zu empfehlen! Chapeau!

Holger Stürenburg, 17./18. März 2017
https://www.globe4music.co/
http://www.antoniatyrol.com/

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