ROLF HERRICHT
Heute (28.06.2020), MDR FERNSEHEN: “Legenden – Ein Abend für Rolf Herricht” (Wh. v. 2017!)!
20:15 Uhr – 21:45 Uhr!
Mit gutem Willen, leider meist Chaos anrichtend. Wie er dabei seine blauen Augen rollt, sich die Haare rauft oder irritiert die Schultern zuckt: das ist einfach komisch.
Das Lachen, das er damit allen schenkte machte ihn in der DDR zum Star und Fernsehliebling. Die Nachwelt flicht dem Mimen keine Kränze- heißt es.
Auf Rolf Herricht trifft das nicht zu. Der Schauspieler, der 1981 mit nur 53 Jahren auf der Bühne des Metropoltheaters am Ende der Vorstellung einem Herzinfarkt erlag, lebt bis heute in den Herzen von Millionen von Zuschauern. Sketche wie “Mückentötulin”, “Tigerjagd” oder “Reisebekanntschaft” sind Legende. Nachwachsende entdecken sie für eine neue Generation wieder. Der Wortwitz ist noch immer phänomenal, die Präzision auch.
Rolf Herricht ist ein Ausnahmetalent, einer der seltenen großen Komödianten. Vermutlich hätte er das ohne großes Tam-Tam getan. Rolf Herricht hat mit dem Star-Sein extrem gehadert. Im Privatleben war er schüchtern, zurückhaltend, ernst und melancholisch. Er hat sich sogar verkleidet, sich eine Bart angeklebt, berichtet seine Nichte Dagmar Herricht, um auf der Straße nicht erkannt zu werden. Der private Rolf hat Gedichte gelesen, nie Witze erzählt und sich oft Sorgen um seine Existenz gemacht.
1927 in Magdeburg geboren, erlebt Rolf Herricht als Heranwachsender die Schrecken des 2. Weltkrieges. Diese Erfahrungen prägen ihn für sein Leben. Er beginnt nach 1945 am Theater Magdeburg das Schauspielhandwerk zu erlernen und verdient seine ersten Sporen an verschiedenen Bühnen in der Provinz. 1949 trifft er im Theater Bernburg auf Hans Joachim Preil, der dort Oberspielleiter ist. Eine schicksalshafte Begegnung. Nur wenige Jahre später treffen sie in Magdeburg wieder aufeinander und beginnen die ersten gemeinsamen Auftritte in Kulturhäusern mit den von Hans Joachim Preil geschriebenen Sketchen.
Das Duo schlägt ein wie eine Bombe. Landauf, landauf , auf Bühnen und im Fernsehen sind Herricht und Preil Jahrzehnte mit insgesamt 126 Sketchen präsent . Bis 1978. Da ist plötzlich Schluss.
Stück für Stück hat sich Rolf Herricht ab Mitte der 1950er-Jahre zu einem der meistbeschäftigten Schauspieler der DDR entwickelt, der in meist komödiantischen Rollen sowohl in Operetten am Theater, bei der DEFA und im Fernsehen der DDR mit zahlreichen Lustspielen brilliert.
Er hat es geschafft. Glaubt selbst jedoch nicht an seinen dauerhaften Erfolg und arbeitet ununterbrochen, obwohl er in Briefen schon ab Mitte der 60er-Jahre betont, dass er eigentlich seine Ruhe haben will. Und auch Zeit für die Familie. 1968 heiratet Rolf Herricht die Tänzerin Christa, ein Jahr später kommt Tochter Dana zur Welt.
Die Familie wohnt in einer damals modernen Plattenbauwohnung in Berlin und besitzt ein kleines Seegrundstück in der Nähe von Groß Köris. Dieser Ort wird mehr und mehr zum einzigen Rückzugsort für den scheuen Star.
Ende der 1970er-Jahre mehren sich Zeichen der Erschöpfung wie Müdigkeit, Schwindelanfälle bis hin zum “‚Umfallen”. Besorgte Nachfragen von Freunden und Kollegen ignoriert Rolf Herricht und arbeitet weiter wie ein Besessener ohne Rücksicht auf seine Gesundheit.
Die Dokumentation zeigt Rolf Herricht in seinen besten Rollen. Bislang unveröffentlichte private Briefe und Erinnerungen von Familienangehörigen, Kollegen und Freunden an ihre gemeinsame Erlebnisse mit Rolf Herricht lassen aber vor allem den Menschen hinter der Rolle erkennen.
Zu Wort kommen die Schauspieler Herbert Köfer, Karin Schröder, Winfried Glatzeder, Birgit Edenharter und Dorit Gäbler, der Entertainer Lutz Jahoda, der Sänger Jürgen Walter , Hans Joachim Preils Ex-Frau Margitta Lüder Preil, Gerd E. Schäfers Sohn, Frank Schäfer und Rolf Herrichts Nichte, Dagmar Herricht .